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ZAPP reagiert auf Kritik an Aluhut-Sendung

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Ende Dezember kritisierte der Journalist Ralf Fischer in einem Gastbeitrag auf den Ruhrbaronen  einen Bericht des NDR-Medienmagazins Zapp über das gesunkene Vertrauen in die Berichterstattung der Medien. Nun hat ihm die Redaktion geantwortet:

Sehr geehrter Herr Fischer,
Sie haben einen Offenen Brief an die ZAPP-Redaktion verfasst, auf den ich gern im Namen der Redaktion antworte.

In Ihrem ersten Satz beziehen Sie sich auf den ZAPP Beitrag vom 17.12. und schreiben: „In Ihrer letzten Sendung strahlten Sie einen Beitrag aus, der sich mit der einseitigen Berichterstattung der bundesdeutschen Medien im Ukraine-Konflikt beschäftigt.“

Hier scheinen Ihnen zwei Dinge durcheinander zu geraten. Nicht wir sagen, dass die Berichterstattung einseitig sei. Dafür hätte es eine Inhaltsanalyse bedurft, die wir an anderer Stelle zu einzelnen Berichterstattungsgegenständen zum Ukraine-Konflikt durchaus vorgenommen haben. Aber in dem von Ihnen kritisierten Film haben wir uns nicht mit der Berichterstattung selbst, sondern mit der Wahrnehmung der Berichterstattung beschäftigt. Zu diesem Zweck gaben wir eine Umfrage in Auftrag und sprachen mit Menschen, die die Berichterstattung zum Ukraine-Konflikt für einseitig oder aus anderen Gründen kritisieren. Wie und warum wir das so gemacht haben, beschreiben wir seit einem Tag vor der Ausstrahlung ausführlich auf unserer Sendungsseite, die Sie ja offenbar kennen, wenn Sie Kathrin McCleans Interview zitieren. (http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/ZAPP-Studie-Vertrauen-in-Medien-gesunken,medienkritik100.html)

Marcel Wojnarowicz kommt zu Beginn des Beitrags vor, als ein O-Ton-Geber in einer Anfangskollage (Umfrage), nicht als Kronzeuge. Diese Collage gibt die Stimmung wieder, die auf der Demonstration herrschte, auf der Personen wie Marcel Wojnarowicz den Ton angaben. Sein Hintergrund war uns bekannt.

Mit Matthias Bröckers haben wir kein Interview geführt, sondern eine Lesung von ihm besucht, um mit denjenigen zu sprechen, die eine solche Lesung besuchen. Eine Einordnung von Bröckers ergibt sich schon aus dem Titel seines Buches, den wir nennen „Ansichten eines Putin-Verstehers oder wie die Medien uns manipulieren.“ Allerdings ging es uns in dieser Passage nicht um die Person Bröckers, sondern um diejenigen, die ihm folgen. Und das sind offenbar viele, denn noch im Dezember lag das Buch von Bröckers und Schreyer auf der Sachbuch-Bestsellerliste auf Platz 8. Wir haben Bröckers selbst bewusst nicht mehr Raum gegeben, weil uns das bei der Fragestellung nicht vorangebracht hätte. Vielleicht aber, und da mögen Sie recht haben, hätten wir erwähnen sollen, dass der Autor schon früher durch Verschwörungstheorien aufgefallen ist.

In unserem Beitrag ist ein Halbsatz in der Situation der Lesung von Bröckers hörbar und wir bezeichnen ihn als Medienkritiker. Davon, dass wir ihn „als Kronzeugen gegen die „Lügenpresse“ präsentieren“, kann keine Rede sein.

Von Katrin McClean zitieren Sie in Ihrem Offenen Brief nur einen O-Ton aus dem knapp einstündigen Interview, das wir online gestellt haben, um hier Transparenz zu schaffen, damit sich jeder ein eigenes Bild unserer Interviewpartner verschaffen kann – ohne redaktionelle Auswahl von O-Tönen. Es entbehrt für mich nicht einer gewissen Komik, dass Sie uns die Auswahl einer Interviewpartnerin vorwerfen, die ihre politische Einstellung keineswegs verbirgt, was wir offen auf unserer Seite zeigen. Ihre politische Haltung zu den USA ist eindeutig, wenn man das gesamte Interview hört. In Bezug auf die Medien führt sie aber vielmehr an, was ihr als Friedensaktivistin weitaus wichtiger zu sein scheint. Sie fürchtet eine Militarisierung der Gesellschaft. Darüber hinaus spricht sie selbst in unserem Beitrag darüber, was sie schon als Jugendliche für einen Eindruck vom Westfernsehen hatte, was viel über ihre Mediensozialisation aussagt und diese besser verständlich macht als ein einordnender Text das an dieser Stelle könnte.

Sie schreiben außerdem: „Statt darauf hinzuweisen, dass viele der geäußerten Vorwürfe völlig aus der Luft gegriffen sind, oder zumindest stark übertrieben, stellen sie diese Wortmeldungen als berechtigte Vorwürfe dar.“

Wo sagen wir, dass alle diese Vorwürfe berechtigt sind? Wir widmen uns der Frage, wie viele Menschen durch die Ukraine-Berichterstattung den Medien gegenüber wenig oder kein Vertrauen entgegen bringen und gehen den Gründen dafür nach. Stefan Niggemeier hat dazu durchaus differenzierte O-Töne abgegeben, wie wir finden. Eine einfache Antwort nach dem Motto Wer ist schuld?, greift ohnehin zu kurz, wenn Sender und Empfänger so unterschiedlich ticken.

Es war überdies nicht unser Ziel, die Kritik an der Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt mit einer Kritik an den verschwörungstheoretischen Montagsdemonstrationen zu verknüpfen. Diese setzen nur teilweise auch auf die Kritik an der Ukraine-Berichterstattung auf und waren hochaktuell in der Woche unserer Sendung. Die Planung für den Beitrag begann wesentlich früher, nämlich bereits Ende Oktober. Sonst hätten wir eine umfangreiche Umfrage nicht umsetzen können.

Ein Problem, das Sie ansprechen, beschäftigt uns bei ZAPP schon lange in vielen Beiträgen: Wie kann bei Nutzern, Lesern und Zuschauern die Bereitschaft erhöht werden, für Qualitätsjournalismus Geld zu bezahlen? Wer das will, kommt unseres Erachtens nicht umhin, sich damit zu beschäftigen, wie viele und welche Menschen sich aus welchen Gründen von den Medien abwenden.

Aus diesem Grund haben wir auch Medienschaffende aus verschiedenen Bereichen gefragt, wie sie die Ergebnisse der ZAPP-Studie beurteilen. Diese saßen bei uns ebenso wenig auf der Anklagebank wie die „gesamte bundesdeutsche Presselandschaft“.

Letztlich waren Sie offenbar mit unserer Fragestellung nicht einverstanden. Uns eine „ widerliche Art des Buillshitbingos“ vorzuwerfen, kann ich nicht nachvollziehen.

Es steht Ihnen frei, diese Antwort zu veröffentlichen. Wir würden es fair und freundlich finden, wenn Sie unsere Antwort veröffentlichen wollen, das in Gänze zu tun.

Mit freundlichen Grüßen aus der ZAPP-Redaktion.

Annette Leiterer

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WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Ich nutze die Gelegenheit, hier um noch einmal -sh.bereits mein Hinweis bei „Offener Brief an ZAPP-auf einen einschlägigen Beitrag von Sascha Lobo hinzuweisen.

Lobo erinnert in seinem Beitrag an die gesellschaftspolitischen Risiken und Gefahren, die mit der Nutzung des Internetes als Informations- und Kommunikationsmittel „in Händen von jedermann“ einhergehen können.

Ich will mit diesem Hinweis nicht von der Diskussion -aktuell am Beispiel ZAPP – über „die Medien in Deutschland“ außerhalb des Internets ablenken
– über ihre (sinkende?)Qualität, über ihre (sinkende !) Vielfalt bis hin zu sog.verschwörungtheoretischen Erwägungen bezogen auf „Mainstream und Meinungsmache“-.,
denn zu dieser Problematik besteht unbestritten und permanent Disk.bedarf.

Für mich hat allerdings diese Problematik weniger Gewicht als die, welche sich gesellschaftspolitisch insgesamt aus den unbegrenzten Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten für jedermann via Internet ergeben. Die damit einhergehenden Risiken -sh.Sascha Lobo- finden bisher in der öffentlichen Diskussion m.E. zu wenig Beachtung. Die damit einhergehenden Chancen würden damit keinesfalls ausgeblendet.

SPIEGELonline
-S.P.O.N-
Sascha Lobo
„AFD und Pegida in sozialen Netzen: Wie der Diskurs aus dem Ruder läuft“.

der, der auszog
der, der auszog
9 Jahre zuvor

Der offene Brief, den Ralf Fischer hier Ende Januar bei den Ruhrbaronen gegen Zapp ‚in Stellung‘ brachte, erweckte auf mich den Eindruck, dass es scheinbar ausreicht einen Medienbericht und dessen Autoren in Frage zu stellen, sobald in ihrem Beitrag Verschwörungstheoretiker zu Wort kommen und diese in der Berichterstattung nicht im Sinne der Ruhrbarone entsprechend gekennzeichnet sind.

Die Kritik, die Ralf Fischer an Zapp übte, wurde für mich auch nicht verständlicher, als dann Anfang Januar ein zweiter Artikel “Ein Gefühl ist das finale Argument” bei den Ruhrbaronen erschien, der die Inhalte des offenen Briefes Fischers noch einmal wiederholte, allerdings nicht wirklich neues brachte, außer dass über dem Artikel nicht mehr Gastautor und Ralf Fischer, sondern Autorengruppe stand.

Ich persönlich hätte mich gefreut, wenn sich Ralf Fischer und auch die Ruhrbaronautorengruppe in die Diskussion über den offenen Brief eingebracht hätten, denn zum einen gab es einige Leser, die die Auffassung von Ralf Fischer nicht teilten, zum anderen hatte sich auch Daniel Böckerhoff von Zapp in die Diskussion eingebracht, was von einigen Lesern dankend zur Kenntnis genommen wurde (Bsp..: von Thorsten Stumm, Walter Stach und auch von mir). Weil die Zeit da war, einen zweiten Artikel zu schreiben, wäre auch Zeit da gewesen, mit zu diskutieren. Bedauerlicherweise entschied man sich für einen anderen Weg.

Auf mich persönlich wirkte dieser zweite Artikel wie eine Trotzreaktion unter dem Motto: Dem Böckerhoff zeigen wir es jetzt mal richtig und wenn der obige Brief von Annette Leiterer nun mit der Überschrift „ZAPP reagiert auf Kritik an Aluhut-Sendung“ kommentiert wird, stellt sich mir unweigerlich die Frage was den Zapp-Beitrag in den Augen der Ruhrbarone zu einer ‚Aluhut‘-Sendung macht? Das bloße zeigen von Verschwörungstheoretikern? Die Kritik an der deutschen Berichterstattung der meisten Leitmedien über den Ukraine-Konflikt? Die Zapp-Autoren?

Erik Bradley
9 Jahre zuvor

Das heisst, ZAPP sieht jemanden wie Frau McClean repräsentativ für die große Menge derer, die sich von Bezahlmedien abwenden? Jemand der meint, RT Deutsch sei eine gute Ergänzung zum täglichen Medienkonsum? (RT Deutsch hat momentan grad mal um die 20.000 Views.) Das eine solche Splittergruppe, denen es offensichtlich eher um politische Befindlichkeiten denn um tatsächliche Medienkritik geht, irgendeine größere Bedeutung für diese Problematik hätte, das finde ich eine ziemlich steile These, die ich von ZAPP dann doch gern mal untermauert gesehen hätte.

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