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WM: Deutschland ist vor dem Viertelfinale gegen Frankreich überwiegend mit sich selbst beschäftigt

Mats Hummels kehrt am Freitag wohl zurück ins Team. Quelle: Wikipedia, Foto: Michael Kranewitter, Lizenz: CC-BY-3.0-at
Mats Hummels kehrt am Freitag wohl zurück ins DFB-Team. Quelle: Wikipedia, Foto: Michael Kranewitter, Lizenz: CC-BY-3.0-at

Am morgigen Freitag steigt um 18 Uhr das mit Spannung erwartete Viertelfinale ‚Deutschland – Frankreich‘ bei der Fußball-WM in Brasilien. Nach zuletzt eher dürftigen Leistungen ist es, zumindest in den Medien und im Umfeld der Deutschen Mannschaft, mit der sprichwörtlichen Ruhe rund um Joachim Löw & Co. erst einmal vorbei.
Aktuell herrscht vielerorts eher eine recht aufgeregte und nervöse Debatte um Trainer, Taktik und Aufstellung, wenn man heute mal so quer durch die verschiedenen Medien schaut. Und das sicherlich auch nicht völlig überraschend, wenn man einmal an die schwachen Auftritte der Löw-Elf zuletzt denkt.  Konnte man die enttäuschenden Gruppenspiele der Deutschen Mannschaft gegen Ghana (2:2) und die USA (1:0), noch irgendwie damit erklären, dass ein cleveres Turnier-Pferd sprichwörtlich eben auch immer nur so hoch springt wie es muss, hat der erschreckend schwache Auftritt gegen Algerien am Montag dann doch unzählige Fragen bei den Beobachtern aufgeworfen.
Die zuvor schon gestartete Debatte um die Position von Philipp Lahm, den Löw zuletzt auf der Position ‚6‘ im Mittelfeld aufstellte, stattdessen lieber Mustafi in der Abwehr auflaufen ließ, als Mats Hummels erkältet ausfiel,  ist eine dieser aktuell laufenden emotionelen Debatten. Man darf gespannt sein, ob Löw sich von den hitzigen Diskussionen irgendwie wird beeinflussen lassen.
Deutliche Spuren hinterlassen hat offenbar auch der spektakuläre Interview-Auftritt von Per Mertesacker, der ZDF-Reporter Boris Büchler direkt nach dem Spiel am Montag reichlich entnervt antwortete und dabei u.a. mehr Respekt für die Leistungen der DFB-Auswahl durch die Medien und bei einigen Fans einforderte.
Auch hierzu hat sich inzwischen ein regelrechtes Eigenleben im Netz entwickelt, gibt es diverse Reaktionen und Beiträge zu dem Interview, teils ironisch, teils lustig, teils aber auch durchaus ernsthaft und nachdenklich. Allen gemein ist jedoch, dass solch eine ungewöhnliche Reaktion auf durchaus übliche Fragen nach einem solchen Spiel, unerwartet kam und relativ tief in das Innenleben der Mannschaft blicken lässt. In das Innenleben einer Mannschaft, die ansonsten ziemlich abgeschirmt und gefiltert ihr Dasein im ‚Basislager‘ fristet, und von der man sonst eigentlich fast nur relativ belanglose Beiträge am Pool und in der Küche zu sehen bekommt. Wie es bei anderen Teilen der Mannschaft aussieht, darüber kann man dann eben auch nur spekulieren. Spieler wie Bastian Schweinsteiger geben aktuell z.B. gar keine Interviews, was ebenfalls wohl kein gute Zeichen für die Stimmung ist. Durchgedrungen hingegen ist aus dem Lager der DFB-Elf heute ein ‚flammender Appell‘ von Thomas Müller, der nun ebenfalls sehr deutliche Worte über die innerhalb der Mannschaft vielfach offenbar als ungerecht empfundenen Kritik an den sportlichen Leistungen gefunden haben soll.

Morgen dann also der wohl erste echte Prüfstein für die Löw-Truppe im laufenden Turnier, wenn sie es mit dem vor dem Turnier noch nicht zur engeren Favoritenschar gezählten Team aus dem Nachbarland zu tun bekommt.
Hätte man das Spiel vor dem Turnier tippen sollen, eine deutliche Mehrheit wäre sich sicherlich sicher gewesen, dass die Schwarz-Rot-Goldene-Elf den Vergleich mit dem Weltmeister von 1998 locker für sich entscheiden sollte. Aktuell kann man da in der Frage nach der Favoritenrolle wohl nicht mehr ganz so sicher sein. Die Tendenzen der letzten Spiele, wenn man mal etwas Kaffeesatzleserei betreiben möchte, scheinen auf einen knappen Sieg der DFB-Auswahl, womöglich nach einem Elfmeterschießen hinauszulaufen, wenn man die Tendenz der letzten Tage mal einfach so fortsetzen würde. Aber genau das kann man ja bekanntlich im Fußball nur ganz, ganz selten. Und genau deshalb ist das Spiel generell und auch eine solche WM für viele ja so schön. Mal abwarten was es am Freitag dann konkret zu loben oder zu kritisieren geben wird…. Aktuell scheint nur klar zu sein, dass der Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich wieder spannend werden dürfte…

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Yugo
Yugo
9 Jahre zuvor

Mit Löw wird Deutschland nie einen Titel gewinnen, so viel steht leider fest. Die Mannschaft muss stets nicht nur gegen den Gegner sondern auch noch gegen den eigenen Coach antreten.

Falls Löw im Falle einer Niederlage wirklich gehen muss, dann wäre sie es fast wert.

Arnold Voss
9 Jahre zuvor

Das Interview mit Per Mertesacker war angesichts des sonstigen fast schon roboterhaften Gestammels und Gefloskels geradezu erfrischend menschlich. 🙂

Helmut Junge
9 Jahre zuvor

Auch Magath, der 1984 selber als Spieler bei der damaligen WM gegen Algerien verloren hat, war der Meinung, daß dieser Gegner ein leichter Gegner wäre.
Und Mertesacker, der 120 Minuten gekämpft, aber dann gewonnen hat, wird gefragt, ob er nicht auch denkt, daß er ein Gegurke abgeliefert hat. Ich komme bei dieser WM-Berichterstattung mittlerweile aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Wäre ich betroffener Spieler, käme mir das Verhalten der Journaille wie Mobbing vor. Leute kommt wieder auf den Boden. Unsere Jungs haben einen Gegner besiegt, dem die Helden von damals nicht mal ein Unentschieden abtrotzen konnten. Damals stand es nach 67 Minuten 2.1 für Algerien, und dabei blieb es bis zum Schluß. Diesmal haben unsere Jungs GEWONNEN!!!

KingGhidorah
KingGhidorah
9 Jahre zuvor

Eigentlich wollte ich hier noch die Langfassung meiner (in den vorherigen Beitrag gestellten) Fragen mit gleich mitgelieferten Antworten posten…

Wenn ich aber hier schon wieder folgendes lese:

“Durchgedrungen hingegen ist ein ‚flammender Appell‘ von Thomas Müller,… vom Team eine kräftige Leistungssteigerung erwartet, damit er sich nicht am Ende in der Öffentlichkeit noch für den WM-Titel womöglich entschuldigen müsse.“

Dann hab ich absolut keine Bock mehr großartig zu versuchen etwas zu erklären… den anscheinend ist hier Hopfen und Malz, wahrscheinlich auch noch anders, restlos verloren.

Denn hier mal das was Müller wirklich sagte:

“Wenn andere Mannschaften in anderen Ländern das so machen, dann wird es als clever abgetan. Da schwärmt man dann noch: Das sind Dreckssäcke, die gewinnen so Spiele eben auch mal dreckig. Ich will nicht Weltmeister werden und mich danach hinstellen müssen und sagen: Sorry, dass wir das Finale nur mit einem Tor Unterschied gewonnen haben“

Grandios aufgezeigt was die deutsche Öffentlichkeit eigentlich will… und was macht die: Verdreht hier total das Wort, damit genau ihr, von Müller kritisierten, Wunsch rauskommt.

Deutschland, der Führer Europas, der Exportweltmeister, die größte wahre Kulturnation, der einzige Staat der doch aus seiner Geschichte gelernt hat und deswegen moralische austeilen darf wie blöd, will auch im Fußball zeigen wie endgeil er doch ist.

Man soll nicht nur siegen gegen die ganzen Südländer, Inselaffen und das Zeug was gar auf anderen Kontinenten herumläuft, nein man muss alles in Grund und Boden spielen… damit die wissen wer der eigentliche Herr im Haus ist.

Das ist Deutschland 2014! – Mit Verlaub, das ist gequirlte Sch**** 2014!

Peter
Peter
9 Jahre zuvor

Die gute alte WM 1984, wer erinnert sich nicht…
#Hauptsache kritisieren

Thomas Weigle
Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

Ich erinnere mich nicht an „die gute alte WM 1984“, sondern an eine ganz besonders sauschlechte EM 1984, als Spanien in letzter Minute Derwalls Langweiler aus dem schon sicher erreicht geglaubten Halbfinale schoss.

Helmut Junge
9 Jahre zuvor

Sorry, @Peter, @Thomas Weigle,
mein Tippfehler, nicht WM 1984 sondern WM 1982 sollte da stehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fball-Weltmeisterschaft_1982/Deutschland#Vorrunde
Aus dem Link kann man das Ergebnis sehen, aber auch wer in der Mannschaft gegen Algerien mitgespielt hat.
Trotzdem noch einmal zum Schnellgucken.

BR Deutschland – Algerien 1:2 (0:0)

16. Juni 1982 in Gijón (El Molinón)

Bundesrepublik Deutschland BR Deutschland:
Schumacher – Kaltz, Stielike, K.-H. Förster, Briegel – Dremmler, Breitner, Magath (84. Fischer) – Rummenigge Kapitän der Mannschaft, Hrubesch, Littbarski

Algerien:
Cerbah – Merzekane, Guendouz, Kourichi, Mansouri – Fergani Kapitän der Mannschaft, Dahleb, Belloumi, Zidane (64. Bensaoula) – Madjer (88. Larbes), Assad
Tore: 0:1 Madjer (54.), 1:1 Rummenigge (67.), 1:2 Belloumi (68.)
Schiedsrichter: Enrique Labo Revoredo (Peru)
Zuschauer: 42.000

KingGhidorah
KingGhidorah
9 Jahre zuvor

@Robin Patzwaldt

Danke für die Änderung, es war halt irgendwie nur noch frustrierend überall diese totale Verfälschung von Müllers Ansprache zu lesen.

Das soll aber keine Entschuldigung dafür sein das mein vorheriger Post viel zu scharf geschossen wurde. Da kann ich nur Entschuldigung sagen.

Das du die Nationalmannschaft als genervt darstellst ist dein gutes Recht, ist ja auch eher eine neutrale Wertung. Ich wäre ja auch genervt wenn man siegt, eigentlich ganz überlegen im Spiel war (Auch wenn Algerien einen Riesenspiel gemacht hat, die Werte/Statistiken waren klar auf deutscher Seite.) und sich einige beschweren wieso man nicht überspitzt formuliert 4:0 gewonnen hat.

Aber der Kern meiner These bleibt ebenfalls, es ist erschreckend das ein gerade zu perverser Leistungsanspruch jetzt schon bei den Denkmal wie der deutschen Fußballnationalelf eingefordert wird…

Arnold Voss
9 Jahre zuvor

Nach 120 Minuten höchster Kraftanstrengung die mit einem Sieg über eine gute Mannschaft endet fragt dich Jemand als Erstes wieso du so schlecht gespielt hast und wie du dir eine deutliche Steigerung bis zum nächsten Gegner vorstellst. Wenn man es aus dieser Perspektive sieht, war Mertesacker geradezu ein Ausbund an Freundlichkeit.

Helmut Junge
9 Jahre zuvor

Am Trainer brauchen die sich gar nicht erst zu versuchen, obwohl sie den meinen. Der nämlich läßt sie spüren, was er von ihnen hält. Also reagieren sie sich an den Spielern ab. Wie sagt man doch? Man schlägt den Sack und meint den Esel. Ich glaube aber auch, daß es sehr viele Zuschauer gibt, die zu der Mannschaft halten und kein Verständnis für dieses Dauergequängel haben. Falls das Spiel heute mit einem Sieg gegen Frankreich enden sollte, ist die deutsche Mannschaft im Halbfinale. Mir würde das reichen. Das wäre ein angemessener und großer sportlicher Erfolg, aber ich seh schon die Balkenüberschriften im Sport- und sogar im Hauptteil der Zeitungen. Da steht dann groß und breit, was „wir“ jetzt zwingend erwarten. Unter dem Titel geht da gar nichts. Besonders laut werden ihn die fordern, die bisher alles amateurhaft fanden, was sie von dieser Mannschaft sehen mußten.
Die Stimmung kippt immer schnell bei den Fans.
Wenn „wir “ gegen Frankreich verlieren, ist der Trainer reif. So einfach ist das in der Fußballwelt. Und Feinde hat dieser Trainer selbst dann, wer er den Titel holt.
Dann sind „wir“ eben Weltmeister trotz Löw.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

@ Helmut Junge „…mir würde das reichen…“. ja, ich finde, dass auch schon das Erreichen der Runde der letzten Acht aller Ehren wert ist, schließlich wurde auf dem Weg dahin kein Fallobst aus dem Weg geräumt, sondern Mannschaften bespielt, die das Fußball 1×1 durchaus beherrschten. Ich habe schon das Gejammere über die Viertelfinalniederlagen 94 und 98 nicht nachvollziehen können.
Wirklich blamabel waren doch nur das frühe Ausscheiden bei den EMs 84 und 2000, in Maßen auch 2004.
Das Spiel gg. Algerien 82 habe ich durchaus nicht als soooo schlecht in Erinnerung, es war doch eher das unsägliche 1:0 gegen Austria, welches uns bis heute die Erinnerunng an 82 vergällt. Und natürlich das überhebliche Verhalten eines Teils der damaligen Elf gegenüber den Fans ( Werfen von mit Wasser gefüllten Plastiktüten, etc, Saufen am „Schlucksee“). Schumacher vs. Battiston war nun auch nicht der Brüller.

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