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Girugamesh, das sind ShuU (Bass, früher Kagerou-Roadie), Яyo (Drums), Satoshi (Gesang, früher Venom) und Nii (Gitarre) und sie zählen seit ihrer Gründung zu den erfolgreichsten und legendärsten J-Rock und Metal-Bands Japans.
2015 feierten sie ihr 10-jähriges Jubiläum mit einem vollgepackten Tourplan, und dadurch war 2015 seit langem das erste Jahr ohne eine Veröffentlichung.
Anfang des Jahres war dann die Freude groß, als die vier am 20. Januar ihr neues Mini-Album „Chimera“ veröffentlichten. Der Titel drückt aus, was sie selber als Band ausmacht. Ihr Sound ist ebenfalls eine Mischung aus verschiedenen Sounds, sie vereinen Metal mit lauter Rock oder Punk-Musik und lassen sich musikalisch nur schwer einordnen. Über sich selber sagen sie, dass sie ihr eigenes Musik-Genre “girugamesh” erschaffen haben.
Ihr aktuelles Album „Chimera“ ist wesentlicher Bestandteil ihrer aktuellen Europa-Tour, die die vier Japaner im Mai auch für fünf Konzerte nach Deutschland geführt hat ( der letzte Termin ist am 27.Mai 2016 in Aschaffenburg)
Kurz vor Beginn ihrer Europa-Tournee gab die Band allerdings bekannt, daß dies ihre letzte Europatour sein wird und Girugamesh sich im Juli diesen Jahres auflösen werden.
Somit mischte sich an dem Wochenende, an dem Girugamesh gleich zwei Mal in der Zeche Carl in Essen auf der Bühne standen, zu der Freude über die neue Albumpräsentation auch ein kleiner Wermutstropfen.
Der 14. Mai war komplett ausverkauft, ich war am Sonntag, den 15.Mai vor Ort und auch da war die Zeche Carl erneut gut gefüllt mit zum größten Teil Anime-Fans in “Manga Cosplay Kostümen”, japanischen Lolita-Kleidern und den buntesten Haarfarben.
Die Stimmung war großartig, man kann kurz und knapp sagen, dass Girugamesh den Abend gerockt haben. Sie haben ihren Fans und sich selbst keine Pause gelassen und fortwährend zum Springen und Winken angeregt – und sich offensichtlich darüber gefreut wie gerne die Fans mitsingen, sei es auf Englisch oder Japanisch.
Das erste CORRECT!V-Bookzine ist auf dem Markt! Bei der Release-Lesung am Freitag, 20. Februar, werden Autoren des Magazins die aktuelle Ausgabe vorstellen. Mit dabei Sascha Bisley, gefeierter Blogger und Autor aus der Dortmunder Nordstadt, der gerade seine Autobiographie beim Ullstein-Verlag veröffentlicht hat, David Schraven, Gründer von CORRECT!V, ehemaliger Chef des WAZ-Recherche-Ressorts und Ruhrbaron, sowie Bastian Schlange, Magazin-Macher, Autor und Guerilla-Journalist der Wattenscheider Schule.
Moderiert wird der Abend von Martin Kaysh, dem unvergleichlichen Steiger und Geierabend-Veteran.
CORRECT!V entstand Mitte vergangenen Jahres als erstes gemeinnütziges Investigativ-Büro Deutschlands. Das Magazin, mit über 200 Seiten besser als Bookzine bezeichnet, ist eine freie Veröffentlichungsplattform, eine Experimentier- und Spielfläche, in dem sich Ideen erproben können, und frische Autoren, Grafiker und Fotografen mit erfahrenen Journalisten zusammenkommen.
Am Freitag wird aus unserem aktuellen Bookzine gelesen – in der Zeche Carl in Essen! Mit Wasser, Wodka und Herzblut. Kompromisse machen andere.
Denn: Die Zeiten sind hart für Journalisten. Der Frust allgegenwärtig. Auflagen-Schwund, Spar-Diktate und Entlassungswellen. Es macht keinen Sinn, auf Lösungen von außen zu warten, es bleibt nur ein Schluss: selber machen! Mit der fünften Ausgabe unseres Ruhrbarone-Bookzines zeigen wir, dass es Alternativen in der Zeitschriftenlandschaft gibt. Man muss das Risiko nur wagen. Passend dazu das Oberthema des aktuellen Magazins: Selber machen! Alles zum Thema selbst. 220 anzeigenfreie Seiten, lange Reportagen, kontroverse Fotostrecken, experimentelle Grafiken, die wir unserem Leitmotiv widmen:
S.Qu.A.T – Storys mit Qualität: authentisch und tough!
Wir erzählen Geschichten von Menschen und Schicksalen, Geschichten, die einfach erzählt werden müssen, so nah, hart und ehrlich, wie sie es verdient haben. Bei der Lesung in der Zeche Carl wird ein Ruhrbarone- S.Qu.A.T-Team um den Ur-Baron Christof Schurian, den Dortmunder schwersttätowierten Blogger Sascha Bisley und den Undercover-Journalisten der Wattenscheider Schule Storys aus der aktuellen Ausgabe zum Besten geben: Geschichten von Selbstmord, Selbstversuchen im Boxring, von Krieg, Knarren und einen Ausflug ins Jenseits. Oder auch in die Historie der Onanie.
Unsere Lesungen sind so unterhaltsam wie sie auch zum Nachdenken anregen und in den meisten Fällen verraucht und versoffen. Echter Journalismus aus dem Ruhrpott eben – Glück auf!
S.Qu.A.T.4life! – Ruhrbarone-Lesung
Wann: 20. September 2013
Beginn: 20:00
Wo: Zeche Carl, Wilhelm-Nieswandt-Allee 100, 45326 Essen
Eintritt: 5 €
Es werden lesen:
Diese Reihe – die letzte Folge ist hier – beschäftigt sich mit den Entwicklungen in der hiesigen Soziokultur. Diesmal geht es im Gespräch mit Kornelia Vossebein, seit einem guten halben Jahr neue Geschäftsführerin der Zeche Carl, auch, aber nicht nur, um mögliche Neubeginne und die Balance zwischen Tradition und Modernisierung.
Jens Kobler ? (auch Fotos): Zur Einführung vielleicht ein paar kurze Worte zur Geschichte der Zeche Carl aber auch die Frage, wie Du hier die Veränderungen erlebt hast: Was ist neu hier seit einem halben Jahr, was ist geblieben und wie bist du hierher gekommen?
Kornelia Vossebein !: Die Zeche ist ja relativ früh entstanden, als Altenessener Bürgerinnen und Bürger sowie die evangelische Kirche auch über Aufrufe in der Zeitung das Gebäude für sich umgenutzt und auch umgebaut haben. Carl ist insofern ein absoluter Prototyp für Orte wie Zeche Zollverein etc.: „Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel“ gab es hier mit als erstes. 1979 wurde der betreibende Verein gegründet, und bald wurde man durch Veranstaltungen und politische und Stadtteilarbeit überregional bekannt.
Ich selbst komme ursprünglich aus Bielefeld und habe dann erst das Ende des Prozesses der Umwandlung in eine gemeinnützige GmbH im letzten Jahr mitbekommen. Zuvor gab es einen Verein mit einem geschäftsführenden Vorstand. Der Betriebskostenzuschuss von der Stadt und die Aufgabe, ein Soziokulturelles Zentrum zu betreiben, das auch niedrig schwellige Angebote und Stadtteilarbeit macht, sind geblieben.
?: Es gab ja offensichtlich auch Vorbehalte gegenüber der Geschäftsführung des Vereins, viele Verhandlungen und schließlich eine Ausschreibung, aufgrund derer du jetzt hier bist.
!: Die vollzogene Insolvenz hatte bedeutet, dass die 22 Angestellten in eine Transfergesellschaft gekommen sind. Die Stadt hat also einen irren Aufwand betrieben, um Carl zu erhalten, wozu auch gehörte, dass sich um Weiterbildung für ehemalige Mitarbeiter gekümmert wurde, während klar gemacht wurde, dass es hier weiter gehen sollte, aber mit einer anderen Betreiberstruktur, die mehr Transparenz gewährleisten und eine weitere Insolvenz für die Zukunft verhindern sollte. Die Reinigungskräfte, der Haustechniker, einige andere und viele Fremdveranstalter sind geblieben, aber die ehemalige Personaldecke allein hatte damals den Betriebskostenzuschuss schon überstiegen – das war einer der Sargnägel des Vereins. Schon in der Interimszeit wurde also geprüft, welche Struktur hier funktionieren würde, und dann gab es im April eine Ausschreibung über die Geschäftsführung. Ich kam aus dem vollen Lauf aus meiner neunjährigen Tätigkeit für den Bunker Ulmenwall in Bielefeld und wurde irgendwann angesprochen vom Leiter der LAG Soziokultur, dass sich da auf Carl etwas tut. Im Mai kam dann die Berufung, jetzt bin ich hier.
?: Kamen dann direkt die Technopartyveranstalter, die hier die Tür eingerannt haben? Oder wie gestaltete sich die erste Zeit?
!: Die sogenannte Interimsphase, also die Zeit vom Konkurs bis zum Neustart war ziemlich lang. Es gab zehn Monate lang ein leitungsloses Haus, das aber aus bestimmten Gründen nie ganz geschlossen sein sollte. Man hat also Hilfskonstrukte gefunden, damit zumindest die Kurse weiterlaufen und die Fremdveranstalter ihre Partys machen konnten. Für so ein Zentrum ist das aber natürlich ein Schock! Und auch ein ziemlich schweres Erbe, denn du hast hier die Zeit vor der Insolvenz, aus der so diese Schwingung „Hier sieht’s nicht gut aus!“ immer noch herüberschwappte und eine – sagen wir einmal – negative Presse, die sicherlich einen Imageschaden bewirkt hat. Und es gab die Interimszeit mit Leuten, die nur das Organisatorische gewährleisten sollten. Aber letztlich gab es in dieser langen Interimszeit keine handelnden Personen und keine echten Handlungsmöglichkeiten. Egal wo man da eine Schuld suchen mag, alleine dadurch haben dieser Schock und diese Verunsicherung stark nachgewirkt. Bei Partyveranstaltungen waren dann nicht mehr 1000 Leute da, sondern nur noch 500. Und selbstverständlich ist Carl in dieser Zeit auf der Karte vieler Veranstaltungsagenturen ganz einfach verschwunden. Der Neustart wiederum bedeutete also nicht, dass man im August die Türen wieder aufschließt und alles ist gut. Sondern man muss viele vertrauensbildende Maßnahmen ergreifen, neue Konzepte entwickeln, aber auch herausfiltern, was gut war an Carl vorher. Denn inhaltlich ist Carl ja bestimmt nicht gescheitert. Also gab es viele, viele Gespräche, auch Beschwerden, wo viele Emotionen kanalisiert werden mussten.
?: Das ist ja auch recht typisch, fast wie bei einem Systemwechsel, so á la „So schlimm können die vorher gar nicht gewesen sein – die waren doch immer nett zu mir“ und „Die Neue ist aber fremd!“. Sind denn auch Gruppen abgesprungen aus einer Art Solidarität mit dem Verein oder den Angestellten und haben dem Stadtteil die kalte Schulter gezeigt? Und wenn hier jetzt nicht gerade eine ganz andere Politik betrieben wird, dann müsste es sich doch hoffentlich irgendwann einmal legen mit dem Fremdeln, oder? Vielleicht eine gute Gelegenheit, jetzt mal auf das aktuelle Programm einzugehen.
!: Ich denke, wir haben viele Partner, auch politische Gruppen wieder gewonnen. Klar ist aber auch, dass Carl z.B. kein parteienspezifisches Ding sein soll. Carl soll ein Diskussionsort sein, an dem sich alle möglichen Fraktionen ansiedeln. An einem Wochenende im Herbst, als ich hier noch recht neu war, gab es eine Vermietung an die Junge Union, und am nächsten Tag waren die Linken da – und so will ich das haben.
?: Kurzer Einwurf: Nach einer Runde im FZW sagte ich noch letztens: Wie kann man sich überhaupt nur auf eine Partei verlassen, geschweige denn auf die SPD unter Langemeyer? Da dreht sich ganz schnell das Blatt, und plötzlich hat man SPD und CDU gegen sich, wenn man nicht aufpasst. Aber gut.
!: In Bezug auf andere Bereiche: Das Kursprogramm wird wieder ausgeweitet, von Selbstverteidigung für Kinder bis zu Yoga für ältere Frauen. Allgemein sind viele geblieben, und manche schnuppern jetzt wieder. Und es ist ja auch wichtig, dass Carl ein Ort ist, an dem man sich wohlfühlen kann. Ich bin eher eine, der vieles nicht schnell genug gehen kann, aber unser Wirt hier sagte letztens: „Als wir hier angefangen haben, war Carl tot.“ Und er hat recht, ich habe das immer „die Glocke der Depression“ genannt. Es muss noch viel mehr Leben kommen, das ist klar, aber ich habe den Eindruck, Carl kommt wieder. Und das muss mit den Menschen vor Ort passieren – was ein anderer Kulturbegriff als der einer Philharmonie z.B. ist, der es ziemlich egal ist, in welchem Stadtteil sie steht.
?: Ich habe so etwas letztens mal „Drive-In-Mentalität“ genannt: Hinfahren, Einparken, Konsumieren, Ausparken, Wegfahren.
!: Ja, das ist hier schon eine andere Konzeption. Natürlich kommt so etwas hier zu Highlight-Konzerten auch vor, und Carl ist ja nicht für seine Stadtteilarbeit überregional bekannt geworden. Auch diese Konzerte will man ja, aber es geht großteils eher um die Menschen, die etwas von Carl persönlich wollen, sozusagen. Aber wo wir dabei sind: Früher gab es zwei Stellen für Konzerte und eine halbe für Kabarett. Ich arbeite mehr mit Veranstaltern oder Kuratoren und buche zum Teil auch selbst. Geschäftsführung war auch in Bielefeld für mich nicht nur Buchhaltung, und das ist auch wichtig für meine persönliche Motivation. Ich mache das ja nicht, weil ich gerne vor Statistiken sitze oder Bilanzen mache. Es geht um ein Programm,…
?: ,… und um einen Charakter wohl. Von typischer „Ältere Jungs“-Warte wurde mir oft gesagt: „Die bei Carl machen nicht genug Punk und Heavy Metal. Die Leute sind jetzt alle weg. Wenn sie die nicht zurückholen, können die das gleich vergessen.“ Was natürlich eine etwas eingeschränkte, leicht machohafte und vielleicht sogar konservativ-reaktionäre Haltung sein kann.
!: Mir geht es schon darum, auch im musikalischen Bereich eine gewisse Vielfalt hier wiederzuhaben. Die ehemalige Entwicklung zum Punk-, Metal-, Gothic-Schuppen war ja historisch gesehen relativ neu. Nichts gegen diese, aber das ist nur eine Programmfarbe von vielen. Klar ist auch, dass man einen langen Atem braucht, um eine neue Stilistik einzuführen.
?: Es könnte ja womöglich ein Gewinn sein, sich neu auf Carl einzulassen, weil ja Veränderungen nicht immer schlecht sein müssen…
!: ,… und mit den Konsequenzen muss man dann leben. Wenn also Leute sagen, dass hier nur noch drei, vier Mal im Jahr was für sie ist und sie deshalb nicht mehr kommen, dann muss ich sagen: „Schade, dann habt Ihr Carl nicht verstanden.“ Andersherum ist es fast wichtiger: Diejenigen, die erst einmal merken müssen, dass hier nicht nur Punk und Heavy Metal ist. Die müssen wir gewinnen. Viele sagen auch, dass man hier jetzt wieder hingehen kann, weil es sauberer ist, die Gastronomie besser aussieht, usw. Das Team hat das Haus quasi lieb. Wir schätzen das Equipment, lassen Fremdplakatierungen halt nur bedingt zu und halten alles in Ordnung. Das ist eben nicht spießig, das ist eher modern und zukunftsträchtig. In einem Haus, das nur eine Stilistik fährt, ist es natürlich einfacher, ein Image zu bilden. Carl soll aber vielfältig sein, aufgestellt sein für Menschen von Kindern bis zu Senioren. Das Seniorencafé boomt schon wieder. Und es ist mir auch wichtig, dass sich hier Menschen ausprobieren können, von Selbsthilfegruppen bis hin zu Kreativkursen. Idealiter hätte ich gerne eine Kreativszene, die sich hier wieder neu und anders ansiedelt.
?: Klingt wie „bunt, aber nicht autonom“. Das führt ja auch zu Problemen wie z.B. einmal im Druckluft zwischen HipHop und Feministinnen und Schwulen oder zwischen Migranten und Feministinnen oder hedonistisch orientierten und Konsumverzicht übenden. Gibt es hier auch solche Reibungsflächen? Das ist ja auch eine Frage, wie viel Radikalität man zulässt.
!: Wir hatten mal Belegungen wie die Popolskis vor dem Glamourdome, und da war ich eher positiv überrascht, wie eher bürgerliches mit offensiv schwulem Publikum klargekommen ist. Und bald haben wir auch wieder drinnen ein Punkkonzert und draußen etwas eher Gutbürgerliches. Mal gucken, wie das dann funktioniert.
?: Das soll ja nun auch sicher die Funktion so eines Stadtteilzentrums sein, dass eben nicht Gettoisierung und Separatismus gefördert werden.
!: Wobei ich natürlich da schon Rücksichten nehme. Außerhalb eines sexistischen und rassistischen Bereichs muss Koexistenz aber ganz klar möglich sein, idealiter sogar Kooperation. Beim Fest am 1. Mai wird man das auch in diesem Jahr wieder sehen: Ein bunt gemischtes Publikum, diesmal aber auch mit zwei, drei Highlight-Konzerten.
?: Überhaupt war Carl ja schon immer viel mehr als die großen Säle. Wie steht es im Moment eigentlich um die Nachbarhäuser hier auf dem Gelände?
!: Das Ensemble Zeche Carl. Wie ich finde, eines der wärmsten und schönsten Zechengeländen. Natürlich ist das Casino unsere Hauptaufgabe, das ist klar. Der Malakow-Turm steht still und leer und ist baulich wieder bei der Immobilienwirtschaft. Was da umgebaut werden muss, das läuft gerade. Das Maschinenhaus war und ist an den Carl Stipendium Maschinenhaus Essen e.V. verpachtet, wo ab und an Vermietungen, Ausstellungen, Theaterstücke, Proben stattfinden. Im Badehaus sitzt nach wie vor der Offene Kanal, leider derzeit ohne Senderechte, und die Neue Essener Welle. Im ehemaligen Pförtnerhaus ist der Förderturm e.V. und macht Kinderbetreuung. Und so muss man das hier auch betrachten: Mal angenommen, in das Maschinenhaus käme ein Matratzenlager und ins Badehaus ein REWE: Das machte überhaupt keinen Sinn. Es muss sich hier inhaltlich gut ergänzen, und Synergien müssen sich ergeben.
?: Abschließend: Das Arbeiten in einem Stadtteil einer großen Stadt innerhalb einer sehr großen Städteballung ist sicher ein anderes als in Bielefeld. Welche Unterschiede sind dir da aufgefallen?
!: Ich kannte vorher schon z.B. den Bahnhof Langendreer oder auch das zakk sehr gut. Und in Essen gibt es ja ansonsten nur noch das Grend, aber dem gegenüber arbeitet Carl schon ganz anders. Man will also keine Konkurrenz sein zu anderen Zentren, sondern arbeitet eher an einem Profil, das auch eine Ergänzung zu anderen Angeboten bietet. In Bielefeld wiederum waren wir auch vernetzt mit Zentren wie dem domicil in Dortmund oder dem Stadtgarten in Köln. Außerdem ist Bielefeld übrigens auch in einer Haushaltssicherung. Generell sind die Vernetzungen hier natürlich anders als dort, aber bei knappem Geld muss man sich überall gleich rechtfertigen. Und dadurch dass ich nicht von hier bin, gehöre ich halt zu keiner Seilschaft und bin neutral. Da überwiegen dann die Vorteile, denke ich. All die Kontakte hier vor Ort herzustellen, das dauert schon seine Zeit. Aber so kann ich mir andererseits auch mein eigenes Bild machen.
?: Vielen Dank für den Einblick und weiterhin alles Gute!
Die Stadt Essen will die Zeche Carl als soziokulturelles Zentrum erhalten – das hat der Rat entschieden. Im Februar kommenden Jahres soll ein neuer Träger benannt werden, Bürger, Kulturinteressierte und auch die Mitarbeiter der Zeche Carl sollen sich an der Neukonzeption beteiligen können. Erst einmal eine gute Nachricht. Allerdings ändert das nichts an der Situation der Mitarbeiter der Zeche Carl. Die treten bald den Weg in eine Transfergesellschaft an. Ob jemand von ihnen im kommenden Jahr bei dem Neustart dabei ist, weiß bislang niemand.
Am Samstag startet in Essen ein neues Partyformat für Schwule. Titel: Scharf auf Carl. Über viele Jahre hinweg hatte die Stadt mit der Mandanzz in der Zeche Carl eine Schwulenparty mit Ausstrahlung weit über die Stadtgrenzen hinaus. Als die jedoch nach Düsseldorf abwanderte, wurde Essen auch auf diesem Gebiet zur Provinz. Wirklich modern und metropolitan war nur noch die BANG! in Oberhausen. In der Essener Zeche Carl hieß der Nachfolger „Glamourdome“ und wirkte wie ein musikalisches Relikt aus den 80er Jahren. Im Frühjahr 2013 verdümpelte das überholte Konzept endgültig. Mit der 30er-Jahre-Retro-Optik ist „Scharf auf Carl“ zumindest schon mal optisch voll im aktuellen Grafik-Trend. Jetzt muss nur noch die Party beweisen, dass sie auch inhaltlich auf dem Stand der Zeit ist. Electro und Indie auf zwei Floors klingt nach einem guten Anfang.
28.9., 22 Uhr, Zeche Carl, Wilhelm-Nieswandt-Allee 100, Essen, 6 Euro
Ohne Gage werden dort unter anderem die Bands Mark Foggos´s Skasters, Alpha Boy School, Hutchinson , Anarchist Academy und Myk Jung auftreten. Um 14.45 geht es los. Am 23. September wird dann um 19.30 Uhr ebenfalls in der Zeche Carl eine Podiumsdiskussion um die Zukunft des Zentrum stattfinden. Teilnehmen werden neben den Fraktionsvorsitzenden der Lokalparteien auch Essens OB Wolfgang Reiniger und Kulturdezernent Oliver Scheytt.
Der Insolvenzverwalter hat das Ruder in dem Kulturzentrum übernommen und bald ist dort wohl Schicht im Schacht. Nun soll ein Solidaritätsfestival am 13. September für Aufmerksamkeit sorgen. Bands und Künstler, die dort auftreten wollen, werden noch gesucht. Auch erste Solidaritätsadressen finden sich mittlerweile auf der Homepage. Muff Potter, Motosushi und die Donots wollen, dass es in Altenessen weiter geht. Die Zeche Carl Not-Homepage läuft übrigens unter Apples neuem Dienst MobileMe.
Alle müssen immer ihre Seiten vollschreiben und/oder Kunstwerke schaffen, anscheinend nicht immer nur des lieben bzw. bösen Geldes wegen. Und das war für den Autor dieser Zeilen ein guter Grund, keinesfalls zu einer Tageszeitung zu gehen, schon gar nicht zu einer lokalen, aber auch nicht fulltime-Kulturarbeiter zu werden. Und dann sorgt der technische Fortschritt via Feeds & Co. auch noch dafür, dass immer schneller immer unreflektierter irgendein Krams ausgebreitet und gerne einmal skandalisiert wird. Mittelmäßiges Business. Fast Food für den Kopf. Und der deutsche Planet lamentiert, diskutiert, meistens unter sich. Es drängt sich aber auch nichts auf diese Woche. Also diesmal: Planen für die nahe Zukunft.
Kulturell betrachtet sind ja bald schon die Oberhausener Kurzfilmtage, aber mensch könnte auch einmal beim Maifest der Zeche Carl reinschnuppern. Die Termine für Haldern, c/o pop und so stehen natürlich auch schon. Oder mal was Größeres gen Osten mitmachen? Dieses Jahr dann mal Reeperbahnfestival? Oder endlich den Kurz-Trip ins benachbarte Holland? Gut wäre natürlich auch eine Art Urlaub, wo mal gar keine Kultur, wie sie hier verstanden wird, aufzufinden ist. Juicy Beats, Pfingst Open Air Werden? Für die einen Standards, für die anderen das älteste von der Welt. Notiz: Fernweh zulassen und was draus machen, die Ruhr kümmert sich schon genug um sich selbst im Moment.
Technisch betrachtet will der gut ausgerüstete Gelegenheitsblogger ja aber doch nie so recht auf all die Informationen von den Lieben, den Beobachtenswerten und den Wichtigen verzichten. Also verknüpft dieser §‘!$$?-Computer eh permanent das Private mit dem Dienstlichen. Ist ja eh alles immer nur Milimeter voneinander entfernt. Tja, manches ist aber ziemlich weit voneinander entfernt und trotzdem der Mühen wert. Kann schlecht drauf verzichtet werden. Kann man die und das einfach mal alleine lassen und nicht nur Kultur Kultur, sondern auch Internet Internet sein lassen? Notiz: Kultur ist auch, wenn was nicht in der Zeitung von heute steht.
Abschließend betrachtet: Popmusik, Klassik, Theater, Ausstellungen, Kulturwirtschaft, etc. sind alle schön und gut, machen aber doch nur Sinn, wenn nicht immer nur Themen durchs globale Dorf gejagt werden, sondern auch der Sinn dafür behalten wird, wofür das eigentlich gut ist. PR-Leute und die schreibende Zunft können da nur helfen, letztlich müssen die Kunstwerke von Menschen betrachtet werden, die auch aufnahmefähig sind. Und die Kunstwerke, nein, es hieß: Die Meisterwerke sind eh alle nur ganz große Ersatzhandlungen (oder so ähnlich). Notiz: Was nutzt all die Werbung und das Sich-sehen-Lassen, wenn das Leben davon nicht positiv berührt wird?
Genau: Sein lassen ist auch mal erlaubt. Oder schauen Sie sich einfach mal bewusster um, was so in ihrer Gegend an toller Papierwerbung herumliegt. Oder fahren Sie jetzt schon einmal weg, wenn es zu Ostern nicht passiert ist. Bald ist ja Pfingsten, nicht wahr? Und die Ruhr kann gut ohne uns, und der Autor hier auch mal ohne Links – aber das Foto aus dem Grugapark ist von ihm.
Das Ruhrgebiet ist wieder rot – das war die einhellige Meinung aller Kommentatoren nach der Kommunalwahl im August. Und es war ja auch was dran: Selbst schwache SPD-Kandidaten vom Format des berühmten roten Besenstiels, der im Revier gewählt wird, solange er in der SPD ist, konnten die Rat- und Kreishäuser im Ruhrgebiet erobern. Und auch wenn die SPD in fast allen Städten Stimmen verloren hatte, reichte es doch, um Schwarz-Grün beispielsweise in Essen oder Duisburg zu beenden. In Bochum und Dortmund verteidigte man souverän die Koalitionsmehrheit von Grünen und SPD.
Das ist jetzt fast drei Monate her, und schaut man jetzt auf die politische Landschaft des Ruhrgebiets, so hat die SPD nahezu alles, was sie im August gewonnen hat, wieder verspielt.
In Dortmund hielt die Begeisterung über den gemeinsamen Sieg keine 24 Stunden an: Als Langemeyer urplötzlich den Haushaltsnotstand verkündete, der vor der Wahl noch vehement abgestritten worden war, kamen auch die Grünen nicht umhin, die Umstände der Wahl des SPD Kandidaten Ullrich Sierau als Wahlbetrug zu bezeichnen. Die Stimmung zwischen den Koalitionären war danach nicht mehr die beste, und die Koalitionsverhandlungen schleppten sich dahin – bis SPD Fraktionschef Prüsse glaubte, er käme auch gut ohne die Grünen zurecht und die Dortmunder Sozialdemokraten in einer Pressemitteilung gar von Rot pur träumten – was bei einem Wahlergebnis von noch nicht einmal 38 Prozent von einem erheblichen Realitätsverlust zeugt. Für die SPD waren „fundamentalistische Kräfte“ bei den Grünen Schuld am Krach zischen SPD und Grünen. Nun reden die mit der CDU.
Rot-Grün kam auch in Essen nicht zustande: SPD und Grüne konnten sich nicht auf eine gemeinsame Zusammenarbeit einigen. Nun wählen Grüne, CDU, FDP und einige Kleine gemeinsam Andreas Bomheue, gegen den Willen der roten Wahlsieger zum neuen Kulturdezernenten. Bomheue ist im zur Zeit Kulturdezernent in Hattingen und hat einst das soziokulturelle Zentrum Zeche Carl mit aufgebaut. Für die SPD ganz klar ein Verrat. Die Zustimmung der kleinen Parteien zum neuen Kulturdezernenten seien mit einer Änderung der Fraktionsfinanzierung gekauft worden. Dabei beruht die nach wie vor auf alten Ratsbeschlüssen, die nur der neuen Sitzverteilung im Rat angepasst wurde. Mehrdad Mostofizadeh, Fraktionssprecher der Grünen: „Wir rechnen nach dem alten Modell, sparen 70.000 Euro ein, weil wir die Ausgaben gedeckelt haben, aber es ist nun einmal zu berücksichtigen, dass es eine Fraktion mehr gibt.“
In Duisburg kam Rot-Rot-Grün nicht zustande – die Grünen vertrauten weder der SPD noch den Linken in Duisburg, die vor allem mit den antisemitischen Ausfällen ihres Fraktionsvorsitzenden bundesweit für Aufmerksamkeit sorgten.
Das Gejammer der SPD von Wahlbetrug, Vertrauensbruch und Fundamentalismus zeigt, dass die SPD Probleme mit einem neuen grünen Selbstbewusstsein hat, das sich dadurch speist, dass die Grünen auch im Ruhrgebiet zunehmend als moderne Großstadtpartei wahrgenommen werden. Ein Bild, das die zumeist provinziell agierende SPD, die vor allem in den Vororten verwurzelt ist und kaum eine Antwort darauf findet, wie sich die schrumpfenden Städte im Ruhrgebiet in den nächsten Jahrzehnten entwickeln könnte. Schon solche Fragen sind den meisten Sozialdemokraten fremd.
Die SPD im Ruhrgebiet sieht intellektuell alt aus – mit Ausnahmen des Gelsenkirchener Oberbürgermeisters Frank Baranowski und dem – allerdings angeschlagenen – Dortmunder OB Ullrich Sierau. Das ist für die Sozialdemokraten im Ruhrgebiet keine neue Situation. Ihre Wähler wollten ohnehin lieber solide Handwerker als Visionäre. Und die SPD vor allem viele Posten und Pöstchen für die eigenen Genossen. Aber seitdem der Aufstieg der Linkspartei die SPD Stimmen kostet, wird die Lage langsam ernst.
In vielen Städten der Republik begegnen sich Grüne und SPD heute schon auf Augenhöhe. Und auch wenn ein solcher Zustand im Ruhrgebiet noch weit entfernt ist, hat sich das Bild der Grünen von sich selbst gewandelt. Sie sehen sich nicht als kleiner Partner, sondern als Ideengeber. Und sie wollen in der Regel gestalten – die SPD in den meisten Fällen am liebsten weiterwurschteln. Muss man den Haushalt konsolidieren, greifen die Genossen, wie in Bochum, gerne zum Rasenmäher anstatt mit einer aktiven Einsparpolitik Akzente zu setzen. Jedem wohl und keinem weh ist meist das Motto sozialdemokratischer Politik und allzu oft glauben die Genossen noch, es sei ihre Stadt, die sie da regieren würden. Das Bewusstsein, durch den Wähler Macht auf Zeit erhalten zu haben, ist ebenso wenig ausgeprägt wie das Wissen um den Willen der Wähler, der für seine Stimme Politik erwartet und nicht nur reines Handwerkertum.
Mit ihrer Mischung aus Arroganz und intellektueller Beschränktheit ist die SPD dabei, die Gestaltungskraft in den Räten des Reviers zu verspielen – und die Grünen auf Landesebene in die Nähe der Union zu treiben.