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Viele Worte – wenig Zähne: Farewell, Shane MacGowan!

Shane MacGowan hier bei einem Auftritt mit den Pogues am 29.08.2010 in Moskau | Foto: Redadeg / wikipedia / CC BY-SA 3.0

Mitte der 1980er Jahre veröffentlichten The Pogues fantastisch gespielte Folk-Punk-Alben und wurden mit ihrem Sound Publikums- und Kritiker-Lieblinge. In ihren Songs setzten sich die katholischen Iren für die Unabhängigkeit ihrer Heimat ein. Im Jahr 2021 setzte die Dokumentation ›Crock Of Gold‹ ihrem Sänger, dem schillernden Rauf- und Trunkenbold Shane MacGowan, ein Denkmal. Heute ist der große Musiker im Alter von 65 Jahren verstorben.

Sein Leben war „Larger than Life“ – und so wurde der Dokumentarfilm über ihn von Schauspieler Johnny Depp produziert und von Regisseur Julien Temple umgesetzt. Heute wäre ein perfekter Tag diese Doku noch einmal anzuschauen. In vielen Szenen und Filmschnitten wird die Karriere von The Pogues seziert und feiert MacGowan als nonkonformistischen Rebellen. Depp setzte sich selber mit seinem Freund vor die Kameralinse, und MacGowan spricht – stets mit einem Drink in der Hand – eindrucksvoll über seine Karriere. Aber auch weitere Pogues-Band-Mitglieder – sowie Musiker-Größen, wie Bono von U2 oder Nick Cave, kommen zu Wort. Der Regisseur kombiniert für diese Doku unveröffentlichtes Archivmaterial und die frühe Geschichte seiner Familie wird mit Animationen zum Leben erweckt.

Ein Barde für die Geschichtsbücher

Inhaltlich erzählt der Film von MacGowans Kindheit in Irland und von seinen Jahren in der Punk-Szene Londons. Besonders der für seinen exzessiven Lebensstil berüchtigte Frontmann provozierte gerne mit antibritischen Aussagen. Zudem behandelt diese Doku auch Shanes „Leidenschaften, seinen Humor und sein tiefes Wissen über Musik, Geschichte, Spiritualität und Folklore“, weshalb dieser Plot auch eine Vision der Welt mit den Augen des großen Punk-Dichters selbst ist. ››Shane ist ein Mann mit vielen Worten und wenig Zähnen‹‹, so sagen Fans über den torkelnden Barden.

MacGowans musikalische Karriere beginnt in London Ende der 1970er Jahre als Shane O’Hooligan. Damals ist er Sänger der Punkrock-Band ›The Nipple Erectors‹. Frühe Fotos zeigen in Pubs und bei Konzerten von Bands wie The Clash oder den Sex Pistols. Meist ist er bis zur Ohnmacht besoffen und manchmal auf dem Boden liegend. Eine Position, die er in den folgenden Jahrzehnten noch öfter einnehmen wird.

Unersetzliches Popkultur-Inventar

Den großen Sprung schaffen die Pogues im Jahr 1984. Sie bekommen als Produzenten Elvis Costello zur Seite gestellt und seine Soundvision zum Album ››Rum, Sodomy And The Lash‹‹ werden Sie zum unersetzlichen irischen Popkultur-Inventar. Das britische Magazin Q wählt dieses Album auf Platz 93 der wichtigsten britischen 100 Alben aller Zeiten und der Rolling Stone kürt es auf Platz 440 der 500 Besten Alben aller Zeiten. Der Albumtitel ››Rum, Sodomy & The Lash‹‹ bezieht sich dabei auf ein Zitat von Sir Winston Churchill – der mit diesen drei Schlagworten das Innenleben der Marine beschrieb.

Im Januar 2018, wurde Shane MacGowan mit einer Konzertgala zu seinem 60. Geburtstag in der National Concert Hall in Dublin geehrt, wo er vom irischen Präsidenten Michael D. Higgins mit dem Lifetime Achievement Award ausgezeichnet wurde – einem der größten Kulturpreise, die in Irland vergeben werden. Schon damals wirkte er auf der Bühne sehr gebrechlich. Der Raubbau, den er mit jahrelangem Drogen-, Alkohol- und Medikamenten-Missbrauch seinem Körper zugefügt hat, war zu viel für dieses eine Künstlerleben. Farewell, Shane MacGowan!

 

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Spike
Spike
3 Jahre zuvor

Falls der zweite Satz zutrifft, könnte jemand mal der Band sagen, dass "ihre Heimat" Irland seit 1922 unabhängig ist…

Danke für den Tip!

festus
festus
3 Jahre zuvor

Spike, die meisten jetzigen und ehemaligen Bandmitglieder sind in England geboren, zwei Dubliner gibt es auch.

Spike
Spike
3 Jahre zuvor

festus – Danke, das ist mir bekannt, deswegen die Anführungszeichen. Der zweite Satz des Artikels schwächelt auf mehreren Ebenen 🙂

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