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Demontiert sich mit Friedrich Merz der letzte vorzeigbare Kanzlerkandidat der CDU gerade selber?

Friedrich Merz. Quelle: Wikipedia, Foto: Kai Mörk, Lizenz: CC BY 3.0 de

Dass der Wettstreit der CDU-Kandidaten um den Parteivorsitz hart ausgetragen würde, war von Anfang an zu erwarten. Schließlich ist das demnächst neu zu besetzende Amt nach allgemeiner Auffassung eine Quasi-Garantie auf die Kanzlerschaft nach dem Rückzug von Angela Merkel.

Denn egal wie die nächste Bundestagswahl ausfallen wird, es dürfte einmal mehr  auf eine CDU-dominierte Bundesregierung hinauslaufen, wenn bis dahin keine politischen Wunderdinge mehr passieren.

Logisch, dass dadurch der parteiinterne Kampf um diese Position heftiger ausfallen musste als zuletzt. Schließlich winkt den Bewerbern hier der wohl größtmögliche politische Karriereschritt.

Was wir dabei seit Monaten miterleben ist hingegen eher traurig. Starke persönliche Interessen überlagern derzeit vielfach das Geschehen, obwohl wir insbesondere in Zeiten der allgegenwärtigen Corona-Pandemie ja eine möglichst pragmatische und lösungsorientierte Parteienlandschaft bräuchten.

Über viele Wochen hinweg hat das nach Ausbruch des Corona-Virus hier in Deutschland eigentlich auch noch überraschend gut geklappt. Irgendwann kippte das Ganze dann aber, versuchten sich insbesondere Friedrich Merz und Armin Laschet immer mehr persönlich in den Mittelpunkt des politischen Tagesgeschehens zu stellen.

Im Frühjahr kam zudem irgendwann CSU-Mann Markus Söder mit in die Verlosung um eine mögliche Kanzlerschaft. Auch die Personalie Jens Spahn wurde von einigen gespielt, wobei dies in seinem Falle wohl nicht so sehr von ihm selber ausging. Im Falle von Spahn fühlten sich wohl schlicht viele Bundesbürger durch ihn als Corona-Krisenmanager ganz gut vertreten, so dass der Name Spahn immer häufiger genannt wurde, wenn es um die kommende Besetzung des Kanzleramtes ging.

Je näher der für Dezember vorgesehene Parteitag der CDU kam, je unruhiger wurde das wahrnehmbare Bild, dass die CDU diesbezüglich in der Öffentlichkeit abgab.

Durch aktuelle Streitigkeiten rund um die Verschiebung der Veranstaltung ins nächste Jahr, eskalierte das Ganze in den vergangenen Tagen noch einmal zusätzlich.

Statt sich möglichst pragmatisch zu geben und seine Arbeit in den Dienst einer vernünftigen Sache zu stellen, schlug der in einigen Umfragen aktuell vorne liegende Friedrich Merz mehrfach über die Stränge.

Insbesondere auch in den sozialen Netzwerken ließ er deutlich durchblicken (siehe unten), dass er bei der Diskussion rund um einen Parteitag wohl in erster Linie seine persönliche Favoritenstellung als Kandidat um den Parteivorsitz in den Mittelpunkt des Interesses gesetzt sehen möchte.

Obwohl es natürlich verständlich ist, dass sich Merz gerade darüber ärgert, dass sein möglicher Sieg bei der Wahl zum Parteivorsitzenden durch eine angedachte Verschiebung um mehrere Monate noch einmal zusätzlich (aus seiner Sicht unnötig) in Gefahr gerät, sind seine öffentlichen Spekulationen und Behauptungen rund um üble Machtspielchen innerhalb der Partei doch ein Armutszeugnis.

Selbst wenn etwas dran sein sollte, sind solche Machtkämpfe innerhalb von Parteien doch eigentlich zu erwarten und normal. Dass er sich darüber ärgert ist verständlich, in der gewählten Form aber schlicht erschreckend erschreckend billig in der Wirkung.

Merz hätte klar sein müssen, dass er durch seine viel Entrüstung auslösenden Aussagen rund um eine angedachte Verschiebung des Parteitags und der Wahl des Parteivorsitzenden, derzeit eher wie ein bockiges Kind rüberkommt, statt wie ein zukünftiger, souveräner Staatsmann.

Statt sich im Sinne der kritischen Covid-Entwicklung dieser Tage zumindest offiziell mit hinter die durchaus sinnvolle Argumentation der Mehrheit im Parteivorstand zu stellen, dass ein solcher Parteitag  und eine solche Wahl derzeit in der angedachten Form einfach nicht zu rechtfertigen ist, hat er sich durch seine ‚Schlechter Verlierer‘-Aussagen selber unnötig beschädigt.

Dass ihm das offenbar nicht klar war oder ist, zeigt nur, dass Merz als zukünftiger Kanzler dieses Landes womöglich dann wohl doch nicht der Richtige wäre.

Hier demontiert sich gerade die vielleicht letzte echte Persönlichkeit aus den Reihen der CDU-Spitzenpolitiker selber. Markus Söder wird klammheimlich freuen, erhöht das doch die grundsätzlichen Chancen auf einen CSU-Kanzler im kommenden Jahr.

Friedrich Merz auf Twitter. Foto: Screenshots

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Yilmaz
Yilmaz
3 Jahre zuvor

Friedrich Merz hat doch recht: Im Januar oder Februar oder März wird die Corona-Situation nicht besser sein und die weitere Verschiebung der Wahl dient nur dem bequemen Weiterregieren von Frau Merkel, möglicherweise auch der weiteren Gewöhnung des Publikums an Armin Laschet.

Sie verhindert aber ganz sicher die bitter notwendige programmatische und personelle Neuaufstellung der CDU nach Merkel.

Und dafür ist es höchste Zeit, ansonsten droht der CDU das gleiche Schicksal wie der SPD.

JuppSchmitz
JuppSchmitz
3 Jahre zuvor

Na klar, Schuld sind immer die anderen!
Merz hat sich doch im Dezember 18 selbst verhindert. Im Prinzip lag ihm die Partei zu Füssen.
Dafür hätte er nur im Vorfeld Bündnisse schliessen (JU) und eine schlichte Rede auf dem Parteitag halten müssen, wozu er aber nicht in der Lage war.
Merz weiss auch ganz genau, dass der Vorsitzende von den Funktionären und nicht von den Mitgliedern gewählt wird. Was soll also das Gejammere?

Bochumer
Bochumer
3 Jahre zuvor

Merz ist ein Wirtschaftslobbyist ohne besondere Kenntnisse, der seine Kontakte gut bei Blachrock verkauft hat.
Sein Begriff von Wirtschaft ist einseitig auf die Interessen der Groß-Konzerne ausgerichtet.
Nach der Wahl ist Schwarz-Grün die wahrscheinliche Farbkombination. Das ist unter Merz sehr schwer vorstellbar. Insofern ist er ungeeignet, dass hat die CDU-Führung auch zurecht erkannt.

Sein verschwörungstheoretisches Mimimi zeigt das nur erneut.

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

Im Grunde genommen, kommt doch für eine Kanzler-Merz-CDU nur die Allianz fanatisierter Doitscher als Koalitionspartner in Frage, denn die neoliberalen Linderliberos werden wohl nicht genügend Mandatare stellen können, wenn überhaupt welche.

FrankN.Stein
FrankN.Stein
3 Jahre zuvor

Vorzeigbar ist' ne steile Grundbehauptung…

Psychologe
Psychologe
3 Jahre zuvor

Mich ekelt der Typ eh an, aber das ist ein anderes Thema.
Was mich richtig anekelt, ist aber sein, wie am Reißbrett entstanden wirkende, Versuch, auf Mini-Trump zu machen. "Establishment". Wann erzählt uns Herr Merz vom Deep State? Hat er auch seine "Proud Boys" oder twittert bald von "ganz, ganz bösen Typen"? Herr Merz, 2016 hat angerufen und will seine rhetorischen Versatzstücke zurück!

Helmut Junge
Helmut Junge
3 Jahre zuvor

Die Merkel macht es wieder. Das habe ich vor über einem Jahr schon mehrfach gesagt. Aber nicht weil ich sie besonders mag, sondern weil sie alle potenziellen Nachfolger gegen die Wand laufen läßt. Das kann sie. Und Massenhypnose auch.

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

Laut diverser Äußerungen von hochrangigen CDU-Granden hält sich Merkel aus dieser Nachfolgediskussion raus. Ich kann mich auch nicht an eine öffentliche Äußerung von ihr dazu erinnern, außer, dass sie mehrfach ihren Rücktritt im nächsten Jahr aufhören wird. Das sollte man ihr schon abnehmen.

Stefan Laurin
Admin
3 Jahre zuvor
Reply to  thomas weigle

@thomas weigle: Merkel wird nicht zurücktreten. Sie wird einfach nicht mehr antreten. Angeblich wird sie nach Hamburg ziehen.

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

@ Stefan Laurin Richtig, ich habe mich falsch ausgedrückt. Was allerdings passieren könnte, dass sie nach der nächsten Wahl noch etwas länger kommissarisch die Geschäfte führen muss, denn es könnte u.U. länger dauern bis zu einem neuen Kanzlerin oder Kanzler.

trackback

[…] Die Anderen erhofften sich von ihm in erster Linie eine im Vergleich zu seinem Konkurrenten Friedrich Merz deutlich menschlichere, warmherzigere Führung der Partei. Ihnen galt der Kandidat Merz stets als zu wirtschaftsorientiert und ‚kaltherzig‘. […]

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