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Mit Kinderleichen und Holocaust-Relativierung gegen die „Festung Europa“

Screenshot YouTube-Video: "Die Toten kommen"
Screenshot YouTube-Video: „Die Toten kommen“

Das „Zentrum für politische Schönheit“ sorgt mit seinen Aktionen immer wieder für Aufsehen. Im vergangenen Herbst wurden Kreuze für die Toten der Berliner Mauer aus der Hauptstadt entführt und an die Außengrenzen der EU gebracht. Das Künstlerkollektiv schaffte es so, auf die sprichwörtliche Mauer rund um die „Festung Europa“ aufmerksam zu machen. Mit der neuen Aktion „Die Toten kommen“ wollen die Künstler die Opfer der europäischen Abschottung in das Herz Europas bringen. Am vergangenen Montag wurden eine Frau und ihr Kind, die vor Sizilien ertrunken sind, auf einem Berliner Friedhof beigesetzt. (Anmerkung: Das Kind wurde nicht bestattet, es gab lediglich eine Trauerfeier. Die Künstler kündigten allerdings die Bestattung des Kindes an.) Am Sonntag will das „Zentrum für politische Schönheit“ mit Baggern vor das Kanzleramt ziehen und dort Flüchtlinge bestatten.

Die neue Aktion der Künstler ist durchaus streitbar. Einerseits machen sie auf das alltägliche Sterben im Mittelmeer aufmerksam, andererseits wird mit Leichen, auch von Kindern, Politik gemacht. Ein Verdienst des „Zentrums für politische Schönheit“ ist es sicherlich, auf den Umgang mit Flüchtlingsleichen in Südeuropa aufmerksam gemacht zu haben. Diese werden oft ohne Kühlung gelagert und in Massengräbern verscharrt. Ein Umgang, den sich wohl niemand für verstorbene Angehörige und Freunde wünscht.

Wirklich erschreckend wird es aber, wenn man sich die Texte des „Zentrums für politische Schönheit“ einmal genauer anschaut. In einer etwas unvermittelt dastehenden Abhandlung über Genozide werden die Künstler zu Kriegsstrategen und erklären den Alliierten, sie hätten die Gleise nach Auschwitz doch 1944 bombardieren können. Hier winkt der deutsche Stammtisch, der der Anti-Hitler-Koalition schon lange nachsagt, auch nichts für die Juden übrig gehabt zu haben. Der Holocaust ist auch Bezugspunkt für eine Dystopie des Künstlerkollektivs. Für das 21. Jahrhundert sagt das „Zentrum für politische Schönheit“ voraus, dass sich „zwei Völkermorde in Afrika und Asien ereignen, die die Ereignisse des Holocaust in den Schatten stellen“. Ohne Holocaust geht’s eben auch für die „aggressiven Humanisten“ des Künstlerkollektivs nicht. Wenn man mit den eigenen, aufsehen erregenden Aktionen nicht etwas schlimmeres als den industriellen Massenmord an sechs Millionen Juden verhindern kann, dann ist es halt nur langweilige Aktionskunst.

Fehlendes Geschichtsbewusstsein, eine große Klappe und gute PR-Kampagnen, den Jungs und Mädels vom „Zentrum für politische Schönheit“ steht ein schneller Weg auf der Karriereleiter nach oben offen. Dafür kann man auch mal Auschwitz vergessen und ein paar Leichen umbetten.

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JoS
JoS
8 Jahre zuvor

"Da ist so eine aufsehenerregende PR-Aktion, wenn wir darüber was machen, kriegen wir Clicks!" – "Können wir denen irgendwie Antisemitismus unterstellen oder sowas wie Holocaustrelativierung?" – "Klar, den Teil hab ich schon fertig, muss nur nochmal gucken, was die jetzt genau gemacht haben."

Politischer Journalismus á la Ruhrbarone.

Rainer Möller
Rainer Möller
8 Jahre zuvor

"Hier winkt der deutsche Stammtisch, der der Anti-Hitler-Koalition schon lange nachsagt, auch nichts für die Juden übrig gehabt zu haben."
Diese Meinung wurde aber auch von anderen geteilt. Ruth Klüger z.B. kam schon kurz nach ihrer Befreiung zu dem Schluss, dass es den Amerikanern gar nicht um die Befreiung der Juden gegangen sei.
Tatsächlich hatte Roosevelt den Krieg nur durchsetzen können, indem er ihn als Verteidigungskrieg gegen Japan (mit Europa als Nebenschauplatz) inszenierte – und die meisten Amerikaner nahmen ihn beim Wort.

Kunst & Journalismus
Kunst & Journalismus
8 Jahre zuvor

Ein Journalist ist ein Journalist ist kein Künstler.
Das Kollektiv macht mit Sicherheit keine Politik mit Leichnamen von Kindern! Ich weise das ganz weit von dem, was da gerade geschieht, denn es ist mehr als falsch. Das zweijährige Kind der syrische Mutter ist laut meines Kenntnisstandes bis heute nicht gefunden worden. In Berlin wurde die Mutter beigesetzt nach muslimischen Brauch, wie es der Ehemann gewünscht hatte.
Ob in dem Sarg tatsächlich die Frau ist, kann ich nicht sagen. Ob es eine reale Beisetzung war oder der Sarg leer, das weiss ich nicht. Fakt ist, dass es in Würde geschah und dass sich hier Politik und Kunst als Protest, als Ausdruck verzahnen.
Jemand, der strikt journalistisch arbeitet wird das nicht verstehen. Es wird dort im Moment keine "Politik gemacht".
In dem Kontext muss auch der Blick auf die Texte gerichtet werden. Es handelt sich hier nicht um eine lokale Antifa oder NGO, sondern um ein Künstlerkollektiv, das u.a. aus Regisseuren und Theatermachern besteht.
Konkret: Auf welchen "Text" beziehst Du Dich, S. Weiermann? Handelt es sich um einen Pressetext? Handelt es sich um ein Theaterstück? Bitte genaue Angabe bevor mit solch gravierenden Vorwürfen um sich geschmissen wird.

Kunst & Journalismus
Kunst & Journalismus
8 Jahre zuvor

Reisserische Überschrift, die dem Kollektiv allerhand unterstellt.
Ein Journalist ist ein Journalist und kein Künstler. Sprich: Hier fehlt dem Autor das grundlegende Verständnis von Kunst.
Das zweijährige Kind der syrischen Mutter wurde nach meinem Kenntnisstand bisher nicht gefunden, daher fand auch keine Beisetzung des Kindes statt. Die Mutter wurde nach Wunsch des Ehemannes muslimisch beigesetzt. Ob sich in dem Sarg tatsächlich der Leichnam der syrischen Frau befand werden wir wohl erst später erfahren.
Fakt ist, dass die Beisetzungen in Würde geschehen und dass hier keine "Politik gemacht" wird wie sie der Autor vielleicht von NGOs oder lokalen Antifa-Gruppen kennt. Dieses Befremden ist nachvollziehbar, sollte aber nicht auf dem Rücken des Künstlerkollektives ausgetragen werden, die verdammt gute Sachen machen. Es sollte auch keinen Journalisten dazu verführen, den Künstlern Holocaust-Relativierung zu unterstellen. Dies scheint mir seinerseits widerrum eine Relativierung darzustellen.
In dem Kontext der Kunst und des Theaters sind auch die "Texte" zu sehen. Das sind Regisseure, Schauspieler, Künstler, die politisch agieren und keine lokalen NGOs etc., daher sind auch die Texte anders zu lesen.
Ich möchte vom Autor gerne wissen, auf welchen Text er sich konkret bezieht mit Angabe des Titels und der Quelle.

Frank Heinze
Frank Heinze
8 Jahre zuvor

Als die Flüchtlinge zu solchen mit Fassbomben gemacht wurden, hat keiner von den "Künstlern" den Arsch hochbekommen. Sofortige Waffenlieferungen an die FSA und Kurden hätten dem Schrecken schnell ein Ende machen können.

Im übrigen pisst sich Assad gerade vor Lachen in die Hose.
Die "Künstler" müssten die Toten in Damaskus Assad vor die Füße, kippen, aber das trauen sie sich nicht.
Da kann man keine Anerkennung erwarten, keine Kulturpreise, keine Subventionen und keine Lehrstühle.

Kunst&Journalismus
Kunst&Journalismus
8 Jahre zuvor

Reisserische Überschrift, die dem Kollektiv allerhand unterstellt.
Ein Journalist ist ein Journalist und kein Künstler. Sprich: Hier fehlt dem Autor das grundlegende Verständnis von Kunst.
Das zweijährige Kind der syrischen Mutter wurde nach meinem Kenntnisstand bisher nicht gefunden, daher fand auch keine Beisetzung des Kindes statt. Die Mutter wurde nach Wunsch des Ehemannes muslimisch beigesetzt. Ob sich in dem Sarg tatsächlich der Leichnam der syrischen Frau befand werden wir wohl erst später erfahren.
Fakt ist, dass die Beisetzungen in Würde geschehen und dass hier keine "Politik gemacht" wird wie sie der Autor vielleicht von NGOs oder lokalen Antifa-Gruppen kennt. Dieses Befremden ist nachvollziehbar, sollte aber nicht auf dem Rücken des Künstlerkollektives ausgetragen werden, die verdammt gute Sachen machen. Es sollte auch keinen Journalisten dazu verführen, den Künstlern Holocaust-Relativierung zu unterstellen. Dies scheint mir seinerseits widerrum eine Relativierung darzustellen.
In dem Kontext der Kunst und des Theaters sind auch die "Texte" zu sehen. Das sind Regisseure, Schauspieler, Künstler, die politisch agieren und keine lokalen NGOs etc., daher sind auch die Texte anders zu lesen.
Ich möchte vom Autor gerne wissen, auf welchen Text er sich konkret bezieht mit Angabe des Titels und der Quelle.

Gerd
Gerd
8 Jahre zuvor

"Hier winkt der deutsche Stammtisch, der der Anti-Hitler-Koalition schon lange nachsagt, auch nichts für die Juden übrig gehabt zu haben."

(auch) da hat der Stammtisch leider Recht! Die USA hatten sich in den 30er Jahren gegen jüdische Flüchtlinge abgeschottet. GB hat jüdische Einwanderung nach Palaestina verboten.

Das Wohl der Juden war den Weltmächten damals wie heute egal!

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
8 Jahre zuvor

Wir haben die Toten der Berliner Mauer. An diese Menschen wurde mit Kreuzen gedacht. Das sind Opfer, die einer Diktatur entkommen wollten.
Was soll jetzt die Relativierung mit den Kreuzen an der EU-Außengrenze?
Ich bin in der EU nicht eingesperrt. Ich muss nicht für meine Freiheit über einen Todesstreifen fliehen, nur um das Land zu verlassen. Das ist eine komplett andere Situation.

Die Aktion ist aus meiner Sicht geschmacklos. Wer Menschen aufrütteln will, kann Bilder der Flüchtlinge zeigen, kann Videos aus den Kriegsgebieten auf den Flaniermeilen präsentieren. Eine Projektion, wie die Laser Show beim G7-Gipfel, würde auch Aufmerksamkeit erzeugen.

Aber in der Kunst müssen es zu oft blutige Szenen, Tote, Nackte etc. sein. Das ist ein bewährtes Schema, um in die Presse zu kommen.

Kreativität ist meiner Meinung nach anders.

Alreech
Alreech
8 Jahre zuvor

Sorry, aber warum sollte das Zentrum für politische Schönheit eine solche Aktion in Damaskus machen ?
Assad ist doch nicht für die Flucht dieser Menschen verantwortlich, sondern der Westen der Schuld an allen Übeln dieser Welt ist.
Eritreer verlassen in Scharen ihre Heimat in dem eine Übergangsregierung seit zwanzig Jahren daran arbeitet die Demokratie und das Land aufzubauen (u.a. durch Verstaatlichung aller Industrie und unbegrenzten Wehrdienst/Zwangsarbeit) ? Ganz klar, diese Flucht wird durch westliche Agrarkonzerne ausgelöst, die mit Nahrungsmitteln spekulieren und die mit ihren genmanipulierten Soja afrikanische Kleinbauern in den Ruin treiben (das war zumindest die Erklärung im Leitartikel meiner Samstagszeitung….)

Europa wird das Flüchtlingsproblem nicht lösen, selbst dann nicht wenn es Möglichkeiten zur legalen Einwanderung für Hochqualifizierte schafft – dazu muß man nur die illegalen Einwanderer in den USA als Vergleich betrachten.
Wenn das Problem nicht lösbar ist, warum die Toten nicht wenigstens politisch instrumentalisieren ? Zu irgend etwas müssen sie ja gut sein.
Allerdings ist das Zentrum für politische Schönheit nicht sonderlich mutig. Die syrische Flüchtlingsfrau mit Kind ist ein gutes Opfer mit dem jeder Mitgefühl haben kann.
Aber was ist mit dem jungen afrikanischen Mann der nicht vor politischer Verfolgung oder Krieg flieht, sondern weil er in Europa einfach mehr Geld verdienen kann. Ist dieser Tote weniger wert ?

Boris Mercelot
Boris Mercelot
8 Jahre zuvor

??? „fehlendes Geschichtsbewusstsein“ ???

Sie sind es doch, die die Geschichte nicht zu ritualisierten Gedenkveranstaltungen verkommen lassen, sondern in hohem Bewusstsein ihre Brisanz in die Gegenwart transferieren.

Arno
Arno
8 Jahre zuvor

"Die Aktion ist aus meiner Sicht geschmacklos. Wer Menschen aufrütteln will, kann Bilder der Flüchtlinge zeigen, kann Videos aus den Kriegsgebieten auf den Flaniermeilen präsentieren. Eine Projektion, wie die Laser Show beim G7-Gipfel, würde auch Aufmerksamkeit erzeugen."

Wen kann man bitte noch mit Bildern und Videos wachrütteln? Dich? Oder die Politiker die für die Zustände und Gesetze zuständig sind?

"Aber in der Kunst müssen es zu oft blutige Szenen, Tote, Nackte etc. sein. Das ist ein bewährtes Schema, um in die Presse zu kommen. "

Kunst MUSS Grenzen austesten und sprengen! Das ist seit jeher die Aufgabe von Kunst. Wenn das nicht passiert, drehen wir uns im Kreis. Und um das mal zu verbinden: Erst wenn die Menschen hier in Deutschland über die Leichen "stolpern", bzw. sie vor die Tür gelegt bekommen, könnte sich hier etwas ändern. Mit schockierenden Fotos und Videos kann man doch hier niemanden mehr erreichen.

Christian Perzl
Christian Perzl
8 Jahre zuvor

Das dürfte das erste Mal sein das ich hier, oder wo anders mit Klarnammen schreibe… einfach schon deswegen weil das Thema es mir wert ist…

Zu erst einmal:
Dass, was einen Herrn Weiermann in eine (Wahlweise Rothische/Biodeutsche Stammtisch) Empörungsspirale verfallen lässt ist das wo ich der "Politischen Schönheit" nur anerkennend zustimmen kann.
Zu mal sie selber schreiben:
"Sollte der Holocaust mit nichts vergleichbar sein, fiele er unbegriffen aus der Geschichte heraus und wir könnten uns an seiner Nichtwiederholbarkeit und Nichtwiederkehrbarbarkeit beruhigen. Der Holocaust ist aber der primäre Bezugspunkt für jede historische, philosophische und künstlerische Auseinandersetzung mit Völkermord."

Da wurde, wohl einmalig in der Geschichte, von einen DEUTSCHEN KÜNSTLERkollektiv, die richtigen Schlüsse gezogen.
Eine Erinnerungskultur, und sei sie noch so ausgefeilt, ist nur dann richtig wenn auch entsprechend aktiv gehandelt wird.
Ich frage mich also, bei aller Provokation die darin steckt: Herr Weiermann, sind sie anscheinend Gegenwartsvergessen?
Sind ihnen vor 70. Jahren ermordete Juden wichtiger als heute lebende Menschen die staatlich/vom "Volksempfinden" bedroht, verfolgt und "aus der Welt geschafft werden"?
Gehts ihnen vielleicht nur um einen gewissen Sündenstolz, ala endlich sind wo "WIR" bis in alle Ewigkeit Weltmeister?

Zum anderen:
Ich finde die "Politische Schönheit" bei aller beachtlichen Kompromisslosigkeit der Anfänge ziemlich Blutlos und auf europäische Nabelschau bedacht .
Vielleicht liegt das darin das zu viele Mitglieder und Förderer den "aggressiven Humanismus" verwässert hat… vielleicht ist man selber einfach Müde geworden… oder vielleicht huldigt man doch den Zeitgeist.

Jedenfalls spricht es Bände das man, statt weiter unversöhnlich auf eine aktive Politik zu drängen, nur noch versucht über Emotionen fragwürdige Schadensbegrenzung zu betreiben.

Noch vor kurzen hat man treffend geätzt "Ölverschmierte Robbenbabys ziehen besser als Millionen vergewaltigte kongolesische Frauen". Heute setzt man mit den toten Flüchtlingkind einen Betroffenheitshammer ein, und blendet dabei die Millionen Menschen aus die niemals eine reelle Chance haben jemals aus ihrer Hölle zu fliehen…

… aber Hauptsache wir haben ein paar rausgeholt, allen ein besseres Leben ermöglichen geht ja doch nicht.
Für eine politische Organisation ist das, und sei es noch so Fragwürdig, in Ordnung, für ein Künstlerkollektiv ist das eine Bankrotterklärung!

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
8 Jahre zuvor

@11: Nein, Kunst muss Menschen bewegen. Das erreicht man nicht mit dem Schema-F, bei dem mal wieder mit Geschmacklosigkeiten angebliche Grenzen ausgelotet werden.

Ich habe schon mehrfach darauf hingewiesen, dass die Politik sich mit Flüchtlingen beschäftigt, aber nicht mit den Ursachen der Flucht. Insbesondere, wenn es sich um eine Flucht vor Mörderbanden handelt.
Dies gilt aber auch für die Kunst. Wo bleibt eine aktive Stellungnahme? Insbesondere aus Deutschland ist mir nichts bekannt.

Die Ursachen der Fluchtbewegungen liegen nicht an den Aussengrenzen der EU und nicht in der EU. Es sind Failed States, die auch auf der politischen Tagesordnung kaum eine Rolle spielen.

@12:
Den letzten Satz kann man leider noch fortführen.
Das Thema Rückkehr in einen veränderten Heimatstaat steht auch fast nie auf der Tagesordnung. Es geht immer um eine schnelle Eingliederung in das deutsche System, und oft man habe ich den Eindruck, dass ein Großteil der restlichen Welt von den engagierten Helfern schon aufgegeben wurde.

Es handelt sich bei den vielen der aktuellen Herkunftsländer um Länder mit einer großartigen kulturellen Tradition.

thomas weigle
thomas weigle
8 Jahre zuvor

. Die Schienenwege sind sowohl im Reich als auch in den besetzten Ländern ziemlich heftig bombardiert worden. Nur wurde eben nichts so schnell wieder in Stand gesetzt wie die Schienenwege,unter härtesten Bedingungen für die dabei eingesetzten Zwangs-, Fremd- und anderen Arbeiter. Wirklich und massiv behindert wurde der Schienenverkehr tatsächlich erst in den letzten Kriegsmonaten, als die Alliierten bereits nahe an den Reichsgrenzen bzw. im Reich selbst standen. In Bielefeld haben die Alliierten immer wieder das Eisenbahnviadukt bombardiert, im März 45 ist es dann gelungen. Das hätten die Alliierten sich durchaus sparen können( sie hatten dafür extra eine Monsterbombe gebaut, die die Brücke durch die von ihr ausgehenden Erschütterungen und Druckwellen zum Einsturz brachte), denn es war längst eine Umgehungsbahn angelegt, die bis 1964 in Betrieb war.
Berlin erlebte unzählige erlebte Bombenangriffe mit schwersten Zerstörungen der Schienenwege, ohne dass dies den für die Reichshauptstadt wichtigen Schienenverkehr lange beeinträchtigt hat.Diie letzte Züge fuhren noch als in Berlin selbst schon gekämpft wurde. Trotz heftigster Angriffe auf Industrieanlagen war die Rüstungsproduktion 1944 auf dem Höchststand . Die Wirkung des Bombenkrieges auf die Fähigkeit zur Kriegsführung und Vernichtungspolitik der Nazis wird gerne überschätzt, war in Teilen sogar kontraproduktiv, da sie eine JETZTERSTRECHT-Stimmung entstehen ließ, auch unter der Arbeiterschaft.

thomas weigle
thomas weigle
8 Jahre zuvor

Nachtrag. Mein Beitrag bezieht sich natürlich auf das von Sebastian erwähnte und oft gehörte Argument mit der Bombardierung der Schienenwege durch die Alliierten.

Robert Niedermeier
8 Jahre zuvor

Mit Leichen von Kindern wird von Künstlern Politik gemacht. Gut so. Das ist nämlich besser als eine Politik zu betreiben, die Kinderleichen produziert, wie es im Dritten Reich eben auch die Nazis taten.
Die EU mit dem Dritten Reich gleichzusetzen, ist zweifelsohne noch dümmer als Weiermanns Kommentar.
Doch Parallelen aufzuzeigen bedeutet, das brutale Ausmaß des barbarischen Umgangs mit Flüchtlingen deutlich zu machen. Und das ist wichtig und richtig.

Goldfischli
8 Jahre zuvor

Um Aufmerksamkeit heischende Künstler: <i>"Seht, ich kann ein Tabu brechen! HIER! ICH! ICH! ICH!"</i> Billig, aber dafür ekelhaft.
<a href="https://twitter.com/politicalbeauty">Politische Schönheit?</a>

Rambow
8 Jahre zuvor

Lieber Kollege Weiermann,
leider muss ich mich hier in die Kritiker einreihen. Der Text verletzt eindeutig journalistische Standards. Bei den Zitaten hätte zumindest ein Verweis auf die Textform, der sie entstammen, kommen müssen, eigentlich natürlich ein Link zum gesamten Text. Gerade, weil es sich beim ZpS um ein Kollektiv handelt, das auf der Grenze zwischen Theater, Kunst, Aktionismus, Propaganda und Politik arbeitet, ist es völlig unstatthaft, mit so kurzen Textbruchstücken zu arbeiten. Da kann man mit herausgelösten Zitaten, jedem alles untermogeln. Ich stelle mir gerade vor, was man alles Elfriede Jelinek vorwerfen könnte, wenn man nur die richtigen Textzeilen zitiert. Das ist vielleicht nicht zu 100% vergleichbar, aber auch das ZpS enthält eben einen großen Anteil an Kunst und Theater. Dem ist in der Berichterstattung unbedingt Rechnung zu tragen. Da muss mit Texten einfach anders umgegangen werden als mit einer Rede von Thomas de Maiziere zum Beispiel.
Des Weiteren halte ich nach wie vor den Vorwurf, das ZpS tue alles, was es tut, vor allem zum Zwecke der Selbstvermarktung für hohl und wohlfeil. Zunächst einmal ist es schlicht so, dass hier jemand hingeht und Tote aus Massengräbern exhumiert, gemäß ihrer Religion beisetzt und versucht, den Toten die Würde, die Identität und den Namen zurückzugeben. Daran ist nichts falsch. Und dass diese Toten damit auch noch auf das massenhafte Schicksal anderer Flüchtender hinweisen und vielleicht nach ihrem Tod noch dazu beitragen, dass andere nicht Sterben, ist sicherlich im Sinne dieser Verstorbenen. Das würde aber nicht funktionieren, wenn es einfach niemand mit bekommt.

Rambow
8 Jahre zuvor

Und noch etwas: Schauen wir doch einmal auf die ältere Aktion "Die Kindertransporthilfe des Bundes" und werfen dann dem ZpS noch einmal Geschichtsvergessenheit vor. http://www.politicalbeauty.de/kindertransporte.html

Gerd
Gerd
8 Jahre zuvor

@#2 Rainer Möller

"Tatsächlich hatte Roosevelt den Krieg nur durchsetzen können, indem er ihn als Verteidigungskrieg gegen Japan (mit Europa als Nebenschauplatz) inszenierte – und die meisten Amerikaner nahmen ihn beim Wort."

Das Gegenteil ist richtig. Im Dezember 1941 befanden sich die USA und das Reich bereits seit Monaten in einem unerklärten Seekrieg. Gegenüber Japan war FDR erheblich weniger aggressiv, da er Deutschland als Hauptfeind ansah. Selbst nach dem Angriff Japans konzentrieren sich die Krieganstrengungen auf Deutschland.

Urlauber
Urlauber
8 Jahre zuvor

Jetzt fehlt nur noch eine Femen-Aktion, wo die Frauen nackt auf einem Flüchtlingsschiff mitfahren…

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
8 Jahre zuvor

@22:
Die Femen-Proteste sind auch auf mediale Aufmerksamkeit gerichtet.
Die Frauen führen ihre Proteste aber oft direkt an der Quelle auf, d.h. sie gehe dahin, wo es weh tun kann.

Ich finde einige Aktionen sehr gelungen, andere sind aber eher verzichtbar.

Aimée
Aimée
8 Jahre zuvor

"..Die neue Aktion der Künstler ist durchaus streitbar…",
…nach einem längeren Blick auf die Homepage der ZPS muss man feststellen, man kann heute mit allem Geld machen und die Geschmacklosigkeit kennt keine Schmerzgrenze!

Dass die Zustände u.a. für Flüchtlinge schon immer eine Katastrophe war, in den Nachbarländern noch viel mehr (das ist aber für den zukünftigen deutschen "Sponsor" der ZPS wohl ohne Belang) interessiert nicht…
…aber die ZPS hat zumindest eine Marktlücke gefunden, nicht dass sich irgendetwas ändert, aber um mit dem Elend noch ein Geschäft zu machen!

Zusehen ist schlimm, aber damit Geld verdienen (und dies ohne Risiko) ist wohl die widerlichste Art vom Elend zu partizipieren!

Kunst&Journalismus
Kunst&Journalismus
8 Jahre zuvor

: Wo siehst Du, dass das ZPS mit "Elend" Geld verdient?
Falls Du auf die aktuelle Crowdfunding-Kampagne hinweist, solltest Du Dich informieren, was mit den Spendengeldern geschieht. Oder meintest Du etwas anderes?
Es ist immer einfacher, etwas Infames in den Raum zu stellen als sich zu informieren.
@Sebastian Weiermann: Ich finde es geschmacklos, bei den Spendengeldern davon zu spreche, sie seien für ein Spektakel. Am Dienstag hat von dem Geld u.a. eine Beerdigung stattgefunden. Wer verhält sich hier eigentlich pietätlos?
Nach wie vor bitte ich um Quellenangabe. Es kann nicht sein und ist nicht statthaft, am wenigsten für einen Journalisten, etwas derart heftiges zu unterstellen (Holocaust-Relativierung) und dann schlicht und schlapp zu sagen, man könne es ja auf der Homepage nachlesen. Hallo? Wenn hier aus einer Rede eines Politikers zitiert werden würde, würde man auch die Quelle genau angeben und nicht auf die Homepage des Bundestages verweisen, wo man alles nachlesen könne. Also bitte noch einmal: Bitte nenne den Text und die Quelle, wenn Du so etwas in den Raum wirfst!
Mit Sicherheit geht es für das Kollektiv nicht weiter im Normalbetrieb wie Du schreibst. Da haben Leute ein halbes Jahr in fünf Ländern recherchiert und arbeiten nun die Ergebnisse auf, wenn man so will. Eine Schnittstelle aus Kunst, Politik und investigativem Journalismus. Kontinuierliche Arbeit.
Man kann bei dem Thema Geld auch blind hingehen und um sich treten-mit dem Geld, das irgendein soziokulturelles Zentrum sammelt, könnte man auch die Ehefrau eines syrischen Freundes nach Deutschland holen. Mit dem Geld, das der Freundeskreis den Ruhrbaronen spendet könnte man auch… Nun ja, ich weiss nicht wieviel Geld da reinkommt, aber damit könnte man auch Flüchtlinge unterstützen.
Merkst Du etwas?
Es ist Unsinn, derart zu argumentieren und Protest- und Unterstützergruppen gegeneinander auszuspielen.
Für mich bedeutet dieser Kommentar nur eines: Es ist Ausdruck einer Hilflosigkeit, bei der der Autor nach Sicherheit und Konstanten sucht, die er im Journalismus-Feld Faschismus und Holocaust sieht. Das sind die Themen, wo er sich auskennt und hier sucht er krampfhaft nach infamen Unterstellungen.

leoluca
leoluca
8 Jahre zuvor

@Sebastian Weiermann

Ich frage mich auch, ob Inszenierung oder Populismus wirklich erlaubt sind, wenn es darum geht, auf das anhaltende Flüchtlingsdrama im Mittelmeer aufmerksam zu machen.

Allerdings bin ich auch nicht in der Lage, darüber moralisch zu richten, wenn es einer tut.

Ich muss anerkennen, dass das Zentrum für Politische Schönheit schon im vergangenen Herbst mit 200 Aktivisten an die europäische Außengrenze fuhr, um auf die verfehlte Asylpolitik Europas aufmerksam zu machen, und dass es jetzt gute Gründe dafür sieht, zu sehr drastischen Mitteln zu greifen, um eine öffentliche Debatte auszulösen. Die Aktivisten stellten eigene Recherchen an und entdeckten nach eigener Aussage Massengräber im griechischen Hinterland, Leichen in einem kaputten Kühlhaus, in Plastiksäcken, weitere anonyme Gräber auf Sizilien.

Gewiss ist die künstlerische Aktion, die daraus entstand, beklemmend. Auch mir ist das zu sehr Spektakel. Aber der Vorwurf der bloßen Selbstvermarktung an die Aktionisten ist nicht minder dumm.

hegel
hegel
8 Jahre zuvor

ich hab mir jetzt die seite vom zps angeschaut, und was ich bezüglich holocaust gefunden hab, war folgende aussage:
"Zwei alliierte Bomben auf die Krematorien II und III in Birkenau-Auschwitz hätten die Tötungskapazität von Auschwitz um 75 % reduziert."

schätze mal, dass das gemeint war, als hiervon die rede war:
"In einer etwas unvermittelt dastehenden Abhandlung über Genozide werden die Künstler zu Kriegsstrategen und erklären den Alliierten, sie hätten die Gleise nach Auschwitz doch 1944 bombardieren können."

was ich nicht gefunden habe (vielleicht bin ich ja zu blöd dafür), war die aussage, dass sich „zwei Völkermorde in Afrika und Asien ereignen, die die Ereignisse des Holocaust in den Schatten stellen“.

ich muss glaube ich nicht erklären, warum jeder, der so eine these stellt, sich selbst ziemlich diskreditiert. vor allem auf die letztere aussage bezieht sich eigentlich die gesamte kritik, da wäre ein genauer beleg eigentlich selbstverständlich.

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

Solche Aktionen -ungewöhnliche, spektakuläre, höchst umstrittene-, können mehr als andere dazu beitragen, daß den Menschen, den Gesellschaften, den Staaten der sog.westlichen Wertegemeinschaft angesichts des Elendes von weltweit ca. 6o Mio Flüchtlingen bewußt wird, wie riesig die Differenz ist zwischen einerseits der sie vorgeblich ausmachenden Idee, ihrem Paradigma, ihrer tagtäglichen Beschwörung " der unantasbaren Würde eines jeden Menschen" und anderseits ihrem Verhalte all denen gegenüber ist, die millionfach menschenunwürdig zu leben haben und denen nicht einmal der unsere Zivilisation vorgeblich ausmachende Respekt vor der Würde der Toten geschuldet wird.

Die hier diskutierte Aktion mag man gutheißen, mag man kritisieren, mag man ablehnen, aus welchen Gründen auch immer. Hoffentlich bleibt dabei das Wesentliche nicht auf der Strecke, nämlich das Nachdenken über die Fragwürdigkeit des vorgeblichen Fundamentes der sog. westlichen Wertegemeinschaft , nämlich das Nachdenken über die in den Staaten und Gesellschaften der "westlichen Welt" gelebte Wirklichkeit der Idee von der unantastbaren Würde eines jeden Menschen.

Ich habe keine auch nur ansatzweise realisierbar erscheinende Idee, wie der Problematik, der Dramatik des Flüchtlingselendes -des weter anwachsenden- weltweit, konkret in Europa, begegnet werden kann. Und gerade deshalb bin ich mir tagtäglich mehr und mehr des Dilemmas bewußt, einerseits von der Idee der unantastbaren Würde eines jeden Menschen überzeugt zu sein, anderseits ihre alltägliche Mißachtung -im großen und im kleinen-hinzunehmen einhergehend mit den das eigene Gewissen ein wenig ruhigstellenden Bemühungen, hier und da zu helfen, wenn es um geflüchtete Menschen geht, die in der Gemeinde, im Wohnquartier leben.

Ich frage mich, ob und inwiefern das Nachdenken und das Diskutieren über den Holocaust -wieder einmal und hier für mich nicht angebracht- oder Eröterungen darüber, ob und ab wann die Kriegsallierten vom Holocaust Kenntnis hatten und ob sie daraus die "richtigen" Konsequenzen gezogen haben -eine Disk., die ich hier ebenfalls für sachfremd halte-, damit erklärt werden können, daß "man" sich so einer Auseinandersetzung mit dem eigenen, dem ganz aktuellen persönlichen Dilemma zu entziehen versucht, das ich vorstehend für mich umschrieben habe.

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

Aus dem Text:

„Das ZPS geht davon aus, dass das 21. Jahrhundert das genozidalste Jahrhundert in der Weltgeschichte werden wird. In Afrika und Asien wird es zu Opferzahlen kommen, die das 20. Jahrhundert weit in den Schatten stellen.“

Das ist ein gewagte These, wenn man die genozidalen Opferzahlen des 20. Jahrunderts nur grob addiert. Aber ansonsten ist der Text zum agressiven Humanismus hoch interessant und alles in allem lesenswert. Siehe:
https://medium.com/@politicalbeauty/aggressiver-humanismus-3d091f8732a3

Was jedoch in diesem Aufsatz aus gutem Grund vermieden wird, ist die Frage nach der Gewalt zur Verhinderung von Genoziden, ja von massenhaften Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Wer sich im Nachhinein Bomben auf die Krematorien der faschistischen Judenvernichtung wünscht, muss sich aktuell auch Bomben auf den Palast von Assad, auf Putins Kreml, auf die Häuser von Führern der IS usw. usw. wünschen. Der muss sich Guantanamo genauso zum Bomben-Ziel nehmen wie die Gefangenenlager der Boko-Haram. Der muss Drohnen und jeder andere Art hinterhältiger aber äußerst schlagkräftiger Waffe einsetzen, weil nur diese sofort und umittelbar der Gefahrenlage der Opfer beheben.

Die Frage nach der Angemessenheit von Gewalt zum weltweiten Schutz der Menschenrechte wird bei den Aktivisten des Zentrums für Politische Schönheit schlicht ignoriert. Stattdessen wird kämpferischer Voluntarismus und künstlerische Entschossenheit zelebriert, ohne dabei zu riskieren, selbst unter Beschuss zu geraten.

Die Apathie der Massen gegenüber dem entschlossenen Kampf für die Menschenrechte, die vielleicht auch daran liegt, dass viele Menschen sehr genau wissen, was das in ganzer Konsequenz bedeutet, wird zum wohlfeilen und abwertenden Gegenbild des eigenen Heros stilisiert. Dazu passt auch der Holocaust als moralischen Großbegründung perfekt.

Das kann man als Künstler so machen. Für die, die wirklich täglich über Gewalt oder nicht Gewalt zu entscheiden haben, ist das allerdings nicht sehr überzeugend. Von politischer Schönheit ist dabei erst recht nichts zu sehen. Gewalt ist nicht schön, bzw. gibt es die Schönheit der Gewalt nur in der Kunst. Dem, dem die Gewalt real wiederfährt, geht dieser Art der Ästhetik deswegen und zu recht schwer auf den Geist.

Wer emotional beeindruckend miterleben möchte, was der Kampf für die Menschenrechte konkret und äußerst brutal für die bedeutet, die sich unmittelbar einmischen, dem empfehle ich den Film „Darfur – Der vergessene Krieg“ von 2009. Kriegt man auch als DVD.

Gerd
Gerd
8 Jahre zuvor

#27 hegel

"Zwei alliierte Bomben auf die Krematorien II und III in Birkenau-Auschwitz hätten die Tötungskapazität von Auschwitz um 75 % reduziert."

Die machen es sich einfach. Das gab damals keine Bomben mit Laser oder GPS Steuerung. Bei einem Angriff auf so kleine Ziele mit hoch fliegenden B-17/24 , hätte man das ganze Lager mit zerstört. Tief fliegende mittlere Bomber hätten das besser hin bekommen, aber frühestens auch erst ab dem Frühling 1944, da vorher kein Jagdschutz zur Verfügung stand.

twittere als schreiberzeichnerin @comicsusz

Zunächst:
Selbstverständlich darf Herr Weiermann das ZfpS kritisieren. Das Kollektiv arbeitet nicht nur in, sondern mit der Öffentlichkeit. Insofern ist der Text hier mehr als gerechtfertig. Ich war erleichtert, kritische Stimmen zu lesen.
(ach so, bin selbst Bildende Künstlerin)

Generell:
Natürlich kann Kunst immer etwas mit Tabu – und Regelbrüchen zu tun haben.
Aber das ist Präzisionsarbeit. Und das ZfpS baut seit geraumer Zeit einfach Murks.
Auch als Künstler rennt man nicht durch die Gegend und schmeißt mit den krassesten Begriffen wild um sich, weil einem nichts besseres einfällt und man unbedingt Öffentlichkeit haben möchte.
(Dafür ist RTL2 zuständig, glaube ich.)
Natürlich darf man das, nur ist es dann halt dumme Kunst.

Die Arbeit "Erster europäischer Mauerfall" fand ich wirklich überzeugend und präzise. Die verschiedenen Bilder, mit denen gearbeitet wurde – also diese furchtbare Grenze, die auch wieder eingerissen werden kann, die Menschen auf der anderen Seite mit den Mauerkreuzen, bei all dem entstanden Räume. Den Menschen wurde ein Gesicht gegeben, und der Bereich, in dem es weh tat, war mMn gerechtfertigt. Das, was an den europäischen Grenzen passiert, war zu der Zeit nicht im Fokus der Öffentlichkeit.

Aber seitdem ist mir nicht klar, was mit denen los ist:
Da gab es zum einen einen unsäglichen Vortrag mit Amnesty-International-Bashing, das billiger nicht hätte sein können. Eine Organisation, die wirklich schon vielen Menschen geholfen hat, wurde für ein paar einfache Lacher, gestrickt nach Harald-Schmidt-Muster, unter den Bus geworfen, um sich selbst als besser präsentieren zu können.
Und denen soll ich nun noch glauben, das es ihnen ernst ist mit ihrem Humanismus?
(Das ein Vergleich der Arbeitsmittel von Amnesty International und ZfpS einfach völliger Unfug ist, ist jedem Künstler, also auch denen, klar. Dem Publikum allerdings springt so etwas eher nicht sofort in's Auge. Ok, im Eifer des Gefechts kann man durchaus schon mal so daneben hauen.
Das passiert. Aber dann distanziert man sich später auch wieder davon und entschuldigt sich.)

Die Kritik an dem Genozid-Text würde in den Künstlerkreisen, in denen ich mich so bewege, auch nicht sehr anders ausfallen als das, was Herr Weiermann hier schreibt. Wir arbeiten nicht in einem luftleeren Raum.

Und die jetzige Aktion? Mit einem Titel, der Assoziationen an einen Zombie-Film weckt?
Aber gleichzeitig für sich in Anspruch nimmt, die Opfer würdevoll zu bestatten?
Moment:
(aus http://www.politicalbeauty.de/)

"Nächste Ankunft eines europäischen Mauertoten
Freitag, 19. Juni 2015, 12 Uhr
Wo? Friedhof Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof, Kolonnenstr. 24-25, 10829 Berlin
Wer? Muslimische Beerdigung eines Opfers der militärischen Abriegelung Europas
(Mann, 60jährig, Torturen / Überfahrt übers Meer nicht überlebt)"

Das Opfer ist in Klammern gesetzt. Das ist so dermaßen daneben, mir dreht sich seit Tagen der Magen um.
Schriftlich dargestellt als Nebensache. Wo es doch angeblich um das Gegenteil gehen soll.
Es passiert nichts von dem, was die für sich in Anspruch nehmen.
Statt dessen wird diskutiert, ob wirklich Leichname in den Särgen sind, ob es sich um tatsächliche Bestattungen handelt (verstehen Sie mich richtig, Grenzen der Kunst undsoweiter sind immer hochspannende Themen. Aber doch nicht in dieser Arbeit! Da hat das nichts verloren.
Nicht mit dem Anspruch, den die selbst an sich stellen.
Als Vergleich: ob das nun wirklich die tatsächlichen Kreuze waren, mit denen die Fotografien erstellt wurden, war für die damalige Arbeit irrelevant. Es blieb im Hintergrund.
Die Situation und die Fragen des Grenzen von Inszenierung etc stehen jetzt aber, ausgesprochen unglücklicherweise, viel zu sehr im Vordergrund.
Das ist handwerklich alles sehr unsauber gearbeitet.)

(Einziger Kritikpunkt an Herrn Weiermann:
Na, nun, doch, generell müssen Künstler schon auch nach Geld fragen dürfen. Die Sache mit dem Hungertuch ist auf Dauer gar nicht gut für den Einfallsreichtum.
Aber gut, es ist ja klar, dass ich das so einschätze.)

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
8 Jahre zuvor

"Natürlich darf man das, nur ist es dann halt dumme Kunst."
Damit haben Sie den Artikel in einem Satz zusammengefaßt. Ich bin beeindruckt.
Wann stellen Sie wo aus?

leoluca
leoluca
8 Jahre zuvor

Nimmt man die mediale Wirkung der Aktion "Die Toten kommen", so muss man sie leider als gescheitert betrachten. Das ist nicht gut, sondern schlecht.

Denn im Mittelpunkt steht die Frage nach der Legitimität dieser Kunstaktion, während die Absicht dieser aktionistischen Kunst ja war, die Politik zu beschämen. Schade. Die Not der Flüchtlinge ist riesig, eine politische Lösung ist nicht in Sicht – und daher ist Fantasie, die aufrüttelt, unbedingt gefragt.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

@#25: Spendenaufrufe für eine Beerdigung, die so nur stattfand, weil eine Gruppe selbsternannter "Künstler" sie für den geordneten Ablauf einer öffentlichen Kunst-Inszenierung mit Leichen benötigt, *sind* pietätlos, richtig. Fast, aber auch nur fast könnte man sich schon fragen, warum Sie die Leichen nicht einem anderen "Künstler" namens Gunther von Hagens überlassen haben…

leoluca
leoluca
8 Jahre zuvor

Hundert mal mehr als die Aktionskünstler, die am Rande der Pietätlosigkeit segeln, muss sich eine Politik schämen, die nicht willens ist, das hier zu verhindern:

Die Frau, die im Rahmen der öffentlichen Aktion beerdigt wurde, ist eine 34-jährige Syrerin, deren Name nicht bekannt gegeben wird. Ihre Geschichte steht exemplarisch für das Schicksal vieler. Gemeinsam mit ihrem Mann und drei Kindern flüchtete sie aus Damaskus über den Sudan, Ägypten und Libyen. Der Landweg über die Türkei nach Bulgarien war ihnen durch eine meterdicke Mauer aus Stacheldraht verschlossen, dem sichtbarsten Zeichen der europäischen Abschottungspolitik. Ihr Boot kenterte im Mittelmeer, sie und ihre zweijährige Tochter ertranken. Der Mann und die zwei überlebenden Söhne sind mittlerweile in einem nicht benannten Bundesland, dürfen jedoch auf Grund der Residenzpflichtbestimmungen nicht an der Beerdigung teilnehmen.

Aimée
Aimée
8 Jahre zuvor

Kunst & Journalismus
# 25
Von Ihrer Homepage "Grundüberzeugung ist, dass die Lehren des Holocaust durch die Wiederholung von politischer Teilnahmslosigkeit, Flüchtlingsabwehr und Feigheit annulliert werden und dass Deutschland aus der Geschichte nicht nur lernen, sondern auch handeln sollte…" http://www.politicalbeauty.de/Zentrum_fur_Politische_Schonheit.html

Wie sahen Ihre Lehren da im letzten Sommer aus, "Jude, Jude feiges Schwein.." waren Worte, denen verbale sowie non-verbale Taten folgten, direkt vor Ihrer Haustür in Berlin? Wenn man sich schon Nonchalance solcher Worte bedient "Holocaust", dann hätte man auch in Anbetracht von 100.000 Juden in Deutschland da ein Zeichen setzen müssen.
Ansonsten kann ich mich nur @Hegel # 27 anschließen!!!

Zu deiner direkten Frage:
: Wo siehst Du, dass das ZPS mit "Elend" Geld verdient?
Falls Du auf die aktuelle Crowdfunding-Kampagne hinweist, solltest Du Dich informieren, was mit den Spendengeldern geschieht. Oder meintest Du etwas anderes

Ich verweise da einfach auf Ihren Link: http://www.politicalbeauty.de/Unterstuetzen.html

Ich habe meine eigenen Erfahrungen u.a. vor Ort gemacht, wie vom Elend partizipiert wird und bei Ihnen geht es um Aktionen zu finanzieren. Es gab in Berlin ( nicht von Ihnen, via FB) ein "Solidaritätsfrühstück für die hungernden in Afrika. Ich hielt dies für geschmacklos, aber da kann man sich auch unterschiedlicher Meinung sein.
Fakt ist: Eine medienwirksame Beerdigung ist "nett" fürs PR, "nette" Bilder der Künstler, nur von dem Geld könnte man Leben retten.
Nehmen Sie das Geld und fahren in eins der Flüchtlingscamps z.B. in der Türkei oder dem Grenzgebiet, für das Geld retten Sie Leben…

Alreech
Alreech
8 Jahre zuvor

@leoluca
Die Frau flüchtete mit ihren Angehörigen aus Damaskus über den Sudan, Ägypten und Libyen nach Europa, weil der Landweg durch Bulgarien durch einen Zaun verschlossen ist ?
Was ist an Europa so besonders, das man als Flüchtling ausgerechnet dort hin fliehen muß, immerhin gibt es auch andere Gebiete in die man fliehen kann.
Saudi Arabien und die Emirate am Golf liegen z.B. sehr viel näher, haben die gleiche Kultur und es ist auch keine gefährliche Seereise nötig um sie zu erreichen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

@leoluca u. Alreech

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.fluechtlinge-aus-syrien-fast-6000-fluechtlinge-sollen-zurueck-nach-bulgarien.a41774a5-4b62-4cd4-8801-31a3e3bd78fd.html

Dieser Zaun besteht neben einem 30km langen Teilstück einer 270km langen Grenze zur Türkei (http://www.deutschlandfunk.de/fluechtlingsabwehr-bulgarien-stellt-grenzzaun-zur-tuerkei.795.de.html?dram:article_id=292518) real nur aus der Weigerung Bulgariens, einmal eingereiste und dann aufgrund miserabelster Behandlung durch Fremdenfeinde weiterreisende syrische Flüchtlinge wieder zurückzunehmen.

Auf deutsch: da ist nix mit "steht exemplarisch für das Schicksal vieler" oder "eine meterdicke Mauer aus Stacheldraht". Evt. könnten wir mit einem Verzicht auf solche BLÖD-mäßigen Populismen eine echte Diskussion führen.

Urlauber
Urlauber
8 Jahre zuvor

@#38: Auch die Türkei halte ich für einigermassen sicher…

leoluca
leoluca
8 Jahre zuvor

Eine Reportage des Deutschlandfunks über den 30-Kilometer-Grenzzaun aus Stacheldraht zwischen Bulgarien und der Türkei und über die Motive der Flüchtlinge aus Syrien, in die EU zu kommen.
http://www.deutschlandfunk.de/fluechtlingsabwehr-bulgarien-stellt-grenzzaun-zur-tuerkei.795.de.html?dram:article_id=292518

@Klaus Lohmann
Den Satz , das Schicksal der im Mittelmeer ertrunkenen syrischen Frau sei exemplarisch für das Schicksal vieler Flüchtlinge – diese Aussage halten Sie also für eine Bildzeitungsparole, also sensationsheischend. Interessant.

leoluca
leoluca
8 Jahre zuvor

"Was ist an Europa so besonders, das man als Flüchtling ausgerechnet dort hin fliehen muß, immerhin gibt es auch andere Gebiete in die man fliehen kann… Und es ist auch keine gefährliche Seereise nötig um sie zu erreichen." – "Auch die Türkei halte ich für einigermassen sicher…"

Da regiert der deutsche Stammtisch aber kräftig.

Syriens direkte Nachbarn nehmen 97 Prozent der mehr als 3,3 Millionen Flüchtlinge auf. 1,2 Millionen von ihnen leben im Libanon, 1,1 Millionen in der Türkei und 620 000 in Jordanien. Selbst der Irak, der von den Milizen des "Islamischen Staats" massiv bedroht ist, bietet 230 000 Syrern Zuflucht; auch in Ägypten leben mittlerweile knapp 140 000 syrische Flüchtlinge.

Die UN suchen für viele Hunderttausende von ihnen Aufnahmeländer, in die sie umgesiedelt werden können. Dem stehen Aufnahmeangebote für nur etwa 60 000 Menschen gegenüber. Amnesty International kritisiert, es sei "besonders beschämend", dass die reichen Golfstaaten dazu bisher keine Zusagen gemacht hätten. In den sechs Ländern des Golfkooperationsrates, also Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Kuwait, Katar, Oman und Bahrain leben dennoch "Hunderttausende Syrer", wie Ariane Rummery vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sagt.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

@#41: Nö, ich halte den Satz schlichtweg für falsch, weil es dieses "Exempel" bei der Vielzahl der Flüchtlingsschicksale so nicht geben wird. Oder brauchen wir jetzt "Vorzeigeflüchtlinge", um Empathie zu zeigen?

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

1
leoluca -34-
Sh.letzter Satz:

"So ist es"!

2.
Erstaunt bin ich immer wieder, wenn ich nach der Lektüre diverser Disk.beiträge hier ben den Ruhrbaoren, registrieren muß, "man" wisse (!) (nicht man glaube) definitiv nicht nur, was die Menschen flüchten läßt, was die Menschen nach Europa , konkret nach Deutschland flüchten läßt, vor allem wisse man auch-alternativlos!!-, wie Europa, wie Deutschland damit umzugehen hätte.

Ich weiß das nicht.

Ich meine, hier und da einen gedantlichen "Eimwurf " machen zu können, u.a. hier bei den Ruhrbarone, , mehr aber auch nicht.
Und diese "meine Einwürfe" sind oftmals ehe von "Glaube und Hoffnung" und nicht von Fakten bestimmt und manchmal dem Versuch geschuldet, die weltpolitischen Realitäten, die machtpolitischen Interessen der internationalen Akteure, aber auch die gesellschaftspolitische Wirklichkeit in Deutschland, einschließlich der in "meiner SPD" auszublenden.
3.

Zudem habe ich den Eindruck, daß das von mir umschriebene Dilemma -sh.-29-im drittnn Absatz-, wohl ehe ein sehr persönliches und nicht zu verallgemeinerndes ist.

-Da gibt es einerseits die großartigen Idee von der unantastbaren Würde eines jeden Menschen mit der Folge, daß jedem Menschen durch jede Gesellschaft, durch jeden Staat ein Leben in Würde zuzugestehen ist. Das, und sonst ncihts, ist doch die Erzählung, ist der Mythos, die bzw. der unsere sog. westliche Wertegemeinschaft "in ihrem Innersten"ausmacht. Oder muß ich wider alle Bekenntnisse moralischer Kategorie, wider alle verfassungsrechtlichen Postulate in Deutschland und anderswo sagen, "in ihrem Innersten " ausmachen sollte?

Und da gibt es anderseits nicht nur das tatenlosen Hinnehmen der Existenz von Millionen Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen, da gibt es nicht nur die Gleichgültigkiet der großen Mehrheit der Menschen in der sog. westlichen Wertegemeinschaft gegenüber dem Leid, dem diese Menschen ausgesetzt sind, da gibt es nicht nur eine tiefe Ablehnung der nach Deutshcland flüchtenden Menschen, die sich immer dann wahrnehmen läßt, wenn Flüchtlinge vermeintlcih oder tatsächlich als Bedrohung des eigenen Wohlbefinden angesehen werden, da gibt es das Hinnehmen tausender toter Flüchltinge im Mittelmeer, da gibt es die Versuche, dieses Elend zu relativieren, indem Vergleiche angestellt werden zu menschenunwürdigen Zuständen in der Vergangenheit verschiedenster Gesellschaftsordnungen und zu Menschheitsverbrechen von Staaten wie auch immer idologisch, religilös begründet.-

Dieses "Einerseits und Anderseits" ist keine abstrakte Größe, der ich mittels einer Diskussion in einem philosophisch-teololgischem-politschem Seminar -oder per Disl.hier bei den Ruhrbaronen-beikommen bzw. der ich mich so entledigen kann, sondern dieses "Einerseits/Anderseits"ist für mich ein mich ganz konkret belastendes Dilemma, das ich registriere, aus dem ich aber nicht herauskomme, auch dann nicht, wenn ich gelegentlcih in Wort und Tat im Einzelfall zu helfen versuche, wenn es um einen Menschen geht, dem – z.B. als Füchtling- seiner Würde wegen zu helfen ist.

Die Diktion in dem einen oder dem anderen Beitrag hier bei den Ruhrbaronen zeugt von einer Selbstgewißheit, der ich wegen des von mir wahrgenommenen Dilemmas nicht begreife.

4.
Meinen Gedanken zur Flüchtlingsproblematik im allgmeinen und zu dem Wie der Möglichkeiten, "zu Hause"-im Wohnquartier, in der Stadt- tatkrkräftig dem einen oder dem andern nach Deutschland Geflüchteten zu helfen, konnte ich heute Einiges an Fakten, an Ideen hinzufügen nach dem Lesen der TAZ.

Die TAZ geht heute in einem 8 (!!)seitigen Dossier anläßlich des Weltflüchtlingstages auf die Problematik ein.

Schlagzeile auf der TAZ-Titelseite:

"Flucht nach vorn"
Dossier: Die Angst vor dem Fremden. Wo sie herkommt. Und wie man damit umgeht. Fragen, Antworten, Argumente -und Beispiele, die Hoffnung machen -S.2-8.

Ich empfehle die Lektüre dieses 8 seitigen TAZ Dossiers. Sie könnte dazu beitragen, die hier laufende Diskussion zu erweitern; ich vermeide das Wort "vertiefen".

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

Mit dem Flüchtlingselend dieser Welt ist die Kunst, egal in welcher Form, maßlos überfordert. Das Problem ist nur, dass die Künster das nicht wahr haben wollen, weil sie von ihrer Selbstüberschätzung leben müssen/wollen. So wird Kunst zur Lächerlichkeit und Künstler zu Karrikaturen ihrer selbst.

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

Ergänzend zu -44-abschließend – noch eine Empfehlung:

Kolumne von G.Diez in SPIEGEL-online; "Berichterstattung über Flüchtlinge"-die unerwünschte Katastrophe-.

Diez geht konkret auch auf den Umgang der Journalisten mit dem hier diskutierten Problem ein. Ich stimme ihm in seiner Meinung "ohne Wenn und Aber" zu

leoluca
leoluca
8 Jahre zuvor

Heute Abend geht das katholische Erzbistum Köln in eine spektakuläre Aktion:
http://www.tagesschau.de/inland/woelki-glocken-101.html

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

leoluca
-47-
Und das ist gut so.
Also: "Jeder, so gut wie er kann,jeder so wie es zu ihm paßt und so spektakulär, wie es gefällt:
"Künnsterr.so , das Kölner-Ezrbistum so….und, und……".

Unabhängig von dem hier anstehenden Problem frage ich mich als Katholik, ob mit dem, was Papst Franziskus sagt und macht, der eine oder der andere Kardinal sich ermutigt fühlen könnte, rregelmäßig ebenfalls das zu sagen und das zu tun, was er seines Glaubens wegen für geboten hält, auch wenn oder gerade weil das dann den Vorstellungen widerspricht, die man gemeinhin mit der kath.Kirche, mit dem Papst, mit den Kardinälne verbindet. Das könnte auf Dauer dem christlichen Glauben, dem Christentum, spezill der kath.Kirche, den Gläubigen und – hoffentlich -der menschliche Gemeinschaft insgesamtr gut tun. Wenn der Papst oder jetzt der Kölner-Kardinal mit dem was sie sagen, mit dem was sie tun, so manches sog. konservative Kirchenmitglied oder Manchen in einer sog.christlichen Partei gegen sich aufbringen, dann sehe ich darin eine Bestätigung dafür, daß die neuen Wege, die in der kaht..Kirche unter Papst Franziskus beschritten werden, die richtigen sind.

Dazu gehört "im kleinen" das demonstrative Läuten der Glocken am heutigen Abend, das zumindest kurzzeitig die Menschen aus ihrer Gleichgültigkeit gegenüber den toten Flüchtlingen aufschrecken kann so wie im großen die neueste "Erklärung" des Papstes zum Umang der Menschen mit der Welt und mit allem Leben auf ihr.

Urlauber
Urlauber
8 Jahre zuvor

Was mich bei dieser Diskussion mal wieder stört:

Anstatt ÜBER Flüchtlinge zu reden, könnte man ja auch mal MIT Flüchtlingen reden.

Aktuell würde mich einfach mal interessieren, was die Flüchtlinge vom Dortmunder Asyl/Protestcamp von dieser Kunstaktion halten, Herr Weiermann war doch schon vor Ort, kann man dazu nicht einen Artikel bringen?

Kunst&Journalismus
Kunst&Journalismus
8 Jahre zuvor

Aus einer Stellungnahme des Zentrums:

"Stellungnahme des Zentrums:

Es heißt, wir beerdigten Flüchtlinge „aus Protest“ (Tagesschau, Die Welt, Tagesspiegel). Wie kann man einen Menschen „aus Protest“ beerdigen? Jeder Tote verdient eine würdige Bestattung.

Das Zentrum für Politische Schönheit hat am Dienstag gegen alle Regeln der Wahrscheinlichkeit eine Mutter, die bei ihrer Einwanderung nach Europa durch unsere Untätigkeit ertrunken ist und die von den Behörden als „unbekannt“ auf Sizilien christlich verscharrt wurde, exhumiert und zu ihren Liebsten überführt. Wir haben am Freitag einen sechzigjährigen Einwanderer, der durch die Höllentortur des Mittelmeers kollabiert ist und dessen toter Körper von den Behörden zehn Wochen (!) beschlagnahmt wurde, um von den Angehörigen ein Geständnis gegen den Fluchthelfer wegen „Schlepperei“ zu erpressen, ausgelöst und vor den Augen der Weltöffentlichkeit mit Imam würdig bestattet.

Das Wunder des europäischen Denkens, das hier und jetzt von Deutschland ausgeht, verbreitet sich wie ein Lauffeuer in der Welt. Wir verbitten uns, dieses Wunder klein zu machen und uns in der Rolle von Protestierenden zu sehen. Die Beerdigung von Menschen kann und wird niemals „Protest“ sein. Es gibt massiven Protest gegen die Beerdigungen von Einwanderern. „Flüchtlingsleichen“, wie einige Medien sie bedenkenlos und widerwärtig nennen. Wir kennen nur die Leichen von Menschen. Wir leben den Verantwortlichen vor, wie sie mit den Opfern ihrer Abschottungspolitik umgehen müssen. Dagegen gibt es Protest. Viel Protest – auch nichtsichtbaren. So haben wir Imame, Friedhöfe, Pfarrer auf dem Weg verloren. Man sollte nicht vergessen, dass die größte deutsche Partei den Namen "christlich" im Titel trägt und dass deren gottlose, unchristliche und menschenverachtende Hinterhältigkeit größer ist, als wir es je für möglich gehalten hätten. Dennoch gilt bis zuletzt: die Schönheit rettet die Welt.

http://www.die-toten-kommen.de&quot;

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