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Pro NRW in Duisburg-Neumühl: Keine Rassisten, nirgends

An den beschaulichen Duisburger Stadtteil Neumühl haben die Kader von Pro NRW nur gute Erinnerungen. Beim letzten Besuch der rassistischen Splitterpartei vor einem Monat schlossen sich viele ortsansässige Bürger der Kundgebung gegen Flüchtlinge an und bejubelten Parolen wie „Kein Asyl in Neumühl“.

Nach diesem Dammbruch in der Geschichte der Partei war klar, dass es zu weiteren Kundgebungen vor Ort kommen würde – obwohl längst ausgemacht ist, dass keine Flüchtlingsunterkunft in Neumühl eingerichtet werden wird. Dennoch marschierten heute wieder etwa 50 Aktivisten, verstärkt durch einige dutzend Bürger aus dem Stadtteil, vom Marktplatz zum ehemaligen St. Barbara Krankenhaus, das kurzzeitig als eine der dringend benötigten Unterkünfte für Geflüchtete aus Syrien im Gespräch war. Die Aktion war erst kurzfristig in letzter Instanz vom Bundesverfassungsgericht genehmigt worden, genau wie eine weitere Kundgebung gegen die in Rheinhausen lebenden Roma, die noch am späten Nachmittag folgen sollte.

Auch wenn der direkte Zuspruch für die Hetzer um den ehemaligen Kölner CDU-Bezirksbürgermeister Jörg Uckermann dieses Mal gering ausfiel, ist im gesamten Stadtteil doch nach wie vor die rassistische Stimmung deutlich spürbar. Die Neumühler die vor ihren Häusern standen, waren der Kundgebung mindestens freundlich zugetan. Sie treibt zweierlei um: Die Angst vor den Fremden, kombiniert mit einem diffusen Neid auf die Sozialleistungen, die Kriegsflüchtlinge möglicherweise bekommen könnten – und andererseits ereifern sie sich über den Vorwurf Rassisten zu sein. Genau wie die Mitglieder von Pro NRW halten sie sich für missverstanden und schikaniert; und ganz sicher für alles andere als Rassisten.

Nur 300 Teilnehmer auf der linken Gegendemo

Ganz anders sahen das die Teilnehmer einer antirassistischen Demonstration, die um 12 Uhr vom Hamborner Rathaus aus nach Neumühl starteten. Die Demo blieb mit gut 300 Teilnehmern weit hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück. Obwohl die antiziganistische (Rheinhausen) und rassistische (Neumühl) Stimmung weit über Duisburg hinaus derzeit in aller Munde ist, war die bundesweite Mobilisierung ein absoluter Misserfolg. Ein Grund dafür könnte sein, dass es an der Zusammensetzung der Organisatoren im Vorfeld deutliche Kritik gab. So reagierten einige Gruppen mit Unverständnis auf die Einbindung des Linkspartei-nahen Netzwerks gegen Rechts, dass bisher eher durch Solidarität mit dem faschistischen Assad-Regime, denn mit seinen Opfern aufgefallen war – die ja nun in Duisburg Zuflucht suchen. Die nächste Veranstaltung des Netzwerks, noch in zeitlicher Nähe zum 9. November, ist ausgerechnet ein Aufruf zum Boykott israelischer Waren.

Ein Thema dass bei den Gegendemonstranten heute leider zu kurz kam war die antiziganistische Atmosphäre in weiten Teilen der Stadt und in den lokalen Medien. In dem sich die linke Demo unter dem Motto „Erinnern heißt handeln!“ vor allem an der Kleinstpartei Pro NRW abarbeitete, vergaß sie fast den Antiziganismus der bürgerlichen Mitte – also den der Medien mit dem von ihnen konstruierten Begriff des „Problemhauses“ bis hin zum abschiebewütigen Oberbürgermeister.

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Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor

Jörg Uckermann hat geredet? Schon witzig, dass eine sich bürgerlich nennende Partei immer wieder einen mehrfach Vorbestraften in die Bütt schickt.

Peter
Peter
10 Jahre zuvor

In dem sich die linke Demo unter dem Motto “Erinnern heißt handeln!” vor allem an der Kleinstpartei Pro NRW abarbeitete, vergaß sie den Antiziganismus der bürgerlichen Mitte – also den der Medien mit dem von ihnen konstruierten Begriff des “Problemhauses” bis hin zum abschiebewütigen Oberbürgermeister.

Habt ihr einen anderen Aufruf gelesen als ich? Rassismus der Mitte, problematische Berichterstattung und Stadtpolitik werden sehr wohl im Aufruf thematisiert:

https://9nov.blogsport.de/aufruf/

Etwa 200 An­woh­ne­rIn­nen ju­bel­ten den ras­sis­ti­schen Pa­ro­len der Rech­ten zu, wäh­rend sie gleich­zei­tig den an­ti­ras­sis­ti­schen Pro­test aus­pfif­fen und be­droh­ten.

Seit Mo­na­ten ist auch Du­is­burg-​Rhein­hau­sen Aus­tra­gungs­ort einer ras­sis­ti­schen Kam­pa­gne, in der Stadt­po­li­ti­ke­rIn­nen, Po­li­zei und Me­di­en den Ball den Ras­sis­tIn­nen und Neo­na­zis zu­ge­spielt haben, wel­che die­sen dan­kend auf­neh­men. Der Be­griff des „Pro­blem­hau­ses“, der von Ta­ges­zei­tun­gen und Po­li­tik für die Häu­ser „In den Pe­schen 3-5“ ver­wen­det wird, macht es bit­ter deut­lich: Nicht etwa die Ras­sis­tIn­nen, die gegen Men­schen aus Ru­mä­ni­en, Bul­ga­ri­en und an­de­ren Län­dern Stim­mung ma­chen und sogar ex­pli­zi­te Mord­dro­hun­gen aus­spre­chen wer­den als Pro­blem be­trach­tet, son­dern die Be­woh­ne­rIn­nen der Häu­ser selbst gel­ten als Ur­sa­che.

In dem an­ge­spann­ten Klima ist auch auf die Po­li­zei kein Ver­lass: Sie re­agier­te bis­her größ­ten­teils mit Un­tä­tig­keit, Ver­harm­lo­sung und man­geln­der In­for­ma­ti­ons­po­li­tik.

Sören
Sören
10 Jahre zuvor

Mich ärgert das der Artikel sich jetzt dermassen auf einige beteilligte Spinner Gruppen fest schiesst und deshalb die ganze Demonstration von „Erinnern heißt handeln“ schlecht redet.

Selbst die Polizei, die die Teilnehmerzahlen immer deutlich runter rechnet, spricht von 350 Teilnehmern.
https://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/50510/2594813/pol-du-demonstrationen-in-duisburg-haben-begonnen

Realistisch sind wahrscheinlich knappe 500 Teilnehmer. Auch wenn das für eine bundesweiten Aufruf nicht besonders viele sind kann man nicht von einem völligen Misserfolg sprechen. Es ist die größte antirassistische Demo in Duisburg seit langem gewesen und es gab koordinierte Versuche die Pro-NRW Demo zu blockieren. Das wurde von den meißten Vorort für Duisburger Verhältnisse als ein Erfolg wahrgenommen.

Ich weiß auch nicht ob der Autor auf einer anderen Demonstration war als ich aber zu behaupten eine Kritik des Antiziganismus, der sich auch quer durch die Stadtverwaltung zieht, ist keineswegs untergegangen. Antiziganismus wurde auf zahlreichen Transparenten (unter anderem dem Frontbanner) thematisiert und es gab einen sehr guten Redebeitrag vom Lautsprecherwagen dazu.

Insofern habe ich den EIndruck das die Veranstaltung zu Unrecht schlecht geredet wird weil man sich lieber an stalinistischen Spinnern abarbeitet. Das hat mit Sicherheit auch eine Gewisse Berechtigung ist aber in Anbetracht der zugespitzten Duisburger Verhältnisse völlig unangebracht.

Das BgA (Bündnis gegen Anitsemitismus Duisburg) hatte sich nicht nur erdreistet einen Demobilisierungsaufruf zu schreiben sondern tratt auch noch auf wie anti-antifa Fotografen, sprang um die „Erinnern heißt handeln“ Demo und machte Fotos.

Felix Christian
Felix Christian
10 Jahre zuvor

Indem die Demo knapp zwei Kilometer durch kleine Seitenstraßen eines Wohngebiets zog, und Neumühl dabei nur streifte, um zum Startpunkt der Pro NRW-Demo zu gelangen, lag der Fokus überdeutlich auf Pro NRW.

Der Westen spricht von 250 Teilnehmern, ich habe gut 300 gezählt. 500 ist eine absolute Übertreibung.

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