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Dierk Borstel: Was sich so Experte nennt

Rechte-Ratsmitglied Dennis Giemsch
Rechte-Ratsmitglied Dennis Giemsch Foto: Ulrike Märkel 2012

Bis zum Frühjahr galt  Dierk Borstel als führender Experte Dortmunds wenn es um Nazis ging. Hinter den Kulissen gab es Krach, Borstel inszenierte sich als Opfer der Politik. Vielleicht ist Borstel aber einfach nicht Experte genug, um Dortmund bei der Lösung des Nazi Problems helfen zu können.  

Die Zeiten, in denen FH Professor Dierk Borstel der Top-Berater der Stadt in Nazifrage war, sind seit  März vorbei:  Borstel zog sich aus der Opfer und Ausstiegsberatung BackUp zurück. Ein Grund für ihn war die zu große Einflussnahme auf die Politik. Doch vielleicht gibt es auch einen ganz anderen Grund für den Bruch: Borstels Inkompetenz.

Anfang Juli legte Siegfried „SS Siggi“ Borchardt sein Ratsmandat nieder. Der WDR bat  Borstel als Naziversteher um eine Einschätzung. Borstel gab sie. Der Rückzug von Borchardt aus dem Rat sei keine Überraschung gewesen, Borchardt eher ein Wahlkampf-Zugpferd. Nun zöge  mit Dennis Giemsch ein anderes Kaliber in den Rat:

Dennis Giemsch habe gezeigt, dass er Lust auf kommunale Politik habe. Professor Dierk Borstel schätzt den Nachrücker Giemsch als eher „politisch-strategisch denkend“ ein und ist überzeugt, dass Giemsch eine aktive Oppositionspolitik machen werde und nicht nur provozieren möchte.

Borstels begründete seine Analyse wissenschaftlich:

„Die Analysen in anderen Kommunen haben gezeigt, dass es grundsätzlich zwei Handlungsmuster der rechten Parteien in den Parlamenten gibt: Die einen würden dauernd provozieren und große Reden halten. Die anderen suchen, spielen mit und stellen rechtliche Fragen.“

Borstel schätzte die Linie der Nazi-Partei Die Rechte im Rat vergleichsweise konstruktiv ein. Klang überzeugend und so ganz anders als die Einschätzungen andere Beobachter der Szene – aber immerhin: Hier sprach ja auch ein Experte, ein richtiger Professor.

Dumm nur, dass Borstel die Nazis falsch eingeschätzt hat. In einem Interview hat jetzt ein Sprecher der Partei Die Rechte die Agenda für die Arbeit im Dortmunder Rat vorgestellt. An Borstel orientiert man sich offenbar  nicht:

…wir begreifen unseren parlamentarischen Auftrag als das, was er sein sollte. Ein weiteres Standbein nationaler Politik, eine weitere Front, an der wir denen entgegentreten können, welche die Überfremdung unserer Stadt ebenso zu verantworten haben, wie die voranschreitende Massenverarmung. Mit Provokation und kontinuierlichen Störmanövern im parlamentarischen Alltag werden wir unsere Standpunkte verdeutlichen, während gleichzeitig Informationen und Gelder fließen, die den politischen Kampf unterstützen.

Klar, die Nazis denken politisch-strategisch, nur nicht so, wie Borstel es sich gedacht hat: Der Rat ist für sie eine PR-Plattform, auf der sie provozieren wollen – und die Staatsknete fließt in den Kampf.

Nein, es ist kein Verlust, das Borstel keine Rolle mehr in Dortmund spielt. Im Gegenteil. Nicht alles was sich Experte nennt, ist auch ein Experte.

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