‘Waldorfpädagogik ist gefährliche Esoterik’ – André Sebastiani im Interview mit der taz über die geplante ‘staatliche Waldorfschule’

Flucht aus der Waldorfschule

 

Noch im Januar 2013 warb Christian Füller in der taz für die umstrittene erste „staatliche Waldorfschule“ Deutschlands und diffamierte dabei André Sebastiani, Gastautor der Ruhrbarone, tollpatschig als „Rudolf-Steiner-Hasser“. Nun bietet die taz Sebastiani die Chance, in einem Interview die Gründe für die von ihm initiierte Petition „Gegen die geplante staatliche Waldorfschule in Hamburg“ darzustellen. Von Andreas Lichte.

Sebastiani nutzt seine Chance, gibt der taz ein eindrucksvolles Interview, Leseempfehlung!

Ich möchte hier nur einen wichtigen Punkt herausgreifen, und ergänzen, Zitat taz:

„taz: Hamburg will in dem Schulversuch diejenigen Teile der Waldorfpädagogik übernehmen, die gut funktionieren. Viel Kunst und Musik und keine Noten. Da spricht doch nichts dagegen.

Sebastiani: Natürlich nicht. Aber für all das brauche ich keine Waldorfpädagogik. Die staatliche Schule, an der ich unterrichte, ist ebenfalls notenfrei. Meine Befürchtung ist, dass es nicht bei ein paar guten pädagogischen Elementen bleibt, sondern man sich die ganze unsinnige Weltanschauung dahinter mit in die Schule holt.

Der Bund der Freien Waldorfschulen hat in einer ersten Mitteilung zum Schulversuch ‘Waldorf light’ ausgeschlossen. Inzwischen haben sie die Mitteilung interessanterweise von ihrer Homepage gelöscht.“

Unwidersprochen bleibt hier der Mythos, dass Waldorfschulen Kunst und Kreativität fördern. Ein Kommentar zum taz-Interview stellt das richtig (die Autorin ist mir persönlich bekannt), Zitat:

„(…) Stichwort Kunst-Unterricht:

Ich habe den Vergleich, möchte mich hier aber nur auf die Unterstufe beschränken, da ich LA [Lehramt] Primarstufe studiert habe.

Als Waldorf-Schülerin habe ich z.B. ‘gelernt’ dass Umrisslinien nicht gut sind.

‘Ein Baum ist schliesslich nicht von schwarzen Linien eingesperrt’.

Nur flächiges Malen war erlaubt (wie gesagt, es geht nur um die ersten Schuljahre).

Dass fast alle Kinder beginnen, mit Linien und nicht mit Flächen ihre Umgebung abzubilden, wird nicht berücksichtigt, das ist auch z.T. noch heute so an Waldorfschulen.

Auch die ewige Nass-in-Nass-Pinselei (die mir damals Spaß gemacht hat – das nur am Rande!) zieht sich bis heute wie Klon-Kunst durch die Waldorf-Welt. Sieht hübsch aus, ist aber nichts Eigenständlich-Kindliches, was bei aller Ästhetik sehr schade ist.

Wie gesagt, das muss keine seelischen Traumata verursachen.
 Aber es ist wenig bis kein Platz für kindliche Neugier und Individualität in solch einem ‘Kunst-Unterricht’.

Zum Vergleich habe ich dann in den ‘bösen, staatlichen Schulen’ (ja, uns wurde beigebracht, dass es dort ganz schlimm zugeht, das bestätigen ja auch viele Kommentare von ‘aufgeklärten’ und ‘vielseitig informierten’ Waldorfschülern hier im Thread…) einen sehr freien, kreativen und vor allem von den Kindern mit EIGENEN Impulsen durchzogenen Kunst-Unterricht kennen gelernt.

Und habe begonnen, mir Gedanken über die von Waldorfschulen proklamierte ‘Erziehung zur Freiheit’ zu machen (…)“

Als ausgebildeter Waldorflehrer, der Werk- und Kunstlehrer werden wollte, bestätige ich ausdrücklich diesen Kommentar, auch wenn er mir noch viel zu milde erscheint: wenn man Rudolf Steiners „Menschenkundliche Grundlagen“ für den waldorfspezifischen Kunstunterricht kennen gelernt hat, bleibt gar nichts mehr von ‘Kreativität’ und ‘Freiheit’.

Wie sollte auch? Der Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Stefan T. Hopmann sagt im Interview mit den Ruhrbaronen:

„(…) Und welche Freiheit, welche Kreativität sind gemeint in einer Schulphilosophie, deren Erfinder weder als Demokrat, noch als Ästhet hervorgetreten ist, sondern der eine autoritäre Geisteshaltung einnahm und eine naturalistische Schrumpfästhetik bevorzugte? (…)“

Prof. Hopmann hält das von Sebastiani im taz-Interview angesprochene Konzept „Waldorf Light“ für unmöglich, Zitat Hopmann:

„(…) Tatsächlich sind der Rassismus, die Entwicklungslehre, die Geschichtsphilosophie und die übrigen Bausteine des Zeitgeists des späten 19. Jahrhunderts, die Steiner zu einer eigenen Weltanschauung amalgamiert hat, so eng verbunden, dass man da nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein kann. Allerdings machen die Waldorfschulen das schon geschickt: Sie fallen nicht mit der Tür ins Haus, sie unterrichten nicht direkt aus Steiners Werken, sondern sie lassen ihre Weltanschauung eher still und heimlich in ihre Arbeit einfließen, in ihre Kinderwahrnehmung, in ihre Auswahl der Unterrichtsinhalte usw. Ähnlich wie auch bei anderen Sekten ist das ein schleichendes Gift, dessen Wirkung man oft erst merkt, wenn es fast zu spät ist. (…)“

„Waldorf Light“ wurde folgerichtig vom „Bund der Freien Waldorfschulen“ ursprünglich ausgeschlossen, bis die entsprechende Mitteilung „retuschiert“ wurde, wie Sebastiani im taz-Interview andeutet. Hier gibt es dazu die Geschichte: Henning Kullak-Ublick, der ‘Bund der Freien Waldorfschulen’, und die Glaubwürdigkeit

Kullak-Ublick, Vorstand des „Bundes der Freien Waldorfschulen“, kommentierte höchstpersönlich den Artikel, hier und hier, siehe auch André Sebastianis und meine Antwort.

Ist Kullak-Ublick glaubwürdig, oder bietet er mit seinem „Waldorfsprech“ eine Mogelpackung an? So wie der „Bund der Freien Waldorfschulen“ dem Hamburger Senat?

 

Die Ruhrbarone über die „staatliche Waldorfschule“ in Hamburg:

Henning Kullak-Ublick, der ‘Bund der Freien Waldorfschulen’, und die Glaubwürdigkeit – kommentiert von Henning Kullak-Ublick, Vorstand des „Bundes der Freien Waldorfschulen“

Erste deutsche staatliche Waldorfschule: Wirbt Christian Füller, taz, für die ‘Sekte’ Anthroposophie?

Waldorfschulen Bullshit-Bingo – Waldorfsprech für Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe – von Lukas Böhnlein, ehemaliger Waldorfschüler

Esoterik an Waldorfschulen – Bildung dank „Bildekräften“: Lest Rudolf Steiner! – Dr. Jana Husmann über die Waldorfschule als esoterische Weltanschauungsschule

Waldorfschule in staatlicher Trägerschaft – offener Brief an Senator Ties Rabe, Hamburg – Infos zum anthroposophischen Hintergrund der Waldorfpädagogik

 

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
43 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
trackback

[…] via ‘Waldorfpädagogik ist gefährliche Esoterik’ – André Sebastiani im Interview mit der taz üb…. […]

Friedensfreund
Friedensfreund
11 Jahre zuvor

BTW: Wenn der Staat eine Schule betreibt, dann sollte er auch die „gewerblichen Schutzrechte“ zur Benutzung des Namens besitzen.
Er benötigt dies zum Beispiel um Zeugnisse mit dem Namen der Schule auszugeben.
Zeugnisse ohne Schulnamen bzw. einen richtigen Schulnamen sind nichts wert.

Aber kriegt die Stadt Hamburg denn die Markenrechte„

https://de.wikipedia.org/wiki/Waldorfschule#Markenrechte

Kann es denn z.B. „Unabhängige Waldorfschulen“ neben den „Freien Waldorfschulen“ geben?

Achim

Arno Asinus
Arno Asinus
11 Jahre zuvor

Die größte Gefahr sehe ich in der subtilen Vermittlung eines problematischen Mensch- und Weltbildes.
Ähnlich wie in christlichen Konfessionsschulen, wo beispielsweise der Konfessionsunterricht als Religionunterricht daher kommt,
ohne auf das Menschenbild/Gottesbild in anderen Kulturen sachgerecht einzugehen.
Waldorfpädagik ist ebenfalls tendenziell elitär und ausschließend.

trackback

[…] Medizin, Geschichte, Psychologie und Pädagogik widmet. Bekannt sind im Allgemeinen vor allem die Waldorf-Schulen und der Hang zu homöopathischen Mittelchen – weniger bekannt der Glaube an eine Realexistenz […]

trackback

[…] Sicht, sagte, man wolle Landbau betreiben und „als i-Tüpfelchen“ einen Schwerpunkt Kunst und Musik […]

lena
lena
9 Jahre zuvor

Ueber eure hysterischen anti-waldorf und anti-anthro webseiten kann ich leider nur lachen. Obwohl es irgendwie doch auch ein wenig traurig ist.
Es gibt heute 1025 schulen in ueber 60 verschiedenen Leandern Weltweit. Allein 22 in Afrike, 200 in Amerika, 46 in Asien und viele, viele mehr. Jede Waldorfschule ist anthroposophisch, ja! und gleichzeitig mit seiner Kulturellen Umgebung tief verwurzelt. (Religion, Feste, Lieder, Geschichte…). Rassinmus? Nein! Ich Unterrichte Fotografie in einer Waldorfschule in Israel. Und habe Waldorfschulen an vielen Orten der Welt besucht. Jahr fuer Jahr bin ich ueber die Professionaliteat, und Meschlichkeit meiner Lehrerkollegen erfreut. In meinem letzten Projekt mit meinen 12 Kleasslern haben wir gemeinsam fotogeafisch die „Treaume und Wuensche“ der Refugees in Tel Aviv gesammelt -„i have a dream…“.
Es ist leicht im Leben einen „Gegner“ zu haben -hinter die selbst gebaute Mauer zu schaun kann wunderbare Welten oeffenen, und manchmal auch das Herz.
Alles gute Lena

lena
lena
9 Jahre zuvor

…ich meinte ‚Es gibt heute 1025 Waldorfschulen…Weltweit.‘

lena
lena
9 Jahre zuvor

Liebe Freunde, ich war kinderarten und anschliessend 12 Jahre Waldorfschuelerin in Deutschland. Anschliessend habe ich einen juedischen wunderbaren Mensch geheiratet und lebe mit ihm seit zehn Jahren gluecklich in Jerusalem. Ich habe eine hoch interessante waldorflehrer Ausbildung abgeschlossen und Unterrichte nun selbst hier an einer Waldorfschule. Mein Mann und meine besten Herzensfreunde sind Juedisch. Meine Schwester uebrigens mit einem Moslem verheiratet. Ich verstehe dieses blinde und irgendwie auch hasserfuellte ansammeln von „Beweismaterial“ nicht. Kommt her! Schaut euch die Juedische oder auch moslemische Waldorfschule an -macht euch selbst ein Bild was Waldorf heissen kann!

Hatte nicht vor mich hier auf einen Woerterkrieg einzulassen. Wollte einfach nur meine persoenliche Erfahrung hier teilen.
Alles gute
Lena

Franzi
Franzi
8 Jahre zuvor

„Do Not Feed The Troll“ so ähnlich schrieb es schon Einstein, hat aber leider nichts geholfen.
Herr Lichte, Sie machen in ihren Argumentationen immer wieder den Fehler der Verallgemeinerung.

http://www.teachsam.de/deutsch/d_rhetorik/argu/arg_mod_3_2_3_3.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Induktion_%28Philosophie%29

Wozu bringen Sie immer wieder Steiner Zitate? Wer die Werke Steiners betrachtet, wird ganz klar feststellen, dass dort viele verrückte und rassistische Thesen geäußert werden. Darüber muss nicht diskutiert werden. Es hängt auch damit zusammen, in welcher Zeit Steiner lebte. Das ganze schließt nicht aus, dass Steiner gute Ideen hatte (vergleiche andere bekannte Denker). Die Lehren Steiners sind nicht teil des Lehrplans in der Waldorfschule, die ich kenne. Das ist meiner Meinung nach auch gut so. Insgesamt hat die mir bekannte Waldorfschule das Ziel modern und für die Schüler optimal zu unterrichten und immer wieder zu prüfen, was verbessert werden kann.

Herr Lichte, sie schreiben populistisch (siehe z.B. Beitrag vom 10.5.13 13:47). Zudem sind sie denunzierend (siehe z.B. Beitrag 1. Juli 2014 um 19:20).

Herr Lichte, sind Sie der Meinung, dass es im Durchschnitt besser ist, auf eine staatliche Schule zu gehen, als auf eine Waldorfschule?

Franzi
Franzi
8 Jahre zuvor

Herr Lichte es scheint mir, dass Sie meinen Text nicht richtig gelesen haben oder nicht verstanden haben. Bleiben Ihnen die Argumente weg und schreiben Sie nur noch Zitate die am Thema vorbei gehen? Und Sie konnten es wieder nicht lassen, zu denuzieren. Da sollten Sie noch an sich arbeiten. Denken Sie, sie sind besser als Steiner?

Franzi
Franzi
8 Jahre zuvor

Hallo Herr Lichte, wie man sieht, können Sie es nicht lassen, zu denunzieren und zu beleidigen. Und wieder zeigt es sich, dass Sie die Texte der anderen nicht richtig lesen. Ansonsten wüssten Sie, dass ich nicht auf einer Waldorfschule war. Aber immerhin haben Sie es geschafft Ihr zusammenhangloses Zitieren weg zu lassen. Das deute ich schon mal als einen Fortschritt.

Im übrigen ein sehr Interessanter Link für Sie, beziehungsweise den Admin:

<a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/gerichtshof-urteilt-zu-beleidigungen-in-nutzerforen-a-1039058.html&quot; title=" Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte: Forenbetreiber haftet für Beleidigungen der Nutzer"> Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte: Forenbetreiber haftet für Beleidigungen der Nutzer</a>

Sigrid Herrmann
8 Jahre zuvor

"Insgesamt hat die mir bekannte Waldorfschule das Ziel modern und für die Schüler optimal zu unterrichten und immer wieder zu prüfen, was verbessert werden kann."

Aha. Sie kennen also eine Schule. Und verallgemeinern jetzt, dass dies für alle gelte? Ihr Vorwurf, zu verallgemeinern trifft Sie, weniger den Herrn Lichte.

"Aber immerhin haben Sie es geschafft Ihr zusammenhangloses Zitieren weg zu lassen. Das deute ich schon mal als einen Fortschritt."

Der Zusammenhang der Zitate hätte sich erschlossen, wenn man wie vom Gegenüber gefordert, ordentlich gelesen und auch durchdrungen hätte. Ich hingegen deute es als Mangel, Populismus und denunziatorisches Schreiben zu behaupten, aber den Beleg schuldig zu bleiben.

Mit Ironie haben Sie es nicht so, Franzi.
Ihr link nutzt wenig, wenn keine Beleidigung vorliegt. Gehen Sie wen anders erschrecken mit Haltlosem. 🙂

Franzi
Franzi
8 Jahre zuvor

Liebe Sigrid Herrmann-Marschall, mit Ironie hab ich es schon, gehe aber eher darauf ein, wenn Sie mir zusagt. Wo sind eigentlich Ihre Argumente und Fakten? Warum verteidigen Sie Herrn Lichte? Kennen Sie ihn? Sie melden sich hier zu Wort, nur um dieses Statement los zu werden!?
Ich deute Ihre Deutung als mangelnde Intelligenz. Andere Deutungen wie z.B. mangelnde Konzentration wären auch möglich. Wenn Sie die Texte ordentlich gelesen und durchdrungen hätten und auch auf wissenschaftlicher Basis das ganze betrachtet hätten, hätten Sie auch erkennen können, dass die Zitate von Herrn Andreas Lichte Spam sind.

https://www.youtube.com/watch?v=Rx5SZrOsb6M

Ups, hab ich es Ihnen etwa gerade nachgemacht und hab ich gerade ähnlich geschrieben wie Sie und bin dabei, wie Sie zuvor, den Belegen schuldig geblieben?
Liebe Sigrid Herrmann-Marschall, mit Ironie hab ich es schon, wenn Sie mir zusagt. Wo sind eigentlich Ihre Argumente und Fakten. Warum verteidigen Sie Herrn Lichte? Kenn Sie ihn? Sie melden sich hier zu Wort nur um dieses Statement los zu werden!? Ich deute es als mangelnde Inteligenz oder es könnte auch Unkonzentriert heit sein.

EinRealist
EinRealist
8 Jahre zuvor

Sehr geehrter Herr Lichte, sind sie sich eigentlich bewusst, wie sie eine Fliege zum Elefanten aufblasen und sinnlos verallgemeinern?
„Es gab einen rechten Waldorf-Lehrer, oh mein Gott, wie scheiße ist Waldorf denn jetzt! OMG OMG!
Die Nazi-Pädagogen!“
Ungefähr so benehmen sie sich hier. Absolut lächerlich, einfach nur noch lächerlich.
Und sie glauben ernsthaft, an staatlichen Schulen gäbe es keine Rechten, Sorry, ich lach' mich schepp.
Das ist einfach nur köstlich. An staatlichen Schulen gäbe es keine Nazis, sie sind echt ein Spaßvogel!
Wenn an einer Schule ein rechts orientierter Lehrer arbeitet, kann die Schule dafür absolut nichts.
Im Gegenteil, Waldorfschulen sind Privatschulen und können die Lehrkraft daher einfach entlassen.
An einer staatlichen Schule wird der Nazi schön weiter unterrichten. Er ist verbeamtet, ihn zu feuern ist nur bei sehr schweren Vergehen möglich, selbst versetzten kann man ihn nicht, denn auch dafür muss ein Vergehen vorliegen und das grundsätzliche Mitlaufen oder Organisieren in einer rechtsradikalen Organisation ist kein solches, geschweige denn ein Strafbestand.
Und ja, Rudolf Steiner hatte stellenweise rechtes Gedankengut, aber das ist lange her und so ziemlich jeder nicht rechts ausgerichtete Waldorflehrer, selbst der BdFW distanziert sich ausdrücklich von diesem, der BdFW plädiert sogar schon seit Längerem für eine Überarbeitung Steiners Werke.
Und bei allem Schlechten, was Rudolf Steiner gesagt und geschrieben hat, hatte er viele sehr gute und vor allem moderne pädagogische Ansätze, denen die Regelschule meilenweit hinterherhinkt.
Und Fakt ist nunmal, dass in den Waldorf- und Rudolf Steinerschulen von heute vor allem Steiners Gute Ansätze angewandt werden und man sich, zumindest in der Praxis, längst von seinem okkulten Gedankengut und der Esoterik entfernt hat. Und genau darum geht es, um die tatsächliche, reelle Praxis an Waldorfschulen und nicht darum, was ihr Gründer vor hundert Jahren ach so Schlimmer erzählt hat, das ist nicht mehr von Relevanz. Glauben sie mir, ich kenne mehrere Schulen recht genau und an diesen geht es sehr weltoffen zu, eine liegt direkt gegenüber von einem Flüchtlingsheim, die Schule hat schon viele Programme für die Flüchtlinge gestartet, sie bekommen dort Deutsch-Kurse geboten usw. . Die Schule wollte auch schon einen schulpflichtigen Flüchtling in eine Klasse aufnehmen, am Ende ist es aber an der Bürokratie und der Frage, ob der Staat die Elternbeiträge der Schule übernehmen sollte, gescheitert und er ist auf eine staatliche Schule. Es geht hier um die Praxis im Hier und Jetzt, aber dafür sind Sie, Herr Lichte, wohl gänzlich blind, sie treibt einzig an ein Hass, ein tiefer Hass und sie haben sich eben gerade die Waldorfschulen ausgesucht, weil sie dort unter vermeintlich ernst gemeinter Kritik ihrem Trieb und ihrem Hass nachgehen können.

EinRealist
EinRealist
8 Jahre zuvor

Sorry, sie zitieren sich selbst, die von ihnen genannte Quelle ist von ihnen selbst geschaffen, lieber Herr Lichte. Es gibt schlicht nicht Erbärmlicheres, als sich bei Behauptungen und Texten auf seine eigenen Werke als Quelle zu verweisen.
Das könnte ich auch „Quelle: Ruhrbarone: "Waldorfpädagogik ist gefährliche Esoterik’ – André Sebastiani im Interview mit der taz über die geplante ‘staatliche Waldorfschule" — Kommentar #31“.
Sehen sie, ist lächerlich.

Isabel Wischhusen
Isabel Wischhusen
5 Jahre zuvor

Mein Sohn war in einem Waldorf Kindergarten und mir gefiel die Pädagogik und die Mitarbeiterinnen sehr gut. Jetzt geht er in eine Waldorf Schule und ich bin über die starre, autoritäre, anochronistische Pädagogik entsetzt. Oberflächlich ist alles sehr harmonisch, als ich jedoch eine andere Meinung als die Lehrerin hatte wurde diese sehr unfreundlich und ihr Hauptargument war: das haben wir schon immer so gemacht und die anderen Kinder müssen ja noch früher aufstehen.
Bei sämtlichen Anreden, Einladungen, Begrüßungen etc existiert nur die männliche Form, auch wen ausschließlich Frauen gemeint sind, was ich in der heutigen Zeit nicht mehr nachvollziehen kann und als Frauen und Mädchen diskriminierend empfinde.
Im Unterricht geht es ständig um lieber Gott mach mich gut… Was für mich als Nichtgläubige eine zu große einseitige Beeinflussung darstellt. Diese ritualisierten gemeinsamen Gebete/Sprüche erinnern mich auch zu stark an Sektengebaren.
Schade, dass ich bis jetzt so entäuscht von, eher sogar verzweifelt über diese Waldorfpädagogik bin.
Ich dachte es wäre die passende Schulform für meinen Jüngsten.

Mutter von 3 Kindern, Erzieherin und Sozialpädagogin

Iris Langenfeld
Iris Langenfeld
5 Jahre zuvor

Liebe Frau Wischhusen,

Leider mußte ich die selbe Erfahrung machen. Nachdem mein Sohn immer stiller und unglücklicher wurde, nahm ich ihn schließlich von der Schule. Nach einem halben Jahr in der neuen Schule hat er sich zu einem selbstbewußten, glücklichen Kind entwickeln dürfen, Dank der liebevollen Unterstützung seiner Klassenlehrer. Viele Dinge, die er toll fand, waren in der Waldorfschule verpönt… Sie mochten seinen Haarschnitt nicht (undercut), seine Musik (rap), seine Kleidung, Smartphone (ein Unding)… Leider war er, aufgrund seiner schon größeren Brüder, wesentlich "weiter" als seine Klassenkameraden.
Ich weiß nicht, in welchem Bundesland Sie leben. Es gibt in NRW 5 Primusschulen. Wir haben das große Glück, daß mein Sohn in der Lage ist
eine davon besuchen zu dürfen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und eine besinnliche Weihnachtszeit mit Ihrer Familie.

Herr Bayerlein
Herr Bayerlein
3 Jahre zuvor

Es ist ja teilweise erschreckend, wie hier gegen die Walldorf Pädagogik geschrieben wird. Nichts einfacher als ein paar Schlagwörter zu benutzen. Sekte, Esoterik, Rechtsextremismus usw. Und schon erhält man die Legitimation um seine eigene Meinung als die einzig Wahre darzustellen. Man bekommt fast Angst, denn so eine Vorgehensweise fand in unserem Land ja schon einmal statt. Ich mahne hier zur Vorsicht.
Hier deshalb einige Denkanstöße:
Auch das Christentum galt als Sekte. Danach wurde es zu einem mordlustigen Verein, der Kreuzzüge im Namen Gottes veranstaltete. Aktuell hängen übrigens noch Verfahren wegen Kinderschändung und Misshandlung an. Von der Walldorfpädagogik, die meines Wissens keine Sekte repräsentiert, sind mir solche Dinge nicht bekannt. Weder herrscht hier Antisemitismus noch Kindesmisshandlung. Esoterik: Der Begriff wird heute gerne abwertend als Schimpfwort benutzt. Eigentlich bedeutet das Wort, dass es sich um ein Konzept handelt, das sich bemüht die Hintergründe der physischen, also der materiellen Welt zu ergründen. Aristoteles nannte dies deshalb Meta-physik. Echte Esoterik basiert immer auch auf physikalischen Naturgesetzen. Man sollte nicht von Dingen reden, von denen man kein fundiertes Wissen hat. Walldorf als eine rechtsextreme Einrichtung zu verunglimpfen ist schon starker Tobak. Hoffentlich gibt das keine Anzeige.
Ich würde deshalb vorschlagen, dass man hier nüchterner argumentiert.
Wie auch im staatlichen Schulsystem gibt es hier gute und nicht so gute Lehrer. Wie auch im staatlichen Schulsystem gibt es hier wie da bessere und weniger gute Ansätze. Es sollte doch schon den Eltern überlassen werden welches System man wählen möchte. Gerade jetzt in der Corona-Phase, zeigt sich doch, dass das klassische Schulsystem fast vollständig versagt. Also sollte man die Kirche doch im Dorf lassen.
Ich möchte noch auf einen weiteren Aspekt hinweisen. die Walldorf Pädagogik fördert ganz klar die Kreativität der Kinder. Dies ist sicher eine große, bisher nicht erkannte Chance im Blick auf die Globalisierung (China!) der wir langfristig sicher nur mit mehr Kreativität begegnen können, da wir schlicht nicht die Masse an Kindern haben. Hier hilft nicht nur ein "Gleichgeschaltetes Schulsystem", das auf individuellen Fähigkeiten, die kaum messbar sind, nicht eingeht (oder kann oder will… So gesehen sind die Walldorf-Ansätze wahrscheinlich eher die Zukunft. Ich sage hier nicht, dass man das Schulsystem abschaffen soll, Jedoch zeigt die Betrachtung der Big Five (psycholog. System), dass die klassische Schule praktisch nur den C Typ begünstigt (NEO-PI-R Modell). Das ist eindeutig zu wenig!

Also, anstatt hier eine Hexenjagd zu veranstalten, sollte man im Interesse der Kinder, das beste aus den Konzepten zu vereinen.

Werbung