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Hat die Fußball-Bundesliga aktuell ein echtes Schiedsrichterproblem?

Hat die Bundesliga aktuell ein schiedsrichterproblem? Quelle: Wikipedia. Foto: Steindy, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Hat die Bundesliga aktuell ein echtes Schiedsrichterproblem? Quelle: Wikipedia. Foto: Steindy, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Ein Standardspruch beim Fußball lautet: Ein Schiedsrichter ist immer dann richtig gut, wenn man ihn eigentlich gar nicht wahrnimmt. So gesehen müssen die Unparteiischen in den letzten Tagen ziemlich schlecht gewesen sein, denn erneut war und ist eines der heiß diskutiertesten Themen der Fußballfans in diesem Lande das Schiedsrichterwesen.
Unzählige, völlig unterschiedliche, angebliche Fehlentscheidungen der Männer in ‚Schwarz‘ erregen die Fans quer durch die Republik. Kann man die Fehlleistungen irgendwie analysieren, gibt es spezielle Schwachpunkte? Werden Spieler oder Teams bevorzugt oder benachteiligt? Die Meinungen gehen auseinander, je nachdem mit Fans welcher Vereine man sich unterhalt.
Und selbst die sogenannten Experten geraten sich angesichts der vielen äußerst diskutablen Entscheidungen der letzten Tage schon mal verbal in die Haare. Eine Lösung des Problems ‚Schiedsrichter‘ ist dabei nicht in Sicht!

 
Erstes Beispiel vom laufenden Spieltag: Valon Behrami gegen Henrikh Mkhitaryan. Der Hamburgers SV agiert teilweise überhart gegen den BVB. Bereits nach gut zwei Minuten streckt Behrami den Dortmunder Mittelfeldspieler mit einem üblen Ellbogenstoß nieder. Eine klare Rote Karte. Schiedsrichter Gagelmann gibt jedoch nicht einmal Gelb. Damit setzt er den Ton für die Begegnung. Die Hanseaten holzen munter weiter. Auch Behrami, der im Laufe des Spiels dann irgendwann auch noch verwarnt wird. BVB-Coach Klopp ist anschließend jedoch froh, dass er sein Team komplett ohne gravierende Verletzungen wieder zurück mit nach Dortmund nehmen kann.

 
Beispiel Stuttgart: Georg Niedermeyer kollidiert am Freitagabend so hart mit Herthas Torhüter Thomas Kraft, dass dieser, wie sich später herausstellen wird, eine Gehirnerschütterung erleidet. Doch statt des zu erwartenden Freistoßes für die Gäste aus Berlin, ahndet Schiedsrichter Dr. Felix Brych die anschließende Aufregung des Torhüters, der sich empört beim falschen Stuttgarter über den fiesen Check aufregt, bevor er benommen zu Boden geht.

 
Besonders im Schiedsrichterglück gestern (einmal mehr) der FC Bayern München. Gegen die spielerisch aufopferungsvoll kämpfenden Hannoveraner kommen die Bayern nur aufgrund von umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen auf die Siegerstraße. Sowohl der Freistoß der unmittelbar zum Ausgleich für den Tabellenführer durch Xabi Alonso führt, als auch der Elfmeterpfiff welcher zur Führung der Gäste entscheidend beiträgt sind regelrechte ‚Geschenke‘ vom Unparteiischen Tobias Welz. Besonders der unberechtigte Elfmeter sorgt für große Emotionen im Lager der Gastgeber. Marcelo trifft Robert Lewandowski zwar unbestritten am Kopf, doch ist der Kopf des Polen dabei so tief, dass sich anschließend alle Experten einig sind, dass es hier eigentlich eher einen Freistoß für 96 hätte geben müssen als einen Elfmeter für den Stürmer. Welz sieht das als einziger, abgesehen von einigen Bayern-Fans vielleicht, anders und entscheidet so letztendlich ein Spiel zu Gunsten des Favoriten. Hannovers Manager Duffner sagt anschließend sinngemäß, dass man, wenn man schon so toll gegen die Münchener auftritt wie sein Team gestern, natürlich nur einer Chance hat, wenn der Schiedsrichter nicht zu Gunsten der Münchener pfeift. Niemand mag ihm da so wirklich widersprechen.

 
Auch bei der Begegnung Augsburg gegen Wolfsburg kam dem Schiedsrichter eine (mit-)entscheidende Rolle zu. Vieirinha verübt schon nach 10 Spielminuten eine Notbremse gegen Augsburgs Tobias Werner, hätte den Regeln nach vom Platz gestellt gehört. Manuel Gräfe entschied aber anders, beließ den Wolfsburger Abwehrspieler auf dem Platz. Dass er kurz vor Ende einen regulären Treffer von Robin Knoche nicht anerkannte, welcher den 1:1-Ausgleich bedeutet hätte, mag von manchen als ausgleichende Gerechtigkeit empfunden worden sein, seine Leistung macht es nicht besser. Im Gegenteil!

 
Doch der große Schiedsrichterärger begann ja auch nicht erst am 24. Spieltag der Bundesliga. Erinnert sei in diesem Zusammenhang u.a. auch noch einmal an den Spieltag vor zwei Wochen, als Nuri Sahin vom BVB für eine vermeintliche Notbremse im Strafraum des VfB Stuttgart nicht vom Platz musste, lediglich mit einem Elfmeter gegen sich bestraft wurde.
Aber auch bei den Pokalpartien in dieser Woche sorgten diverse Fehlentscheidungen schon für mächtig Unmut bei Fans und Beobachtern.

 
So ereiferte sich manch einer, dass Bayerns Franck Ribéry nach einer klaren Tätigkeit zu Beginn des Pokalfights gegen Zweitligisten Eintracht Braunschweig weiterspielen durfte. Andere Spieler sind in vergleichbaren Situationen eigentlich in Mehrheit des Feldes verwiesen worden. Auch das überharte Foul gegen Marco Reus, in dessen Folge er das Pokalspiel des BVB in Dresden vorzeitig verletzt verlassen musste, erregte die Gemüter entsprechend.
Und so kam im laufe der letzten Tage dann auch wieder manch ein Fußballfreund mit dem Verdacht um die Ecke, dass der FC Bayern grundsätzlich von den Schiedsrichtern sehr wohlwollend behandelt würde, während es Teams aus dem Tabellenkeller grundsätzlich etwas schwerer mit Schiedsrichterentscheidungen hätte.

 
Die Vielzahl der unterschiedlichen Fehlentscheidungen der letzten Tage wiederlegt das aus meiner Sicht weitestgehend. Die Auswertung der einzelnen Szenen zeigt aus meiner Sicht viel eher, dass das Niveau der Schiedsrichter insgesamt ziemlich uneinheitlich ist, und das die Regelauslegung der Einzelnen hier das Problem zu sein scheint.
Trotzdem erscheinen auch mir grundsätzliche Fragen wie: „Müssen Kreativspieler von den Schiedsrichtern generell besser geschützt werden?“ oder „Haben die Spitzenmannschaften bei den Schiedsrichtern einen wahrnehmbaren ‚Bonus‘?“, durchaus irgendwie ihre Berechtigung zu haben.

 
Doch zeigt die aktuell laufende Diskussion eines auch ganz deutlich: Entschieden wurde kürzlich, nach langer Diskussion, über die Einführung der Torlinientechnologie. Keine einzige der strittigen Entscheidungen der letzten Tage stand damit im Zusammenhang. Nicht einmal wurde darüber diskutiert ob ein Ball tatsächlich im Tor war, oder nicht. Die Masse der strittigen Entscheidungen wird diese Technik also nicht verringern können. Das Element des schlecht pfeifenden Schiedsrichters bleibt diesem Spiel also unzweifelhaft erhalten. Das wird den einen freuen, weil damit eben auch die Diskussionen rund um das Spiel erhalten bleiben, den anderen ärgern, weil der menschliche Faktor eben auch für viele Ungerechtigkeiten sorgt.

 
Schließen möchte ich die heutigen Gedanken zu dem Thema mit einem kurzen Zitat von Ex-Schiedsrichter Markus Merk:
„Schiedsrichter sind Menschen. Und dann passieren auch solche Spieltage!“
Aber eben das sind aktuell dann wohl doch ein paar Spieltage dieser Art zu viel. Zumindest für die große Mehrheit der Fußballfans….

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keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
9 Jahre zuvor

Schiedsrichter müssen in kurzer Zeit reagieren. Sie haben keine Zeitlupen etc. Das ist Sport.

Neuerdings kommt bei mir öfter der Vergleich mit Staatsanwaltschaften/Gerichten in den Sinn, die Videos, Tonaufnahmen, Zeugenaussagen haben, dann über Wochen/Monate analysieren und Ergebnisse erzielen, die nicht nachvollziehbar sind bzw. die sich in den versch. Bereichen/Regionen unterscheiden.

Auch dort kann es interessant sein genauer hinzuschauen, wenn wir an die Porno-Abmahnwelle von vor ein paar Monaten denken, wo versch. Bereich desselben Gerichts zu versch. Ergebnissen kamen.

Es ist doch nur Fußball, in anderen Bereichen finde ich es deutlich wichtiger, dass erklärt werden muss , warum Entscheidung so viel Zeit brauchen und warum sie unterschiedlich bzw. kaum nachvollziehbar sind.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

Die einzig echt kritische Fehlentscheidung – alle anderen werden sich über die Zeit ausgleichen – ist die Nichtbestrafung von Behrami nach seinem Foul gegen Micki. Denn dort geht es um die Gesundheit und folgerichtig um die Karriere eines Profifußballers, die bei solchen Tätlichkeiten immer auf dem Spiel steht, einige von Marco Reus‘ Verletzungen der letzten Zeit sind wohl Beweis genug.

Watzke selbst hat Gagelmanns Leistung vorhin im Doppelpass insgesamt noch unter Schutz genommen, aber diese versuchte Körperverletzung eines übermotivierten Treters muss er als solche werten. Da können meinswegen ganze Kapitel über Abseits und Handspiel im Regelbuch gestrichen werden, wenn es stattdessen zu einer Konzentration auf brutale Fouls kommt.

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Robin,
eklante Fehlleistungen gestern, das kann nicht bestritten werden; bei HSV-BVB, aber mindestens so eklatant die Fehlentscheidungen von Gräfe!!

Bei mir wächst der Unmuit, wenn ich beinahe an jedem Wochende regsitrieren muß, wie krass unterschiedlich die Schiedsrichter entscheiden, je nachdem, ob es um den FC Bayern geht oder um den BVB. Zurrecht stellt sich die Frage, wenn z.B. statt Ribbery am letzten Wochenende Großkreutz nachgetreten hätte oder jetzt statt Alonso Bender vom BVB in den Gegner brutal hineingegrätz wäre?

Ganz und gar kein Verständnis habe ich, wenn die regelmäßigen, in jeden Zweikampf festzustellen gezielten Attakcen der HSV-Spieler gegen BVB-Spieler, offenkundig vom Trainer gefordert, medial als „normal“, als „normale Härte“ heruntergespielt werden. Ich habe in der bisherigen Spielzeit kein anderes Spiel gesehen, indem so gezielt, so vorsätzlich gegen den Gegner „getreten,geschlagen“ wurde wie gestern durch HSV-Spieler. Wenn diese Kloppertruppe aus Hamburg mit dem Abstieg bestraft wird, würde mich das freuen!.

Im übrigen::
Für jede Tätigkeit bedarf es einer Qualifikation. Und in jeder Tätgiket erwarten den Betreffenden Konsequenzen, wenn er mehrfach zeigt, daß er die notwendige Qualifikation nicht besitzt, z.B. nicht in der Lage ist, „blitzschnell“ eine Situation zu erfassen und zu bewerten. Wer das nicht kann, ist eben nciht qualifiziert als Schiedsrichter in der Bundesliga! Da geht es bekanntlich um sehr,sehr viel Geld. Wer dabei als „Verantwortlicher für das Unternehmen“abhängig ist, von unqualifiziertem Personal -hier von unqualifizierten Schiedsrichter-, trägt deshalb ein großes, nicht zu beeinflussendes Risiko. Das gilt es, weitesgehend zu vermeiden. In der Bundesliga haben wir zu viel unqualfiziereten Schiedsrichter im Einsatz! Für menschliches Verständnis angesichts dieser eklatanten Schwächen einiger Schiedsrichter ist im Millionen-Geschäft Bundesliga kein Platz.

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