Dügida in Düsseldorf.

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In Düsseldorf versammelte sich am Montag Abend das rechtspopulistische Bündnis Dügida mit ca. 450 Teilnehmern, um gegen die „Islamisierung“ des „Abendlandes“ zu demonstrieren. Ein linkes Bündnis versuchte, die Veranstaltung zu stören. Vertreter von Politik und Gewerkschaften hielten eine Gegenkundgebung auf dem Johannes-Rau-Platz mit insgesamt ca. 800 Teilnehmern ab.

Linke Gegendemonstration

Noch vor der Dügida-Kundgebung fanden zwei Gegenkundgebungen statt. Unter der Rheinkniebrücke versammelten sich Antifa-Gruppen zusammen mit  Mitgliedern von Attac, V.v.N. B.d.A. und Linkspartei. Ca. 350 Menschen kamen trotz des andauernden Nieselregens zusammen. Ein Sprecher vom V.v.N. B.d.A. betonte, dass man die andere Gegenkundgebung dulden und nicht zeitgleich Reden halten wolle. Auch ein paar Mitglieder der PARTEI waren anwesend.

Gegenkundgebung der Stadt Düsseldorf

Auf der Gegenkundgebung der Stadt zeigten nicht nur weitere 450 Düsseldorfer Bürger, sondern auch die Jugendorganisationen von FDP, Linkspartei, Grünen und SPD Flagge. Letztere versuchten, sich möglichst medienwirksam in Szene zu setzen. Parteien, Kirchen, Gewerkschaften und Migrantenvereine hatten zu den Gegenkundgebungen aufgerufen. Ein Hauch von Gratismut lag in der Luft. Oberbürgermeister Thomas Geisel hielt eine berechenbare „Düsseldorf ist bunt“-Rede und stellte fest: „Düsseldorf steht für Weltoffenheit und Willkommenskultur.“ Neben dem Oberbürgermeister sprachen eine Vertreterin der Evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf, ein Ver.di-Funktionär und zwei Mitglieder des Jugendrates auf dem Johannes-Rau-Platz.

Dügida-Teilnehmerzahl geringer als erwartet

Das Problem mit dem Begriff der Überfremdung ist, dass man, wenn er auftaucht, meist nicht von Fremden, sondern von Idioten umzingelt ist. In Düsseldorf versammelten sich nur 450 statt der erwarteten 1000 Menschen, um gegen die „Islamisierung“ des „Abendlandes“ zu demonstrieren. Wegen der geringen Teilnehmerzahl war das nasskalte Gelände vor dem Landtag deutlich überproportioniert.

Der Bereich um den Landtag war weitestgehend abgesperrt. Die Polizei hatte -in der Bemühung, Dügida von den Gegenkundgebungen zu trennen- Einlasspunkte geschaffen, sodass nur Pressevertretern und Rechtspopulisten Zutritt gewährt wurde. Für den Ernstfall hielt die Polizei zwei Wasserwerfer bereit. Wer die Demonstration erreichte, stellte schnell fest, dass die vermeintlich besorgten Bürger in der Minderheit waren. Hooligans und Neonazis beherrschten die Szenerie. Der Dauerregen hatte den Boden weitgehend aufgeweicht, sodass sich die Landtagswiese in einen Sumpf verwandelt hatte, in dem kahlköpfige „Schlägertypen“ neben Pro-NRW-Funktionären Deutschland-Fahnen und Flaggen der German Defense League schwenkten.

Die Teilnahme von ca. 50 Neonazis aus Dortmund ließ sich in der Dunkelheit nicht verifizieren. Im Hintergrund der Veranstaltung konnten die Teilnehmer die Parolen der linken Gegendemonstration hören. Die Mitglieder des Düsseldorfer Landtags hatten ihre Fenster mit Plakaten verklebt.

Verzögerung der Redebeiträge

Dügida blieb zunächst eine Warteveranstaltung, deren Teilnehmer sich vom braunen Morast die Schuhe aufweichen ließen. Hauptredner und Organisator Alexander Heumann von der AfD hatte sich verspätet. Ungeduld und ein chronischer Mangel an geistigen Getränken trugen zu einer agressiven Grundstimmung bei.

Fast hätte sich diese entladen, als ein kleines Grüppchen von Antifaschisten am Rande der Wiese auftauchte und die Dügida-Teilnehmer mit szenetypischen „Alerta!“-Rufen provozierte. Noch bevor die jugendlichen Linksradikalen von den (sich schnell mit Drohgebärden nähernden) Hooligans womöglich ernsthaft verletzt werden konnten, griff die Polizei ein und führte die Gegendemonstranten vom Gelände.

Die Mahnwichtel greifen an!

Der Lautsprecher des Dügida-Vans erklärte, der Redner Heumann werde es nicht rechtzeitig schaffen, sodass der Spaziergang begann und sich der Tross in Bewegung setzte und, abgeschirmt von der Öffentlichkeit, den Landtag umkreiste. Lediglich die Verschwörungstheoretiker vom „Friedenscamp Düsseldorf“ fühlten sich vom Marsch gestört, da deren durchregnete Zelte am Rande des Demonstrationszuges lagen. Ein Wortführer beschimpfte die Dügida-Teilnehmer und filmende Journalisten in unablässigen Tiraden als „Marionetten“, die Opfer der der Propaganda der „Eliten“ seien.

Redebeiträge aus der rechtspopulistischen Retorte

Zurück auf der Landtagswiese begannen die Redebeiträge. Angela Heumann verlas ein Grußwort des “koptischen Genaralbischofs”. Ihr Mann Alexander Heumann sprach im Anschluss. “Der kann auch an ‘ner Kirmesbude oder ‘nem Autoscooter arbeiten…” entfuhr es einem der Journalisten, die auf den Treppen zum Landtag die Kameras auf die Versammlung richteten. Heumann versorgte die Demonstranten mit lehrbuchhaften Platitüden aus dem Sprachbaukasten von Politically Incorrect: Islamisierung sei böse, „Gender“ ebenso. Unsere Kinder sollen frühsexualisiert werden. Obdachlosen, die unser Land aufgebaut haben, werde nicht geholfen, dafür nehme man immer mehr Flüchtlinge auf. Die Demonstranten seien „die Guten“, die den „Arsch hochkriegen“. Dazu ein paar stereotype Worte gegen die „Eliten aus Brüssel“. Das Publikum war von der Originalität des Redebeitrags beeindruckt. Akklamationen wie der Troglodytenlockruf „Ahu! Ahu! Ahu!“ oder „Wir sind das Volk!“ (mit der Betonung auf „Volk“) bestätigten die Analyse Heumanns.

Antifa-Gruppen umschwärmen den Landtag

Während der Dügida-Kundgebung versuchten Kleingruppen aus vermummten Antifa-Aktivisten erfolglos, aber unablässig, das Landtagsgelände zu erreichen. Mit einer Pferdestaffel und einem hohen Aufgebot von Beamten setzte die Düsseldorfer Polizei die Antifaschisten fest und verhinderte eine Konfrontation beider Gruppen. Die Polizei vermeldete zwar eine kurze Blockade einer Straßenbahnstrecke- größere Störungen blieben jedoch aus.

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Birgit Heim
Gast
Birgit Heim
10 Jahre zuvor

Schöne Zusammenfassung! ….aber warum die Abwertung? Gratismut?
Klar, in der Gegenkundgebung hat niemand mehr ‚riskiert‘ als kalte Füße. Aber entscheidend ist doch, sie waren da. Hier ist die bürgerliche Mitte. Demo-unerfahren. Leise. Berechenbar. Harmlos. Gratismutig, so what? Und die, die vorgeben, die bürgerliche Mitte zu repräsentieren….die outen sich schnell als die grölenden rechten Rattenfänger, die sie sind.
Ich persönlich heiße jeden ‚gratismutigen‘ willkommen, der ’nur‘ den Mut aufbringt, sein Kärtchen in der gut geschützten Masse zu erheben. Denn da steht die bürgerliche Mitte. Die echte. Auch sie verdient Respekt.
Herzliche Grüße.

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