Beck gegen die Beckmesser
Deutsche Politiker mit dem Namen Beck. Die SPD hat ihren Kurt, liebevoll auch gern „König Kurt“ genannt. Die Grünen haben ihren Volker, aber auch ihre Marieluise. Und die CDU hat ihren Ernst-Reinhard. Wie bitte?! Den kennen Sie gar nicht. Das sollten Sie aber. Immerhin ist Ernst-Reinhard Beck verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, außerdem noch Präsident des Verbands der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e. V. Ehemaliger, um genau zu sein, inzwischen ist er Ehrenpräsident dieses Verbandes. Er ist Vorsitzender des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung – Respekt! – und Mitglied des Kuratoriums der Aktion Gemeinsinn.
Okay, man kann nicht alles wissen. Merken wir uns einfach: Ernst-Reinhard Beck ist CDU-Verteidigungspolitiker und als langjährige große Nummer des Reservistenverbandes …, sagen wir es mal so: ein Freund der Bundeswehr. Als solcher hat er es freilich – mehr als viele Andere – mit Beckmessern zu tun. Sie werden doch, nachdem Sie schon bei Ernst-Reinhard Beck passen mussten, zumindest wissen, was Beckmesser sind. Oder?! – Also schön, Wikipedia: „Ein Beckmesser ist ein kleinlicher, pedantischer Kritiker … Der Begriff der Beckmesserei gilt bis heute als Metapher für beflissene und engstirnige Regelgläubigkeit.“ Schlimm, diese Spießer! Aber nicht mit Ernst-Reinhard Beck. Beck gegen die Beckmesser.
Also, falls Sie auch dies nicht mitbekommen haben sollten, es war so: am 28. Mai hatten die Gebirgsjäger in Bad Reichenhall ihren Tag der offenen Tür. Werbung für die Bundeswehr wird doch gerade in diesen Zeiten immer wichtiger. Nun mag es sein, dass es bei diesem „bei allen Teilnehmern beliebten Tag der offenen Tür“ (Beck) hier und da einmal zu kleineren Unregelmäßigkeiten gekommen sein könnte. Weiter aus der Presseerklärung: „Unter Umständen sind Vorschriften der Bundeswehr zu Veranstaltungen mit Öffentlichkeitswirkung verletzt worden. Um einen Skandal handelt es sich aber nicht.“
Jetzt wollen einige Oppositionspolitiker der ganzen Sache „im Nachhinein das Schild einer skandalträchtigen Veranstaltung verpassen“, sagt Beck. So etwas kann schlimme Folgen haben; denn es „schädigt das Vertrauen unserer Soldaten in Politik und Medien“. Wer ein MG3 in der Hand hat, will auch ballern. Sonst macht das alles keinen Spaß.
Die vermeintlich so geschichtsvergessene Eliteeinheit aus Bad Reichenhall hat die bayrischen Buben nicht einfach „Krieg spielen“ lassen, wie es in den Medien heißt. Es wurde kein KZ nachgebaut, wohl wahr. Doch nennt man es einfach nur „Krieg“, mit Schnellfeuergewehren und Panzerfäusten zivile Wohngebiete anzugreifen? Ab wenn darf man es Völkermord nennen? Am 28. Mai haben sich Traditionspflege und Jugendwerbung bei den Gebirgsjägern in fürchterlicher Art und Weise verbunden.
Eine Provokation, natürlich. Schließlich haben wir ja den 2. Weltkrieg
verloren. Beck wird wissen, wie an und für sich mit Provokateuren umzugehen
ist.
Drei Amerkungen:
Erste: vor vielen Jahren -als ich noch Kind war- wurden wir (unsere Schulklasse) anläßlich eines „Tages der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“ in einen offenen LKW verfrachtet und auf ein Feld bei Magdeburg gefahren.
Dort waren Maschinengewehre und Zielscheiben aufgebaut, auf die wir dann begeistert ballern durften..
Was war das aufregend und interessant!
Zweite: Zum „Pioniertreffen“ in Dresden, Anfang der 50-er Jahre schliefen wir in Zelten. Natürlich gab es eine „Wacheinteilung“ für die Nacht. Jeder der „diensthabenden“ Kinder bekam für die Zeit seiner Rundengänge ein Luftgewehr mit Bleikügelchen ausgehändigt.
Was fühlten wir uns wichtig!
Dritte: Vor einiger Zeit war ich in Dänemark. Dort gab es ein örtliches Fest mit Dsching-Bumdarassa und Umzug. Nachdem die Kapelle vorbeimarschiert war, kam ein Zug von etwa Hundert Kindern im Alter von 8 bis 12 Jahren. Alle mit einem (Holz-) Gewehr über den Schultern.
Was waren diese Kinder stolz!
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