Werbung

Corona: Warum jammern vielfach ausgerechnet die, die eigentlich kaum etwas zu beklagen haben?

Der Bundestag in Berlin. Foto: Robin Patzwaldt

Sicher, in Zeiten der Corona-Pandemie müssen wir uns gerade alle einschränken. Seit März läuft vieles in diesem Lande und darüber hinaus leider nicht so, wie wir uns das alle wünschen würden.

Alle Menschen sind davon betroffen. Die einen mehr, die anderen weniger. Viele sind noch immer in ihrer Existenz gefährdet, können seit rund einem halben Jahr nicht in dem Umfang arbeiten und Geld verdienen wie üblich. Eltern sind gefordert den Alltag ihrer Kinder zu managen. Die liebgewonnenen Freizeitgewohnheiten finden gar nicht, oder nur eingeschränkt statt. Das gefällt niemandem. Logisch!

Und doch habe ich zuletzt immer wieder beobachtet, dass vielfach gerade nicht die laut darüber klagen, die am meisten von den negativen Auswirkungen der Pandemie betroffen sind, so wie viele Künstler und Kreative. Die leiden vergleichsweise leise. Laut sind in erster Linie Krawallschläger, die bei näherer Betrachtung auf vergleichsweise hohem Niveau klagen.

Da kommentierte hier im Blog kürzlich zum Beispiel jemand zu einem meiner Artikel, dass die ‚Regierung‘ ihm durch die getroffenen Maßnahmen alles genommen habe was ihm im Leben ‚Spaß macht‘.

Da schimmerte ein Egoismus und eine Wehleidigkeit durch, die mich ein Stück weit traurig, ja sogar wütend macht.

Nicht nur, dass einem solche Zeitgenossen grundsätzlich leidtun können, ja fast müssen, deren Leben sich offenbar ausschließlich über Großveranstaltungen und Party definiert, damit es für sie lebenswert ist. Es ist diese unglaubliche Wehleidigkeit, die einen nachdenklich stimmen muss.

Was geht wohl in so Leuten vor, dass sie zum Wohle ihrer Mitmenschen (und auch zu ihrem eigenen) jetzt nicht einmal ein gutes Jahr kürzertreten können?

Schon ein kurzer Gedanke an das Leben meiner Großeltern reicht, um mir in Erinnerung zu rufen, was Verzicht wirklich bedeutet. Etliche Generationen vor uns waren mit Armut und Verzicht in einem Maße konfrontiert, dass unsere Generation diese Begriffe in Zusammenhang mit unserem Leben in großer Mehrheit gar nicht ernsthaft in den Mund nehmen dürfte.

Wir haben das Privileg in einer Zeit zu leben, in der es 99 Prozent der Menschen in diesem Lande so gut geht wie kaum jemandem auf der Welt. Und dann wird von einigen Spezialisten gleich zur ‚Revolution‘ aufgerufen, weil plötzlich einmal ein Jahr lang auf Konzerte, Partys, Urlaub und etwas Kulturleben verzichtet werden muss, weil im Supermarkt eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen ist? Geht’s noch?

Gut, dass meine Großeltern das alles gerade nicht mehr miterleben müssen, wenn diese Jammerlappen von der ach so schrecklichen Lage berichten, in der sie sich gerade befinden.

Ich weiß nicht, ob sie darüber eher gelacht, oder doch geweint hätten. Denn Hunger, Obdachlosigkeit, riesige Zukunftsängste, all dies hatte die Generation der um 1920 herum in diesem Lande Geborenen, doch in einem ganz anderen Maße zu verkraften.

Bei all der berechtigten Sorge um unsere Zukunft in diesen Tagen, im Vergleich geht es uns doch noch immer blendend. Das sollten sich einige der überlauten Krawallschläger dieser Tage einmal vor Augen führen.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
9 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Susanne Scheidle
Susanne Scheidle
3 Jahre zuvor

Du sprichst mir aus dem Herzen… als freischaffende Künstlerin war 2020 bis jetzt alles andere als "mein Jahr" (obwohl es mit den Kunstmessen langsam wieder anläuft).
Aber ich kenne sie auch, die gut situierten Zeitgenossen, die keine weiteren Einschränkungen hinnehmen müssen, als im Bus und im Geschäft Maske zu tragen, Abstand zu halten und sich die Hände zu waschen aber von morgens bis abends nölen, wie schwer sie es haben…
Allerdings muss ich sagen, dass bei aller grundsätzlichen Zustimmung zu den Maßnahmen doch einige Kommunikationsfehler gemacht wurden und werden, die diese Unzufriedenheit womöglich eher befördert. Damit meine ich weniger das Hickhack mit der Maske, sondern z. B. der Umgang mit Großveranstaltungen wie Karneval, Fußball etc. Da werden Entscheidungen hinausgezögert, einige machen sich Hoffnungen, dass es doch noch klappt, zeigen mit dem Finger auf den jeweils anderen: "Wenn die dürfen dann wollen wir aber auch…", am Ende wird dann doch ein Verbot ausgesprochen und alle sind doppelt enttäuscht. M. E. wäre es besser, gleich zu sagen: "Geht nicht!" dann ist die Sache durch.

Helmut Junge
3 Jahre zuvor

Bei demjenigen, der geschrieben hat, daß die Maßnahmen ihm alles genommen haben was ihm im Leben ‚Spaß macht‘, sind Wohnen, Ernährung und Kleidung wohl immer da gewesen. Konsum sicher auch. Was man täglich hat, zählt nicht als "Spaß machen".
Manch anderen Leuten würde "Wohnen" vielleicht schon Spaß machen. Wer bereits alles hat, entwickelt auch andere Ansprüche als Leute, denen es an allem mangelt.

Psychologe
Psychologe
3 Jahre zuvor

Nun ja, hier werden ein paar Dinge vermengt, die nur scheinbar zusammen gehören.

Ich finde es fragwürdig, den Vergleich derart nach unten anzustellen ("Die Kinder in Afrika wären froh, wenn sie was zu essen hätten"). Ob wir uns auch nur "ein Jahr" zurückhalten müssen: Wer weiß das schon so genau? Die Probleme sind real und mit Mitte 50 möchte ich nicht wegen Corona-Einschränkungen meinen Beruf verlieren und vielleicht noch in Privatinsolvenz gehen müssen.

Das wäre das eine. Das andere ist aber die Frage, ob es den meisten Demonstranten wirklich überhaupt darum geht, oder ob nur eine willkommene Projektionsfläche gefunden wurde. Es ist nur unschwer zu erkennen, dass die Rechte relativ lang gebraucht hat, um sich in der Angelegenheit zu positionieren: Soll man für oder gegen Corona-Maßnahmen sein? Was wäre hinsichtlich der eigenen Rolle opportun?
Und die eigene Rolle der Rechten stützt sich nicht auf Sachfragen, sondern auf Systemfragen. "Gegen alles, für nichts."
Und ja, ich rede hier in einem Atemzug von Rechten. Wer sich wirklich als "ganz normaler Mensch" im Umfeld von Spinnern aufhält, die ernsthaft das Reichstagsgebäude stürmen wollen, sollte sich mal selbst die Frage stellen, wie "Mitte" man wirklich ist. Aber nun gut, von rechtsaußen ist halt alles rotgrün.

Peer Munk
Peer Munk
3 Jahre zuvor

Jaja, die Künstler und die sog. Kulturschaffenden. Die haben nicht den Arsch in der Hose, um bei einer Demo gegen die Maßnahmen auf die Straße zu gehen, dass tun sie nur, wenn es zum Lifestyle passt, etwa BLM oder so, man muss doch irgendwie "links" sein als Künstler, sonst ist man out. Und wer z.B. am 29.8. die Querdenker unterstützte, konnte am Ende noch in den Verdacht geraten, gegen die Regierung und ein Rechter zu sein oder sich zumindest nicht genügend distanziert zu haben von rechten Spinnern. Also bleiben diese Künstler schön angepasst und obrigkeitshörig. Und was tun sie: Sie verlangen mehr Kohle vom Staat, weil sie doch jetzt Verdienstausfälle haben. Ganz toll. (Es gibt übrigens einige wenige Künstler, die nicht dieses Duckmäusertum pflegen.)

ke
ke
3 Jahre zuvor

Wir haben eine Gesellschaft, in der viele überfordert sind, wenn sich etwas ändert. Warum sind Parteien, die immer dagegen sind, wenn sich etwas ändern soll in den letzten Jahren erfolgreich gewesen? Das passiert am rechten und am linken Rand.
Auch von den Grünen gab es keine Revolutionen etc. Es gab Forderungen, es gab Unterstützung für die Bewahrer in den Gemeinden, aber in der Regierung machte man nichts, abgesehen von ein paar überzogenen Forderungen.

Selbst Klimademos gibt es am Freitag, wenn Schule ist. Sonst war es ruhig.

Insgesamt zeigt diese Analyse auch, dass wir alle wenig kreativ sind und mit kleinsten Änderungen überfordert sind. Das gilt auch für die Künstler. Wo waren/sind die kreativen Outdoor-Formate, die auch zu Corona Zeiten im Sommer für Inspiration führen könnten. Da war fast nichts.
Jetzt gibt es wieder Geld und alle sind ruhig.

Selbst das Kurzarbeitergeld ist eine Lösung, um Kreativität zu ersticken, wenn es über einen so langen Zeitraum gezahlt werden soll.

Das Ruhrgebiet macht das, was es kann. Es sucht Fördertöpfe und macht – wie jeder gute Landwirt auch- das, was gefördert wird.

Simone Pöpl
Simone Pöpl
3 Jahre zuvor

Warum klagen nur die, die nichts zu beklagen haben? Die Medien schreiben vielleicht nur über diejenigen. Wo sind die Berichte über die Gastronomen oder Inhaber kleiner Läden deren finanzielle Existenz vernichtet wurde. Wer schreibt über Mindestlöhner, die nun von 60 Prozent ihres kärglichen Gehalts leben müssen.
Aber uns geht es ja allen gut, solange der Staat nur genug Geld druckt.

Nansy
Nansy
3 Jahre zuvor

"Was geht wohl in so Leuten vor, dass sie zum Wohle ihrer Mitmenschen (und auch zu ihrem eigenen) jetzt nicht einmal ein gutes Jahr kürzertreten können?"

Nur ein Jahr kürzertreten? Ich sehe momentan keine Anzeichen für eine zeitliche Grenze der Maßnahmen.
Und damit sind wir auch beim entscheidenden Punkt – es gibt nur tägliche Alarmmeldungen von der Regierung, vom RKI, von den Medien. Was fehlt ist etwas Positives, irgendetwas das wenigstens ein bißchen Hoffnung macht (und ich meine nicht falsche Hoffnungen).

Wenn die Verantwortlichen weiterhin nur negative Meldungen verbreiten, ohne den Leuten eine Perspektive zu geben, wenn den Jugendlichen keine Ersatzräume und Ausweichmöglichkeiten geboten werden, wird uns der Protest in Zukunft noch einige Überraschungen bereiten.

Ich habe die Maßnahmen der Regierung immer mitgetragen, aber die Kommunikation, wie sie jetzt stattfindet, ist nicht hilfreich und wird auf Dauer zu mehr Protesten führen….

trackback

[…] macht gerade sehr komplizierte Tage durch. Nicht nur, dass sein Job derzeit einer der schwierigsten im Lande sein dürfte, er wird auch […]

Berthold Grabe
Berthold Grabe
3 Jahre zuvor

Man kann sich über die "Wehleidigkeit" beklagen oder man kann schlicht zur Kenttnis nehmen, das man diese Menschen propagandistisch und politisch bewusst in diese Ersatzwelt gedrängt hat und massiv beworben hat, um des lieben Konsums willen.
Warum wohl musste Gerhard Schröder seinerzeit die Fussballrechte für den ÖR retten?
Man kann nicht das Ganze massiv befördern und sich am Ende wundern über das Ergebnis, wenn die Beschäftigungstherapie nicht mehr funktioniert.

Werbung