Werbung

Essen: Sittsames Treffen ‚Besorgter‘ nach Freitaler Model

frintrop

In Essen-Frintrop fand gestern ein Vernetzungstreffen ‚besorgter Burger‘ statt. ‚Besorgte Bürger‘ sind hier, wie faktisch überall sonst im Deutschland, nichts als ein Konglomerat von rechtsradikalen Menschen, die sich nicht als Rechtsradikale sehen wollen und Rechtsradikalen, die zuliebe dieser faschistoiden Naiven mit jedweden Selbstbezeichnungen allzu gerne sparsam umgehen. Als Anlass wählte man primär die angebliche Vergewaltigung eines 14-jährigen Mädchens durch einen albanischen Bewohner der Frintroper Unterkunft, deren Stattfinden mittlerweile widerlegt ist. Binnen kürzester Zeit kam es zu Eskalationen und Gewaltverbrechen. 

Die Veranstaltung wurde öffentlich (unter anderem in der Facebook-Gruppe ‚Essen hintergeht Essener‘) angekündigt, woraufhin einige dutzend „Asylkritiker“ sofortig ihre Sympathien und ihren Teilnahmewillen bekundeten. Ihre politische Forderung, wenn auch relativ gemäßigt und beinahe verfassungskonform formuliert, war bereits im Vorfeld als das Ertrinkenlassen von Flüchtenden und (politisches) Vorgehen gegen Geflüchtete identifizierbar.

Schon vor der vereinbarten Uhrzeit, Punkt 17.00 Uhr, finden sich vor der Gaststätte Wienert erste Teilnehmer, vorwiegend Menschen mit (u.A. nach Paragraph 86a verbotener) Nazisymbolik auf der Kleidung und teilweise unter die Haut gestochen, ein. Sie beginnen damit Parolen zu rufen und Bier zu trinken. Auch einige zivile Sympathisanten gesellen sich dazu und stoßen mit an. „Wer Deutschland nicht liebt soll Deutschland verlassen“, schallt es aus aller Munde und die Kameraden scheinen recht glücklich, mal wieder ausschließlich unter ihresgleichen zu sein. Trotz des unmissverständlich formulierten Aufrufes und der Rhetorik des „Besorgtseins“ der Bürger – über welche schon diverse überregionale Zeitungen berichteten und sogar die Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses Berlin, Anja Schillhanek, sich unlängst auf twitter ausließ – ist nämlich keinerlei Polizei zugegen, während der Ansturm immer größer und das Geschrei immer trunkener wird. Auch der zu erwartende Gegenprotest lässt auf sich warten. Zur Beobachtung waren Max Adelmann (Sprecher des Bündnis ‚Essen stellt sich quer‘), zwei Politiker und eine Journalistin anwesend. Der unterrepräsentierte ‚Feind‘ wird dennoch schnell identifiziert: An seiner Weigerung, in den Sprechchor mit einzustimmen. Wer sich abseits des Mobs befindet, hat mich Schmähungen zu rechnen.

Die Artikelautorin und Grünen-Stadtrat Walter Wandtke werden beim jeweils eher kurzen Versuch das Geschehen bildlich zu dokumentieren vielfach beleidigt und schlussendlich sogar körperlich angegangen. Die Artikelautorin wird von mehreren Menschen in die Mitte der mäßig befahrenen Kreuzung geschubst und dabei mit unschönen, sexistischen Beleidigungen angesprochen; ihm schlägt man sein Mobiltelefon und seine Geldbörse aus der Hand, woraufhin er sich bald – sichtlich verstört – auf die gegenüberliegende Straßenseite begibt, von dort aus noch hübschere Aufnahmen machen zu können. (An dieser Stelle, einmal vollkommen unsachlich: Chapeau!)

Während Aufmerksamkeit und Augen aller ‚Besorgten‘, freilich nicht gerade besorgt, sondern viel eher spottend, noch auf Wandtke gerichtet sind, nutzt ein junger Neonazi die Gelegenheit, dem zufällig vorbei spazierenden Christian H. aus Wuppertal eine Ladung Tränengas direkt ins Auge zu sprühen. Der junge Mann flüchtet sich in die Toilette einer Eisdiele gegenüber, um sich auf der Toilette die Augen auszuwaschen. Die Eisverkäuferin bemerkt: „Ich bin älter als der Durchschnitt da drüben, und somit auch schon länger hier. Und die kamen an und meinten, ich solle nach hause gehen.“ Nicht, dass das irgendetwas auszusagen hätte, aber: „Meine Kenntnisse der deutschen Sprache sind auch nicht schlechter als deren.“

Drei ebenfalls zufällig passierende Jungen (Alter 9-13) beobachten den Vorfall und beabsichtigen partout nicht weiterzugehen. Als Helden des Abends fordern sie Umstehende dazu auf die Polizei zu verständigen. Die Polizei wird verständigt, die ‚besorgten Bürger‘ singen. Ein gutbeleibter älterer Herr mit starker Bierfahne, welcher sich schon durch sein Outfit positioniert, zeigt auf die zivil-ausschauenden Unbeteiligten vor der Eisdiele; „Seht mal, das ist die Antifa“, spricht’s. „Das dort sind die, die am ersten Mai hier die Autos Eurer Eltern anzünden.“ Die Kinder geben sich unbeeindruckt: „Sollte man nicht auch noch einen Krankenwagen rufen?“, wenden sie sich an ruhrbarone.

Nach und nach entwickelt sich so etwas wie eine angemessene Polizeipräsenz – etwas zu spät leider. Laut Bekunden der drei Jungen, ist der Angreifer auf Christian H. bereits getürmt, und der andere hat sich augenscheinlich in Luft aufgelöst. Die Artikelautorin wird, während sie mit der Polizei redet, genau dafür beleidigt. Ein Beamter bittet darum, den dematerialisierten Gewalttäter wieder ausfindig zu machen, während die eigentliche Veranstaltung in dem Etablissement erst beginnt; das Mikrofon wird gerade eingestellt. Beim Versuch sich umzusehen, fallen weitere Beschimpfungen in Richtung der Artikelautorin. Zwei andere Polizisten bitten die Presse darum, sich ganz einfach zu entfernen: „Das war ja mit Ansage“ und: „Sie wissen ja, dass Sie hier nicht erwünscht sind.“ Auf Nachfrage wird versichtert: „Nachher müssen wir Sie noch daraus retten. Keine Lust, Zeit zu gehen!“ Die drei Schüler werden nicht weggeschickt. Verängstigst, aber interessiert stehen sie mittig zwischen den Polizeiautos und der noch immer dicht belagerten Eingangstür der Gaststätte Wienert. „Und wir dachten, Du gibst uns noch ein Eis aus“, verabschieden sie Ruhrbarone. Die Artikelautorin weiß, wer nun später Feuerwehrmann, Fußballprofi oder Rockstar werden will. (Noch einmal unsachlich: Ätsch.)

Im Anschluss an das Treffen findet spontan eine Demonstration statt. Eine Teilnehmerzahl von bis zu 100 Personen wird geschätzt, wovon mehr als die Hälfte sogar nach normalen besorgten Bürgern aussieht. „Wir wollen keine Asylantenschweine“ krakelt es. Ein Kioskbesitzer schließt spontan seinen Laden, nachdem er den sich nähernden Mob bemerkt. Weil die Route, wie es eben so üblich ist, per Polizeibeschluss nicht an der Flüchtlingsunterkunft vorbeiführen darf, wurde es einem Großteil der Teilnehmer bald zu langweilig und die Abendgesellschaft löst sich allmählich auf. Man will in Kontakt bleiben.

Nachspiel: In der Facebook-Gruppe ‚Stadt Essen hintergeht Essener‘ wird wild darüber spekuliert, was der – in der Tat fehlerhafte – WAZ-Artikel zur Veranstaltung ihnen, den Besorgten überhaupt sagen wollte, was die Lügenpresse gefrühstückt habe und warum Sanitäter und Polizeibeamte überhaupt vor Ort gewesen wären. Von den oben geschilderten Vorfällen will niemand etwas gewusst haben.
Das Bündnis Essen stellt sich quer indes fragt sich in ihrer Stellungnahme, warum die Polizei nicht von Beginn an anwesend war. Eine mögliche Ausrede wird jedoch mundgerecht mitserviert: „Lage falsch eingeschätzt?“ überlegen sie gnädig. Dass die Polizei in gesamt NRW die Machenschaften der ansässigen Rechten kein bisschen im Blick, sondern diesen Aufgabenbereich geradezu vollständig an derartige Bündnisse outgesourct hat, will man noch immer nicht wahrhaben. Sollte diese Einsicht demnächst kommen, könnte man genauere Rahmenbedingungen hierfür demnächst ja mal in der Gaststätte Wienert vereinbaren.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
24 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
8 Jahre zuvor

In den Bündnissen sind viele Politiker aktiv.Das NRW Innenministerium ist für die Polizei zuständig. Hier gilt es, die Verantwortlichen Politiker auch entsprechend zu fordern.

Wenn die Regierungsmitglieder nichts sagen und die Opposition überwiegend schweigt, wird sich nichts ändern.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Alle Einzelbilder dieses asozialen, gewalttätigen Mobs sammeln, geschlossen der Arge übergeben und die einzige "Leistung" namens HartzIV, zu der diese Prolls und Analphabeten in ihrem jämmerlichen Leben fähig sind, ersatzlos streichen. Wer sich zwecks Ausländerhetze auf Demos versammelt, verweigert sich ganz offiziell (und nicht nur seit Geburt im deformierten Resthirn) dem teutschen Arbeitsmarkt.

Andi
Andi
8 Jahre zuvor

Die Artikelautorin beobachtet also die Zurschaustellung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie diverse Beleidigungen und Handgreiflichkeiten, dies zudem in einem Umfeld das weitere entsprechende Vorkommnisse erwarten lässt, aber es bedarf dennoch ein paar zufällig vorbeikommender Zehnjähriger damit jemand da ist der auf die Idee kommt, vielleicht mal die Polizei zu rufen?

Özkan
Özkan
8 Jahre zuvor

"Als Anlass wählte man primär die angebliche Vergewaltigung eines 14-jährigen Mädchens durch einen albanischen Bewohner der Frintroper Unterkunft, deren Stattfinden mittlerweile widerlegt ist."

Laut WAZ wurde der Verdächtige zwar aus der U-Haft entlassen, das Sexualdelikt wurde aber nicht widerlegt oder gab es schon eine Einstellung des Ermittlungsverfahrens?

Thorsten Hausen
Thorsten Hausen
8 Jahre zuvor

Besonders schön zu erkennen auf dem Bild: "Besorgte Bürger" argumentieren und agieren am besten immer unter reichlichem Alkoholeinfluss. Das lockert die Zunge, baut unerwünschte Hemmungen ab und nimmt der, im klassischen Sinne, gescheiterten Existenz die Scheu vor sozialen Unterschieden (nicht das es großartig welche gäbe). Kompliment an den Fotofrafen, für das Einfangen dieses zeitgeschichtlich wertvolen Dokuments.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

@Özkan #4: Ein "Sexualdelikt" nach §177 StGB ist nicht automatisch eine versuchte oder vollzogene Vergewaltigung, auch wenn das nicht in die braune Propagandasoße passt, der mittlerweile ganze Straßenstriche auf den Leim gehen wollen.

Jederdarfmal
Jederdarfmal
8 Jahre zuvor

"Als Anlass wählte man primär die angebliche Vergewaltigung eines 14-jährigen Mädchens durch einen albanischen Bewohner der Frintroper Unterkunft, deren Stattfinden mittlerweile widerlegt ist."

Wie schon geschrieben wurde: wie bzw. woher kommt es zu dieser Info?

"Tatsächlich steht nach WAZ-Informationen Aussage gegen Aussage. Unstrittig ist, dass es zu sexuellen Handlungen gekommen ist. Ob eine Nötigung dahinter stand, ist offen, um eine Vergewaltigung soll es sich nicht handeln. Das Mädchen soll 14 Jahre alt sein."

http://www.derwesten.de/staedte/essen/essen-frintrop-ein-stadtteil-in-der-angstspirale-id10965326.html

"Wenn der junge Mann jetzt auf freiem Fuß ist, spricht das eher nicht dafür, dass sich der Tatverdacht erhärtet hat."

http://www.derwesten.de/staedte/essen/fluechtling-aus-essen-frintrop-aus-u-haft-entlassen-id10989211.html

Was übrigens nicht heißt, daß er die Tat nicht begangen hat. das ist doch die logische Crux bei Sexualverbrechen – es gibt meistens Opfer und Täter, aber sonst keine weiteren Zeugen. letzten Endes heißt ein Freispruch nicht automatisch, daß der Täter unschuldig ist, genauso wenig wie eine Verurteilung automatisch heißt, daß derjenige schuldig ist.

Jederdarfmal
Jederdarfmal
8 Jahre zuvor

Im Übrigen ist es wahrscheinlich eher wenig relevant, ob es sich um eine Vergewaltigung oder "nur" um einen anderweitigen sexuellen Übergriff gehandelt hat (selbstverständlich unter der Bedingung, daß es tatsächlich nicht einvernehmlich ablief). es wäre doch dennoch Wasser auf die Mühlen derer, die betonen, wie "gefährlich" die Unterkunft sei.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

@#9 Jederdarfmal: Möchten wir denn jetzt auch noch untersuchen, wieviel Straftaten nach §177 in Essen-Frintrop oder drumherum von Deutschen an Deutschen oder an Ausländern begangen wurden?

Ohne Anklage der Staatsanwaltschaft und ohne Urteil gibt es kein "Wasser auf die Mühlen". Punkt.

ein anderer Stefan
ein anderer Stefan
8 Jahre zuvor

Wenn ich solche Bilder sehe und die Berichte sehe (oder die Gestalten live erlebe, dazu habe ich in Dresden reichlich Gelegenheit), dann beschleicht mich zunehmend das Gefühl, dass es angesichts dieser Prachtexemplare der menschlichen Rasse vermutlich besser wäre, wenn das Abendland tatsächlich endlich unterginge – oder vielmehr ist es, wenn das so weitergeht, schon am Untergehen. Aber nicht durch Überfremdung, sondern durch Massenverblödung der Eingeborenen. Dummheit stirbt nicht nur nicht aus, sie vermehrt sich offenbar prächtig. Herrenmenschen, my ass.

Und die Politik hält sich vornehm zurück, wo deutliche Worte mal angebracht wären – sind ja auch potentielle Wählerstimmen, oder wie?

War dabei
War dabei
8 Jahre zuvor

Danke für die linken Prediger . Ich war anwesend und möchte mit meinen 62 Jahren hier einmal meine Sicht der Dinge darstellen.
Die Veranstaltung War gemeldet, worauf die Antifa aufrief über Facebook die Veranstaltung zu stören und den alten Frintropern die fressen zu polieren.
Besorgte Junge Frintroper wollten ihre Alten vor der Antifa schützen. Um 17uhr begann die Veranstaltung und alles War ruhig bis die Autorin in Antifa Kleidung provozierend alle anwesenden fotografieren wollte. Nach dem sie mehrfach aufgefordert wurde das zu unterlassen ,welches sie nicht tat, stellten wir uns vor der Frau und sie versuchte ausweichend weitere Fotos zu machen. Sie ging rückwärts auf die Kreuzung. Als von den anwesenden ein Mädel dazu kam um das Fotografieren zu unterbinden, schlug die brave linke Autorin das Mädel. Ein weiter Antifa Mitglied bedrängte das Mädel worauf ein mir nicht bekannter Junger Mann den Wuppertaler zu fällig vorbei gehen der Antifa mit Tränengas. Was nimmand für gut hielt. Nach Protesten aus den eigenen Reihen, verließ der Junge Mann die Veranstaltung. Darauf wollte ein weiterer Herr die Menschen Fotografieren, als er das nicht ließ wurde ihm das Handy aus der Hand geschlagen.
Warum das geschah sieht man an dem Foto und von linken Autoren geschrieben falschen Artikel. Es war keine rechte Versammlung es waren ängstliche ältere Bürger die angst um die Zukunft unserer Kinder und Jugendliche haben. Bin ich rechts wen ich so denke dann ist halb Deutschland rechts.Bin ich links wenn ich Autos in Brand setzte. Was heisst links wer ist rechts. Ich liebe mein Deutschland so wie es ist und bin , da mein Vater Bergmann und meine Mutter Hausfrau ,die beide Deutschland mit aufgebaut haben, mit vielen Ausländer aufgewachsen. Diese haben sich aber integriert und lieben das Land auch wie es ist und wollen es nicht islamisieren.

Stefan Laurin
Admin
8 Jahre zuvor
Reply to  War dabei

@War dabei: Sie hat das Recht zu fotografieren und die Teilnehmer einer öffentlichen Veranstaltung müssen sich damit abfinden, sich fotografieren zu lassen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

@#12 War dabei: Die Hogesa-Nazitreffen gegen Islamisierung waren aber an anderen Terminen, nicht am 14.08. Schlechtes Bier gesoffen?

PS: http://www.derwesten.de/staedte/essen/fluechtling-aus-essen-frintrop-aus-u-haft-entlassen-id10989211.html (die letzten beiden Absätze) – "Lügenpresse", gell?

Essen stellt sich quer
Essen stellt sich quer
8 Jahre zuvor

#12 War dabei
Ja wir haben Sie gesehen. Ja, wir können bestätigen dass Sie Geschehnisse falsch wahrnehmen obwohl Sie tatkräftig dabei waren.

Augenzeugenbericht aus der Bürgerversammlung

Leider dürfte damit aber die Hetze nicht zu Ende sein, denn das Verlesen einer Kriminalstatistik auf der Versammlung machte deutlich, dass nach Anlässen regelrecht gesucht wird.

In der Einladung wurde behauptet: „Die Vorkommnisse häufen sich.“ und es wurde versprochen Lösungen zu finden „damit es wieder sicherer und angenehmer wird“ (in Frintrop).

Die Versammlung begann mit dem Verlesen einer Kriminalstatistik ohne Nennung der Quelle. (Es gibt in Essen stark steigende Einbruchzahlen, plus 1000 im ersten Halbjahr, dies betrifft jedoch ganz Essen, nicht nur Frintrop) auf der Versammlung machte deutlich, dass nach Anlässen regelrecht gesucht wird.

Bezeichnend ist ebenso die Erlaubnis, einem Dugida-Aktivisten Raum für seine Parolen zu bieten und dass Aufrufe zur Lynchjustiz von der Versammlungsleitung nicht unterbunden wurden.

Die, die anders darüber dachten waren eingeschüchtert und trotzdem gab es an einigen Stellen vorsichtige Rückfragen und es wurde deutlich, dass die Rassisten nicht unter sich waren.

Völlig unvermittelt wurde dann die Idee geboren, die Versammlung zu beenden und einen spontanen 'Spaziergang' durch Frintrop zu machen, was dann auch johlende Zustimmung unter den verhetzten Teilnehmern fand. Dabei wurde deutlich, dass die Flüchtlingsunterkunft Walter-Pleitgen-Schule das Ziel war. (Was durch die Polizei unterbunden wurde.)

Augenzeugenbericht aus Frintrop:

Kaum in Frintrop angekommen gab es unschöne Szenen vor der Gaststätte Wienert, in der ab 17 Uhr eine „Bürgerversammlung“ stattfand. Zu dieser Versammlung war per Facebook und Flyer (ohne Impressum) eingeladen worden.
Die Versammlung hatte bereits begonnen. Vor der Gaststätte hatte sich eine Gruppe von ca. 40 überwiegend biertrinkender Männer versammelt.
Stadtrat Walter Wandtke (Bündnis 90 – Die Grünen) wollte diese Ansammlung von der gegenüberliegenden Straßenseite aus fotografieren. Daran wurde er gehindert weil sich einige auf ihr „Recht auf eigenes Bild“ beriefen (Gilt natürlich nicht bei solchen Gruppenansammlungen!). Er wurde von mindestens zwei Männern bedrängt und das Handy aus der Hand geschlagen. (Verletzt wurde er glücklicherweise nicht.) Die restliche Ansammlung machte lautstark geltend dass er verschwinden solle. Das ganze gipfelte dann mehrmals in dem Pegida-Sprechchor „Wer Deutschland nicht liebt soll Deutschland verlassen!“ den man auch aus Freital kennt.
Einige dieser Gestalten kennt man von anderen Nazi- oder Pegida-Veranstaltungen in Essens Umgebung. (Also keineswegs „besorgte Bürger“ aus Essen-Frintrop.) Außerdem hatten Rot-Weiss-Essen – „Fans“ einen hohen personellen Anteil an dieser Gruppe.

Die Polizei war gerufen worden. Nach kurzer Zeit waren knapp 10 Streifenwagen mit ca. 25 Beamten incl. Eines Wagens der Hundestaffel vor Ort um die Sicherheit von Passanten und Beobachtern sicherzustellen. (Es war nur verwunderlich das nicht von Anfang an wenigstens eine Streifenwagenbesatzung anwesend war. Lage falsch eingeschätzt?)
Ebenfalls im Einsatz war ein Krankenwagen der Essener Feuerwehr. Die Sanitäter kümmerten sich um einen jungen Mann, der angeblich mit Pfefferspray angegriffen wurde. (Nähere Umstände sind nicht bekannt.)
Die Polizei hatte die Situation unter Kontrolle und zog einige Kräfte ab.
Einige Zeit später wurde nach Ende der Bürgerversammlung eine „Spontandemonstration“ angemeldet. Dies gestaltete sich etwas schwierig, da der Anmelder kein Motto angeben konnte und auch nicht die Straßennamen durch die die Demonstration gehen sollte. (Muss ein sehr ortskundiger besorgter Anwohner gewesen sein. Nur, aus welcher Stadt?)
Von der Wegbeschreibung her stellte sich allerdings heraus dass der angegebene Weg vor die Flüchtlingsunterkunft „Walter-Pleitgen-Schule“ gehen sollte. Dies wurde von der Polizei untersagt. Es ging dann nur durch den Höhenweg bis zum Frintroper Markt und dann dort links ab in die Seestraße.
An der „Demonstration nahmen ca. 60 bis 80 Personen teil. Angeführt wurde die Demonstration von der Gruppe, die gar nicht an der Bürgerversammlung teilgenommen, sondern pöbelnd und trinkend vor der Gaststätte herumlungerte. Sie skandierten den Sprechchor „Wir wollen keine Asylantenschweine“. Dieser Gruppe hatten sich einige Bürger angeschlossen und auch die Leute, die öfters am Marktplatz sitzen um ihr Bier zu trinken. Diese verließen die Demonstration dann auch an selbigem Platz.

Weitere Berichte der Beobachtergruppe von „Essen stellt sich quer“ gibt es in den nächsten Tagen.
Es gab noch weitere Beobachter anderer Gruppen, vielleicht bekommen wir von dort auch Berichte.
Eine politische Einschätzung (Pressemeldung) wird ebenfalls noch folgen.

Matthias Schreiber
Matthias Schreiber
8 Jahre zuvor

Moin zusammen,
ich komme zwar gar nicht aus der Gegend des Geschehens, aber nach dem ich den Kommentar von #12 (War dabei) gelesen hatte, mußte ich das doch noch eben loswerden.

@12:Ich bin der festen Überzeugung das wegen so genannten "besorgten Bürgern" wie Ihnen das 3. Reich für eine gewisse Zeit so "gut" funktioniert hat.
Eigentlich sind Sie sich völlig der Tatsache bewußt das rassistisches Gedankengut in jedem Sinne verwerflich ist und verstecken sich deshalb in der Anonymität und Polemik ,da Sie anscheinend nicht das Rückgrad haben offen zu Ihrem Fremdenhass zu stehen.Soviel zur Frage ob Sie rechts sind.
Zu den brennenden Autos…..ich persönlich bin sehr links eingestellt und habe im meinem ganzen Leben noch kein Auto angezündet. Klar gibt es auch in der linken Szene auch geistig minderbemittelte Chaoten die nur auf Krawalle aus sind. Aber dieser Anteil ist im Gegensatz zur rechten Szene doch eher sehr gering. Aber irgendwie ist mir auch nicht zu Ohren gekommen das diese irgendwelchen "besorgten Bürgern" die Häuser angezündet haben während diese darin schliefen.
Und was die Islamiesierung angeht,denke ich nicht das von Menschen die vor radikalen Islamisten flüchten dahingehend Gefahr droht. Vielleicht sollten Sie sich mal Statistiken ansehen von wo der Großteil der Flüchtlinge kommt. Abgesehen davon darf auch nicht vergessen wieviel Deutsche im letzten Jahrhundert auf der Flucht waren.
Sorry, aber diese Selbstrechtfertigung hat mich einfach sauer gemacht. Falls der Ton zu grob tut es mir leid, aber nicht für den Inhalt.

Alreech
Alreech
8 Jahre zuvor

ein Großteil der Flüchtlinge kommt vom Westbalkan, ob da die Islamisierung ein so großes Problem ist dürfte zweifelhaft sein.
Leider ist nicht zu verstehen warum die Bundesregierung nicht mehr Druck auf Serbien, Albanien und den Kosovo ausübt, damit dort nicht mehr so viel Menschen politisch verfolgt werden.

Anti-Rassismus-Telefon
8 Jahre zuvor

<b>Pressemitteilung / Leserbrief vom Anti-Rassismus-Telefon (17.8.) </b>

<strong> Ist Frintrop wirklich so? </strong>

Vertreter des Anti-Rassismus-Telefons hatten auf der Bürgerversammlung in Frintrop mit Erschrecken beobachtet, wie die Sicherheitsbedenken der Anwohner in Menschenverachtung umgeschlagen sind.

Wir glauben nicht, dass die dort gehaltenen Reden, die Gewalt am Eingang und die anschließende Demonstration die Frintroper Bürger repräsentieren, denn wir kennen ein anderes Frintrop.
Einigen Teilnehmern – ob Frintroper Anwohnern oder nicht – diente der erschreckende, noch nicht ganz geklärte Vorfall eines sexuellen Übergriffes als Vorwand, um gegen Flüchtlinge zu hetzen.
Diese Instrumentalisierung des traurigen Vorfalles akzeptieren viele Frintroper nicht.

Die lautstarken, hässliche Aussagen und die Gewalt am Eingang der Bürgerversammlung dürfen nicht die Tatsache überdecken, dass es vielfältige Bemühungen der Frintroper für eine friedliche und konstruktive Zusammenarbeit gibt. Wie überall in Essen gibt es z.B. auch in Frintrop einen Runden Tisch, der die Flüchtlinge vor Ort unterstützen will.

In der Versammlung wurden berechtigte Sorgen von Bürgern angesprochen. Die populistischen und rassistischen Ausfälle haben das Anliegen ins Gegenteil verkehrt und so das friedliche Zusammenleben im Stadtteil verstärkt gefährdet.

Wir würden uns wünschen, dass in Zukunft die weitere Entwicklung im Stadtteil von den vielen Anwohnern geprägt wird, die solchem Hetzgeschrei nicht folgen, sondern sich konstruktiv zeigen und solidarisch Hilfe leisten.

Wir vom Anti-Rassismus-Telefon begrüßen jeden Protest gegen diese Veranstaltung und wünschen uns allen, dass die Hilfsbereitschaft der Frintroper weiter anhält.

Lotti
Lotti
8 Jahre zuvor

Sexuelle Übergriffe, egal ob Deutsche oder Asylanten, darf es nicht geben.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

@Lotti: Es gab keinen sexuellen Übergriff in Frintrop: http://www.derwesten.de/staedte/essen/zu-wenig-polizei-bei-frintroper-demo-behoerde-kontert-kritik-id10999045.html

Aber scheinbar möchten die dortigen "besorgten Bürger" nichts mit Wahrheiten zu tun haben.

Yilmaz
Yilmaz
8 Jahre zuvor

@Klaus/21: Aus Ihrem Link:

"Im Fall des angezeigten Sexualdeliktes, das die Stimmung im Stadtteil zuletzt angeheizt hatte, wird weiter ermittelt. "

Warten wir also besser mal ab…

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

@Yilmaz: Es wäre auch übel, wenn in diesem Fall *nicht* wegen falscher Verdächtigungen ermittelt würde.

trackback
8 Jahre zuvor

[…] Im Essener Stadtteil Frintrop protestierten am Mittwochabend gut 150 Nazigegner gegen Rassismus im Stadtteil. Die „Antifa Essen Z“ hatte zu einer Kundgebung gegen rassistische Stimmungsmache aufgerufen. In Frintrop war die Situation in den vergangenen Wochen hochgeschaukelt, nachdem angeblich ein Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft eine junge Frau vergewaltigt haben sollte. Die Polizei konnte den Vorfall nicht bestätigen, der kurzzeitig verdächtigte Flüchtling wurde bald wieder aus der Untersuchungshaft entlassen. Bei einer „Bürgerversammlung“ nach dem Vorfall kam es zu massiver rassistischer Hetze (unser Bericht). […]

Werbung