Shiny Toys ist ein jährliches Forum für auditive, visuelle und audiovisuelle Künste im Ruhrgebiet. In diesem Jahr unter anderem mit dem New Yorker Pionier der Minimal Music, Charlemagne Palestine und dem polnischen Duo WIDT.
Ab 17 Uhr im Ringlokschuppen in Mülheim an der Ruhr.
Vor zwei Wochen wurde die ahnungslose Bivsi aus dem Unterricht abgeholt.
Heute vor zwei Wochen wurde das 14-jährige Mädchen Bivsi von Beamten aus dem Unterricht geholt, durfte zuhause noch schnell das Allernötigste einpacken – dann ging es zum Flughafen um nach Nepal abgeschoben zu werden. Ein Land, das sie noch nie gesehen hatte, das ihre Eltern vor ihrer Geburt auf der Flucht vor Krieg verlassen hatten. Bivsis Mitschüler wollen das – auch für sie traumatisierende – Erlebnis nicht einfach hinnehmen und demonstrieren heute für ein Bleiberecht ihrer Freundin.
Auffallend viele junge und junggebliebene Menschen, oft aus gutem Hause und wohlgebildet, waren in den vergangenen Tagen in Oberhausen unterwegs – ein Ausnahmezustand, der ein jährliches Ritual markiert: Die Internationalen Kurzfilmtage.
Das Festival scheint vor allem vom Ruhm längst vergangener Jahre zu zehren, als von Oberhausen Impulse für das Kino ausgingen, als die „Westdeutschen Kulturfilmtage“ Ort für Debatten und Experimente waren. In der Kommunikation des Festivals steht 2017 einmal mehr das eigene Alter im Mittelpunkt. Über allem scheint diese Aussage zu thronen: Wir sind noch hier und feiern zum dreiundsechzigsten Mal das Immergleiche.
Der CEO des sozialen Netzwerks „LifeInvader“ stellt ein eigenes Smartphone vor – das in seiner Hand explodiert. Der Täter hatte vorher auf Aktien des Konkurenten iFruit gewettet und ist jetzt reich… Absurd? Klar, ist ja auch dem Computerspiel GTA V entnommen, in dem das Konkurenzgebaren im Kapitalismus ins Absurde übertrieben wird. Der Haken: Genau das ist jetzt im wahren Leben passiert – beim Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus.
Eine Passagiermaschine soll in die Luft gesprengt werden um den Aktienkurs zu manipulieren. Geheimagent James Bond kann es noch im letzten Moment verhindern (Casino Royal). Sowohl GTA als auch die Bond-Reihe kokettieren mit ihren vermeintlich überspitzten und unrealistischen Adaptionen der Realität. Aber sie sind von ihr überholt worden.
Thomas Tuchel spricht von einem Gefühl der Ohnmacht, weil die UEFA das Spiel gegen Monaco nur 24 Sunden nach dem Anschlag auf Dortmunder Spieler anpfeifen ließ – ohne jede Rücksicht auf Widerspruch aus Dortmund. Die UEFA sieht das anders: Die Entscheidung sei in enger Abstimmung und mit Billigung des BVB gefallen. Ganz egal wer hier lügt: Letztlich war es die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA, die ihren Arbeitnehmern nicht einen freien Tag ermöglicht hat, als diese in Ausübung ihres Jobs angegriffen worden sind.
Der Aktienkurs des BVB im Moment: -4,48%. Natürlich wäre das Minus noch dicker, wenn der BVB mit möglicherweise harten Konsequenzen „Nein“ zur UEFA gesagt hätte. Auch, weil bei einem Ausscheiden aus dem Wettbewerb „UEFA Champions League“ weitere Gelder ausgeblieben wären. Trotzdem hätte der Arbeitgeber BVB natürlich diese Entscheidung treffen können – und müssen. Stellen Sie sich mal vor, irgend ein anderes Unternehmen hätte die Opfer eines Terroranschlags schon Stunden später wieder zum Dienst – und obendrein vor ein Millionenpublikum – gezerrt. Undenkbar. Der Anschlag auf den Mannschaftsbus war keine Lapalie, sondern ein traumatisierendes Erlebnis für die Arbeitnehmer des BVB. Aber hier geht’s ums Geschäft.
Tom White ist ein Londoner Künstler, der mit Videos und Installationen arbeitet und immer wieder auch als Musiker. 2016 kamen drei Alben heraus, sämtlich auf Kassette. Das bemerkenswerteste ist Commemoratives, erschienen im November.
Whites experimentelle Elektronik entsteht zu einem guten Teil an seiner modifizierten Bandmaschine. Die A-Seite ist eine collagenartige Improvisation aus Samples und schneidenden Flächen. Die Loops des seitenfüllenden Stückes Evoke a „Yes“ sind akrobatisch: Trotz häufiger Variationen entsteht ein Fluss, ein Strudel aus Bildern und Ideen – durchaus rhythmisch, dabei assoziativ und verschmitzt. Noise und Music Concrete die immer auch auf ihre Instrumente (Loops, Effekte, zweckentfremdete Werkzeuge und Körpergeräusche) reflektiert.
Auf der B-Seite befinden sich die Stücke Commemorative 1 und 2, die White ursprünglich für Performances in Manchester und Rom erstellt hatte. Aber statt eines Klangteppichs für Museumsräume finden wir auch hier – trotz wiederkehrender Motive – viele kleine Geschichten vor, ein Gebräu aus Windungen, Zahnrädern und Spaceships. Die ganze Kassette ist total unterhaltsam.
Kontakt für Reviews auf Ruhrbarone: felix.moeser[at]ruhrbarone.de
Außerhalb Nigerias bekam William Onyeabor erst breite Aufmerksamkeit, als einer seiner Tracks auf der 2001er Compilation Nigeria 70 erschien. Dreizehn Jahre später brachte das New Yorker Label Luaka Bop die Sammlungen Who Is William Onyeabor? und What?! heraus (mit riesigem Erfolg). Da hatte er sich schon seit Jahrzehnten völlig von der Musik abgewandt.
Latin-Rhythmen, fette Synthies, repetetive Drums, dazu eine warme Stimme, die von Liebe, Armut und Krieg singt. Minimale und doch intensive, wirkkräftige Musik – das war William Onyeabor. Pitchfork und andere verglichen ihn gerne mit LCD Soundsystem, Four Tet und Caribou. Aber Onyeabors Musik war trotziger. Als sein Heimatland Nigeria eine beschissene Zeit durchmachte – Bürgerkrieg, Militärregimes – machte er Funk voller Sehnsucht nach dem besseren Leben, durchtränkt von psychedelischer Zuversicht. Acht Alben entstanden zwischen 1977 und 1985 in seinem eigenen Studio, gefertigt in seinem eigenen Presswerk und vertrieben unter dem eigenen Label Wilfilms Records. All das in seinem Heimatort Enugu, wo er jetzt auch gestorben ist.
The land of the hunter, the stalker, and the skinner
Where you’re either the diner or the dinner
And the line between man and beast keeps getting thinner
In the wasteland
Heat-baked and dust storm-driven
And one false step stays unforgiven
And all that you know is you weren’t made to live in
The wasteland
2013 begann Unknown Capability Records mit der Veröffentlichung der „verschollenen“ Werke von Kosmischer Läufer. Die Story: Ein Dresdner namens Martin Zeichnete produzierte im Auftrag – und unter strenger Bewachung – des olympischen Programms der DDR geheime Musik zur Ertüchtigung der Athleten. Kommenden Mittwoch erleben die drei Platten ihr bereits drittes Reissue. Die moderne Neuerzählung über Krautrock verkauft sich bestens.
Aus heutiger Sicht ist das Bild einer Freien Deutschen Sportlerjugend, die ihre pseudosozialistischen Bahnen zwischen zwei Joints zu den repetitiven Klängen des Krautrock absolviert, eine schöne Geschichte. Die Vorstellung, die schrullige DDR-Sportindustrie könnte zur Verwirklichung ihrer nationalistischen Ziele kosmisches Musikdoping betrieben haben, ist aber eben doch zu abwegig. Statt den „Rhythmen des Yeah-Yeah-Yeah“ setzten Ullbricht, Stoph und Honecker auf anabol-androgene Substanzen, unter denen die Betroffenen noch heute leiden.
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