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S04 steht für das Revier – mit einem Geschäftsmodell von gestern

Die Ernennung des erfolgreichen B-Jugendtrainers zum Cheftrainer könnte eine zarte Andeutung sein, das sich das ändert. Dass in Herne-West eine Erkenntnis heraufdämmert, die in Lüdenscheid-Nord angesichts nahender Zahlungsunfähigkeit schon vor fast zehn Jahren einzog. Jetzt rächt es sich, dass S04 von seiner Pleite-Heimatstadt über ihre Stadtwerke (was sonst?) finanziell künstlich beatmet und damit so manche zwingende Konsequenz auf die lange Bank geschoben wurde.
Klaas-Jan-Huntelaar macht vor dem Anstoß immer ein Gesicht, als wolle er gleich jemandem den Hals umdrehen. Nichts spricht gegen diese aggressive Einstellung eines Stürmers, wenn er sie anschliessend in fußballerische Leistung umsetzt. Huntelaar und sein Star- und Sturmkollege Farfan liessen sich jedoch stattdessen von ihren cleveren Gegnern am Samstag vor allem zu Revanchefouls provozieren. Zu aggressiver Defensivarbeit in ihrer vorderen Linie, wie sie im erstklassigen Weltfußball heute Standard ist, liessen sie sich dagegen nicht hinreissen. Beim Freiburger Gegner dagegen waren alle 11 inkl. des Libero spielenden Torhüters ständig in Bewegung, mehr noch als der am Sonntag nur routiniert und wenig begeistert seine Pflicht erfüllende BVB.
Der Clou der Freiburger und Mainzer ist, dass es bei ihnen keinen Star gibt, der sich für irgendwas zu fein ist. Spieler mit solchen Anwandlungen werden erst garnicht geholt, und wenn es doch mal aus Versehen geschieht, verschwinden sie schneller aus dem Aufgebot, als man sich ihren Namen merken kann. Das spart nicht nur Ärger im Team sondern auch jede Menge Geld. Ihre Trainer haben nicht nur den Fußballer im Blick, sondern kümmern sich auch um Boden- und Realitätskontakt ihrer Spieler. Sie dürfen auch verlieren, sogar aus der 1. Liga absteigen und kommen trotzdem wieder, und wie es diese Saison aussieht, sogar ziemlich gewaltig.
Das Gerücht, dass S04 sich um den Mainzer Trainer Tuchel bemüht habe, spricht einerseits für ein Umdenken in einer der pleitesten Städte Westdeutschlands. Dass das andererseits zu BILD durchgestochen wurde, zeigt, wie vergammelt die Vereinsstrukturen immer noch sind, und ein vernünftiger und kluger Mann wie Tuchel besser beraten wäre, sich aus so einem Scheißladen rauszuhalten. Es war Jürgen Klinsmann, der 2004 die „Special-Relationship“ von BILD und Co. zur Nationalmannschaft beendete („Man muss den ganzen Laden auseinander nehmen“); auch sein Nachfolger Löw hat diese Strategie – Gleichbehandlung statt Privilegierung – beibehalten. Die Revolverpresse ist immer dafür gut, eine Mannschaft und einen Verein zu zerschiessen. Näher kann man sich dazu in Köln oder Berlin erkundigen – wo spielen die heute noch mal?
Der „Sportjournalismus“ hierzulande wäre noch ein Thema für sich. Weil er praktisch kaum existiert. FAZ und SZ pflegen exzellente Sportteile, eine Meinungsführerschaft in DFL und DFB haben sie damit nicht errungen, im Gegenteil. Im TV, egal ob Pay- oder Free-, egal ob privat (scheiß drauf) oder öffentlich-rechtlich (skandalös und empörend) gibt es praktisch nur Produktpräsentation ohne Journalismus. Klassisch das ZDF am Samstag, das sich nur für Stevens‘ bevorstehende Entlassung, aber praktisch überhaupt nicht für das Erfolgsgeheimnis des Freiburgers Streich interessierte (absolut lesenswert sein Spiegel-Interview vor wenigen Wochen, das leider nicht online erschien). Überflüssig und arm vom von uns bezahlten öffentlich-rechtlichen ZDF, und das noch kurz vor Mitternacht.
Schalke muss sich von diesem Schwachsinn lösen, von „Vorbildern“ wie Chelsea, PSG oder gar Real Madrid verabschieden, und sollte damit aufhören, dort die überteuerten Ersatzbänke abzugrasen. Vielleicht wäre es sogar besser für den Verein, wenn er den unsympathischen Sponsor Gazprom an die ebenso unsympathischen Bayern verlöre.
Schalkes A-Jugend ist erster in der Bundesliga West mit 39 Punkten aus 14 Spielen, 43:9 Tore.
Die B-Jugend von Trainer Keller ist ebenfalls Erster, alle 14 Spiele gewonnen, 73:10 Tore.
Torgefährlichster Schalker am Samstag war Julian Draxler.
So what?

Persönlicher Disclaimer: Ich bin zwar im gleichen Krankenhaus geboren, wie Olaf Thon und habe mein erstes Bundesliga-Spiel am 20.8.1966 in der Glückauf-Kampfbahn gesehen. Dort habe ich aber schon für Borussio Mönchengladbach gehalten (Endergebnis: 0:0; das Ergebnis des Rückspiels in der gleichen Saison in Mönchengladbach möchte ich aus Rücksichtnahme und Mitmenschlichkeit nicht erwähnen 😉 In der Herne- vs. Lüdenscheid-Frage betrachte ich mich also als neutral.

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L3v3l
L3v3l
11 Jahre zuvor

Der Text ist Deiner nicht würdig.
Lange nicht mehr so einen Quark gelesen.
„.. an Real Madrid orientieren.“ ROFL
„.. Scheißladen rauszuhalten“ Tsss
Das Gesicht von KJH vorm Spiel? Sieht Kevin G. anders aus?

Ehrlich, das war nix.

Hans
Hans
11 Jahre zuvor

Ein Text, der zumindest für mich unverständlich bleibt. Hab nicht so viel Ahnung von der Fußball-Szene im Pott, aber wenn ein Verein hier pleite gehen sollte, interessiert es mich. Schade, dass der Artikel für mich kryptisch bleibt.

Hans
Hans
11 Jahre zuvor

Hm, scheinbar habe ich sogar die Kern-Nachricht dieses krypischen Artikels missverstanden.

Martin Böttger
Martin Böttger
11 Jahre zuvor

Hallo Jungs,
tut mir leid, wenns zu kompliziert geworden ist.
Darum hier mal eine vereinfachte Zusammenfassung:
zuviel Geld – schlecht
zuviel Ausgaben – schlecht
zuviel Stars – schlecht
Stürmer, die nicht defensiv arbeiten – nicht mehr bundesligatauglich
zuviel Schulden – schlecht
Tuchel – gut
Streich – gut
BILD – böse
ZDF – reich an Geld aber arm an Verstand
kritischer Sportjournalismus – gut, aber sehr selten
Gazprom/Putin – böse, Bayern – böse, passen also besser zusammen (so wie Beckenbauer und Putin)
Schalker Jugendteams – sehr gut
darum:
Keller – vielleicht oder sogar wahrscheinlich auch gut
Manager Heldt – vielleicht gut, könnte sein.

Frank
Frank
11 Jahre zuvor

Das Kernproblem von Schalke ist das Kernproblem dieser Stadt: Angst vor und Verweigerung von Erfolg. Immer wenn sie den Sack zumachen könnten, vermasseln sie es absichtlich. Sie gönnen sich selbst keinen Erfolg, weil Erfolg mit der Erfahrung von Eigenverantwortung zu tun hätte. Das scheut man in Gelsenkirchen wie der Teufel das Weihwasser.

Man suhlt sich lieber in der Rolle des vom Schicksal Benachteiligten. Die Fans überhöhen den Verein dermaßen, dass es pathologische Züge annimmt. Grabstätten mit Blick auf die heilige Arena. Schalke über alles. So braucht man sich über das eigene Leben keinen Kopp zu machen – und kann sein Glück von Dritten abhängig machen, die natürlich die gleiche Mentalität haben und es deshalb auch nicht bringen.

Und wenn man dann wieder zurückgefallen ist, verkündet das Management des Mittelmaßes laut unangemessen hohe Erwartungen, die der Trainer leider nicht erfüllen konnte. Nee klar, der Huub ist schuld, dass man noch nicht da steht wie Real.

Es bleibt mir schleierhaft, wie man als so ein Verein Leute wie Stevens oder Slomka nach ein paar Niederlagen nach Hause schicken kann, anstatt froh und ihnen dankbar zu sein, was sie schon geschafft haben.

Schalke ist unreif.

Martin Böttger
Martin Böttger
11 Jahre zuvor

Jo, Frank, da könnte was dran sein, auch wenn Du es auch natürlich, wie ich, überspitzt hast. Aber man sollte die Hoffnung nicht aufgeben. Oder hältst Du Horst Heldt auch für so einen unprofessionellen Spinner? Und hat der Keller nicht gute Referenzen?
Weil es lange so war, muss es doch nicht so bleiben.

Michael Kolb
Admin
11 Jahre zuvor

Ich habe den Text auch ohne Martins Zusammenfassung verstanden… glaube ich, hoffe ich, denn ich bin nicht ganz so unvoreingenommen wie er, denn ich bin Anhänger der anderen Borussia…

Meiner Meinung nach steckt Schalke immer noch in der Vergangenheit, einer Vergangenheit, in der „viel Geld“ auch automatisch „viel Erfolg“ bedeutet hat. Ich kann ein Lied davon singen, denn tatsächlich brachte viel Geld, egal aus welcher Quelle es auch kommen mag, damals viel Erfolg, allerdings auch einen unglaublichen Absturz… oder zumindest den „Beinahe Absturz“… Damals gab es in Dortmund ein vom Erfolg besoffenes Management… tscha… hätte beinahe in der Gosse geendet. Wie auch immer, genau dieser beinahe Absturz fehlt in Gelsenkirchen. Ab diesem Zeitpunkt waren in Dortmund die Ansprüche bescheiden geworden, nicht wenige die es auch akzeptiert hätten, in sonst eine Liga abzusteigen, aber nein, das Schicksal wurde abgewendet, man konnte, man durfte sich neu aufstellen, neu konsolidieren… Nach dem damaligen traumatischen Erlebnis hätten die neuen Verantwortlichen des Vereins alles tun können, die Anhänger, die Fans hätten alles mitgetragen… nur nicht wieder am Rande des Abgrundes stehen…

Schalke hat dieses Tal der Tränen nicht mitgemacht, eher im Gegenteil… wahrscheinlich hat man sich über die Großmannssucht des Nachbarn sogar insgeheim gefreut, da konnte man weiter wirtschaften wie in den Jahrzehnten vorher auch… und gerade das geht heute eben nicht mehr… zumindest nicht ausserhalb von München, aber sogar die haben ihre Politik geändert, wenn auch nicht ihren Habitus, aber das ist niemandem aufgefallen…

To tell a long story short… ja, ich weiss, den Augenblick habe ich verpasst… aus der Sicht eines östlichen Nachbarn war es das denkbar dämlichste was die Verantwortlichen in Gelsenkirchen haben tun können, Stevens zu entlassen…

Michael Voregger
11 Jahre zuvor

Der Text trifft es ziemlich genau und ich habe ihn auch gleich verstanden. Mag daran liegen, dass ich schon seit schier unendlichen Zeiten mich mit dem Schicksal des Clubs verbunden fühle. Das ganze geschieht nach dem Motto: the same procedure …. Allerdings nerven die ständigen Wiederholungen der gleichen Fehler inzwischen ziemlich. Der Kollege Benjamin Kuhlhoff von den 11Freunden spricht inzwischen gar von einem Jahrhunderfehler. In den letzten Jahren hatten wir schon daran geglaubt, dass mit Ralf Rangnick endlich so etwas wie eine Idee vom passenden Fußball für die Knappen entstehen könnte. Nach dem bedauerlichen Ende dieser Phase hat der Hub das eigentlich optimal weitergeführt. Jetzt schlägt das Pendel wieder in die altbekannte Richtung und wird durch die Schwaben-Connection des Managers wohl noch weiter beschleunigt. Das macht wirklich keinen Spass mehr!

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

@Hans

Spannender als der Fußball den der FC Schalke 04 spielt, sind die ganzen verschwurbelten Mythen, Skandale und Pleiten rund um den Verein seit er das letzte mal Meister wurde und das ist bekanntlich schon über 50 Jahre her. Es gibt seitdem kein Jahrzehnt, in dem der Verein, der übrigens von den Nationalsozialisten während der NS Zeit gepuscht wurde wie kein anderer, nicht für Negativschlagzeilen sorgte.

Kleiner Abriss gefällig?

Die finanziell künstliche Beatmung des Bundesligisten durch die öffentliche Hand, von der Martin in seinem Artikel spricht, setzte bereits mit Gründung der Bundesliga 1963/64 ein. Schalke drohte der Lizenzverlust, weil der Verein seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen konnte. Um an Geld zu gelangen, musste der Verein das damalige Stadion, die Glück-Auf-Kampfbahn verkaufen. Käufer war die öffentliche Hand, nämlich die Stadt Gelsenkirchen.

Anfang der 70er Jahre war Schalke in den sogenannten Bundesligaskandal verwickelt. Spieler diverser Bundesligavereine, darunter auch namhafte Schalkeprofis wie Klaus Fischer, Stan Libuda, Klaus Fichtel, Rolf Rüssmann und neun weitere Vereinskicker ließen sich kaufen und manipulierten als Gegenleistung Fußballspiele. Die ganze Kiste flog auf und wurde mit teilweise lebenslangen Spielersperren bestraft, die allerdings nach und nach wieder aufgehoben wurden. 1975 leisteten sich in diese Zusammenhang einige Schalker Spieler darüber hinaus einen Meineid vor dem Essener Langericht, der mit einer Geldbuße geahndet wurde. Jeder normalsterbliche Nichtfußballer geht bei Meineid in den Knast. Hier drückten die Richter nicht nur sämtliche Augen, sondern auch Hühneraugen zu.

Die 1980er Jahre stieg Schalke dreimal in die zweite Liga ab und drohte erneut aufgrund finanzieller Probleme seine Lizenz zu verlieren. Gerettet wurde der Verein durch das finanzielle Engagement von Günther Eichberger, der sechs Privatkliniken besaß, welche wiederum durch Eichbergers Geldspritzen an Schalke in finanzielle Schräglage gerieten. Die Zeit war geprägt durch Filz, Korruption und Skandalen. 1993 trat Eichberger zurück. Schalke war zwar 1991 wieder in die 1. Liga aufgestiegen, die dafür notwendigen Spielerkäufe türmten sich allerdings erneut auf zu einem existenzbedrohenden Schuldenberg.

Das war die Stunde von Rudi Assauer, der bei Schalke nach und nach ein professionelles Management aufbaute. Parallel dazu verbesserte sich auch die fußballerische Leistung wieder. Mitte der 1990er Jahre kam dann zum ersten Mal Huub Stevens und mit ihm mehrere Erfolge in europäischen Wettbewerben. Mit den neuen Erfolgen wurde auch der Plan für den Arenabau konkretisiert, der bereits in der Zeit unter Eichberg geboren wurde und dessen finanzielle Belastung den Verein bis heute regelmäßig in Schieflage bringt. Das 2001 eröffnete Monstrum kostete 191 Millionen Euro.

Im Zusammenhang mit dem Arenabau, sollten die neu angelegte Straßen um das Stadion die Namen von Vereinslegenden bekommen. Hierbei stellte sich heraus, das ein Teil der Fußballstars von anno tobak tiefer mit dem Nationalsozialismus verstrickt war, als bislang bekannt. Fritz Szepan beispielsweise, Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft während der NS-Zeit, dessen Namensgebung am heftigsten diskutiert wurde, bereicherte sich nachweislich am Eigentum enteigneter Juden aus Gelsenkirchen. Empfehlenswert in diesem Zusammenhang das Buch des Historikers Stefan Goch: „Zwischen Blau und weiß liegt grau – Der FC Schalke 04 in der Zeit des Nationalsozialismus“. Aber das nur am Rande.

Zurück zum Arenabau und dem Schalker Schuldenberg: 2005 wurden die Namensrechte der Arena an die Veltinsbrauerei verkauft. Trotzdem summierten sich die Verbindlichkeiten auf über 200 Millionen Euro. 2006 wird Gazprom als Sponsor mit ins Boot geholt. Gazprom ist nicht unumstritten. Wir kennen das Unternehmen, an dem der Russische Staat die Aktienmehrheit hält, gemeinhin als Energiekonzern. Drüber hinaus kontrolliert der Gasriese allerdings über sein Tochterunternehmen Gazprom-Media zu einem Großteil die Russische Medienlandschaft. Wie sich diese Kontrolle auf die Berichterstattung in Rußland in den letzten Jahren ausgewirkt hat, bekommt man regelmäßig in den Nachrichten präsentiert. Die Pressefreiheit wird immer weiter eingeschränkt, nicht selten bezahlen regierungskritische Journalisten ihr Engagement mit dem Leben. Der FC Schalke spielt für Gazprom in diesem Zusammenhang eine ähnliche Rolle wie Exkanzler Gerhard Schröder. So wie Gazpromgerd Putin gegen Geld als Lupenreinen Demokraten zertifizert, wird dem Energieriesen Gazprom durch Schalke ebenfalls eine weiße Weste bescheinigt. Dafür gibt es 60 Millionen Euro und mehr.

Aber auch damit ist dem Pleiteverein nicht geholfen. Im Herbst 2009 drohte mal wieder der finanzielle Kollaps und es kam zu dem wohl bislang umstrittensten Deal in der Vereinsgeschichte. Ähnlich wie in den 1960er Jahren wurde der Verein mit Mitteln aus der öffentlichen Hand also wieder von der Stadt Gelsenkirchen gerettet. Volumen der Geldspritze: 25,5 Millionen Euro. Aber wie kann eine Stadt, die hochverschuldet ist und kurz vor der Haushaltsperre liegt noch mal eben soviel Geld locker machen?
Des Rätsels Lösung ist zum einen der Schattenhaushalt der Stadt. Man nahm einfach 20 Millionen Euro aus dem Gewinn, den die Gelsenkirchener Stadtwerke (GEW) erwirtschaftet hatten und 5 Millionen packte die Sparkasse nocheinmal oben drauf. Darüber hinaus sollte man wissen, dass Peter Paziorek, der damalige Regierungspräsident in Münster, also derjenige, der für die Haushaltsicherung zuständig wäre, nicht nur aus Gelsenkirchen stammt, sondern – und das ist darüber hinaus wesentlich interessierter – auch Aufsichtsrat beim Pleiteverein Schalke war!

Interessant ist im Zusammenhang dieser ereignisse auch die Entwicklung des Gelsenkirchener Haushaltslochs im Jahr 2009: Bis Mitte September war die Stadt von einem zusätzlichen Defizit von 33 Millionen Euro ausgegangen. Am 30. Sepember wurde diese Zahl dann auf 81 Millionen Euro korrigiert. Einen Monat später, am 29. Oktober wurde der Deal zwischen der GEW und dem Verein öffentlich gemacht. Anfang Dezember 2009 wurde dann publik, dass das Defizit in Gelsenkirchen 175 Millionen Euro betragen würde und Gelsenkirchen ein Haushaltssicherungskonzept aufstellen muss. Ein Schelm wer böses dabei denkt. Zur Erinnerung: In anderen Städten führt die rasanten Vergrößerung von Haushaltslöchern im Stadtsäckel mitunter zu Neuwahlen von Oberbürgermeistern und Rat. Gelsenkirchen hat irgendwie nochmal Glück gehabt. Die Frage ist nur, wie lange noch?

Schauen wir uns den Deal zwischen GEW und Schalke etwas genauer an:
Das Volumen der Geldspritze: 25,5 Millionen Euro. 10,5 Millionen Euro werden als Darlehen gewehrt und müssen irgendwann einmal zurückgezahlt werden. Mit den restlichen 15 Millionen Euro erwerben die Stadtwerke Anteile an der Arena-Beteiligungsgesellschaft. Wenn für Schalke in den nächsten zehn Jahren finanziell alles gut läuft, kann der Verein die Anteile der Stadtwerke von den Stadtwerken zurückkaufen. Wenn es allerdings nicht gut läuft, und die hastige Trainerentscheidung deutet darauf hin, dass dem Schalker Management derzeit die Düse geht, dann geht der Schuss nach hinten los. Sowohl für den Verein, als auch für die Stadt Gelsenkirchen. Mitgefangen, mitgehangen.

Um das zu verstehen, muss man sich die Arena-Beteiligungsgesellschaft einmal genauer unter die Lupe nehmen. Zum einen fällt dann nämlich auf, dass diese Gesellschaft 2009 115 Millionen Miese hat. Zum anderen fällt auf, dass der Pleiteverein weniger als 40% der Anteile besitzt und die Stadtwerke der Pleitestadt nunmehr größter Eigner an der Arena ist. Wirtschaftsexperten haben damals darauf hingewiesen, dass die Stadtwerke auch für die Verbindlichkeiten herangezogen werden können, sollte auch das Stimmrecht auf diese übergehen. Für Gelsenkirchen wäre das ein Fass ohne Boden.

Aber auch Juristen sehen den Deal zwischen Pleiteverein und Pleitestadt skeptisch, beispielsweise Dr. Andrés Martin-Ehlers, Experte in den Bereichen Beilhilfen- und Kartellrecht. Für den Juristen ist der Deal eine klare Wettbewerbsverzerrung, die eigentlich ein Fall für die Europäische Kommission sei, da unerlaubt staatliche Behilfe gewährt worden sei. Schalke bekommt so die Möglichkeit, Leistungsträger zu behalten und darüber hinaus neue einzukaufen, obwohl es eigentlich durch seine finanzielle Misere gezwungen wäre, Spieler zu verkaufen um seine Verbindlichkeiten zu bedienen. Als Beispiel werden Hertha BSC genannt – durch Notverkäufe von der Championsleaguequali direkt in die 2. Liga abgestiegen – und der niederländische Club Alkmaar -hier schritt die EU Wettbewerbskommission ein, als der Verein mit Hilfe der öffentlichen Hand ein neues Stadtion bauen wollte.

Warum der Fall der scheinbar unrechtmäßigen Finanzspritze der Pleitestadt der Brüsseler Kontrolle bislang entgangen ist, liegt zum einen vermutlich in der erstaunlichen Einigkeit in dieser Angelegenheit von SPD, CDU und den damals noch mitregierenden Grünen. Zum anderen dürfte aber auch der damalige Regierungspräsident Peter Paziorek eine mehr als fragwürdige Schlüsselfigur sein. Der 2011 aus dem Amt geschiedene RP war, wie gesagt, Aufsichtsrat bei Schalke und damit mehr als befangen. Der derzeitige Regierungspräsident in Münster kommt übrigens auch aus Gelsenkirchen. Wenn das mal alles keine Zufälle sind.

Nach außen wird der Deal zwischen den Stadtwerken Gelsenkirchen und Schalke immer so kommuniziert, als ob alles in Ordnung sei und kein Geld zum Fenster herausgeworfen worden ist. Anbetracht der Zustände in Gelsenkirchen, besonders der durch Oberbürgermeister Frank Baranowski seit neustem entdeckte Zunahme der Kinderarmut, lässt sich natürlich diskutieren, ob eine Stadt ihre Prioritäten da nicht hätte anders setzen müssen. Aber es ist Wahlkampf und bei einem Promisauser wie Steinbrück als Kanzlerkandidat nicht wirklich einfach, das soziale Profil zu schärfen. Nebenan in Bochum spielt sich ja dasselbe Kasperletheater ab. Nur heißen Kasper, Seppl und Gretel in Bochum nicht Peter, Frank und Olli sondern Sascha Bernd und Ottilie. Aber das ist eine andere Geschichte.

Soviel zum Kernproblem von Schalke und zum Kernproblem der Stadt. Vielleicht hat es ja ein wenig Licht in die dunklen Geschäftspraktiken der blau-weißen gebracht.

Gute Nacht.

trackback

[…] An dieser Stelle finden Sie eine Auswahl interessanter Beiträge aus Blogs. Die Aussagen der Autoren geben nicht in jedem Fall meine Meinung wieder. (uh) 1. Medien Die Panik der Anderen Kurz nachdem sich herumgesprochen hatte, dass die im August 1945 als eine der ersten Nachkriegs-Tageszeitungen gegründete Frankfurter Rundschau insolvent ist, lief eine Welle der Panik durch die anderen Zeitungen, und sie ist noch nicht verebbt – im Gegenteil, immer weitere Wellenschläge erreichen die Küste. Dieser Panik möchte ich entschieden widersprechen; denn ich bin davon überzeugt, dass sie die denkbar falsche Reaktion auf die – vielleicht, vielleicht auch nicht – dramatische Lage der Tageszeitungen ist. Aus: Perlentaucher 2. Politik a. Angela Merkel ungeschminkt Angela Merkel ist beim Volk beliebt. Die Medien haben ihr das realitätsferne Image der „Mutti“ verliehen, die sich treusorgend aber stets auch mit der gebotenen Strenge um ihre Familie kümmert. So etwas kommt bei den Wählern offensichtlich an und Merkel gibt sich auch redlich Mühe, dieses Image nicht dadurch zu zerstören, dass sie auch einmal sagt, was sie denkt. Ausnahmen von dieser Regel sind rar. Eine solche Ausnahme stellt das Interview dar, dass Merkel zu Beginn der Woche der britischen Financial Times gegeben hat. Aus: NachDenkSeiten b. Neues Gesetz: Polizei soll Mobilfunk abschalten können Innenminister Stahlknecht scheint da neue Wege zu gehen, um die mediale Präsenz von Sachsen-Anhalt zu optimieren und dem Land seinen ihm angemessenen Raum zu verschaffen. Mit dem neuen Polizeigesetz schaffte es Stahlknecht bereits mehrmals in überregionale Medien. Zunächst ging es dabei um HIV-Tests, die Polizisten künftig ohne richterliche Anordnung erzwingen sollen können. Nun dreht sich die Debatte um ein anderes Vorhaben Stahlknechts. Seinem Gesetzentwurf zufolge darf die Polizist künftig – ebenfalls ohne richterlichen Beschluss – den Mobilfunk stören oder ganz abschalten dürfen. Aus: Publikative c. Die Linke und das “Verbrechen im Namen des Holocaust” Die Diskussion, ob es bei “den Linken” Antisemitismus gibt, schwelt schon lange. Ein kristallklares Beispiel dafür ist zum Beispiel der Duisburger Kommunal-Politiker Hermann Dierkes, der kaum eine Gelegenheit ungenutzt lässt, um zum Boykott israelischer Waren aufzurufen. Dierkes, der auch schon mal Oberbürgermeister-Kandidat für DIE LINKE in Duisburg war, hält das alles für eine infame Rufmord-Kampagne und verbittet sich jegliche Titulierungen als Antisemit, hält jedoch weiter an seiner Meinung fest und unterstellte der Kanzlerin Angela Merkel in einem offenen Schreiben gar eine Mitschuld “an neuen Verbrechen im Namen des Holocaust”, weil sie die Aktionen der israelischen Armee gegen die Hamas nicht verurteile. Aus: Publikative d. Die Sonntagsfrage fragt nur nach dem Sonntag Die CDU legt – wegen der Beliebtheit der Kanzlerin – zu. Der von der Nominierung des Kanzlerkandidaten erhoffte Anschub ist für die SPD ausgeblieben. Auch die Werte der Grünen, deren Urwahl eine deutlich bessere Presse hatte als die Steinbrück-Nominierung, bleiben konstant. Den Linken ist die Konsolidierung gelungen; nach gegenwärtigem Ermessen steht ihr Wiedereinzug in den Bundestag fest – genauso wie das Scheitern der Piraten. Die FDP wird von allen Instituten mit exakt 4 % gemessen. In Niedersachsen, wo am 20. Januar 2013 die Landtagswahl stattfindet, sieht es eher noch etwas schlechter aus. Aus: Jurga 3. Fußball SO4  (…) mit einem Geschäftsmodell von gestern Das Gerücht, dass S04 sich um den Mainzer Trainer Tuchel bemüht habe, spricht einerseits für ein Umdenken in einer der pleitesten Städte Westdeutschlands. Dass das andererseits zu BILD durchgestochen wurde, zeigt, wie vergammelt die Vereinsstrukturen immer noch sind, und ein vernünftiger und kluger Mann wie Tuchel besser beraten wäre, sich aus so einem Scheißladen rauszuhalten. Aus: Ruhrbarone […]

Martin Böttger
Martin Böttger
11 Jahre zuvor

@9 der, der auszog
Danke für diese umfangreich ergänzenden Erläuterungen, die meines Wissens komplett korrekt sind.
Interessant wären ähnliche Analysen über weitere Vereine, denn der Filz zwischen DFL und Politik, das zeigte die „Sicherheitskonzept“-Diskussion, nimmt immer mehr zu. Die materiellen Fakten scheuen aber die Öffentlichkeit. Ein Grund mehr, ihnen intensiver nachzugehen. Wer machts?

angie
angie
11 Jahre zuvor

@9 der, der auszog
Wunderbar zusammengefasst und analysiert.
Nur kleine Ergänzungen zur Verfilzung: Nicht zu vergessen, Günter „Oscar“ Siebert, mehrfacher Präsidente zu unterschiedlichen Zeiten und seine legendären Mitgliederversammlung und natürlich auch Gerd Rehberg, langjähriger Bürgermeister und Vorsitzender des Sportausschusses in Gelsenkirchen und Vorstandsvorsitzender des Vereins. So auch EX Aufsichtsräte wie Ingo Westen (GF Stadtwerke Gelsenkirchen), Jochen Burdenski (Amtsleiter Liegenschaftsamt) und so weiter. Man sieht, ganz große Koalition in GE. Soweit ich weiß, gibt es nur einen Nicht Fußball Fan: OB Frank Baranowski, der will sich wohl aber aus verständlichen Gründen nicht outen 😉 Denn wer in Gelsenkirchen kein Schalker ist, wird nicht gewählt. Daher zahlen die Bürger und Stromkunden auch gerne für ihre Knappen, sie haben auch sonst nichts mehr.
Glückauf!

Frank
Frank
11 Jahre zuvor

So! Geht es noch peinlicher, als direkt nach dem großen Rauswurf auch noch aus dem Pokal zu fliegen?

Martin Böttger
Martin Böttger
11 Jahre zuvor

@13 Frank
Keine voreiligen Schlüsse! Alles andere, als was heute ausgespielt wurde und passiert ist, wäre eine Sensation gewesen. Mainz 05 ist ein dem SC Freiburg sehr ähnlicher Gegner, S04 spielte zwar mit veränderter Aufstellung und leicht verbesserter Einstellung, weil ein paar Bankdrücker (Marica, Barnetta, Obasi) eine Chance bekamen, aber Mainz war zu klug und stark – Nicolai Müller, ist der nicht wundervoll? Wer hätte den nicht gerne in den eigenen Reihen? Tuchel hat ihm Zeit gegeben und macht ihn immer stärker. Und Müller lernt, lernt, und lernt, und das obwohl er schon 25 ist. Neben 4 Saisontoren 8 Assists. Nicht aus Madrid geholt, sondern aus Fürth. So macht man das.

crusius
crusius
11 Jahre zuvor

Ich fand dies sehr lehrreich, auch die verlinkten Interviews: https://www.11freunde.de/artikel/zur-grossen-schalke-reportage-11freunde-134

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Bonmot in GE:

„Wenn Du einen Job bei der Stadt willst, dann muß Du Mitglied der SPD, der ÖTV und von So 4 sein“.

Das ist mir so vor vielen,vielen Jahren gesagt worden. Nicht als Bonmot gemeint, sondern „allen Ernstes“.

Gilt heute -statt ÖTV jetzt Verdi- nicht mehr. Oder irre ich mich?

(Ich hätte seinerzeit keine Chance auf einen Job bei der Stadt GE gehabt, da ich nur das Kriterium SPD-Mitglied erfüllte und, was ja ganz und gar einer Anstellung in GE, die ich allerdings nie wollte,entgegen gestanden hätte: Ich war und bin BVB – Fan.)

Aber , GE ist insofern nicht einzig;sh.DO,sh.BO,sh.DU und über das Ruhrgebiet hinaus ähnliche Praktiken in vielen Städten in ganz Deutschland lediglich mit landsmannschaftlich begründeten Varianten………CSU-Mitglied, Mitglied der kath.Kirche, Mitglied -zumindest Fan-des………..?-

Und zu SO 4 generell:
Der Verein ist wie er ist und er sollte bleiben was er ist und wie er ist.

Vereine, denen alle Ecken und Kanten abgeschliffen wurden, denen alle Macken und Sonderlichkeiten, Eigenheiten und Eigentümlichkeiten, denen alles Irrationale abhanden gekommen ist, die dem Einheitslok entsprechen, den der DFB sich von seinen Vereinen, insbesondere in der I.Bundesliga, wünscht, die allesamt „gut bürgerlich“ zu sein haben, gibt es in Deutschland zur Genüge. SO 4 sollte n i e
s o werden -meine ich als BVBer-.

SO 4 Fans:

Es ist für SO 4 noch Vieles möglich -sh.Champ.Liga, sh.Bundesliga (Platz 2 bis 6;aber in jeden Falle hinter meinem BVB!-.
Und gestern das Scheitern im Pokal?
Schlimm, aber…… wenn ich auf das Scheitern meines BVB im Pokal in den letzten 1o Jahren blicke, dann kann ich feststellen, daß uns das zwar stets mächtig geärgert, aber nie umgehauen hat, folgich Euch auch nicht.

Mit Schadenfreude muß der Fußballfan leben, im Moment Ihr -vor einigen Wochen wir.

Frank
Frank
11 Jahre zuvor

@Martin und Walter:

Ich reg mich hier ja nicht auf, weil ich irgendwie Fan von den Blauen wäre. Aber ich war 98 oder so mal noch im alten Parkstadion, UEFA Cup Runde nach dem Cupgewinn. Da war sone Stimmung, da dacht ich: das können keine schlechten Menschen sein.. Und als sie 2001 für fünf Minuten Meister waren, hatte ich mich echt mitgefreut und hab danach auch mitgelitten.

Das alles obwohl ich -wie Du, Walter, vonne schwarzgelben Fraktion stamme.

Ich reg mich nur auf, wenn ich sehe, dass einer gar nicht gewinnen will, weil er damit nicht umgehen könnte. Und das habense in Dortmund besser drauf.

Aber vielleicht wollten die Schalker auch aus dem Pokal raus, damit se sich auf die Champions League konzentrieren können. Die spielen da doch nur deshalb besser, weil da einige in Europa einen neuen Job suchen..

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Frank, und was tat sich da gestern am späten Abend? Unsere Borussen gewinnen 5:1 in einem Spiel, das zumindest der I.Halbzeit das beste der Borussen in dieser Saison war. Ich meine sogar, es war das beste von allen Bundesligaspielen dieser Saison. Für den vorher aus dem Pokal gekegelten SO 4 hat das die Depressionen noch befördert.

Und dann………? Dann kam die Rache des Schalker Olaf Thon. Zunächst lost er für den FC Bayern das Heimrecht und dann für uns bei eben diesem FC Bayern unser Auswärtsspiel -Thon ist ja nicht nur Schalker, er war ja auch für den FC Bayern aktiv. Verschwörung ………………………………………!!!!

Sachlich nachvollziehen kann ich in der Tat nicht, warum für die Auslosung Olaf Thon ausgewählt wurde.
Sachlich sehr wohl nachvollziehen kann ich allerdings, daß der BVB -Trainer,Spieler,Managment-kein Lospech bejammert, denn der BVB hat gute Chancen, nicht nur, aber auch wegen der Leistung gestern, in München die Bayern zu besiegen.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Nachtrag:

Und dann fehlt den Bayern ihr Bester im Pokal gegen den BVB. Das scheint für Rummenige und Sammer offensichtlich unerträglich, dh.,sie haben die Hosen voll.
Rummenige und Sammer sind ja stets zu Aussagen fähig, die oft kaum halbwegs rational nachvollziehbar sind, jetzt aber zeigen sie mit ihren Aussgen zum Platzverweis Ribery und zur Sperre, daß sie durchaus fähig sind, sich selbst wider Erwarten doch noch zu toppen.

Frank
Frank
11 Jahre zuvor

@Walter : Sprichst mir voll aus der Seele.

Dass die Bayern wieder ne reine Duselsaison hinlegen hat der Rummenigge noch gar nicht erkannt.. Erst die Krabbelgruppe in der Champions League. Jetzt auch noch Heimrecht gegen den Doublemeister, gezogen vom Ex-Bayern Thon.

Das 5-1 war wirklich Sahne 🙂

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