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Der Westen: Kommentatoren müssen sich registrieren lassen

Wer einen Blick in die menschlichen Abgründe werfen  wollte, konnte das schön im Kommentarbereich auf dem WAZ-Portal Der Westen tun. Damit soll es jetzt vorbei sein: Kommentatoren müssen sich ab sofort registrieren.

Die WAZ-Gruppe baut ihr Portal Der Westen weiter um. Seit heute müssen sich Kommentatoren mit einer gültigen E-Mail Adresse registrieren lassen, bevor sie losschwadronieren dürfen. Das gab die WAZ gerade bekannt:

Die WAZ Mediengruppe führt auf DerWesten.de die Registrierungspflicht für Nutzer ein, die auf dem Regionalportal Artikel und Beiträge kommentieren wollen.
Gleichzeitig setzt die WAZ-Gruppe ihre Cross-Media-Strategie weiter konsequent fort und wird in Zukunft ausgewählte Diskussionsbeiträge der Online-User regelmäßig in den vier Titeln „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (WAZ), „Neue Ruhr / Neue Rhein Zeitung“ (NRZ), „Westfälische Rundschau“ (WR) und „Westfalenpost“ (WP) auf eigenen Seiten veröffentlichen. „Die Meinungen unserer User sind uns sehr wichtig“, sagt Online-Chefredakteur Thomas Kloß. „Wir verleihen den Diskussionsbeiträgen damit noch mehr Gewicht.“
Ab Dienstag, 18. Januar, müssen sich die Nutzer des Portals über eine gültige E-Mail-
Adresse registrieren lassen, wenn sie Kommentare im Nachrichtenbereich der Seite abgeben möchten. „Die Diskussionskultur auf DerWesten.de ist mit wenigen Ausnahmen sehr gut“, sagt Thomas Kloß. „Für uns ist die Registrierungspflicht eine wesentliche Maßnahme zur Qualitätssicherung.“

Die gute Diskussionskultur, von der Thomas Kloß spricht, ist an mir vorbei gegangen. Ich fand die Kommentare auf Der Westen zumeist grauenhaft. Ich fand all die Stauffenbergs und Schrambos die sich dort tummelten immer ziemlich widerwärtig. Und oft  waren dort Beleidigungen und Hetze zu lesen. Damit dürfte es vorbei sein. Die größten Knalltüten werden jetzt wohl Der Westen meiden. Allerdings auch viele normale Kommentatoren. Besser hätte ich es gefunden, wenn der Westen die Kommentare gegengelesen hätte, bevor sie freigeschaltet werden. Denn das Kriterium, ob ein Kommentar gut oder schlecht ist, ist sein Inhalt – und nicht die Frage, ob man den Autoren kennt oder nicht.

Klar ist aber auch: Der Westen hört auf nur auf hohe Klickzahlen zu schielen. Der Wettlauf gegen RP Online scheint beendet. Nach dem Aus für Westropolis und dem Ende der Community baut man in Essen wieder an einem ganz konventionellen Web-Auftritt einer Tageszeitung. Eher ein Werbemittel für die Print-Objekte als ein eigenständiges Medium. Nun ist es fast so, als ob Katharina Borchert nie bei WAZens gewesen wäre.

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Bibo
Bibo
13 Jahre zuvor

Die Diskussionskultur dort ist ’sehr gut‘???? Ob die Herrschaften ihre eigene Seite überhaupt mal gelesen haben? Das war da doch immer eine einzige Katastrophe. Da habe ich erst gar nichts geschrieben….

Bernd Berke
13 Jahre zuvor

Selbst im Kulturblog Westropolis waren zeitweise üble Trolle unterwegs, um anonymen Unrat abzuladen. Beim restlichen „Westen“ war es noch erheblich schlimmer, vor allem in den Nächten. Man hätte schon längst etwas unternehmen sollen.

Björn
Björn
13 Jahre zuvor

Ich kann dem Autor nur zustimmen. Leider wird aber die Anmeldung allein nichts daran ändern. Da können die Stauffenbergs weiterhin ihr Unwesen treiben.

Grundsätzlich muss man wohl den Wert von Kommentarfunktionen mal in Frage stellen – wobei ich mir der paradoxen situation bewusst bin, dies ausgerechnet per Kommentar zu formulieren 😉

Aber was auch bei Welt.de und anderen Portalen abgeht, das hat erstens keinen Mehrwert und ist oftmals unter jeglicher Würde. Die in den Zeitungen erwähnten Menschen haben schließlich auch ein Recht auf Schutz ihrer Person.

Babel
13 Jahre zuvor

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Denn das Kriterium, ob ein Kommentar gut oder schlecht ist, ist sein Inhalt – und nicht die Frage, ob man den Autoren kennt oder nicht.
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Und wer kontrolliert/entscheidet das dann ob der Inhalt gut ist? Ab und an wurden Kommentare ja auch entfernt also wurden diese gelesen bzw. gemeldet. Der erste Kommentar eines jeden Artikels war eigentlich IMMER in extra-falschem Deutsch geschrieben, woraufhin sich alle anderen darüber aufgeregt haben. Die Diskussionen waren einfach nur schlecht.

Das ist schonmal ein guter Schritt.

Hardy Prothmann
13 Jahre zuvor

Guten Tag!

Ich finde es wunderbar, wenn Tageszeitungen back-to-the-roots gehen.

Beste Grüße
Hardy Prothmann

Höddeldipöpp
Höddeldipöpp
13 Jahre zuvor

Ich bedaure, dass der Westen jetzt keine unregistrierten Kommentare mehr zulässt. Meine Meinung ist, wenn da ein Artikel über eine abstruse Sarrazin-These kommt, der die Emotionen hochpeitscht und sofort eine Schlange von 100 Kommentaren unter dem Artikel mit 30 Prozent rassistischem oder islamophobem Einschlag steht, dann ist das halt so. Das ist Volkes Sprache und man kann daraus wichtige Schlüsse ziehen. Aber sich nur vornehm raushalten und die Nase rümpfen anstatt mit guten Argumenten gegenzuhalten, das ist ein bisschen zu bequem.

Man hat im übrigen den Endruck, dass die Online-Journale ihre Konzepte und Inhalte bewusst verschlechtern – das gilt nicht nur für DerWesten – vielleicht weil sie glauben, die Leser so wieder zum Print greifen zu lassen?

Insgesamt fehlt es leider an Diskussionskultur im Internet und anderswo (z.B. Fernsehtalkshows). Das Anspruchsvollste, was man diesbezüglich im letzten Jahr geboten bekam, war Stuttgart21. In den Phönix-Clips kann man lernen, wie man vernünftig argumentiert und natürlich auch, wie aufwändig das sein kann. Leider hat der Geißler sein schönes Projekt selbst zerstört durch den völlig neben der Spur liegenden Schlichterspruch. Oh si tacuisses, philosophus mansisses! Hätte Du geschwiegen wärest Du ein Philosoph geblieben, nicht wahr! Obrigens zeigt die relativ hohe Zuschauerbeteiligung bei Phönix, dass es durchaus beim Publikum ein Bedürfnis gibt, Dinge ausführlich darzustellen und zu diskutieren.

Was die Diskussionen in Blogs etc. betrifft, lässt die Dynamik auch weiter nach. Entweder sind die Leute müde geworden (nicht die Blogger, sondern die Kommentatoren) oder die sind alle nach Facebook rüber.

Facebook birgt leider die Gefahr, dass Diskussionen nur noch in abgeschotteten Räumen stattfinden, quasi ‚verinseln‘. Die Diskussion zieht sich wieder in’s Private zurück – in die virtuellen Stammtische, statt in öffentlichen Foren nach dem Prinzip ‚Speaker Corner‘ geführt zu werden. Leider ist dies eine Entwicklung, die angesichts der tollen Möglichkeiten, die das Internet bietet, sehr bedenklich ist und einen Rückschritt darstellt.

Lange Rede kurzer Sinn, um die Diskussionskultur im Internet und in den anderen Medien steht es schlecht. Nicht weil es keine guten Kommentare gibt (die gab es in DerWesten durchaus, wenn man bereit war, hinzuschauen), sondern weil (Verlags-)Konzerne kein Internet können und die Werbe-/PR-Rattenfänger (Facebook gehört dazu) freie Bahn in allen Lebensbereichen bekommen.

trackback

[…] von der Formatierung her überarbeitet. Außerdem möchte ich noch auf den Beitrag DerWesten: Kommentatoren müssen sich jetzt registrieren lassen bei den Ruhrbaronen verweisen. Als Katharina Borchert vor Jahren – gefühlten Jahrzehnten? – […]

Christian S.
13 Jahre zuvor

„Grundsätzlich muss man wohl den Wert von Kommentarfunktionen mal in Frage stellen“

Eine Kommentarfunktion per se ist kein Wert an sich. Sie muss ordentlich gemacht sein und man muss Moderatoren haben, die ihren Job ernst nehmen. Das kann jeder bestätigen, der mal ein Forum betreut hat.

Wenn man einfach nur Texte ins Netz kloppt und dann die Leute sich austoben lässt, dann wird es übel, je größer die Masse ist. Das ist ganz normal.

Erika
Erika
13 Jahre zuvor

Der Zensur so noch weiter Vorschub geben?

„Besser hätte ich es gefunden, wenn der Westen die Kommentare gegengelesen hätte, bevor sie freigeschaltet werden.“

„Nun ist es fast so, als ob Katharina Borchert nie bei WAZens gewesen wäre.“

Tatsache ist: das Katrin B, sogar das löschen lieber gefördert hat als die, zugegebenermaßen, eingeschränkte freie Meinung, die dort von den Praktikanten mit ihrem Bildungslücken, nie leisten konnten …

Erika
Erika
13 Jahre zuvor

Zusatz:

wer will denn noch die abgekupferten Beiträge von BILD oder Bunte und ähnliches dort lesen? Es ist doch auch eine Frage der dortigen Inhalte geworden. Auch ist es dort auffällig, das in keinem einzigen Politiker-Interview mal nach gefragt wird geschweige den hinterfragt. Das Problem ist mehr das Niveau der Artikel als die Kommentare…
Berechtigte Kritik, wenn vorhanden, an die Autoren direkt oder Herrn Reitz wurden sofort gelöscht. So geht es ja auch nicht. Die Schlamperei von DerWesten hat sich selber ins trudeln gebracht, nicht mehr und nicht weniger.

Ex-Linker
Ex-Linker
13 Jahre zuvor

„Die Diskussionskultur auf DerWesten.de ist mit wenigen Ausnahmen sehr gut”, sagt Thomas Kloß.

Muss man derart unter Realitätsverlust leiden, um Chefredakteur von „DerWesten“ zu werden ? Die Kommentare auf dem WAZ-Online-Portal waren zeitweise derart unterirdisch, dass sich beim – zugegeben – zahnlosen Deutschen Presserat Beschwerden häuften. Vor allem des nachts hieß es auf den „Westen“-Kommentarseiten nur allzu oft „Feuer frei“, weil nämlich die Moderatoren schliefen. Die „Löscharbeit“ begann nämlich erst wieder am nächsten Morgen, gegen zehn und war dann recht beliebig.

Offenbar war der völlig freie Zugang für Krakeler den Klickzahlen geschuldet, mutierte „DerWesten“ prompt zum digitalen Treffpunkt der Rüpel und Proleten, die munter drauf los hetzten. Da war wohl auch so manche strafwürdige Hetzschrift drunter, so dass der Verlag mehr Glück als Verstand hatte, dass er nicht vor die „Pressekammer“ des Hamburger Landgerichtes zitiert wurde. Zumindest mußte sich der deutsche Presserat mit so manchem Kommentar auf dem WAZ-Portal beschäftigen.

Auf jeden Fall aber wurde das ohnehin ramponierte Image der WAZ-Gruppe so weiter geschädigt. Denn statt „Qualität“ lieferte „DerWesten“ immer häufiger fehlerhafte Artikel fast schon als Beleg für den immensen Druck, dem inzwischen die verbliebenen Journalisten ausgesetzt sind. Dazu noch die unterirdischen Kommentare – einer „Medienmanufaktur“ wahrlich höchst unwürdig.

So ist die Registrierungspflicht offenbar ein Versuch, wenigstens der rüpelhaften Kommentarflut zu begegnen. Ob mit Erfolg, sei dahin gestellt. Die Maßnahme kommt zu spät, längst wurden wohl im Verlag Millionen für ein Experiment versengt, dass den Printprodukten Leser nahm und erhebliche publizistische Qualitätsmängel zutage förderte – alles offenbar nach der Devise: „Waz solls drum“.

Zodiac Mindwarp
Zodiac Mindwarp
13 Jahre zuvor

„DerWesten“ – wer braucht denn das bitte? Niemand. Genauso wenig braucht mensch die journalistisch bedeutungslosen Schnarchblätter des WAZ-Konzerns.

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