Gestern Mittag in Dortmund. Ein Termin, auf dem man nichts erwartet.
Nicht mal einen ordentlichen Kaffee. Spendenübergabe bei BoDo in der Mallinckrodtstraße. Besucher des Geierabends, dieses Ruhrgebiets-irgendwie-Karnevals, haben 5500 Euro gegeben. Die Alternativnarren, sich keines müden Gags zu schade, haben den Betrag auf 5555,- aufgerundet, schleppen den üblichen überdimensionierten Sparkassenscheck an und lassen sich im gut sortierten Buchantiquariat von der Lokalpresse ablichten.
Der Pressemann der Possenreißer, ein ansonsten recht origineller Elektronikmusiker, ist zufrieden. Die Leute von BoDo, dem Straßenmagazin, scheinen glücklich. Inmitten dieses Provinzallerleis steht Udo Muschkies (48), seine sehr schwangere Frau Moni (wesentlich jünger) untergehakt, hält zwei mit Plastikflaschen gefüllte Müllsäcke in die Kameras und achtet darauf, dass seine Rolex gut sichtbar ist. Auf der Uhr ist es fünf nach sechs. Muschkies ist, das wissen die wenigsten, Vorsitzender des bis dato unbekannten FDP-Ortsvereins Dortmund Nordstadt. Ein Spontaninterview.
?: Herr Muschkies…
Muschkies: Sagen Sie ruhig Udo, wir sind hier nicht so…
?: Man erwartet nicht unbedingt einen FDP-Vertreter bei so einem eher linken Projekt.
Udo: Es gibt auch einen mitfühlenden Post-Neoliberalismus, für den stehen wir Liberalen in der Nordstadt. Außerdem ist für uns dings… äh… Solidarität kein Fremdwort.
? Sie überreichen den Verkäufern der Straßenzeitung zwei Säcke mit leeren Plastikflaschen. Beleidigen Sie damit nicht die Beschenkten?