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NRW-Rüttgers macht Rumänenschelte mit System

Noch am Freitag hatte sich NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) für seine Beleidigungen gegenüber Rumänen im Wahlkampf entschuldigt. Gestern hat die SPD dann ein weiteres Video veröffentlicht, in dem Rüttgers mit ähnlichen Tönen erneut die Rumänen beleidigt hat. Die Aufnahme wurde Ende August in Münster gemacht. Sie ist also noch vor der Entschuldigung von Rüttgers entstanden. Er sagt – Zitat:

Die kriegen die Produktion in Rumänien nicht in den Griff. In Rumänien kommen die Arbeiter nicht wie unsere Arbeitnehmer hier in Nordrhein-Westfalen morgens um sieben Uhr und bleiben solange wie der Betrieb ist. Und wenn’s sein muss, machen sie auch noch Überstunden. Die kommen, wann sie wollen, und gehen, wann sie wollen, und deshalb kriegen sie auch die Handys nicht mehr zusammengebaut."

Ich finde nicht erstaunlich, dass die politischen Gegner vermeidliche Skandale des politischen Gegners anprangern. Das ist normal. Es ist gut, dass die SPD dies hier im Fall von Rumänen-Rüttgers öffentlich tut, und die Story nicht hintenrum lanciert. Das ist gut.

Wir können uns also mit den Inhalten von Rüttgers Rumänen-Schelte beschäftigen. Und hier fällt mir auf, dass Rüttgers die Beleidigungen als eine Art rhetorische Formal in seine politischen Ansprachen eingebaut hat. Er wird also ähnliche Aussagen im Wahlkampf öfter gemacht haben. Er wird sie vor Publikum getestet und ziemlich sicher ihre Wirkung abgewogen haben. Gerade deswegen finde ich, kann man über diese Aussagen nicht einfach hinweggehen. Hier wird mit völkischen Ressentiments gespielt. Das darf ein deutscher Ministerpräsident nicht tun.

Die dahinter liegende Geisteshaltung der überlegenen deutschen Arbeitskraft über die faulen Balkanvölker teilen sicherlich viele. Deswegen ist es aber trotzdem falsch, an diese Geisteshaltung im Wahlkampf zu appelieren, den so verkommen die politischen Sitten. Unter dem Vorwand einfach Wähler am rechten Abrgund abzufischen, wird den Faschisten der Weg zurück in den Mainstream der Politik eröffnet.

Ich hoffe mit der Entschuldigung von Rüttgers verschwinden diese Formulierungen in Zukunft für immer aus den Wahlkämpfen in Nordrhein-Westfalen.

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Jens Matheuszik
14 Jahre zuvor

Angeblich soll er das ganze auch in Bonn gesagt haben (unter Anwesenheit von Angela Merkel). Wäre zu schön, wenn es davon auch ein Video geben würde.

Und am besten wäre es, wenn nicht nur solche Formulierungen in Zukunft aus den Wahlkämpfen verschwinden, sondern auch Jürgen Rüttgers selbst – daher: Abwahl 2010, denn die SPD hat für NRW die Kraft! 🙂

Stefan Laurin
Admin
14 Jahre zuvor

@Jens: Wird die „Kraft“ nicht vorher schon aussortiert? Oder wartet Ihr bis nach der Wahl? 🙂

Knuddelbacke
14 Jahre zuvor

Demagogie betreibt, wer bei günstiger Gelegenheit öffentlich für ein politisches Ziel wirbt, indem er der Masse schmeichelt, an ihre Gefühle und Instinkte appelliert, ferner sich der Hetze und Lüge schuldig macht.

Was Rüttgers öffentlich tut, ist nix anderes!!!

Burkard Schulte-Vogelheim
Burkard Schulte-Vogelheim
14 Jahre zuvor

„Abwahl 2010, denn die SPD hat für NRW die Kraft!“
Da schon besser die Kraftilanti, dann könnte es gelingen. Und die Anzeichen, aus der NRW-SPD den Clement auszutreiben, den Clement, den Rüttgers nur kopiert, sind vorhanden. Frau Kraft war die erste Landesvorsitzende, die ganzen Agenda-Wahnsinn infrage stellte, Frau Kraft könnte also die Kraftilanti sein, mit der die andere sozialdemokratische Partei koalieren will, könnt zum anderen die Kraft haben, eine der beiden sozialdemokratischen Parteien überflüssig zu machen. Ob allerings schon 2010 die Karten im Landtag neu gemischt werden, hängt wohl eher davon ab, wie weit bis dahin Union und FDP im Bund die Sau rausgelassen haben. Die Sau, mit rot-grünem Stammbaum. Schon hetzt Westerwelle kräftig gegen die „Sozialschmarotzer“.

Matthias
14 Jahre zuvor

So ist das mit den bösen Politikern. Die denken sich nicht mal nicht für jeden Wahlkampfauftritt eine neue Rede und neue Pointen aus. (Auch wenn man in diesem Fall über den Inhalt lieber vorher ein paar Mal scharf drüber nachdenken hätte sollen…)

Jens Matheuszik
14 Jahre zuvor

@Stefan Laurin (2):
Nur weil die Ruhrbaronen(dort vor allem David Schraven und Du) den Unsinn immer wieder weiterverbreiten, heißt es nicht, dass das stimmt.

trackback

[…] Jürgen Rüttgers zog auf einer Wahlveranstaltung mit folgenden Worten über Rumänen her: Die kriegen die Produktion in Rumänien nicht in den Griff. […]

Stefan Laurin
Admin
14 Jahre zuvor

@Jens: Mit welcher Landtagsmehrheit wird denn Kraft zur Ministerpräsidentin gewählt?

trackback

[…] man beispielsweise bei den Ruhrbaronen im Beitrag NRW-Rüttgers macht Rumänenschelte mit System hat das ganze jedoch System, denn wenige Tage später nach dem ersten Vorfall hat er die selben […]

Christian S.
14 Jahre zuvor

Der Jungliberale Matthias L. verteidigt den Hetzer-Rüttgers. Na sowas.

Matthias
14 Jahre zuvor

Ich habe nur gesagt, dass es nichts ungewöhnliches ist, dass Politiker bei mehreren Reden das gleiche/ selbe sagen – auch wenn es falsch ist. Das müsste euch bei der SPD doch bekannt vorkommen… 😉

Dass ich es nicht richtig finde, was Rüttgers gesagt hat, sollte eigentlich mit dem Satz „Auch wenn man in diesem Fall über den Inhalt lieber vorher ein paar Mal scharf drüber nachdenken hätte sollen?“ zum Ausdruck kommen.

trackback

[…] Rumänen: Rüttgers mit System … ruhrbarone […]

Jens Matheuszik
14 Jahre zuvor

@Stefan Laurin (8):
Ich bin kein Kristallkugel-Leser, deswegen kann ich Dir noch keine amtlich gültigen Endergebnisse für die Wahl in 2010 inkl. Sitzverteilung liefern. Sorry. Hätte ich dieses Talent, würde ich es auch erst einmal für’s Lottospielen verwenden.

Marvin Oppong
14 Jahre zuvor

Ich habe 2002 mal Rüttgers Parteikollegen Edmund Stoiber auf einer Wahlkampfveranstaltung in Münster gesehen, wo er gesagt hat: „Woran liegt es denn, dass die Ausländer so kriminell sind? …“. Stoiber hat die Frage offen gelassen, aber die suggierierte Antwort war meines Erachtens klar.
Das traurige ist, dass Rüttgers durch solche Äußerungen möglicherweise mehr stimmen gewinnt als verliert und ihm und seinen ausländerfeindlichen Parolen – nicht nur hier – auch noch die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Jens König
14 Jahre zuvor

Seine neuste Entgleisung (er will jetzt Präsident von Rumänien werden):

Die kriegen die Kosten in Bochum nicht in den Griff. In Bochum kommen die Arbeiter nicht wie unsere Arbeitnehmer hier in Rumänien für zwei Euro die Stunde mit dem Bus aus 150 km Entfernung. Und wenn?s sein muss, machen sie’s auch für 1 Euro die Stunde, 14 Stunden am Tag. Die Bochumer bekommen 12 Euro und wollen immer mehr, und deshalb kriegen sie auch die Produktionskosten nicht mehr in den Griff.“

(Nur nebenbei: Ich bin davon Überzeugt, dass Nokia nur Überkapazitäten abbauen wollte, die Bochumer Fertigung war schliesslich gewinnbringend, also ist es vom Kostenargument her natürlich Unsinn. Ich hab das jetzt auch nur geschrieben, weil banales Gerede, mit volksverhetzendem Anteil zumal, alles und nichts begründet und in jede Richtung funktioniert. Von daher ist Rüttgers Gerede völlig austauschbar. Er natürlich auch.)

trackback

[…] Fortsetzung der großen Koalition – und manchmal werden Wünsche war. Selbst der Rumänen-Ausfall von Ministerpräsident Rüttgers änderte am Erfolg der Union nichts. Anders sah es bei […]

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