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Eine Couch für alle Fälle

Die Idee ist eigentlich ganz einfach. Reiselustige Menschen aus der ganzen Welt vernetzen sich über das Internet und bieten ihr heimisches Sofa kostenlos zum Übernachten an. Im Gegenzug dürfen sie selbst weltweit auf die Couch. „Empfehlen würde ich es jedem und ich habe die besten Reiseerfahrungen damit gemacht. Ich glaube dass die Menschen, die da mitmachen, von Grund auf vertrauenswürdig und offen sind“, sagt Daniela Michalzik. „Es waren auf jeden Fall sehr interessante Leute, die ich da kennengelernt habe“. Die kleine Wohnung der Studentin der Sozialen Arbeit liegt an einer Hauptverkehrsstraße nicht weit von der Bochumer Innenstadt entfernt. Es ist nicht viel Platz zwischen ihrem Schreibtisch und der Küchenzeile, aber die Couch wird für Besucher immer frei gehalten.

Die 23jährige ist seit einem Jahr bei dem Portal angemeldet. Bisher haben Menschen aus Deutschland und Ungarn ihre Couch für ein paar Tage genutzt. Angemeldet hat sie sich wegen einer zweiwöchigen Reise nach Wales mit vier Freundinnen. „Ich habe vorher noch von Deutschland aus ganz viele Leute angeschrieben. Von manchen Orten habe ich dann positive Rückmeldungen bekommen“, erklärt Daniela Michalzik. „Ich habe mit den Leuten dann telefoniert, Treffpunkte ausgemacht und Adressen ausgetauscht“. Die Erfahrungen der Reisegruppe waren in der Regel gut, auch wenn die Gastgeber manchmal etwas seltsame Vorstellungen hatten. In einem Luxusappartment in der Londoner Innenstadt mussten die Damen ihre Ausweise hinterlegen, weil die Couchbesitzer Angst um ihre kostspielige Einrichtung hatten.

Gastgeber-Communities wie Hospitalityclub, Bewelcome oder Couchsurfing verzeichnen beständig ansteigende Teilnehmerzahlen. Der älteste Dienst Hospitality aus dem Jahr 2000 kommt auf etwa 400 000 Nutzer. Couchsurfing ist derzeit der beliebteste Anbieter und hat nach eigenen Angaben weltweit mehr als 900 000 Mitglieder. Jede Woche kommen bis zu 8000 Neuanmeldungen dazu. Der Weg zur Übernachtung erfordert zunächst eine Registrierung auf der entsprechenden Seite. Dort kann man in einer Art Steckbrief ein paar Daten zur eigenen Person eingeben. Hier wird das Alter, das Geschlecht, die Ausbildung und etwas über die eigene Herkunft mitgeteilt. Man sollte sich mit ein paar Worten selbst beschreiben und die eigenen Interessen vorstellen. Ein paar Worte zur Lage der Wohnung, der Verkehrsanbindung und der Umgebung helfen ebenfalls bei der Auswahl. Die meisten Mitglieder veröffentlichen ein paar Fotos auf dem Portal. So gibt es viele Informationen und man kann sich jemanden aussuchen, der gut zu einem passt. In der Regel gibt es auch ein Bild der Couch, so dass die Surfer eine Vorstellung von ihrem Schlafplatz haben.

Die meisten Übernachtungen werden in Deutschland in Berlin und in Hamburg angeboten. In der Hauptstadt gibt es 6600 Schlafplätze und an der Alster immerhin noch 2400. In Nordrhein Westfalen liegen Köln und Bochum mit jeweils 301 freien Schlafplätzen bei den Angeboten ganz vorne. In Gelsenkirchen gibt es 61 Plätze und in Korschenbroich finden sich noch sieben Couchsurfer. Für viele Nutzer der Portale geht es nicht nur um eine Schlafstelle für ein paar Nächte. Sie sehen in dieser Form der weltweiten Mobilität eine andere Lebensart. Ein Vorteil dieser Art zu Reisen ist auf jeden Fall, dass man sofort Anschluss bekommt. „Es ist komplett etwas anderes, denn es ist kein Urlaub sondern eher eine besondere Einstellung“, sagt Ania aus Essen, die gerade an ihrer Doktorarbeit in Biologie arbeitet. „Man taucht in den Alltag der Menschen ein und ich fand es besonders toll auf den kanarischen Inseln. Wir sind mit dem Gastgeber an den Strand gegangen und haben seine Freunde kennengelernt“. Die 28jährige war bisher in Belgien, Deutschland, Großbritannien, Polen und in Spanien als Couchsurfer unterwegs. Die meisten Teilnehmer sind nicht älter als 35 Jahre. Es gibt aber auch die Möglichkeit sich mit Kindern und Familie auf die Reise zu begeben. Der Betreiber des Portals gibt hierfür ausführliche Tipps und Empfehlungen.

Ob privat oder geschäftlich, immer mehr Menschen pflegen ihre Kontakte mit Hilfe von Internetplattformen, in denen sie Persönlichkeitsprofile anlegen. Diese Social-Networking-Plattformen verlangen von ihren Nutzern bei der Registrierung viele private Daten, bieten aber nur wenige Möglichkeiten, diese persönlichen Informationen vor ungewollten Zugriffen zu schützen. Die Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie in Darmstadt raten beim Anlegen von Profilen an den Schutz der eigenen Daten zu denken. „Die Plattform Couchsurfing bietet immerhin die Möglichkeit ihren Namen und die Adresse zu verstecken. Wenn Sie sich erstmal um Sympathien im Netz bemühen, dann brauchen sie diese Daten erstmal nicht“, erklärt der Wissenschaftler Andreas Poller. „Die Nutzer können diese Angaben deaktivieren und haben die Privatsphäre schon gut geschützt“. In der Regel schreiben die meisten Mitglieder ihren Gastgebern immerhin Kommentare ins Profil. So haben sie im Prinzip die Möglichkeit, andere zu warnen, aber meistens wird hier nur ausgiebig gelobt. Vor etwa einem Jahr machte ein krimineller Couchsurfer die Runde, der bei seinen Gastgebern regelmäßig Wertsachen entwendete. Nach einiger Zeit ging ein Sicherheitshinweis mit einem Bild an die Nutzer des Portals und beendete die diebische Karriere.

Die Reisenden sollten ihre Gastgeber ein bis vier Wochen vor ihrer Ankunft kontaktieren. Die Gemeinschaft fungiert als Kontrolle und wenn sich wirklich mal Gäste danebenbenehmen, dann spricht es sich schnell herum. Wer mal abspült und den Kühlschrank fühlt, der hat gute Chancen auch in Zukunft eine passende Couch in der ganzen Welt zu finden.

Portale für Couchsurfer
www.couchsurfing.com
www.bewelcome.org
www.hospitalityclub.org
www.usservas.org
www.globalfreeloaders.com
www.yowtrip.com

Studie zu Sozialen Netzwerken und dem Schutz der Privatsphäre:
www.sit.fraunhofer.de

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