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Fußball: Der leise Abgang des Christoph Metzelder

Fußballprofis haben oft nicht allzu viel zu sagen. Viele reden zwar viel, sagen dabei aber kaum etwas aus. Einer bei dem das schon immer ganz anders war ist der derzeit beim FC Schalke 04 unter Vertrag stehende Abwehrspieler Christoph Metzelder.

Der nun fast 32-jährige Westfale ist für mich seit Jahren eine der angenehmsten Erscheinungen im deutschen Profifußball.

Ich erinnere mich noch genau an seine ersten Auftritte im Kader von Borussia Dortmund, kurz nach der Jahrtausendwende. Der damals frisch von Preußen Münster zum BVB gewechselte Jungprofi beeindruckte die Fußballwelt schon als ganz Junger mit seinen für sein Alter bereits sehr reif wirkenden Äußerungen und seiner sympathischen, unaufgeregten Art.

Die Karriere startete damals wie eine Rakete. Bereits als 21-jähriger wurde er mit dem BVB 2002 Deutscher Meister. Bei der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea gehörte Metzelder 2002 schon zum Stamm der Nationalmannschaft, wurde direkt Vize-Weltmeister.

Die sportliche Zukunft sah für ihn mehr als rosig aus.

Leider hielt der Körper des Verteidigers den Belastungen des Profisports im weiteren Verlauf der Karriere häufig nicht stand.

Diverse Verletzungen, und die damit verbundenen Auszeiten, begleiten den gebürtigen Halterner quer durch seine Laufbahn.

Metzelder, der nach seiner Zeit in Dortmund im Jahre 2007 ablösefrei für ein dreijähriges Gastspiel zu Real Madrid wechselte, kämpfte sich stets zurück an die Leistungsgrenze.

Auch bei der WM 2006 konnte er so erneut für Jürgens Klinsmanns Auswahlteam beim ‚Sommermärchen‘, der WM hier in Deutschland aktiv werden.

Bei Real Madrid glückte ihm der ganz große Durchbruch jedoch nicht. Zwischen 2007 und 2010 konnte er dort nur 23 Ligaeinsätze verzeichnen.

Und als sein Vertrag in Spanien nach der Saison 2010 endete entschloss sich Metzelder zu einem Wechsel zum FC Schalke 04, tat damit also etwas, was hier im Ruhrgebiet noch immer ein Wagnis ist: Nach 126 Punktspielen für den Nachbarn aus Dortmund heuerte er beim direkten Nachbarn an.

Verbunden mit den üblichen Startschwierigkeiten bei den Fans.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie der ehemals Schwarz-Gelbe Verteidiger bei den Bau-Weißen zunächst ständig ausgebuht wurde.

Metzelder wankte unter dem Druck der Tribüne, fiel aber nicht. Er setzte sich durch, erkämpfte sich Respekt bei den Fans seines neuen Teams.

Leider ließ ihn aber auch in Schalke das Verletzungspech nicht los.

Ich erlebte ihn dann zeitweilig nur als eine Art ‚Dolmetscher‘ für den ebenfalls aus Madrid verpflichteten Superstar Raul, dem Metzelder, selber bescheiden im Hintergrund stehend, seine Zeit im Pott wesentlich erleichterte.

Nun ist Christoph Metzelder seit einiger Zeit endlich mal wieder kerngesund, steht in Schalke aber inzwischen sportlich nicht mehr in der ersten Reihe.

Trainer Huub Stevens gibt derzeit Jüngeren im Team den Vorzug.

Metzelder akzeptiert das professionell, will um ein paar weitere Einsätze im weiteren Saisonverlauf kämpfen.

In der Vorwoche äußerte er sich erstmals öffentlich zu einem wahrscheinlichen Ende seiner Zeit ‚auf Schalke‘ im nächsten Sommer.

Was er danach machen wolle, wurde er gefragt. Er könne sich auch gut eine Tätigkeit im Medienbereich vorstellen, antwortete der sympathische Profi, der auch in der Vergangenheit schon häufiger als ‚Experte‘ u.a. beim Sender ‚Sky‘ auftauchte.

Auch ich bin mir sicher, dass der eloquente Metzelder da gut aufgehoben wäre.

Noch mehr würde ich mich allerdings für ihn freuen, wenn sich für ihn nach dem Auslaufen seines Vertrages in Gelsenkirchen im nächsten Sommer noch einmal ein Verein finden würde, bei dem sich der dann 32-jährige in der Bundesliga so richtig beweisen könnte.

Es ist schade, dass die zwar auch so erfolgreiche Karriere des Christoph Metzelder, ihre bisher sportlich erfolgreichste Zeit schon direkt zu Beginn der Profizeit gehabt hat.

Ein Ende auf der Erfolgsseite des Profisports hätte dieser sympathische Typ zumindest verdient. Wenn er selber sicherlich auch zu bescheiden ist dies so öffentlich für sich einzufordern.

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Jörg
Jörg
11 Jahre zuvor

Christoph Metzelder ist gewiss ein kluger Kopf und er kennt daher auch den richtigen Zeitpunkt für einen würdevollen Abgang. Das Beispiel Michael Schumacher zeigt doch, wie schmal der Grad im Alter werden kann und man sich unnötige Dellen einhandelt. Sein Körper hat schon in jungen Jahren nicht den sportlichen Anforderungen im Profifussball standgehalten, warum sollte das nun im fortgeschrittenen Alter der Fall sein. Mach et jut, Metze!

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