Werbung

Aufruhr im Königreich Deutschland

Sonnenstaatland posterPeter Fitzek herrscht als Imperator Fiduziar über das Königreich Deutschland und beabsichtigt in Bälde die Bundesrepublik abzuwickeln. Neben seinem Königreich hat er eine Königliche Reichsbank, eine Renten- und Krankenversicherung und eine erstaunliche Anzahl von Staatsbetrieben gegründet; von der Marmorbearbeitung über Pyrolyse bis zu einem Online-Shop, der Amazon Konkurrenz machen soll. Alles ohne Genehmigung, ohne Steuern und ohne Sozialabgaben aber nach Ansicht des Imperators völlig legal, weil sein Königreich, das gerade mal neun Hektar umfasst und teilweise angemietet ist, sich durch Sezession völkerrechtskonform von der Bundesrepublik abgespalten habe. Unser Gastautor „BlueOcean“ vom Anti-Reichsbürger-Blog Sonnenstaatland schildert die letzten Tage der braunesoterischen Reichsbürgersekte „Königreich Deutschland“.

Was wie ein Märchen klingt oder der Traum eines vorsintflutlichen Monarchisten ist seit mehreren Jahren eine verunsichernde Realität in der sachsen-anhaltinischen Kleinstadt Wittenberg, die als bekannter Wirkungsort des Reformators Martin Luther schon einige Erfahrungen mit Utopisten aller Coleur hat sammeln dürfen.

Peter Fitzek aber stammt selbst aus Wittenberg und gefällt sich seit Jahren in der Rolle des Enfant Terrible, der mit einer sektenähnlichen Anhängerschaft auf Regeln und Vorschriften pfeift, im Zweifel handgreiflich wird und die Behörden mit immer neuen Dreistigkeiten sowie der beharrlichen Ignoranz gegenüber allen Verwarnungen und Bescheiden lächerlich zu machen versucht.

Trotz vielfacher Verurteilungen rast Fitzek unverdrossen mit selbst gebastelten Führerscheinen über die Straßen und auf der Autobahn bei Stau über den Standstreifen. Weil er in wichtigen Staatsgeschäften unterwegs sei und als Staatsoberhaupt ohnehin Immunität genieße.

Die fragwürdigen Geschäfte des Königreichs Deutschland

Seine Versicherungen und Banken kassieren unverdrossen das Geld seiner Unterstützer oder leichtgläubiger Menschen, obwohl ihm dies längst untersagt wurde und deswegen Zwangsgelder in Millionenhöhe gegen ihn festgesetzt wurden. Fitzek zahlt aber nicht, gibt seinen Kassen alle paar Monate neue Namen und betreibt seine Geschäfte mit polnischen Konten weiter.

Im Internet ist er besonders präsent. Dort tritt er in sogenannten „Aufklärungsvideos“ von diversen, oft braunesoterischen Verschwörungstheoretikern und Staatsleugnern auf und wird, ob seiner vermeintlichen Erfolge, dort auch regelrecht hofiert.

Das königliche Schneeballsystem

Fitzeks größte Erfolge liegen aber schon ein paar Jahre zurück und erschöpfen sich darin mit seinen Kassen vielleicht zwei Millionen Euro eingenommen zu haben, die in Grundstücke (das Staatsgebiet) und eine Menge fehlgeschlagener Projekte investiert wurden. Die den Gläubigern versprochenen Renditen und Sicherheiten oder einen ernsthaften Versicherungsschutz hat es natürlich nie gegeben. Aber mit dem Schneeballsystem all seiner Geldeinnahmequellen hat Fitzek lange verhindern können, dass die Gläubiger, die mit ihren Anlagen oder Zahlungen zugleich Staatszugehörige des Königreichs werden, ihn verklagen.

Peter Fitzek und die Justiz der BRD-GmbH

Klagen gegen Fitzek hat es jedoch aus einer Vielzahl anderer Gründe gegeben. Aber Fitzek findet oft Möglichkeiten, die ohnehin zeitraubenden Verfahren zu verzögern und zu verschleppen. Nach Verurteilungen ist für ihn erwiesen, dass die Bundesrepublik ihn als so gefährlich ansieht, dass in dem jeweiligen Verfahren jedes Recht gebrochen wurde. Real legt er einfach Berufung ein und erreicht es damit immer wieder, das unausweichliche Ende noch ein paar Monate oder Jahre weiter hinaus zu zögern.

Seine mittlerweile arg geschrumpfte, aber umso überzeugtere Anhängerschaft von gut zwanzig Personen, die ein heruntergekommenes, ehemaliges Krankenhaus bewohnen, bewertet jeden solchen „Erfolg“ als Beweis der Genialität ihres Führers sowie der Legalität all ihrer Handlungen.

Großeinsatz bei der Gurkentruppe

Am letzten Donnerstag im November wurden der Imperator und seine gerade in der BILD-Zeitung vorgestellte neue Flamme aber eher unsanft geweckt und mit der Realität konfrontiert, dass eine Einsatzhundertschaft der Polizei Einlass in die diversen Staatsgebiete des Königreichs verlangten. Was nach zwei früheren Durchsuchungen bereits der dritte Großeinsatz der wahren Staatsmacht war, aber diesmal eine neue und andere Qualität aufwies.

Herr Fitzek zog es vor, zu telefonieren anstatt die Tür zu öffnen, weswegen eine etwas brachiale Öffnung mit Rammbock erfolgte. Und dann wurden Herrn Fitzek sowie seinen Anhängern, die als Strohmänner in den diversen Vereinen und Kassen fungieren, die amtlichen Bescheide gleich in Stapeln überreicht und an Türen, Fenster und Wände geklebt. Die Anordnungen richten sich diesmal gegen alle Konstrukte, Vereine und Stiftungen mit deren verworrener Unübersichtlichkeit das Königreich früher die Behörden hatte auflaufen lassen.

Ein Königreich wird abgewickelt

Fitzeks Augen wurden groß und größer, als er sehen musste, wie eine ganze Armada von Sattelschleppern, Vierzigtonnern, Lastwagen mit Gabelstaplern und Räummannschaften vor seinem Königreich aufzog. Ein Abwickler stellte sich förmlich vor und teilte dem überraschten Imperator mit, dass er den Auftrag habe, alle Vermögensgegenstände, Konten und Verträge zu übernehmen, um alles zu verwerten und den von Fitzek geprellten ihre Gelder, soweit möglich, zurück zu erstatten.

Für Fitzek und seine Getreuen war dies prompt der unwiderlegbare Beweis, dass sich das System in seinen letzten Zuckungen befindet und dabei wild um sich schlagend die einzige Aussicht auf Heil und Rettung, das Königreich Deutschland, zerschlagen will.

Die Tresore des Messias

Auch empörte Hinweise auf seine doch göttliche Mission fruchteten nicht (im Nebenberuf ist der Imperator nach höchsteigener Erkenntnis auch ein Messias, der mit höheren Wesen in Kontakt steht). Nicht einmal die von Fitzek eigentlich erwartete Anrede mit vollständigem Titel im Plural Majestates wurde ihm vergönnt.

Eher barsch wurde „Herr Fitzek“ gefragt, ob er die Tresore in seiner Bank öffnen würde oder ob sie mitgenommen und dann zersägt werden sollten. Nach nutzlosem Protest und kurzer Bedenkzeit hat er das freiwillige Öffnen vorgezogen. Und währenddessen wurde das gesamte Königreich beräumt, wobei sich etliche der von Fitzek immer als werthaltige Sachwerte angepriesene Investitionen als extrem sperrige, unbrauchbare und defekte Maschinen erwiesen, die mit Glück noch einen Rest-Schrottwert hatten.

Königreich Krankenhaus

Im Königreich Krankenhaus harrte derweil die von Spiegel-TV als Gurkentruppe verunglimpfte Schar der letzten Anhänger aus. Ihre zuerst eher trostlosen Versuche, sich die Situation schön zu reden, wurden sichtlich heller als Imperator Fitzek, der sich auch als Oberster Souverän sowie gelegentlich als König titulieren lässt, wieder zu ihnen stieß.

Das Wort von den letzten Zuckungen machte die Runde und die „Groß-Razzia“ als der Beweis erkannt, wie nahe sie schon der Übernahme der Bundesrepublik gekommen sind. Außerdem sei die gesamte Aktion ohnehin nur darauf gerichtet den Imperator bei den Vorbereitungen für seinen Gerichtstermin am nächsten Tag zu irritieren. Was natürlich fehlgeschlagen sei.

Jetzt erst recht!

Als etwas drohende Losung für die kommenden Tage bestimmte Fitzek: „Jetzt erst recht! Jetzt werden wir noch viel krasser“. Wobei man einwenden mag, dass es dem Königreich sicherlich nie an Krassheit, sondern immer nur an Substanz gemangelt hat.

Aber als in der Gruppe letztlich reihum gefragt wurde, ob etwa einer der Getreuen gehen wolle, haben fast alle bleiben wollen. Trotz nicht mehr vorhandener Küche und einem bei der Witterung unangenehmen Mangel an Heizung (wobei externe Unterstützer des Königreichs mittlerweile hilfreiche Links zu Bastelanleitungen für einen Teelicht-Ofen mitgeteilt haben).

So dürfte sich nach diesem fulminanten Tag der nur seinem Volk selbstlos dienende Imperator letztlich doch wieder einigermaßen zufrieden mit seiner neuen Flamme (welch Wort in dieser Kälte) in seine deutlich besser ausgestatteten und vor allem gut geheizten Gemächer zurückgezogen haben.

Über Sonnenstaatland

Sonnenstaatland ist ein satirisches Aufklärungsprojekt, das kommissarischen Reichsregierungen, Reichsbürgern, Selbstverwaltern, hauptberuflichen Querulanten, notorischen Lügnern und sonstigen Spinnern den Krieg erklärt hat.

Im Sonnenstaatland-Blog werden –oft vor dem Erscheinen in der Presse- die neuesten Meldungen über Vorgänge in der Reichsbürgerbewegung veröffentlicht.

Das Sonnenstaatland-Wiki enthält Informationen über die Protagonisten, Organisationen und Hintergründe der Staats-Leugner-Szene.

Sonnenstaatland gibt darüber hinaus dieAnti-Reichsbürger-Bibel„Vorwärts in die Vergangenheit“ heraus. In dem Buch, das als pdf.-Dokument zum Gratis-Download bereitsteht, werden populäre Lügen von Neonazis, Reichsbürgern und Selbstverwaltern gut recherchiert erklärt und widerlegt.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
4 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
S.C.
S.C.
9 Jahre zuvor

Es müsste doch eigentlich überhaupt kein Problem sein die Immobilie zu pfänden und zu verwerten und zumindest den „König“ die nötige Behandlung nach dem PsychKG LSA zukommen zu lassen.

Muss man nicht nachvollziehen, dass jemand wie G. Mollath wegen nichts zwangseingewiesen werden kann, dieser Mann aber immer noch frei herumläuft und nicht die dringend benötigte professionelle Hilfe erfährt.

Rainer Möller
Rainer Möller
9 Jahre zuvor

Das zentrale Motiv von „Sonnenstaatland“ scheint der Kampf gegen jeden Versuch einer „Selbstverwaltung“ von Menschen zu sein. Statt dessen wird die Fremdverwaltung des Menschen zum unabänderlichen Naturzustand erklärt.

Dabei wird übersehen, dass es schon viele Versuche und auch Erfolge im Bereich der menschlichen Selbstverwaltung gegeben hat. Diese Erfolge werden durch das Scheitern des Fitzek-Unternehmens nicht geschmälert.

Arnold Voss
9 Jahre zuvor

Rainer, wir haben in Deutschland schon lange eine kommunale S e l b s t verwaltung und zwar durch Verfassung und Gesetz. Da kann man sich sogar für wählen lassen. Man kann in Deutschland auch schon lange ohne Probleme einen Genossenschaft gründen, was nichts anderes als eine betriebliche Form der Selbstverwaltung ist.

Ach ja, dass habe ich sie schon an anderer Stelle gefragt, aber sie haben mir bislang noch nicht geantwortet: Arbeiten sie zufälliger Weise für das Comenius-Institut?

Aimée
Aimée
9 Jahre zuvor

@Rainer,
#2
„..Diese Erfolge werden durch das Scheitern des Fitzek-Unternehmens nicht geschmälert.“

Hast du Fitzek oder einen seiner Anhänger einmal kennengelernt? Zentrales Motiv war Menschen zu manipulieren, Naive über den Tisch zu ziehen und seinen Größenwahn auszuleben.
Selbstverwaltung hin oder her, Fitzek war und ist ein größenwahnsinniger Krimineller, der u.a. naive „Jungunternehmen“ um jede Menge Geld gebracht hat. Bei uns hatte er einige Anhänger, ein Bürgerbüro und Anhänger, die doch an die 15 Personen überredeten hatten „Engelgeld“ als Währung in ihrem Laden zu akzeptieren.
Bei einem Inhaber hat dies fast zum Ruin geführt und es hat lange gedauert, ihn immer wieder zu überzeugen, dass das Gedankengut von Fitzek &Co. rechtsradikale Basis hat, er sich strafbar macht mit einem „Fitzekführerschein“ fährt, keine Steuer bezahlt, etc.
Glücklicherweise hat die hiesige Presse dann reagiert und einen Artikel geschrieben, allerdings wenn „Anhänger“ in diversen Behörden arbeiten, dauert es bis man diesem Treiben ein Ende macht.

Welche Spinner sich da zusammenrottet haben/hatten, zeigt auch das YT https://www.youtube.com/watch?v=TCy5veFhv1o

Werbung