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„Der VfL Bochum nähert sich mit großen Schritten dem Klassenerhalt.“

Gute Stimmung trotz Nieselregen: der VfL Bochum hat sich derzeit bestens im Mittelfeld der Liga etabliert | Foto: Peter Hesse

Der 19. Spieltag steht vor der Tür. Nach mehreren Wochen Sendepause, haben unsere Autoren Thommy Junga und Peter Hesse mal wieder die Köpfe zusammengesteckt – und haben sich einige Gedanken zum BVB und dem VfL Bochum, sowie dem SC Freiburg und dem 70. Geburtstag von Uli Hoeneß gemacht. Auch wir gratulieren dem „Zeus vom Tegernsee“ nochmal recht herzlich. 

Peter Hesse: Zugegeben – diese Fußballkolumne kam mal zu jedem Spieltag, irgendwann mal nur noch alle 14 Tage, nun schon seit Ende September nicht mehr. Ich habe den Eindruck, dass ich nur noch am Motzen bin, weil mir zu viele Dinge, die die Bundesliga betreffen, einfach nur noch übel aufstoßen – und ich nicht immer nur Gemecker in kaum unterscheidbaren Nuancen absondern will. Ich kann inzwischen kein Interview mehr von Joachim Watzke ertragen, ohne dass ich direkt an die Decke gehe. Wie geht es dir?

Thommy Junga: Hat man sich vor ein paar Jahren noch über späte Wechsel oder vermeintliche taktische Unzulänglichkeiten aufgeregt, rücken nun die Themen der globalisierten Fußball-Weltmeisterschaft stärker in den Fan-Fokus. Das ist natürlich besonders grausig, wenn es den eigenen Herzensverein betrifft. Gegen vier Minuten Aki-Alarm empfiehlt sich homöopathisch dosierte Streich-Pressekonferenzen anzuschauen. Das lindert meist die ersten Symptome.

Christian Streich erlebt gerade die Saison seines Lebens.| Quelle: Wikipedia, Foto: Ctruongngoc, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Peter Hesse: Christian Streich ist ein gutes Stichwort. Der „Bundespräsident der Herzen“ musste im ersten Spiel nach seinem zehnjährigen Jubiläum als Coach der Freiburger ein Remis gegen Arminia Bielefeld einstecken. Mit 30 Punkten in 18 Spielen macht das Team Breisgau eine verdammt gute Figur und steht aktuell nicht umsonst auf dem vierten Tabellenplatz. Was ist ihr Geheimrezept?

Thommy Junga: Die Freiburger Spieler sind nirgendwo besser als unter ihrem derzeitigen Trainer. Sicherlich sind das alles Akteure von Bundesligaformat, aber es sind auch zu einem großen Teil die Abläufe, eine hohe Leistungsbereitschaft und vor allem dieses gewachsene Gebilde, dass auch psychisch weniger fragil wirkt als manche Zweckgemeinschaft, die da in der Liga herumkeucht. Das war schon unter Volker Finke das Erfolgsrezept, unter Streich scheint da über die so genannten Grundtugenden hinaus noch etwas mehr fußballerische Qualität etabliert worden zu sein.

Peter Hesse: Kommen wir mal zum Rekordmeister: Der stark dezimierte FC Bayern München verlor vergangenen Spieltag, auch weil viele Spieler wie Neuer, Coman, Davies, Hernandez, Goretzka oder Choupo-Moting dem Bayern-Coach Julian Nagelsmann nicht zur Verfügung standen, alleine neun Stammspieler befinden sich Covid-bedingt in Quarantäne. In einer „regulären“ FC Hollywood-Welt wäre diese Partie nicht angepfiffen worden. Was ist nur los an der Säbener Straße?

Thommy Junga: Ja, das hat mich auch überrascht. Selbst die bayerische Landesregierung hat nicht eingegriffen – und auch nicht Amnesty International. Immerhin musste sich der Welttorhüter nun ja deutlich länger als geplant auf den Malediven aufhalten. Das war sicher hart. So langsam trudeln die verschollenen Bayernstars nun ja wieder ein, aus den Hochburgen der Demokratie wie Katar und eben den Malediven. Derzeit scheint das „Laisser-faire“ bezüglich Corona Bayerns gefährlichster Gegner.

Glückauf: Flutlicht-Spiel im Stadion vom VfL Bochum  | Foto: Peter Hesse

Peter Hesse: Bei uns im schönen Bochum sieht es gar nicht mal so grau aus. Denn der VfL nähert sich mit großen und richtigen Schritten dem Saisonziel Klassenerhalt. Der fünfte Heimsieg des Aufsteigers gegen den VfL Wolfsburg war wieder mal ein Spiel mit drei wichtigen Punkten an der Castroper Straße. Am Samstag muss der VfL nach Mainz, wird der Positiv-Trend dort anhalten?

Thommy Junga: Erfreulicherweise hat sich der VfL zunächst mit eigener Kraft der Schicksalhaftigkeit solcher Partien entledigt. Auch Rückschläge wie gegen Bielefeld werden in Partien gegen Europapokalteilnehmer ausgeglichen. Der Trend beim Team von Trainer Thomas Reis ist die Stabilität – für einen Aufsteiger mit den marktüblichen Einschränkungen eine tolle Sache. Und wir es scheint, versucht man in der Winterpause sogar noch die Qualität anzuheben.

Peter Hesse: Ein paar Kilometer weiter westlich trifft Borussia Dortmund bereits am Freitag daheim auf den SC Freiburg. Ich verstehe oft die Spielidee von Trainer Marco Rose nicht und finde die bereits kassierten 28 Gegentore auch sehr bedenklich. Zum Vergleich: Bielefeld hat als Vorletzter nur 24 Treffer kassiert – daher die Gretchenfrage: warum ist die schwarz-gelbe Abwehr so löchrig?

Thommy Junga: Der Anteil der Standardgegentore ist sicher zu hoch, es fällt aber auch auf, dass die Borussia häufig in der zweiten Hälfte Gegentore hinnehmen muss. Das ist sicher beides eine Frage der Konzentration und der Abstimmung. Letztere ist sicher ein aktuell großes Thema in den Mannschaftssitzungen, denn die Dortmunder haben in den letzten drei Partien mit völlig unterschiedlichen Abwehrreihen bestritten. Da durfte sich quasi jeder mal als Innenverteidiger versuchen.

Uli Hoeneß ist in der letzten Woche 70 Jahre alt geworden | | Foto: wikipedia / Harald Bischoff / CC BY-SA 3.0

Peter Hesse: Letzte Woche ist Uli Hoeneß 70 Jahre als geworden. Sicher, der „Zeus vom Tegernsee“ ist eine sehr ambivalente und polarisierende Figur. Aber wenn man sich mit der fast 60jährigen Geschichte der Fußball-Bundesliga beschäftigt, kommt man an dem bajuwarischen Wurstfabrikanten, Attacke-Spezialisten und Patriarchen nicht vorbei. Welche ist deine liebste Hoeneß-Anekdote?

Thommy Junga: Ich liebe ja kuriose Transfergeschichten. Meine absolute Lieblingsanekdote zu Hoeneß stammt aus den Neunzigern. Er und Karlheinz Rummenigge hatten relativ kurzfristig die Möglichkeit, den Offensivallrounder Emil Kostadinov zu verpflichten. Und so waren beide recht spontan und ohne Gepäck nach La Coruna in Galizien gereist. Wie sich herausstellte galt die Einladung zum Geschäftsessen mit La Corunas etwas exzentrischen Kultboss Lendoiro nicht für 11:30 Uhr mittags, sondern für halb Zwölf in der Nacht. Die Bayernvertreter trafen sich also nach ausgiebigem Sightseeing nächtens mit ihm zum Muschel-Essen in einem Restaurant. Allerdings sauten sich die beiden Köpfe des FC Bayern wegen der anspruchsvoll zu öffnenden Weichtiere komplett mit Sauce ein; mussten zudem ins erstbeste Hotel und saßen ohne Hemden zum Wechseln am nächsten Tag wieder im Flieger nach Deutschland. Immerhin mit dem Transfer hat es geklappt.

Peter Hesse: Ha ha ha, geile Story! Der OMR Podcast hat übrigens einen sehr hörenswerten Podcast mit Hoeneß zu seinem runden Geburtstag aufgenommen, der wirklich toll geworden ist – und den ich hier ganz explizit nochmal empfehlen möchte.

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