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Nie wieder sportliche Großveranstaltungen von Weltrang in Deutschland?

Olympische Ringe. Quelle: Wikipedia; Lizenz: gemeinfrei
Olympische Ringe. Quelle: Wikipedia; Lizenz: gemeinfrei

War es das für die Pläne in diesem Lande in nächster Zeit eine sportliche Großveranstaltung von Weltrang durchführen zu können?

Mit knapper Mehrheit lehnten die Bürger in Hamburg und Kiel am gestrigen Sonntag die Pläne ab, die Olympischen Sommerspiele des Jahres 2024 nach Deutschland zu holen.

Dier Bewerbung ist damit geplatzt, noch bevor es damit so richtig ernst wurde. Nachdem auch bereits die Bewerbung von München um die Winterspiele des Jahres 2022 vor rund zwei Jahren am Widerstand der Bürger scheiterte, ist auch der nächste Anlauf in diese Richtung damit nun Geschichte.

Und es stellt sich die grundsätzliche Frage, ob es so überhaupt noch Sinn macht eine solche Sportveranstaltung nach Deutschland holen zu wollen. Vieles deutet aktuell darauf hin, dass die Fußball Weltmeisterschaft 2006 die vorerst letzte sportliche Großveranstaltung von Weltruf war, die in diesem Lande ausgerichtet werden durfte. Weitere Bewerbungen dieser Art scheinen derzeit einfach keinen Sinn mehr zu machen.

Mich als Sportfan schmerzt das ja etwas, ehrlich gesagt. Ich hätte mir gerne auch einige Wettbewerbe der Spiele im Jahre 2024 hier vor der eigenen Haustür mal angeschaut, wenn sich die Gelegenheit dazu wirklich geboten hätte. Allzu häufig werde ich diese Chance zu meinen Lebzeiten wohl nicht mehr geboten bekommen.

Natürlich wäre es ohnehin auch noch gar nicht fix gewesen, dass die Veranstaltung nach Hamburg gekommen wäre, selbst wenn die Bürger gestern dem Vorhaben grünes Licht gegeben hätten, denn schließlich ging es hier erst um eine Bewerbung. Dort wären u.a. mit Los Angeles und Paris auch noch namhafte Mitbewerber zu schlagen gewesen. Doch nun hat man sich bereits dieser vagen Möglichkeit beraubt.

Selbstverständlich, es gibt gute Argumente gegen eine solche Veranstaltung vor der eigenen Haustür. Die Liste dieser ist sogar ziemlich lang. Und dieses Land hat aktuell auch wahrlich andere Probleme als die Bewerbung um Olympische Spiele. Trotzdem bedaure ich persönlich das knapp negative Votum der Bürger gestern. Für mich wäre eine solche Bewerbung eher Chance als Risiko gewesen.

Aber so ist das halt in einer Demokratie. Alle Beteiligten haben angekündigt das Votum zu respektieren. Das gehört sich so. Auch wenn einem das Ergebnis dann persönlich nicht schmeckt.

Es scheint ja zudem auch kein Zufall zu sein, dass diese Wettbewerbe aktuell und in Zukunft vielfach in Ländern stattfinden, wo die Bevölkerung gar nicht erst gefragt wird.
Und so traurig ich diese Entscheidung im Kern auch finde, lebe ich doch gerne in einem Land wo die Meinung der Bevölkerung eben noch eingeholt wird, auch wenn einem diese Mehrheiten dann eben nicht immer gefallen.

Und vielleicht besuche ich dann im Jahre 2024 ja die Spiele in Paris. Ist ja auch nicht so viel weiter entfernt vom Ruhrgebiet aus…

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Serge
Serge
8 Jahre zuvor

Tja, die deutschen Bonzen und die Hamburger Pfeffersäcke haben sich verrechnet. Der Super-GAU ist eingetreten: es gibt nichts zu verdienen & abzusahnen.

"Mich als Sportfan schmerzt das ja etwas, ehrlich gesagt."

Mir fehlt die Definition von Sportfan, aber wenn Sie damit Leute meinen, die gerne anderen beim Sport zusehen, dann gibt es doch die Lösung, dass Sie und ähnlich Gesinnte Geld einsammeln – Crowdfunding ist ja groß im Mode – und die "Spiele" privat finanzieren.

Thorsten Stumm
8 Jahre zuvor

@Serge
Welcher Super-Gau denn ? Hier ging es darum sich überhaupt erstmal zu bewerben….und ob man sich gegen die Konkurrenz überhaupt durchgesetzt hätte…

Für Sommerspiele müssen Städte schon eine gewisse weltweite Wahrnehmung haben um überhaupt eine theoretische Chance zu haben. Und gibt es in Deutschland nur drei von. Berlin, München und Hamburg….das mit Leipzig war eher ne Lachnummer.

Deutsche BürgerInnnen sitzen halt auf einem moralisch ziemlich hohen Ross. Es nützt aber nix…die Mehrheit der Weltbevölkerung, und damit der SportlerInnen, lebt in nicht demokratisch regierten Ländern. Das bildet sich bei den Sportverbänden ab….und das wird sich auch nicht ändern.

Und was die Kohle angeht: In der Mehrheit der Sportarten ebi Olympia wird kein Geld verdient aber SportlerInnen müssen trotzdem verdammt hart trainieren, eine Leben unter ständiger Dopingkontrolle führen und aus reiner Freude am Wettkampf einige Entbehrungen auf sich nehmen. Für sie sind die Spiele da…nicht für uns Coachsurfer und Kapitalismuskritiker.

Ich treffe bei meinem Radtraining häufig den Deutschlandachter. Die Jungs darin haben meinen grössten Respekt….sie opfern viel für ihren Sport…sehen keine Cent….und selbst wenn sie gewinnen kennt niemand ihre Namen….sie tun es weil sie es können und die Besten sein wollen….

Hast Du davon irgendwas in deinem Leben ….

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Wer nach der Finanzkatastrophe mit der Elb-Philharmonie in echt geglaubt hatte, er könne ein 6,7-Mrd-Investitionsloch den eigenen Bürgern als "Chance" oder wahnhafte "Vision" verkaufen, der muss nun mal dringend zum Arzt. Das haben die HH-Bürger mitleidsvoll erkannt und entsprechend abgestimmt. Danach dürfen sich Stadtplaner wieder der realen Aufgabe stellen, mit vernünftigen Investitionen ihre Stadt zu entwickeln, anstatt planerische Faul- und Dummheit durch gefakte Almosen eines durch und durch korrupten "Weltsportsystems" zu vertuschen.

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

Die Bürgerinnen/Bürger Hamburgs haben sich mehrheitlich aus sehr unterschiedlichen Gründen gegen eine Bewerbung Hamburgs als Olympia-Stadt 2o24 entschieden. Da nie ein Land, nicht einmal eine Region Träger olympischer Spiele sind, sondern stets eine Stadt, war es m.E. gut begründet, daß die Stadtbürger Hamburs abgestimmt hat, nicht die Menschen einer Region oder gar die gesamte Bevölkerung in Deutschland.

Und – m.E. ebenfalls gut begründet,-haben Bürgermeister und Senat der Stadt vorab erklärt, daß Bürgervotum zu akzeptieren.

Also insgesamt ein Ereignis, das im besten Sinne Freiheit und Eigenständigkeit der "Bürgerkommune Hamburg" unterstreicht.

Was bedeutet das für Deutschland im allgemeinen, für den Sport im besonderen?

M.E. nichts, was langfristige und was substantiele Auswirkungen positiver oder negativer Natur auf den den Staat und den Sport haben wird.

Mir war es egal, wie die Hamburger entscheiden würden. Insofern nehme ich das Votum gegen die Bewerbung als Olympia-Stadt emotionslos zur Kenntnis.

Mit Blick auf das Jahr 2o24 und darüber nachdenkend, wie es um Staat und Gesellschaft in Deutschland dann bestellt sein könnte, je nachdem, ob und wie weltweite Probleme bis dahin gelöst sein werden, ist die Antwort auf die Frage nach dem Austragungsort der olympischen Spiele in 2o24, konkret auf Hamburg bezogen, für mich unwichtig.

Micha
Micha
8 Jahre zuvor

Fussball EM 2024 könnte die nächste sportliche Großveranstaltungen in D sein. Immerhin sind die Chancen dazu ohne Olympia gestiegen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Und ihr glaubt ernsthaft, dass Deutschland bzw. der DFB nach diesem Skandal um seine völlig vernebelten Führungsköpfe und mitten in einem (hoffentlichen) Umbruch bei FIFA und UEFA noch Chancen auf 2024 hätte?? Gewagt;-)

Thomas Weigle
Thomas Weigle
8 Jahre zuvor

Eine EM kann nicht jeder ausrichten, D. hat in Sachen Ausrichtung großer und nicht so großer Sportevents einen guten Ruf, nicht nur in Sachen Organisation, so dass in Sachen EM24 die Messe noch nicht gesungen ist.

Thorsten Stumm
8 Jahre zuvor

Echt, euch fällt als Alternative zu Olympia nur der Profi- Fussball ein.
Nur mal so zu Info was olympische SportlerInnen so gefallen lassen müssen:

https://www.facebook.com/claudia.pechstein/posts/1077965305547026?pnref=story

Und dank Herrn Maas droht sogar Gefängnis…..

Thomas Weigle
Thomas Weigle
8 Jahre zuvor

"Frankfurt hat eine Skyline wie Minneapolis und die Einwohnerzahl von Nashville". hörte ich letzt einen Amerikaner schmunzeln. Ich glaube ähnliches lässt sich auch von HH und M sagen. Es fehlt einfach die Größe für OS, die weltweit beeindruckt. Was so schlimm auch wieder nicht ist, so lange der Tourismus boomt.

Andi
Andi
8 Jahre zuvor

Olympia ist ein aufgeblasenes und durchkommerzialisiertes Showevent geworden, da halte ich es für ein sehr gutes Ergebnis, dem nicht noch Steuergelder hinterherzuwerfen. Sportstätten gehören zur öffentlichen Daseinsvorsorge, zur essentiellen Infrastruktur einer Gesellschaft, aber das schließt olympische Sportstätten nicht wirklich ein. Wenn nur ein Teil des Geldes, das direkt oder indirekt in prestigereiche Neuerrichtungen geflossen wäre, in den kommenden Jahren in kommunale Sportanlagen investiert wird ist dem Sport mittelfristig sicher weitaus mehr gedient als mit so einer sauteuren Wunderkerze.

Gerd
Gerd
8 Jahre zuvor

Angesichts der Unfähigkeit der politischen Klasse -Elbphilharmonie, BER und S21- ist die Ablehnung von weiteren derartigen Prestigeprojekten durch die Bürger nur zu verständlich.

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

Demokratie ist, wenn es anders läuft als es sich die Spindoktoren und Kampagnenjournalisten gedacht haben. 🙂

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

@Thorsten #11: Und was müssen diese Athleten alles erdulden: http://www.zdfsport.de/rektionen-auf-doping-im-russischen-sport-40970574.html ?

ein anderer Stefan
ein anderer Stefan
8 Jahre zuvor

Ich denke, die Ablehnung war eine vernünftige Entscheidung. Politiker aller Couleur wetteifern seit Jahren darum, wer (Kaputt-)Sparweltmeister wird, aber bei Prestigeobjekten kommts plötzlich auf ein paar Milliarden nicht an. Das Geld ist besser in den Breitensport investiert und in vernünftige Stadtentwicklung als in so ein Riesenprojekt. Zudem hat der Spitzensport bzw. dessen Funktionäre es nicht geschafft, ein akzeptables Bild abzugeben. Die Korruption im Fußball (beim IOC weiß ich es nicht, aber das macht auch nichts – da gibt es jetzt einen Generalverdacht) , das Doping und die entgegen anderslautender Beteuerungen immer wieder zu beobachtende Verquickung von Sport und Politik sind sicherlich Dinge, die die Menschen zu einem Nein bewogen haben. Die schon genannten Debakel bei Großprojekten, von denen die Hamburger ja nun eines direkt vor der Nase haben, tragen auch nicht dazu bei, das nächste Großprojekt positiv zu bewerben. Nee, passt schon so.

teekay
teekay
8 Jahre zuvor

Einer der besten Beiträge zu dem Thema 'Die heimlichen Kosten Olympias' in der SZ von Martin Mueller:
"Die Bewerbung sieht vor, dass im Herzen der Stadt, an der Elbe und den Hafenbecken, ein neuer Stadtteil entsteht. Die Olympischen Spiele sollen dafür Geld aus den Kassen des Bundes nach Hamburg spülen. Ein als Sportveranstaltung getarntes Stadtentwicklungsprojekt, von Dritten bezahlt – was für ein Plan!"
http://www.sueddeutsche.de/politik/aussenansicht-die-heimlichen-kosten-olympias-1.2741006

Martin Kaysh
8 Jahre zuvor

Großartige Leistung. Man brauchte nicht einmal einen Juchtenkäfer aus dem Baum zu schütteln oder Feldhamsterköttel auszugraben.

Carlos
Carlos
8 Jahre zuvor

Ich denke bei solchen Umfragen immer an die nette Begebenheit, als unser Dorffußballverein in die erste Bundesliga aufstieg.

Stadion ausgebaut für schlappe 15 Mio. Euro aus der Stadtkasse. Mit u.a. mit meinen Steuergeldern.

Das "Fanhaus" (sechs hingestapelte alte Seecontainer) muss zusammengebettelt werden. Die Fans sind so blöd und gehen tatsächlich betteln, die örtliche Monopolpresse feiert jeden erbettelten Tausender mit Jubelberichten (hinterm Paywall)…

So viele Tischkanten habe ich gar nicht, wie ich knabbern könnte.

K. Schneider
K. Schneider
8 Jahre zuvor

Ich habe sowieso nie verstanden, weshalb man, wenn man gebotene kommunale oder regionale Infrastrukturprojekte verwirklichen will, das angeblich nur auf die Reihe kriegt, wenn man noch ein Stadion daneben stellt. Vielleicht haben viele Bürger in Hamburg sich das auch gefragt und keine Antwort bekommen.

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