Essen: Antifa fordert Absage der pro-Hamas Demo – Gegenveranstaltung in Planung

Pro-Hamas Demo in Frankfurt am 12. Juli 2014. Foto: Sacha Stawski .
Pro-Hamas Demo in Frankfurt am 12. Juli 2014. Foto: Sacha Stawski .

Am kommenden Freitag wollen 7000 Facebook-Nutzer dem Aufruf der Linksjugend und der Palästinensischen Gemeinde folgen, auf dem Essener Weberplatz gegen die „Bombardierung Gazas“ zu demonstrieren. Über offen antisemitische Kommentare der Teilnehmer – die Ruhrbarone berichteten – zeigten sich die Organisatoren überrascht.

Dabei prägen nicht nur in Essen Antisemiten, Terrorfans und Rechtsradikale das Bild solcher Demos. Die Antifa Essen fordert nun eine Absage der Veranstaltung – Jusos und linke Gruppen haben eine zeitgleich stattfindende Kundgebung „gegen Antizionismus und Terror“ angemeldet.

Es ist eine gespenstische Zwischenbilanz: Am Sonntag wurden hunderte Juden in einer Pariser Synagoge eingeschlossen, während der Mob versuchte diese zu stürmen. Schon in der Nacht zuvor war versucht worden, eine Synagoge mit einer Brandbombe anzuzünden. In Frankfurt eskalierte eine ähnliche Demo ebenfalls. Wie in Frankfurt, so nahmen auch in Dortmund organisierte Neonazis an den Protesten teil. In Dresden wurde die Synagoge beschmiert. In Bremen griffen Demonstranten umstehende Passanten an. In Bochum und Gelsenkirchen marschierten Hamas-Unterstützer durch die Innenstadt und skandierten unter anderem „Hamas, Hamas, Juden ins Gas“. Bei einer Kundgebung in Bonn trugen Kinder Fanartikel von ISIS. Und in Essen war ein Mob mit bis zu hundert Teilnehmern in der Nacht auf Samstag zur Alten Synagoge marschiert, wo Parolen wie „Kindermörder Israel“ und „Polizisten schützen Zionisten“ gegrölt wurden.

In diese Reihe könnte sich auch die Kundgebung der Linksjugend Ruhr am Freitag einreihen. Laut Tessa Kuijer von der Essener Antifa „befinden sich unzählige Islamisten, Nationalisten und Rechtsradikale“ unter den Nutzern, die bisher ihre Teilnahme angekündigt haben. „Vor diesem Hintergrund fordert die Antifa Essen Z die Linksjugend dazu auf, ihre für Freitag angekündigte Kundgebung in der Essener Innenstadt abzusagen“, so Kuijer. Eine Bitte, der die Linksjugend wohl kaum nachkommen wird. So geht auch die Antifa davon aus, dass die Veranstaltung kein Irrtum, sondern ein folgerichtiges Resultat der inhaltlichen Positionen des Jugendverbands ist: „Wer den Konflikt im Nahen Osten so einseitig darstellt, darf sich über Beifall von der falschen Seite nicht wundern.“ Unterstützt wird die zweifelhafte Demonstration, über deren Hintergründe die Kollegen von Publikative ausführlich berichtet haben, mittlerweile auch vom Landesverband der Linkspartei.

Zustände, die Israelfreunde in der Essener Innenstadt nicht unwidersprochen hinnehmen wollen. Sie haben daher für Freitag, 17 Uhr, eine Kundgebung unter dem Motto „Gegen Antizionismus und Terror“ angemeldet. Zu der Veranstaltung rufen neben dem Bündnis gegen Antisemitismus Duisburg unter anderem die Jusos aus Bochum und dem Kreis Wesel auf. Mitorganisator Rudolf Cebin weist dabei auch auf die naheliegenden Risiken hin: „Es wäre unverantwortlich, wenn wir unseren Teilnehmern nicht raten würden, bei der An- und Abreise auf das Zeigen von Kippot oder Israelfahnen zu verzichten. Wir hoffen aber, dass die Essener Polizei, anders als in anderen Städten, auf das immense Gefahrenpotenzial der pro-Hamas Demonstranten ausreichend vorbereitet ist.“

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Facebook-User
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9 Jahre zuvor

Am Donnerstag, den 17. Juli wird es in Düsseldorf eine erneute Kundgebung gegen antisemitischen und islamistischen Terror geben.
Die israelsolidarische Veranstaltung beginnt um 18 Uhr auf dem Marktplatz in der Altstadt.

Hinweis
Hinweis
9 Jahre zuvor

Und hier gibt es nun erstmals eine lange Videoversion aus Gelsenkirchen: https://www.youtube.com/watch?v=AixPXzvRyBI

Stefan Laurin
Admin
9 Jahre zuvor

@PA: Geben Sie es auf – ihre Hetze wird nicht freigeschaltet. Für uns sind Antisemiten keine glaubwürdigen Nazi-Gegner. Von da an ist der Text vollkommen in Ordnung und bedarf keiner Richtigstellung. Die Antifa ist gegen die Hamas-Demonstration.

Jenner
Jenner
9 Jahre zuvor

Jede Nazi-Demo wird erst einmal verboten, warum geht das bei solchen Demos nicht ? Ausschreitungen gab es ja schon einige.

Mich beunruhigt hier schon etwas die Schlafmützigkeit der deutschen Polizei.

:/

Jenner
Jenner
9 Jahre zuvor

PS: hoffe so weit wird es hier nicht kommen:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/frankreich-protest-gegen-israels-rolle-im-nahost-konflikt-eskaliert-a-980921.html

Brandsätze gegen Synagogen, „Tod den Juden“-Sprechchöre auf den Straßen: Der Nahost-Konflikt ist in Frankreich angekommen.

🙁

46
46
9 Jahre zuvor

@ Jenner:

Nun, leider werden die wenigsten Nazi Demonstrationen erst einmal verboten, zu mal diese Verbote nahe zu immer von höheren Gerichten dann wieder aufgehoben werden.
Viel mehr sollten die Veranstalter*innen darauf achten, was so ihre Teilnehmer*innen so mit sich schleppen sowie was sie am gröllen sind und dann mit Hilfe der Ordner*innen oder eben der Polizei diese Leute von ihrer Demonstration entfernen.

Wobei Palästinademos so oder so kritisch zu betrachten sind, da im Gegensatz zu anderen „Volksbefreiungsbewegungen“ wie bei den Kurden, Tamilen oder Basken, bei den Palästinensern kein wirklich demokratischer oder gar linksgerichteter Grundkonsens herscht und man somit nicht nur ein „unterdrücktes Volk“, sondern auch alles in allem die Schaffung eines reaktionären Staates unterstützt.

Hinweis
Hinweis
9 Jahre zuvor

http://www.timesofisrael.com/clashes-in-paris-as-thousands-march-against-israel-offensive/

Und hier das verstörende Video aus Paris:
France Palestine demo clashes outside synagogue

Antonia
Antonia
9 Jahre zuvor

Ich warne schon seit Längerem: Zuerst war es Unterwanderung, jetzt ist es ein Zweckbündnis. Nicht ohne Grund bewundert Anders Behring-Breivik Al Kaida und Pierre Vogel ein bärtiger Skinhead. RAHOWA und Heiliger Krieg verfolgen die selben Ziele, mit dem Unterschied, dass sich radikale, terror- und mordwillige Islamlisten der Religion bedienen. Es sind Brüder und Schwestern im Geiste.

Facebook-User
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9 Jahre zuvor

Die israelsolidarische Kundgebung findet am Donnerstag um 18 Uhr auf dem Heinrich-Heine-Platz (vor dem Carsch-Haus) statt. Der neue Veranstaltungsort ist vom Düsseldorfer Hbf mit allen U-Bahnlinie bequem in 3 min zu erreichen (Station Heinrich-Heine-Allee).

Antonia
Antonia
9 Jahre zuvor

… das was in Toulouse und in Brüssel passiert ist, macht es deutlich. Diese Taten hätten auch vom NSU begangen worden sein. Wer meint, wie kann das eins sein, der NSU mordete schließlich Moslems, irrt. Was sie eint, ist die Gier nach einem Bürger- bzw. Bruderkrieg, den sie einen heiligen nennen. „Die Arische Bruderschaft“ will nicht nur eine „Rassentrennung“, sie lehnen ein Existenzrecht von Juden gänzlich ab, und genau das sind die Fernsziele von Al Kaida, ISIS etc.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

Wo leben wir eigentlich, wenn Veranstalter einer Demo wie der obigen, den Teilnehmern raten, auf bestimmte Fahnen und Kleidungsstücke zu tragen?

Ungeheuerlich!! Die Linkjugend eifert ihrem Vorbild Thälmann nach, der hat fallweise auf Anordnung Stalins mit Nazis gegen die „Sozialfaschisten“ gehetzt und gearbeitet. Thälmann selbst, man will es kaum glauben, liebte sein deutsches Volk und bezeichnete die deutsche Nation als „eine ritterliche(!!!!), stolze und harte Nation.“ Weiter führte der Hamburger „Arbeiterführe aus: „Ich bin Blut vom Blute und Fleisch vom Fleisch des deutschen Arbeiters..
Da wächst einmal mehr zusammen, was zusammen gehört.

Memleket
Memleket
9 Jahre zuvor

Wir werden mit unseren Glaubensbrüdern auf die Straße gehen und ihr werdet es nicht verhindern. Inshalla werden wir ein Zeichen gegen Israel setzen, Gott ist auf unserer Seite und wir sind im Recht!

Allah’tan başka bir ilâh yoktur ve Muhammed, Allah’ın elçisidir

Antonia
Antonia
9 Jahre zuvor

#12 Redaktion: Dieser Post sollte übersetzt werden, damit ihn alle verstehen.

Gott ist groß, weil Gott gut ist. Gott ist Liebe. Gott lehnt Hass und Mord ab. Inshalla liebt alle Menschen, denn es ist sein Wille, dass es alle Menschen gibt. Gott ist nicht mehr auf einer Seite und auf einer anderen weniger, denn Gott ist nicht parteiisch. Für ihn sind alle Menschen gleich. Ihn interessieren keine Religionen. Das Einzige was zählt für Gott ist die Liebe und das Gute, und das Streben danach – Inshalla. Alle Menschen haben das Recht zu leben, denn es gibt sie, und Gott will es so. Gott ist traurig über die, die hassen und morden und sogar bereit sind sich selber zu töten. Wer erzählt, dass einen Menschen das Paradies naht, wenn er sich selber und andere tötet, kann nur schlecht, böse und zu tiefst verachtend sein. Den Teufel erkennt man an seinem Willen allein herrschen und andere erniedrigen, unterdrücken und demütigen zu wollen. Gott ist kein Mann, Gott ist kein Vater, Gott ist kein Alleinherrscher, Gott ist kein Diktator. Gott ist die reine Liebe und das Licht.

werner müller
werner müller
9 Jahre zuvor

ach ja, dieser nahost-konflikt ist ne traurige sache, weil einem keinen ausweg einfällt, wobei die frage ist, ob irgendwelche menschen in d-land dafür zuständig sind oder grade eben nicht.

intervenieren aber muss mensch in die hiesige debatten. diese glänzen mal wieder durch erhobene zeigefinger, emotionalisierende bilder und dem begehren nach eindeutigkeit. wer diese aber präsentiert, liegt schon mal ganz falsch. eine adäquate positionierung ginge im aktuellen beispiel nur über das konstatieren ungleicher sozialer bedingungen entlang ethnischer kriterien zwischen israel und den palästinensischen gebieten, der wahrnehmung einer reaktionären israelischen regierung, einer korrupten palästinensischen und der reaktionär-klerikalen antisemischen hamas, der palästinensischen gebiete durchschneidenen israelischen siedlungspolitik, den ekelhaften morde an den drei israelischen jugendlichen und dem palästinenischen jungen, dem anhaltenden beschuss israels durch die hamas, der strategie der hamas durch diese raketen aus wohngebieten für möglichst viele tote zu sorgen, um solidarität zu erheischen, dem hilflosen aber tödlichen bombadieren durch die israelische armee… . danach gibt es vor allem eins nicht: die gute seite.

damit wären wir schonmal sehr viel weiter, um sich danach die frage zu stellen, was tun? ist nicht einfach, sich aber auf jeden fall den vereindeutigern mit ihren ethnischen zuneigungen die stirn zeigen. zum beispiel am freitag der antisemitisch auftretenden pro palästina demo entgegenzutreten. aber ohne in ein israel-freundliches (was ja heisst, die haben nur recht) gegenteil zu verfallen. wenn, dann solidarisch vor allem jenen, die in israel/palästina der eskalation entgegentreten und natürlich in ihren jeweiligen communities angefeindet werden. naja, vllt engagieren sich mal leute in diesem sinne.

Ein LJ Mitglied
Ein LJ Mitglied
9 Jahre zuvor

Wäre es ECHT zuviel verlangt, liebe Ruhrbarone, klarzustellen, dass die Linksjugend NRW und die Linkspartei NRW nicht für die gesamtheit von Partei und Jugendverband repräsentativ sind??Vor allem in Bezug auf den jugendverband verzerrt es die Tatsachen, wenn ihr das NICHT tut : selbst die meisten anti-imps in der Linksjugend schämen sich für den diesen LV !!!

Stefan Laurin
Admin
9 Jahre zuvor

@Ein LJ Mitglied: In den nächsten Tagen – morgen oder übermorgen – wird ein prominentes Mitglied der Linken dies bei den Ruhrbaronen in einem Gastbeitrag deutlich machen. Wir haben die Zusage zu einem Gastbeitrag und warten nun auf den Text.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

Es ist schon erstaunlich wie viele Leute in Schland sich Gedanken um Israel und den Konflikt machen, die dies und anderes und noch viel mehr von der israelischen Regierung fordern. Sie kaspern seit Jahren wehklagend durch die Straßen unserer Städte, opfern Zeit und Energie, sicher auch einiges Geld, eine Demo will ja gut organisiert sein , muss mit Fahnen und Plakaten ausgestattet werden. einige unternehmen sogar kopftuchtragend auf dem Frauendeck Kaperfahrten im östlichen Mittelmeer teil. Und wofür das Ganze? Die können doch nicht ernsthaft glauben, dass auch nur ein Israeli, dessen Oberstübchen gut möbliert ist, im Traum daran denkt, Ratschlägen aus Deutschland größere Aufmerksamkeit zu widmen.

Torsten Schulz
Torsten Schulz
9 Jahre zuvor

@ Thomas Weigle: Schön gesagt. Bei genauerer Betrachtung der deutschen Sachwalter der Palästinafrage sollte aber auch auffallen, dass die Israel ja auch nicht wirklich beraten, sondern bekämpfen wollen. Am liebsten mit der „Weltgemeinschaft“, d.h. der Gesamtheit der nicht-jüdischen Staaten. Solange das noch nicht klappt aber gerne auch mit Fatah, Hamas oder wer immer dieses Interesse mit ihnen teilt.

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