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Abseits der Kreativwirtschaft: Skribble Gebibble

Ein teures Gemälde, sicher verstaut an einer weißen Wand hinter einer Absperrung und ein hoher Eintrittspreis um es sehen zu dürfen – so erleben viele Bürger Kunst. Vor allem im Ruhrgebiet. Daran haben weder Kreativwirtschaft und Neubauten noch Herbert Grönemeyer und Höhenfeuerwerke etwas ändern können. Das Kunst auch anders geht, selbstgemacht, unkommerziell und unter Missachtung jeglicher Etikette, zeigt der junge Essener Verein Skribble Gebibble, der am Freitag sein zweijähriges Bestehen feiert. Von unserem Gastautor Felix Möser

Die Kunst- und Veranstaltungsgruppe, die sich hinter dem etwas gewöhnungsbedürftigen Namen verbirgt, besteht ausschließlich aus ehrenamtlichen Mitarbeitern, keiner von ihnen ist über 30. In ihrer Freizeit, ohne Fördergelder oder Mitgliedsbeiträge, haben sie einen vitalen und vielseitigen Verein aufgebaut, stemmen jeden Monat mehrere Veranstaltungen und  sprengen dabei sowohl die Konventionen der Partyszene als auch die der Kunstszene.

Herzstück des Skribble-Konzepts ist ein monatliche Kunstkneipe, das „Wohnzimmer“, das einmal im Monat im Oberhausener Druckluft stattfindet. Zwischen alten Stehlampen und auf Perserteppichen, bei Kuchen, Bier und Livemusik darf gemalt und gebastelt werden. Dazu steht ein üppiges Kunstbuffet kostenlos zur Verfügung. Im Angebot sind alle Arten von Stiften, Pinseln, Farben, Papier und sogar Knete. Und die Gäste lassen sich selten zweimal bitten: An Wäscheleinen über den Köpfen der Kneipenbesucher baumeln die so entstandenen Kunstwerke. Und das bei diesen spontanen kreativen Ergüssen keineswegs bloss Kneipenschmierereien herauskommen hat schon eine Ausstellung der Werke in der Galerie Schaufenster im vergangenen September eindrucksvoll gezeigt.

Das Schaufenster war eine Galerie in der Essener Innenstadt, die von den Skribble-Mitgliedern aus dem Boden gestampft wurde. Zwischen September und Dezember, darüber hinaus war eine Finanzierung nicht mehr möglich,  des letzten Jahres fanden dort jeden Monat zwei neue Ausstellungen mit jungen Künstlern aus der Region einen Raum, daneben gab es Konzerte und Lesungen. Denn das gehört ganz klar zum Skribblekonzept: Partys und Konzerte treffen auf Künstler und Kunst. Offenbar ein revolutionäres Konzept um junge Leute in die Galerien strömen und sogar selbst kreativ werden zu lassen. Bezeichnend ist, dass es sich hier nicht um eine Erfindung von Sozialarbeitern oder gar Dieter Gorny handelt, sondern um die Initiative der jungen Leute selbst.

Ein Konzept mit dem die Gruppe auch ein begehrter Gast auf ambitionierten Festivals ist. Die von DJ’s, Lichtkünstlern und internationalen Liveacts bespielten Bereiche zum Malen, Tanzen und Basteln findet man regelmäßig auf dem Minifestival Beatplantation und auch beim Traumzeitfestival im Duisburger Landschaftspark oder im Rahmen der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen wurde schon „geskribblet“. Und findet mal kein Workshop, kein Festival, keine Vernissage und kein Wohnzimmer statt, dann bietet das Skribbleprogramm Konzerte an – natürlich nicht ohne aufwendige Raumdekorationen und Lichtinstallationen.

Dabei sind es vor allem internationale Künstler aus den Bereichen Folk, Beats und Indierap die zu den Veranstaltungen eingeladen werden, und die es sonst im Ruhrgebiet selten zu sehen gibt. So bildet sich um die Gruppe bereits eine musikalische und künstlerische Nachwuchsszene, die das Ruhrgebiet ja bitter nötig hat. London – Oberhausen – Berlin: Eine Aufzählung die in den Köpfen der Marketingstrategen für eine „Metropole Ruhr“ noch lange Wunschtraum bleiben wird, auf den anspruchsvoll gestalteten Konzertplakaten von Skribble Gebibble ist sie bereits Realität.

2 Jahre Skribble Gebibble / Freitag, 25. März ab 22 Uhr im Druckluft Oberhausen

Live: Robot Koch (Electronica, Berlin), Th’Mole (Rap, USA), Dynooo (Beats, BE), James Reindeer (Experimenteller Rap, UK), Ensemble Varna (Jazz, BG).

DJ’s: Breger, Désirée, Herr Koreander, Frau Keludowig u.v.a.

Ausstellungen: Oliver Mark, Javan van Zandt, Skribble-Kollektiv u.a.

Visuals: Pixtole

Deko: Beatplantation, Skribble-Kollektiv

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Bert
Bert
13 Jahre zuvor

Schade, dass man von den Ausstellungen nicht vorher etwas gehört hat.

Bert
Bert
13 Jahre zuvor

Hier ein aktueller Tip:

https://www.coolibri.de/redaktion/311/protest-oder-kommerz.html

„Headspin Critical Mess“: 26.+30.3. Grillo Theater, Essen;

Ausstellung „Critical Mess”, 20.3.–10.4. Forum Kunst & Architektur, Essen

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