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Gehackte Spionagefirma: Hat das Hacking Team Verbindungen zur NSA?

Werbefilm Spy-Software Remote Control System Galileo, Screenshot
Werbefilm Spy-Software Remote Control System Galileo, Screenshot

Immer mehr gehackte Dokumente der Spionagefirma Hacking Team kommen in Umlauf. Die Website hackingteam.it wurde inzwischen abgeschaltet und ist – zumindest vorübergehend – offline. Wir haben uns dafür interessiert, wo die italienischen Ausspäh-Spezialisten, neben ihrem Hauptsitz in Mailand, arbeiten. Sie haben einen Firmensitz in den USA. Das Hacking Team hat dort interessante Nachbarn, mit denen sie Tür an Tür zusammenarbeiten.

Das Bürogebäude in Annapolis, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Maryland, wirkt mit seiner postmodernen Glas-Sandstein-Fassade eher bescheiden als protzig. Nicht unbedingt vermutet man hier die Heimstatt eines global players, der weltweit seine Spysoftware vertreibt. Doch hat das Hacking Team hier laut Impressum seine US-Dependance, was weniger spannend ist, als die interessante Nachbarschaft. Im selben Gebäude ist die Firma Assevero untergebracht, die im Bereich Cyber-Sicherheit tätig. Stolz verkündet man unter „About us“, das man für das US Department of Defense arbeitet. Zum amerikanisch Verteidigungsministerium gehören auch die Abhörexperten der NSA.

Neben den Danke-Emails von Politiker des äthiopischen Regimes, sind auch Rechnungen vom Hacking Team an die Ägypten veröffentlicht worden. Sind die Unterlagen echt, wäre am 14.04.2015 die Spähsoftware Remote Control System Galileo im Wert von 550.000,00 bestellt worden. Das wäre ein fast perfektes Timing – wurden doch gerade in Ägypten die neuen Anti-Terror-Gesetz und Notstandsgesetze angekündigt. Sie sehen unter anderem vor, das Journalisten künftig mit mindestens zwei Jahren Haft rechnen müssen, wenn sie angeblich „falsche Informationen über Terroranschläge“ veröffentlichen, wie der Spiegel heute berichtete. Das gilt vor allem für Nachrichten, die den „offiziellen Angaben widersprechen“. Haftstrafen, Abschiebungen und Hausarreste sollen gegen missliebige Journalisten verhängt werden können. In Demokratien nennt man das Zensur – und das Gegenteil von Pressefreiheit.

Rechnung an Ägypten, Screenshot twitter
Rechnung an Ägypten, Screenshot twitter

Die Software, die Ägypten bestellt haben soll, heisst Remote Control System Galileo. Der Werbefilm dazu wirkt wie der Trash-Trailer eines B-Movie Spionagefilms und erklärt unter anderem, dass sich problemlos Voice calls und der beliebte Internetdienst Skype aushorchen lassen. Für Regierungskritiker kann diese Form der Überwachung fatal sein.

A spy in the neighbourhood ? 

Nachbarn kann man sich im wahren Leben nicht immer aussuchen, bei der Wahl von Büroräumen hingegen schon. Vielleicht ist es ja nur ein Zufall, dass in dem überschaubar großen Bürogebäude das Hacking Team Tür an Tür mit Firmen sitzt, die dem US-Verteidigungsministerium mit der untergeordneten Behörde NSA zuarbeiten. Würde man Böses denken, dann hielte man das kurze Gespräch in der Kantine oder das sprichwörtliche Geflüster auf dem Flur für zumindest denkbar. Wäre das so, dann könnte das Hacking Team sicher den ein oder anderem wertvollen Tip zum Ausspähen kritischer Menschenrechtsaktivisten und Journalisten auf dem ganz kurzen Weg übermitteln.

Das Hacking Team wohnt auch in den USA, Screenshot www.hackingteam.it
Das Hacking Team wohnt auch in den USA, Screenshot hackingteam.it

Die Hacking Team Spionagesoftware-Tools wurden laut der kursierenden Kundenlisten nicht nur an Geheimdienste europäischer Staaten – zum Beispiel an den Hungary Special Service National Security – verkauft, sondern auch an Diktaturen, in denen schwere Menschenrechtsverletzungen, willkürliche Verhaftungen und Folterungen an der Tagesordnung sind. Zeigt sich in der nächsten Zeit, dass das Hacking Team irgendwelche Verbindungen – über die bemerkenswerte Adresse hinaus – zur NSA haben, hätte die US Regierung erheblichen Erklärungsbedarf in Blick auf ihr Menschenrechtsverständis.

Wird noch mehr Belegbares zu den Tätigkeiten des Hacking Teams enthüllt, vor allem zu den möglichen deutschen Kunden, verklingen die Empörungsrufe hoffentlich nicht wieder so schnell, wie beim Abhörskandal der NSA. Vor allem nicht, wenn es aus Berlin heissen sollte: „Mit Menschen arbeiten, die foltern, das geht gar nicht.“

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