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Bündnis gegen Antisemitismus Kassel demonstriert am Tag der Documenta-Eröffnung

Ruru-Haus der Documenta in Kassel Foto Jonas Dörge

Nachdem das Bündnis gegen Antisemitismus Kassel aufdeckte, dass mehrere Personen in den zentralen Gremien der documenta 15 entweder selbst Anhänger der antisemitischen Boycott, Divestment and Sanctions-Bewegung (BDS), anderer Boykottinitiativen gegen Israel oder Kritiker des Bundestagsbeschlusses zur antisemitischen BDS-Bewegung sind und dass unter anderem mit dem Künstlerkollektiv „The Question of Funding“ eine Personengruppe eingeladen wurde, die aus dem Umfeld eines nach einem Nazi-Anhänger benannten Kulturzentrums aus Ramallah kommt, erklärte die documenta schließlich etwas zögerlich, sie verurteile Antisemitismus. Was besagte Personengruppe um das Künstlerkollektiv „The Question of Funding“ angeht, so unterstützt sie nicht nur die BDS Bewegung, vielmehr will deren Sprecher, Yazan Khalili, die Juden vom Zionismus emanzipieren, auf deutsch, den Staat Israel abschaffen. Einige Tage später kündigte die documenta an, sich dem Thema Antisemitismus stellen zu wollen. Es wurde eine Gesprächsreihe unter dem Motto „We need to talk“ angekündigt. Schon diese Ankündigung ließ viele Fragen offen. So wurde behauptet, dass „verfälschende Berichte oder rassistische Diffamierungen“ gegen die documenta vorgebracht worden seien, ohne jeden konkreten Bezug geschweige denn Hinweise, worin diese Diffamierungen bestünden. Ferner wurde angekündigt, man wolle in eine Debatte eintreten, in der „das Grundrecht der Kunstfreiheit angesichts von steigendem Rassismus und Antisemitismus und zunehmender Islamophobie zu diskutieren“ sei.

Schon die Ankündigung der Veranstaltungsreihe machte deutlich, dass das Thema BDS, Hass auf Israel, Antizionismus und Antisemitismus als entscheidende Faktoren des Nah-Ost-Konflikts sowie der Konflikt selbst kein Thema sein sollten. Diese Einschätzung bestätigt sich nun.

Die Auswahl der Teilnehmer der drei Podien und deren inhaltliche Ausrichtung zeigen, dass die Macher der documenta sich zwar der offenen Flanke des Postkolonialismus beim Antisemitismus zwar durchaus bewusst sind. Trotzdem soll an diesem festgehalten werden, wie es alleine schon die prominente Platzierung eines Gesprächs mit dem Doyen des Postkolonialismus und Antizionisten Edward Said zeigt und unschwer ist zu erkennen, es soll versucht werden, Israelfeindschaft als eine Sichtweise des Südens zu verharmlosen. Man sei der Überzeugung, so wird verlautbart, dass es „eben“ verschiedene Verständnisse von und Sichtweisen auf Antisemitismus gäbe. Von den auf der Veranstaltungsreihe präsentierten knapp zwei Dutzend Diskussionsteilnehmern kann man rund die Hälfte als vehemente BDS-Aktivisten oder deren Apologeten bezeichnen. Näher auf die Personen wird in den Beiträgen „‘Schade um die Documenta‘. Die postkoloniale Drehtür (III)“ auf dem Blog Ruhrbarone und von uns im Beitrag „Don‘t talk about BDS“ eingegangen.

Die Gesprächsrunde „We need to talk“ wird im Internet auf You-Tube präsentiert. Diesen Tatbestand kann man als Ausdruck der Diskussionsverweigerung sehen, denn Widerspruch aus dem Publikum scheint unerwünscht zu sein. Damit wird fortgesetzt, was Oberbürgermeisters Christian Geselle im Januar 2022 als Generallinie bekannt gab: Eine Überprüfung findet nicht statt!  Jetzt wird nach einem Bericht der FAZ seitens der Generaldirektorin Sabine Schormann versucht, zu verhindern, dass über BDS überhaupt gesprochen wird. Als weiteres Zeugnis dieser Verweigerung, das Problem BDS, Israelhass, Antizionismus und Antisemitismus überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, sehen wir schließlich auch die Erklärung der Generaldirektorin an. Dazu heißt es in unserem Blogbeitrag: „Das Statement der Generaldirektorin der documenta, Schormann führt weiter aus, dass diese Bewegung von einer Vielzahl von Kulturschaffenden unterstützt werde, die die Unterstützung dieser Bewegung „als Zeichen friedlichen Protestes in Ausübung in Kunst- und Meinungsfreiheit verstehen.“ Eben! Genau das und die in dieser Aussage zum Ausdruck gebrachte bestechende Unlogik sind das Problem, was sich nicht erst seit und auf dieser documenta manifestiert. Vielmehr führt genau diese Haltung dazu, dass nicht nur die Generaldirektorin einer Kunstausstellung Antisemitismus tatsächlich als legitimen friedlichen Protest in Ausübung von Kunst und Meinungsfreiheit ansieht. Damit diese Sichtweise nicht mit der zur Stadträson erklärten Staatsräson Deutschlands kollidiert, dienen offensichtlich die Blank Spots dem Zweck, Antisemitismus nicht als Antisemitismus erscheinen zu lassen.Kassel: Jeder blamiert sich so gut er kann.“

Das Bündnis gegen Antisemitismus Kassel wird sowohl mit einer Kundgebung am Eröffnungstag, am 18.06.2022, als auch mit einer eigenen Diskussionsveranstaltung auf diesen kulturpolitischen Skandal reagieren.

Don‘t talk about BDS | bga-kassel (wordpress.com)

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Lüer Mehrtens
Lüer Mehrtens
1 Jahr zuvor

Warum werden die israelfreundlichen Teilnehmer der Diskussion in diesem Artikel nicht genannt. Es wird nur davon gesprochen, dass etwa die Hälfte der Teilnehmer der anderen Seite zuzuordnen sind.

Stefan Frank
Stefan Frank
1 Jahr zuvor

„kulturpolitischen Skandal“, so reden Hessen. Womit wir es zu tun haben, ist vielmehr eine militär-propagandistische Attacke höchster Kathegorie, rechnet man einmal die „Kunstausstellung“ als die weltweit größte. Die Verharmlosung macht den Protest harmlos. Leute ihr täuscht (euch)! Alles andere als das Zusammenwirken aller weltweiten gegen BDS gerichteten Kräfte auf den Punkt hin, nämlich der Verhinderung von doc15, ist selbst die Schande. Ich hoffe mal, das stellt die von der Propaganda schon vernebelte Sicht scharf jetzt.

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