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Trainervorstellung des FC Remscheid wird zum Hit – Wird Thorsten Legat ungerecht behandelt?

Flutlichtmast. Quelle: Wikipedia Lizenz: gemeinfrei
Flutlichtmast. Quelle: Wikipedia Lizenz: gemeinfrei

Viele hier werden Thorsten Legat sicherlich noch als aktiven Fußballer kennen. Der ehemals sehr erfolgreiche Profikicker galt schon in seiner aktiven Zeit als, na nennen wir es mal freundlich ausgedrückt, eine Art von ‚Original‘ in der Szene. Seine Sprüche sorgten schon vor Jahren immer wieder für Erstaunen und teilweise auch für Erheiterung.
In den letzten Tagen wurde aus dem Ex-Kicker, um den es zuletzt sehr ruhig geworden war, völlig unerwartet ein wahrer Internetstar. Allerdings wohl eher im negativen Sinne. Die Pressekonferenz in der der inzwischen in der Bedeutungslosigkeit des Amateurfußballs verschwundene ehemalige Zweitligist FC Remscheid seinen neuen Trainer Thorsten Legat präsentierte, wurde zur großen Lachnummer. Viele Sportinteressierte werden die Aussagen inzwischen sicherlich irgendwo gesehen bzw. gehört haben.

An sich wäre das Ganze wohl auch nur eine kleine Anekdote aus den Niederungen des Fußballs. Doch aus der Provinzgeschichte wurde nun schon über einige Tage ein ganz vielbeachtetes Thema, auch weil ‚große Medien‘ aufsprangen. So nahm man sich gestern dann auch bei der FAZ des Themas an. Dort sah man in Legat einfach ein „beliebtes Opfer alter Klischees“.

Autor Daniel Meuren kommt dort z.B. zu Erkenntnissen wie: „Ganz Deutschland macht sich lustig über einen Landesligatrainer, der eben so spricht, wie ein Landesligatrainer spricht und Satzbaufehler begeht, wie es für nicht wenige Trainer eines Siebtligavereins üblich ist, die zu einer Gruppe von Journalisten reden müssen. Dieser Landesligatrainer hat halt das „Pech“, dass er 1992 deutscher Meister war, 243 Mal in der Bundesliga gespielt und sich auf ganz eigene, nicht immer ganz kluge Weise Popularität verschafft hat.“ Und weiter heißt es dort dann: „Er deutet an, dass es ihn nerve, immer wieder mit alten Klischees konfrontiert zu werden. Legat stand als Profi im Ruf, immer wieder abseits des Platzes auffällig geworden zu sein mit kleineren Eskapaden.“

Nun, diesen Versuch hier irgendwie die Öffentlichkeit und deren Vorliebe für ‚leichte Opfer‘ dafür verantwortlich machen zu wollen, die vermag ich allerdings so gar nicht zu teilen. Und genau deshalb möchte ich das eigentlich schon erledigte Thema hier heute auch noch einmal ganz kurz aufnehmen. Denn ein Aspekt ist mir insgesamt in der bisherigen Diskussion bisher noch deutlich zu kurz gekommen, auch die FAZ geht nun nicht darauf ein.
Denn natürlich ist Legat hier kein Opfer einer ‚bösen‘ Öffentlichkeit, sondern sowohl der FC Remscheid als auch Thorsten Legat wussten doch ganz genau, was sie hier tun. So hoffe ich zumindest.

Wenn ein Trainer dann aber so ist, wie Thorsten Legat eben seit Jahrzehnten schon bekannter weise ist, dann weiß ich als Club doch wen ich da ins Amt hieve. Und natürlich wollte bzw. will auch der Club hier von der Bekanntheit seines neuen Coaches profitieren, will ein Stück Glanz in seinen inzwischen so grauen Alltag zurückgewinnen, auch wenn man inzwischen in den unteren Klassen des Amateurfußballs vertreten ist.

Dass der Trainer dann aber nicht einmal den Vereinsnamen des Clubs, den er doch angeblich so liebt, bei seiner Vorstellung richtig aussprechen kann, das zeugt doch von vermutlich eher, nun sagen wir mal ‚oberflächlichen‘ Vertragsgesprächen.
Ansonsten hätte Legat, der ja nach eigener Aussage unweit des Stadions beheimatet ist, oder einem Vereinsvertreter, ja schon einmal auffallen müssen wie man die Stadt Remscheid in der Region richtig ausspricht usw.. Oder kann man sich im ‚normalen Berufsleben‘ einen leitenden Angestellten vorstellen, der den Namen des eigenen Unternehmens bei seiner Vorstellung gegenüber seinen Mitarbeitern völlig falsch ausspricht?

Dass dann ein solch öffentlichkeitswirksamer Auftritt, bei dem man zudem allerlei Kraftausdrücke verwendet, das ‚Phrasenschein‘ einer beliebten Fußballtalkshow innerhalb von Minuten zum Platzen bringen würde, für viel Aufmerksamkeit auch über die Stadt hinaus sorgt, dass hätte sowohl dem FC Remscheid als auch Thorsten Legat natürlich klar sein müssen.
Denn schließlich hat man ja wohl ganz bewusst auf die Bekanntheit des neuen Coaches gesetzt. Über die nun angeblich so unerwartete Reaktion, das damit angeblich verbundene Wiederaufleben alter Klischees , muss man sich doch nun wahrlich nicht wundern.

Wenn Legat das Ganze nun nicht verstehen will, sich hier lediglich als eine Art ‚billiges‘ Opfer darstellt, dann kann man das schlicht nicht nachvollziehen. Denn schon in seiner Antrittsansprache hat er doch ganz bewusst diese drastischen Formulierungen selber gewählt. Hätte er tatsächlich lieber von seinem alten Image loskommen mögen, dann hätt er eben völlig anders auftreten müssen, hätte diese Vorurteile nicht so massiv bedienen dürfen. Ganz einfach. Denn schon der aktuelle Auftritt für sich genommen ist tatsächlich zum Schreien komisch gewesen, auch wenn man Legat im Vorfeld gar nicht gekannt hätte.

Vielmehr fragt man sich als Beobachter was diesen Verein wohl geritten haben mag nun ausgerechnet diesen Trainer zu verpflichten. Und was mögen wohl die Spieler denken, wenn ihnen dieser neue Übungsleiter im Training Anweisungen auf diese Art und Weise erteilt? Werden sie ihn aufgrund seiner großen Erfolge achten und als Fachmann schätzen? Zweifel sind vermutlich angebracht.

Dass es nun in der deutschen Öffentlichkeit nicht wenige Beobachter geben dürfte die das Ganze als eine Art von Scherz betrachten dürften, das ist doch nicht wirklich erstaunlich. Oder?

Insofern kommt mir auch der Artikel der FAZ hier deutlich zu kurz gegriffen vor. Denn die ‚Empörung‘ in der Öffentlichkeit hat doch, wenn denn überhaupt, wohl auch nur am Rande mit alten Vorurteilen gegenüber Thorsten Legat zu tun. Und auch längst nicht jeder Landesligatrainer ist so. Zum Glück, könnte man anmerken.

Der jüngste Auftritt bei seiner offiziellen Vorstellung in Remscheid hätte für eine solche Erheiterung auch schon für sich genommen ausgereicht. Und das auch Thorsten Legat selber das nun offenbar noch immer nicht zu verstehen scheint, sich lediglich in einer alten Schublade gefangen sieht, das zeigt schon wie schwer es für ihn werden dürfte aus dieser ‚Schublade‘ irgendwann einmal wieder herauszukommen. Wenn man die altbekannten Verhaltensmuster immer wieder so spektakulär und neu bedient, offenbar ohne dies zu erkennen, dann bleibt man wohl auch zwangsweise in dieser ungeliebten Schublade gefangen. Wundern muss man sich darüber dann jedenfalls auch nicht.

Für diejenigen die die PK bisher vielleicht noch nicht gesehen haben, binde ich sie hier auch noch einmal mit ein. Thorsten Legat spricht übrigens erst ab Minute Elf.

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Legats während seiner Fußballerkarriere anscheinend vielfaches Aufprallen mit dem Hinterkopf am Torpfosten hat ihm prominente Auftritte im Dschungelcamp und beim "Promiboxen" und in div. anderen ProllTV-Sendungen verschafft, also ist der erneute Hype um "Seine Hohlheit" – auch unter der Annahme, der FCR hätte genau das kalkuliert – selbstgemacht/selbstverschuldet, da es natürlich immer um Kohle ging.

Warten wir mal ab, wann er von Pegida/Hogesa entdeckt und "missbraucht" wird.

Lars Larson
Lars Larson
8 Jahre zuvor

Werter Herr Lohmann,

ich möchte Sie bitten,genau diese Worte dem Thorsten Legat persönlich ins Gesicht zu sagen.
Er mag einige Fehler begangen zu haben aber er ist authentisch, direkt, ehrlich und glaubwürdig. Lustig machen tun sich viele aber kaum einer würde es ihm direkt ins Gesicht sagen, im Gegenteil, dann würde man sich mit ihm eher solidarisieren. 2Face lase

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Werter Herr Larson, ich habe leider nicht die nötige Zeit, um allen C- und D-Promis dieser Welt, die sich auf RTL(2) prostituieren, dies auch ins Gesicht zu sagen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Robin, es ist doch wie befürchtet – alle Sender, alle Fettnäpfchen, alle LOLs der Welt. In der nach oben offenen Fremdschämskala fehlt eigentlich nur noch, dass er Breitenreiters Nachfolger bei den Blauweßen wird:-)))

thomas weigle
thomas weigle
8 Jahre zuvor

Nöö Robin, der wird nicht ungerecht behandelt. Unter Jupp H. erwarb sich Legat unvergängliche Nichtverdienste am Riederwald, man sprach von der "Legatisierung" des Fußballs. Legat durfte den feinen Frankfurter Fußball brutalisieren und die Fußballkünstler wurden aus dem Kader verbannt.

thomas weigle
thomas weigle
8 Jahre zuvor

danke, @ Robin, kleiner Fernsehtipp für heute abend. 22.45 ard das fifa-märchen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Topf und Deckelchen, perfekt 🙂

Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

Robin,
"gut so", daß Du dazu beiträgst, 'mal wieder über etwas Anderes reden zu können als über Flüchtlinge, Zuwanderer, Sylvesterabend in Köln und, und…..

Daß Thorsten Legat den Anlass liefert? Schon "irgend wie" seltsam, eigentümlich.

Robin, mit Verlaub:
So wenig ich nachvollziehen kann, warum sich "ausgerechnet " die stets um Seriosität bemühte
FAZ mit Legat befaßt, konkret anläßlich einer sog. Pressekonferenz mit ihm, kann ich nachvollziehen, warum Du Dich so engagiert mit Legat befaßt.
Aber….sh.einleitend; "doch irgend wie gut so", Robin.

Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

Ja, Robin,
deswegen habe ich mich auch über die Meldung gefreut, nach der Aubo….erklärt hat, beim BVB zu bleiben. Ist Dir dazu mehr bekannt? Hat der Verein diese Aussage von Auboe..schon kommentiert?

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