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„Da ist die Ohnmacht wieder“

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Unser Gastkommentator Thomas Terhorst war am vergangenen Sonntag bei der Nazi-Demonstration in Dortmund dabei.

Wut, richtige Wut habe ich im Bauch. Gemischt mit einem Ohnmachtsgefühl, sich nicht wehren zu können, gegen das, was gerade in Deutschland abläuft. Ich bekomme Angst, wenn ich die wöchentlichen Pegida-Bilder aus Dresden im Netz oder im Fernsehen verfolge. Haben wir unsere Vergangenheit so schnell vergessen?

Aus diesem Grund wollte ich ein Zeichen setzen und bin am Sonntag in Dortmund auf die Straße gegangen. Nazis, diesmal welche die sich auch offiziell dazu bekennen, wollten durch mein Viertel laufen.

Um es vorweg zu nehmen, ihre Kundgebung konnten sie nicht abhalten. Zu viele Bürger blockierten trotz Weihnachtsstress und kaltem Regen den Platz, auf dem die Partei „die Rechte“ ihre Parolen grölen wollten.

Das ist gut. Beruhigend, dass man etwas tun kann, gegen aufkeimenden Rassismus. Ohnmächtig fühle ich mich aber weiterhin, die Wut ist auch noch da. Schuld daran ist allerdings die Polizei.

Diese ging aggressiv mit Gewalt gegen Gegendemonstranten vor. Ich habe es gesehen, ich war dabei. Zusammen mit Nordstadt-Bewohnern, darunter einigen Kindern, organisierten Nazi-Gegnern wie die Vereinigung BlockaDo und auch mit einigen autonomen Linken standen wir vor den Absperrungen der Hundertschaft.

Dort ist es geschehen. Drei Polizisten schlugen mit aller Aggressivität und ihren Schlagstöcken auf einen Gegendemonstranten ein. Zeugen sagen später aus, er hätte sich nur geweigert, seinen Personalausweis zu zeigen und wollte sich daraufh von den Polizisten entfernen. Grund auf einen Menschen einzuschlagen? Nein.

Doch damit nicht genug. Sekunden später ließ die Polizei die Hunde frei, um Gegendemonstranten, die dem Mann zur Hilfe eilten, abzuschrecken. Weiter noch, die Einsatzkräfte gaben auch den Beissbefehl.
Es traf einen Demonstranten neben mir. Die Zähne des Tieres verkeilten sich so fest in seinen Arm, dass der Halter Probleme hatte, den Hund abzubringen. Dann kam der Krankenwagen.

Noch am selben Abend wird es in der Pressemitteilung der Polizei heißen, die Demonstration litt unter„ erhebliche Gewalt durch linksextremistische Straftäter“. Kein Wort über die unnötige Polizeigewalt, kein Wort über den Hundeangriff, kein Wort über den Pfeffersprayeinsatz auf uns Bürger, Bewohner und Kinder. Standardsätze schablonenartig für die Öffentlichkeit vom Polizeisprecher herausgegeben. Da ist die Ohnmacht wieder.

Der Junge, den die Polizei nach dem Hundebiss Angriff und mit Pfefferspray attackierte, ist übrigens zehn Jahre alt. Er war mit seinem Vater da und wollte gegen Gewalt und Nazis in der Nordstadt demonstrieren. Auch hier kein Wort zu?

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Demokrat
Demokrat
9 Jahre zuvor

Sie schreiben von friedlichen Bürgern und das dazu gedruckte Bild zeigt vier voll vermummte Jugendliche, die sich ihrer Jleidung nach Wohl dem schwarzen Block zurechnen wollen.

Auch von dem Angeiff auf die Sperrstelle derPolizwi, welcher dem Schlagstockeinsatz unmittelbar vorausging, schreiben Sie nichts.

Wer mit Gewalt gegen die Polizei vorgeht muss damit rechnen, dass diese Angriffe mit Gewalt abgewehrt werden.
Ich frage mich als Augenzeuge ernsthaft, wie man so verblendet sein kann, um die ursächlichen Gewalttaten nicht als solche wahrzunehmen.
Wir werden sehen, wie die Gerichte die Sachlage bewerten werden. Immerhin wurden sieben Ihrer Mitdemonstranten festgenommen.

Bürger
Bürger
9 Jahre zuvor

Ich gebe dem Vorredner mit der unpassenden Wahl des Bildes durchaus recht, allerdings kann ich nicht nachvollziehen wie man zwei völlig verschiedene Situationen so undifferenziert bewerten kann.

Der Autor beschreibt hier eine Situation, welche mit der des Vorredners überhaupt nichts zu tun hat! Oder handelt die Polizei etwa nach dem Motto: “5 machen Stress, jeder der im Umkreis von 30m steht oder es wagt in den folgenden 20 minuten nicht absoluten Gehorsam zu zeigen kriegt was aufs Maul!” ??? Das kann doch nicht wahrhaftig die Taktik der “Beschützer des Volkes” sein?

…aber bestimmt ging von dem 10jährigen Jungen eine so große Gefahr aus, dass die Polizei sich vor Ihm mit Pfefferspray schützen musste!

Manfred Michael Schwirske
Manfred Michael Schwirske
9 Jahre zuvor

Zeigt alle möglichen Straftaten an, auch die der Polizei.

Karola
Karola
9 Jahre zuvor

Ehrlich gesagt ist es unverantwortlich KINDER auf Demos mitzunehmen, man weiss doch mittlerweile wie leicht so etwas eskaliert. Sind die Eltern wirklich so verblendet oder was war da los?

Peter Jüriens
9 Jahre zuvor

Dortmund ist in dieser Hinsicht ne düstere Stadt.. denn die Polizei ist partiell so unterwandert dort, daß solche Undinger wie SS-Sigis „Mit einem Schlag ins Rathaus“ – Aktion ernsthaft passieren konnte, und das mit SEHR gemischt zu bewertender Reaktion der Behörden danach.

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