Dass Mahmud Abbas ein Antisemit ist, ist nun wirklich nichts Neues

Dietrich Schulze-Marmeling. Foto: privat

Mahmud Abbas weigert sich, das Attentat von München 1972 zu verurteilen – begangen von der Terrororganisation „Schwarzer September“ mit logistischer Unterstützung durch deutsche Rechtsextremisten.

Von unserem Gastautor Dietrich Schulze-Marmeling.

 

Dass Mahmud Abbas ein Antisemit ist, ist nun wirklich nichts Neues. 2018 erklärte er dem Palästinensischen Nationalrat, der Holocaust sei nicht ein Ergebnis von Antisemitismus gewesen, sondern der sozialen Aktivitäten der europäischen Juden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Abbas ist nicht dazu in der Lage, die israelische Politik zu kritisieren, ohne gleichzeitig den Holocaust zu relativieren, oder gar zu rechtfertigen. Mit internationaler Kritik konfrontiert, rudert er dann stets zurück – aber in der Tiefe seines Herzens ist dieser Mann ein Antisemit. Dass man Abbas, dessen Organisation die Attentäter von München finanziell unterstützte, so kurz vor dem Jahrestag im Bundeskanzleramt empfing – gelinde gesagt: unsensibel.

München 1972. Quelle: Wikipedia, Foto: JoJan, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Im Zusammenhang mit dem Attentat von München 1972 begegnete mir kürzlich in der „Zeit“ der Name des Recklinghäuser Anwalts Wilhelm Schöttler. 1978 verklagte mich Schöttler im Auftrag eines NPD-Funktionärs wegen Beleidigung. Ich hatte mir erlaubt, einen NPD-Funktionär öffentlich als Neonazi zu bezeichnen, nachdem er und seine Bande eine Lesung des jüdischen Schriftstellers Edgar Hilsenrath überfallen hatten. Der Neonazi, ein Landwirt aus dem westfälischen Kamen, unterhielt auf seinem Gut („Gut Barenbräucker“) ein paramilitärisches Ausbildungslager der Jungen Nationaldemokraten, das später von den Behörden geschlossen wurde. Zur Hitlers Geburtstag wurde hier exerziert, im Schulungsgebäude hing ein Bild von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß an der Wand. Nach der Widervereinigung zog der Führer der Jung-Nazis in den Osten und eröffnete eine Sauenzucht in Dahmen-Großen Luckow.

Zurück zu Anwalt Schöttler. Bereits 1978 wurde mir erzählt, dass Schöttler in einem engen Kontakt zur PLO stünde und in der Bundesrepublik lebende Palästinenser mit „Papieren“ versorge. Wilhelm Schöttler stand im Zentrum des Geflechts PLO / deutsche Rechtsextremisten. Er war Ehrenpräsident einer „Gesellschaft für deutsch-arabische Freundschaft“, Vertrauensanwalt der PLO in der Bundesrepublik und Verteidiger der überlebenden palästinensischen Attentäter des Olympia-Anschlags von 1972, die dann später mittels einer Flugzeugentführung frei gepresst wurden. (Diese Entführung bzw. die Freipressung der Attentäter ist eine eigene Geschichte…Eine Verurteilung der Attentäter war möglicherweise nie geplant. Elf Tage vor Beginn der Entführung schickte der Münchner Polizeichef einen Brief an das Bayerische Innenministerium, in dem er die Umstände einer „Abschiebung“ beschrieb: „Um die mit der Abschiebung verbundenen Formalitäten (…) beschleunigen zu können, hat das Amt für öffentliche Ordnung bereits Ausweisungsverfügungen erlassen, die bei der Kriminalpolizei verwahrt werden.“)

Wilhelm Schöttler unterhielt auch enge Kontakte in die exilkroatische Szene in der Bundesrepublik, genauer: zur faschistischen Ustascha, die im 2. Weltkrieg in ihrem Einflussgebiet die große Mehrheit der 30.000 bis 40.000 Juden und der 25.000 bis 40.000 Roma ermordete. Für den inhaftierten Rechtsterroristen Udo Albrecht, der am Aufbau der Infrastruktur zum Münchner Attentat beteiligt war und mehrere Banküberfälle beging, verwahrte er einen Koffer mit Waffen.

Enge Kontakte zur Fatah unterhielt auch Karl-Heinz Hoffmann, Gründer der Wehrsportgruppe (WSG) Hoffmann, aus deren Reihen der Oktoberfest-Attentäter kam. Die WSG durfte sich lange Zeit der Untätigkeit der bayrischen Landesregierung erfreuen. Nach dem Verbot der WSG 1980 durch den damaligen Innenminister Gerd Baum zogen Hoffmann und seine Kameraden in den Libanon, wo sie sich der PLO erfolgreich als Kämpfer gegen Zionismus und Judentum andienten. Die WSG wurde von Fatah-Leuten militärisch ausgebildet. Die Aufsicht über ihre Ausbildung lag bei Abu Ijad, Stellvertreter von Yassir Arafat und Führer der Terrorgruppe „Schwarzer September“. Außerdem kaufte Hoffmann für die Fatah bei der Bundeswehr alte Fahrzeuge ein. Die BuWe hatte damit keine Probleme – trotz des Verbots der WSG.

Ich denke, dass es rund um die beiden Attentate von München noch eine Menge aufzuklären gibt. Und die deutsche Mitverantwortung für 1972 beschränkt sich nicht auf Polizei-Versagen.

 

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Felix Krupp Materna
Felix Krupp Materna
1 Jahr zuvor

Bleibt die Frage, warum die EU und Deutschland so jemanden ins BKA einlädt und seinen demokratie-freien Staat finanziert.

Gruß Felix Krupp Materna

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
1 Jahr zuvor

Diese Querfront von RAF bis WSG mit der Fatah als Bindeglied ist mir völlig neu.
Wieder etwas dazu gelernt.

Achim
Achim
1 Jahr zuvor

SeFigentlich ist die Fatah keine sozialdemokratische Partei.
Dies wird aber regelmässig von der SPD erzählt.

Mit den
Holocaustrelativierungen lativierungen hätte Olaf Scholz rech en müssen. So wärmte Anbas bei seiner Rede vor dem Europäischen PRlament die mittelalterliche Mär von den jüdischen Brunnenvergiftern sichern auf und Martin 20 Prozent Schulz fand die Rede inspirierend.

Achim

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