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„Wie fett ist die denn?“

Screenshot 2015-12-17 at 08.58.24 PMAdipositas – Es gibt dicke Menschen. Viele dicke Menschen. Und auch viele fette Menschen. Aber es gibt wenig Menschen wie Nicole Jäger. Fette Menschen, die sich „fett“ nennen. Und es meinen. Morgen erscheint ihr Buch „Die Fettlöserin“. Vielleicht ja noch was für den Gabentisch.

Mir gehen Menschen auf den Sack, die mir sagen wollen, wie ich zu leben habe. Menschen, die mir sagen, dass und wieviel Steuern ich zu zahlen habe, wo ich nicht rauchen darf, dass ich Sport machen sollte, wieso mein Handy kapitalistischer Terror ist, oder eben, was ich zu essen habe, oder was nicht. Ich denke mir dann immer: „Wie ich lebe, geht dich einen Scheiß an! Und wenn das doch alles so geil ist, wie Du mir sagst, mach es doch selbst – und halt´s Maul.“ Am schlimmsten ist es, wenn die Klugscheisser nicht nur ihren grünen Gesinnungsterror an mir auslassen, sondern auch noch so aussehen, wie VICE-Leser glauben, dass sie aussehen, ohne zugeben zu können, dass sie so aussehen wollen wie Menschen aus Hollywood-Hipster-Telenovelas.

Es gibt eine Fette, die das genau so sieht wie ich, es aber dann doch nicht nur als Ausrede nimmt, um fett zu bleiben: Nicole Jäger. Ihr Buch „Die Fettlöserin“ flatterte mir auf den Bürotisch, und der Leser hat jedes Recht, diese bescheuterte Formulierung zu verlachen. Bücher flattern nicht im Vorabdruck auf Tische. Sie werden von aufdringlichen Verlagen und Managern dort hin geschickt – und als Pressemensch stehst du darauf, diese Bücher zu haben. Weil Du sie hast, bevor die anderen sie haben – und weil du damit Geschenke verschenken kannst, die kein anderer im Laden kriegen kann. Und 90% dieser Bücher liest du nicht. So einfach ist das.

Hier war es anders. Ich führte ein Gespräch mit dem Manager von Nicole. Ich sagte: „Klar, klasse. Superbuch. Abnehmen und so. Macht vielen Mut.“ Er: „Du hast das Buch nicht gelesen, oder?“ Ich: „Nein, ich werde es trotzdem weiterempfehlen.“ Er: „Du Arsch. Lies zwei beschissene Kapitel und dann verreiss es meinetwegen. Aber erzähl mir nicht, es sei geil, wenn Du es nicht gelesen hast!“ Irgendwas daran brachte mich dazu, es tatsächlich zu lesen (es waren noch drei SMS mit ähnlichem Wortlaut).

Was soll ich sagen? Das Buch ist gut. Fertig.

Anders: das Buch ist anders. Obwohl, keine Ahnung ob das stimmt, die Anzahl der Bücher, die ich zum Thema „Abnehmen“ gelesen habe ist größer 0, aber kleiner 2.

Mir gefällt einfach, dass eine Frau, die früher über 340kg gewogen hat, und jetzt immer noch fett ist (mit knapp 170kg), in diesem Buch wild alles und jeden beschimpft. Sich selbst, Dicke, Dünne, Normale, Freunde, Fremde – einfach alle. Mich dabei auf ihre Achterbahnfahrt der Gefühle (yey, das könnte aus einem Lied von Juliane Werding sein) mitnimmt. Und dann auch noch die Chuzpe hat, ausgerechnet mir als GWUP-Skeptiker und Psychologen zu sagen, dass sie als Heilpraktikerin für Psychotherapie ja keine Eso-Tuse ist. Noch schlimmer: ich glaube ihr das.

Ach ja, im Buch erklärt Nicole Jäger dann auch noch, wie das mit dem Abnehmen klappt. Bla. Sich Wohlfühlen mit dem Essverhalten. Bla. Sinnvoll ins Leben integrieren. Blub. Diäten sind scheisse. Bla-Blub. Jojo-Effekt. Müsst ihr selber lesen. Ist ab 18.12. erhältlich.

Und hier eine Doku mit Nicole Jäger.

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