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Serie: Wie esoterisch ist mein Gesundheitsministerium? Teil 4: Sachsen-Anhalt

Vom Westen in den Osten. In unserer Serie „Wie esoterisch ist mein Gesundheitsminister?“ sind wir heute in dem östlichsten Bundesland (Berlin ausgenommen), das bisher geantwortet hat, nämlich Sachsen-Anhalt. Ja, eure Schlussfolgerung stimmt: weder Brandenburg noch Sachsen oder Thüringen haben bisher geantwortet, trotz mittlerweile vier Nachfragen. Im Westen ist das nur bei Hessen so. Wieso? Keine Ahnung. Fragt doch einmal selbst bei den Ministerien nach – ansonsten werden wir das aber auch tun…

Wir werden wohl das Problem bekommen, uns entscheiden zu müssen, wie eigentlich Bundesländer zu bewerten sind, die nicht geantwortet haben. Genauso wie diejenigen, die nicht zu den einzelnen Fragen, sondern nur insgesamt mit einigen Sätzen geantwortet haben. Schreibt doch bei den Kommentaren, welche Wertung ihr da für gerechtfertigt haltet!

In Sachsen-Anhalt war die Rückmeldung übrigens auch eher widerwillig und nur mit Verweis aufs Landespressegesetz zu bekommen. Aber dann kam sie immerhin doch, mit dem Hinweis, „dass es sich nicht um ein Interview mit dem Minister handelt. (…) Aussageträger ist (…) der Pressesprecher.“ Trotzdem gehen wir davon aus, dass der Pressesprecher zur Presse im Sinne des Ministers spricht – auch in Sachsen-Anhalt.

Nun aber genug der Vorrede – los geht´s!

 

Minister Norbert Bischoff  (Quelle: Wikipedia.de)
Minister Norbert Bischoff
(Quelle: Wikipedia.de)

Heutiges Bundesland:
Sachsen-Anhalt

Minister für Arbeit und Soziales: Norbert Bischoff (62)

Parteibuch: SPD

Die Bewertung: Für jede Antwort werden 0 bis 5 Globuli vergeben. Je mehr Globuli, desto esoterischer das Gesundheitsministerium. Insgesamt können also 15 Globuli erreicht werden, wobei dies wohl nur der DHU erstrebenswert erscheinen dürfte.

1) Wie steht der Minister das Ministerium zur Alternativmedizin? Sieht es darin „zu überwachende Quacksalberei“ oder eine „gleichzuberechtigende Alternative zur Schulmedizin und Naturheilverfahren“?

Alternativmedizin ist eine zugelassene Behandlungsform. Qualitätssicherung ist ein hohes Gut in der Medizin und muss, egal in welcher Behandlungsmethode, gewährleistet sein. Nicht alle Alternativmethoden werden von der GKV finanziert.

Bewertung: 2 Globuli.

 

2) Wie steht das Ministerium zur evidenzbasierten Medizin? Welche Rolle schreibt es allgemein empirischen Wirkbefunden zu?

Die evidenzbasierte Medizin ist eine Hauptform der medizinischen Behandlung. Empirische Wirkbefunde und die Evaluation von Wirkbefunden sind ein wichtiges Element zur Qualitätssicherung in der Medizin.

Bewertung: 1 Globulus.

 

3) Was empfiehlt das Ministerium in Fällen, in denen alternativmedizinische Vorstellungen diametral zu denen der Schulmedizin sind, bspw. im Bereich des Impfschutzes?

Beim Thema Impfen und Impfschutz hält sich das Gesundheitsministerium an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts als Nationales Kompetenzzentrum für das Impfen sowie die Meinungsbildung auf der Nationalen Impfkonferenz.

Bewertung: 1 Globulus.

Soweit die Antworten aus Sachsen-Anhalt.
Für die Art der Antworten erhält der Minister Pressesprecher Holger Paech zudem einen „Ehrenglobulus“.
Wir kommen somit auf eine Esoterikwertung von 5 Globuli.

 

Erläuterungen

Tja, wer etwas Wichtiges zu sagen hat, braucht keine langen Sätze. Eine prägnante Aussage wird nicht dadurch besser, dass man sie mit Füllwörtern und Worthülsen verlängert, bis sie ungreifbar wird. Andersherum können aber auch kurze Aussage missverständlich oder nichtssagend sein. So wie hier, bei den Antworten aus Sachsen-Anhalt.

Fangen wir mit der Antwort auf die erste Frage an. Dass Alternativmedizin zugelassen ist, hat zunächst einmal nichts mit der Einschätzung derselben zu tun, es sei denn man geht davon aus, dass nur das zugelassen ist, dessen Wirkung erwiesen ist. Dies ist mitnichten so. Auch für die Zulassung zur Erstattung durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist kein Wirknachweis vorgeschrieben. Insofern ist der Verweis darauf, dass es auch nicht zugelassene Verfahren gibt, zumindest irreführend.

Schön ist zu hören, dass evidenzbasierte Medizin als „wichtiges Element zur Qualitätssicherung“ gesehen wird. Aber da klingt dann doch mit, dass es noch andere Elemente gäbe. Welche, das benennt Pressesprecher Paech leider nicht. Ebenso wenig was die anderen Hauptformen, oder Nebenformen der medizinischen Behandlung sind.

Bei der Impfung wird auf die Impfkommission des Robert-Koch-Instituts verwiesen. Nicht zum ersten Mal, andere Ministerien haben dies auch schon getan. Das ist nicht falsch, aber eben auch keine so eindeutige Aussage wie wir sie zum Beispiel aus dem Saarland gehört haben.

Was bleibt, ist die Frage, ob sich Holger Paech so unklar und einsilbig ausdrückt, weil er es nicht besser weiss – oder eben nicht anders kann – oder ist es gar Absicht? Alles keine schönen Optionen. Da an der Qualifikation des Pressesprechers nicht gezweifelt werden soll, wird von einer Mischung der anderen beiden Faktoren ausgegangen. Und das ist einen Ehrenglobulus wert.

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storch3
storch3
10 Jahre zuvor

…mal unabhängig davon, dass es eine witzige Idee ist, die Landesministerien zum Thema abzufragen, wäre vorher mal ein Kompetenzcheck hilfreich gewesen.

Lieber Sebastian, wieso richtest du deine Fragen nicht an Herrn Bahr oder die Mitglieder des Gemeinsamen Bundesausschusses – die haben zumindest Gestaltungskompetenz. Globuli auf Rezept wird es ohne sie nicht geben.
Und der Antwort, man richte sich zum Thema Impfen nach den RKI-Empfehlungen, kann ich beim besten Willen nichts Negatives abgewinnen.

Zudem sind die Fragen unpräzise gestellt.
Frage 1: Die Verwendung von Globuli ist NICHT Naturheilverfahren gleichzusetzen (so enthalten z.B. pflanzliche Mittel durchaus medizinisch nachweisbare Wirkstoffe – im Gegensatz zu Globuli).
Frage 2: Auch die Wirksamkeit von Akupunktur ist wissenschaftlich-schulmedizinisch nicht nachzuweisen, lediglich empirisch – also raus damit aus dem Leistungskatalog der GKV ???

Eindeutige Antworten auf solche (unpräzisen) Fragen gibt es nicht. Also besser nicht so meckern.

storch3
storch3
10 Jahre zuvor

-auf Bahr und Co bin ich wirklich gespannt … mal sehen, ob die Antwort noch vor September kommt.

– wer jeweils in Kommissionen zur Bewertung und GKV-Erstattung zum Thema Wirksamkeit von Naturheilmitteln =/ Homöopathika =/ Schulmedizin gesessen hat, weiß, wie schwer es allein sogenannten Experten fällt, eine eindeutige Begriffsdefiniton für bestimmte „Mittelchen“ zu finden. Dumm auch, dass die Präparate meist viele Inhaltsstoffe aus diversen der obigen Kategorien haben.
Da landet man ganz schnell in unsäglichen Diskussionen… siehe hier…

Solange das so ist, werden sich gerade Ministerien schwer tun, klare Antworten zu geben. Deswegen nochmal der Verweis auf die Fragestellung.

– RKI: O.K..

-Akupunktur? Empirisch befundet! Und keine Glaubensfrage! Und ohne Nebenwirkungen! Solange das Chi hilfreich fließt, ist alles gut. Besonders, wenn die Alternative starke Medikamente sind. Und: Spinner findet man überall.

Davon abgesehen: Meckern darf ich auch 😉

Johannes Riecke
Johannes Riecke
10 Jahre zuvor

Bewertung, wenn keine Antwort gegeben wird? Wie in der Schule, natürlich.

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[…] zu nehmen scheint. Dieses Rumlavieren könnte auch zuletzt wieder in unserer Serie “Wie esoterisch ist mein Gesundheitsminister?” beobachtet […]

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[…] esoterisch ist mein Gesundheitsministerium? Teil IV: Sachsen-Anhalt, ruhrbarone am 1. Juli […]

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[…] in solchen Fällen bewerten sollen. Der einzige Vorschlag liefe darauf hinaus, in solchen Fällen alle 15 Globuli zu vergeben. Auch ist die Frage noch ungeklärt, wie vorzugehen  ist, wenn Ministerien nur ein […]

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