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Bizarrstadt Duisburg: Rassistenthesen im Lehmbruckmuseum

Gerade scheint sich der Mantel der Verdrängung über die sterbende Eisenhüttenstadt im Ruhrdelta zu legen. Loveparade: 21 Tote und über 500 Verletzte, eine Stadt-Schranze, die dafür immerhin eine Ketchupdusche erhielt. Jetzt legt sich ein neues Rhizom über die Stadt: Der Spaltpilz. Rassistenthetiker Sarrazin soll im Lehmbruckmuseum lesen. Und im Immigrantenstadtteil Hochfeld heben sie an, obdachlose Sinti und Roma zu vertreiben.

Duisburg: Kantpark
Im Kantpark (mit Lehmbruckmuseum im Hintergrund) Sculptuur "3" (1973) by Alf Lechner in Duisburg/Germany

Lagebild Duisburg. Gestern. Donnerstag. 16.45 Uhr.

Das Riesenrad am Ende der Fußgängerzone läuft auf Test. Noch eine Viertelstunde, dann wird der Weihnachtsmarkt eröffnet. Alles läuft nach Plan.

Oben auf dem Rad kann man in die Chefzimmer des Rathauses sehen. Kein Licht in den Fenstern. Keine Verantwortung.

Im Nettomarkt, achtzig Meter vom Riesenrad klauen die Kids Süßigkeiten, dreissig Meter die Schlange vor der Kasse. Die Kids, zur Rede gestellt: Ich hab doch kein Geld. Und dann schnell verpisst. Alles läuft nach Plan.

Schnell zum Lehmbruckmusem. 400 Meter. In den Junkiepark. Der Bauhausbau in vollem Licht. Hier strunzt die Stadt und das mit Recht.

Es ist schon festzustellen, daß der wunderschöne Bau unter der Ägide von Direktor Raimund Stecker Resonanz erfuhr.

Vom Claim von einst, da redet keiner mehr:

Zentrum von Kleinskulpturen sollte das Museum werden.

Weil sich die Stadt bescheiden wollte: Keine Asche für Großankäufe.

Jetzt, wo Asche nur noch Phantasie ist, muß Stecker klappern.

Und kommt auf dumme Gedanken, des Agenda settings willen.

Beispielsweise wollte er den Lehmbruckpark, in dem Skulpturen leben, Kunst, die auch die Nacht kennt, mit einem Zaun umranken.

Natürlich alles Bullshit, die Idee, der Kantpark ist nicht der Vondelpark, von dem Promogeschnetz redet keiner mehr.

Jetzt ist der Hype vom Dienst:

Stecker läßt Sarrazin auftreten. Im Rahmen von Integration und dissendierenden Thesen soll das laufen.

Zu Kunst soll das gehören. Aber – es ist natürlich der Spaltpilz. Rassisten werden sich bemüßigt fühlen. Läuft alles nach Plan?

Drei Kilometer weiter. Wo die Armut wohnt. Ein Parkplatz gegenüber einer Moschee auf der Wanheimer Straße in Hochfeld.

Da stehen ab vier Uhr morgens Männer rum. Das ist ein Arbeitsstrich für Tagelöhner.

Poliere holen die in Kombis und SUVs für den Bau ab. Für drei Euro Stundenlohn. Viele sind illegal, Sinti oder Rom, da kann man nicht verhandeln. Alles läuft nach Plan.

Aber der Plan ist auch Vertreibung.

Arme hacken auf noch Ärmere, und die Stadt Duisburg ist arm.

Sie hat schon mal Sinti und Roma vertrieben, im letzten Jahr, in einem anderen Stadtteil.

Man hat sich den Mob zunutze gemacht, es wurden Stimmen aus der Nachbarschaft laut. Sehr laut. Alles läuft nach Plan.

Duisburg am Niederrhein, Deutsche Durchschnittsrassisten befördern den Lauf der Welt. Alles läuft nach Plan.

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XY
XY
13 Jahre zuvor

Ach Herr Meiser,

Ihren Schwachsinn mag ich mir nicht durchlesen und ein solches Niedermachen von Duisburg zeigt eher von persönlichen Prolemen. Zum Glück sehen das viele anders:
https://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,725436,00.html

jan66
jan66
13 Jahre zuvor

Ja, guter Herr Meiser,

Recht haben Sie. – Bereits im April 1973 (!) schrieb Herbert Kolbe – zuletzt Chefredakteur der Emder Zeitung – über die erbärmlichen Zustände in der „Wohnsiedlung“ der Sinti an der Lehmstraße in Duisburg. Sie wurden von der Stadt Duisburg schlechter behandelt als die Tiere im damaligen Tierheim. Was hat sich sei dem geändert?

Ja, richtig. Nach dem damaligen dafür zuständigen Ratsherrn, Paul Rücker, wurde in unmittelbarer Nähe eine Straße benannt.

Sonst änderte sich nach 37 Jahren eigentlich nichts, oder…?

jan66
jan66
13 Jahre zuvor

So Sie mögen, fügen Sie (oder denken Sie sich) in der viertletzten Zeile noch ein „t“ dazu. Dann heißt es …seit dem…

Ja, ja, das Alter.

(°^°)

Dell Viertel
Dell Viertel
13 Jahre zuvor

Gut und richtig beobachtet. Und: man schaue sich nur die Kommentare zu den jeweiligen Artikeln in Der Westen und in der RP an. Mir wird da ständig übel.

Jingo
Jingo
13 Jahre zuvor

„Bruckhausen atmet auf

Duisburg, 12.08.2008“

Der Artikel ist über 2 Jahre alt, da fand sich wohl nichts akuelleres, um Duisburg schlecht zu machen ?

Sauerland okay, aber der Rest nicht !

peterwoelwer
peterwoelwer
13 Jahre zuvor

Sorry. Selten so einen Stuss gelesen wie diesen Artikel!

Ruhrdelta? Gibt´s nicht! Vielleicht mal auf einen Stadtplan schauen oder nach Neuenkamp fahren.

Wenn jemand in einer öffentlichen Grünfläche kampiert und seine Notdurft im Rinnstein verrichtet, dann wird das vom Ordnungsamt in Duisburg (noch) beanstandet. Das hält der Verfasser für „Vertreibung“.

Horst Wackerbarth und sein Projekt „The Red Couch“ kennt Herr Meiser nicht. Das Lehmbruck-Museum hat er nur von außen gesehen. Denn: Wenn sich Sarrazin auf diese Rote Couch setzt, in einer Ausstellung die „Here and There“ heißt, ja, dann ist das Kunst. Und er, Sarrazin, setzt sich hier aus. „Rassisten werden sich bemüßigt fühlen.“ Wozu? Wozu werden sie sich bemüßigt fühlen?

Und dann dieser „Rhizom“-Kack. Der Spaltpilz legt sich über die Stadt. Huuuuu. Da hab ich aber Angst! Vielleicht sollten wir schon mal Einheitsbrei bestellen.

Mehr als üble Vorurteile und Ressentiments hat der Artikel nicht zu bieten!

Gast
Gast
13 Jahre zuvor

Pro NRW Kundgebung in Duisburg-Marxloh verhindern!

Die antiislamische Hetze stoppen! 23.11.10, 8.30 Uhr Johannismarkt.



Zum wiederholten Mal will die rechtsextreme Gruppierung Pro NRW in diesem Jahr in Duisburg aufmarschieren und ihre rassistischen und islamfeindlichen Parolen verbreiten.



Thomas
13 Jahre zuvor

#6:

Ruhrdelta?

Den Begriff Ruhrdelta als Verortung für Duisburg gibt es sehr wohl. Er findet seine erste mir bekannte urkundliche Erwähnung in einem Promotext der Rheinhauser Bluesband Dusty Broom, die sich unter der Leitung von Friedhelm Pottel aus Schülern des Kruppgymnasiums zusammensetzte. Das ich seinerzeit besuchte. (-:

Ich habe den Begriff Ruhrdelta in Verbindung mit (Ex-)Eisenhüttenstadt und Eigenschaftszuweisungen aus der Dimension des Verfalls und des Erleidens etwa für meine Berichterstattung über Duisburg in einem verblichenen Regionalmagazin übernommen.

Vertreibung?

Vertreibung von Sinti und Roma durch kommunale Institutionen hat in DU Kontinuität, siehe Kommentar # 2. In der Konsequenz nenne ich das rassistisch und erinnere gleichzeitig an Mittel und Wege, die das Land NRW und die Stadt Düsseldorf seinerzeit in Sachen des Romacamps unter der Brücke am Funkturm in Landtagsnähe beschritten haben. Wege zu einer Lösung hin, aus der etwa das Romatheater Pralipe in Mülheim an der Ruhr entstanden ist.

Wackerbarth?

Horst Wackerbarth ist aus meiner Sicht nur ein überschätzter Testimonialfotograf mit einer mäßig originellen Idee. Mit einem roten Sofa durch die Welt zu gondeln und darauf gefläzte Menschen abzulichten, hat für meine Begriffe nichts mit spannender ikonografischer Fotografie zu tun.

Sarrazin?

Sarrazin in einem kommunalen Institut Duisburgs Gelegenheit zu geben, seine rassistischen Thesen zu propagieren halte ich für einen Fehler. Insbesondere in einer Kommune, die sich als weltoffene Hafenstadt bezeichnet wissen will.

Ergänzung. Lage Sarrazin in DU – das sagen die anderen.

Koll’in Anne in der WAZ:
https://www.derwesten.de/staedte/duisburg/Welche-Werte-Thilo-Sarrazins-Buch-nicht-vermittelt-id3961578.html

Linkes Lehmbruckmuseum Kuratoriumsmitglied Roland Busche lt. RP-Stadtredaktion DU:

https://www.rp-online.de/niederrheinnord/duisburg/nachrichten/Proteste-gegen-Sarrazin-Auftritt-im-Lehmbruck-Museum_aid_932601.html

anni2010
anni2010
13 Jahre zuvor

Thomas Meiser

Du bist ein Lyriker. Ein Journalist mit Herz.

XY
XY
13 Jahre zuvor

Ach Herr Meiser,

wie kommen Sie eigentlich dazu zu behaupten, Duisburg wäre eine Ex-Eisenhüttenstadt? Wenn Sie sich vor solchen Artikeln wenigstens einmal informieren würden – in Duisburg wird immer noch und auh noch in Zukunft Stahl produziert. Ausländerfeindlichkeit und Rassismus findet keinen Fuß in Duisburg, auch wenn Sie das wohl so haben wollen.

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