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Documenta: Jede Chance auf einen Dialog ist längst vertan

Documenta 15 Foto: Foto: Michael Paetzold, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de

BDS-Anhänger in der Findungskommission, im künstlerischen Team und bei Ruangrupa, dem Kuratorenkollektiv. Israelhass und Antisemitismus prägen die Documenta fifteen von Beginn an. Und egal was seit Januar 2022 passierte, nachdem das Bündnis gegen Antisemitismus die ersten Vorwürfe erhob, hat sich daran nichts geändert. Die Kuratoren betonen, wenn sie denn überhaupt etwas sagen, dass sie vor allem zuhören und lernen wollen. Das ist zu wenig für eine Gruppe, die darüber bestimmt, wie 42 Millionen Euro ausgegeben werden und die größte internationale deutsche Kunstmesse leitet. Sie hätten sich der Debatte stellen müssen, aber haben daran offenbar kein Interesse. Warum sollten sie das auch haben? Nach fast drei Jahren Arbeit ist die Documenta für Ruangrupa abgehakt. Sie werden schon neue Projekte im Blick haben und ihre Reputation im subventionierten und postmodern ausgerichteten internationalen Biennalezirkus wird durch die Antisemitismusdebatten eher größer geworden sein.

Es gab auf der Documenta bislang keinen Dialog mit dem „globalen Süden“, er wurde immer nur gefordert. Dieser Dialog ist zwischen Unternehmen, Wissenschaftlern und Ingenieuren schon lange Alltag. Das Recruitment aller großen Unternehmen, auch in Deutschland, läuft längst global, die Teams sind gemischt und die Partner über die ganze Welt verteilt. Auf der Documenta diente die Forderung nach dem Dialog mit dem Süden vor allem darum, Radikale, die den Westen und alles wofür er steht verabscheuen, vor Kritik zu schützen. Selbst wenn sie sich antisemitisch äussern.

So sah die gelebte Praxis der Documenta von Beginn an aus. Und sie wird sich auch nicht ändern, nachdem erneut an antisemitische Zeichnungen gefunden wurden. Die seien überprüft und als unbedenklich eingestuft, geben die Verantwortlichen der Ausstellung bekannt.

Der Job des Schormann-Nachfolgers an der Documenta-Spitze Alexander Farenholtz ist es, die nordhessischen Kunstshow bis zum Ende im September über die Bühne zu bringen und ihr eine irgendwie geartete Zukunft offen zu halten. Das ist der Wunsch von Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle, von Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) und von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) – diesem Ziel wird alles untergeordnet. Philipp Peyman Engel schrieb in der Jüdischen Allgemeinen nach dem Bekanntwerden weiterer antisemitischer Zeichnungen in Kassel: „Am Wochenende hatte er (Farenholtz d.Red) angekündigt, die Ausstellungen nicht in Hinblick auf Antisemitismus überprüfen zu wollen. Stattdessen schwadronierte der Kulturmanager davon, dass »die documenta als Ausstellung auf einem hervorragenden Kurs« sei. »Die Zahlen sind sehr gut, die Stimmung auch.« Nein, das ist sie nicht. Zumindest nicht in der jüdischen Gemeinschaft. Die documenta ist moralisch bankrott.“

Treffender kann man es nicht ausdrücken. Und nein, das werden wahrscheinlich nicht die letzten antisemitischen Bilder sein, die ihren Weg in die Öffentlichkeit finden: Eine Überprüfung aller Bilder will die Documentaleitung nach wie vor nicht, was aber notwendig wäre. Dabei hätte es nie so weit kommen dürfen, dass man eine solche Prüfung fordern muss. Die ideologische Ausrichtung der Ausstellung ist der Grund ihres Scheiterns und die lässt sich nicht mehr ändern.

Das Spektakel in Kassel muss ein Ende haben und das sofort. Jede Chance auf einen Dialog ist längst vertan. Soll die Documenta in welcher Form auch immer weiterbestehen, muss sie jetzt enden, braucht sie einen Neustart, muss jeder gehen, der inhaltlich etwas mit der Documenta fifteen zu tun hatte. Dazu zählen auch Claudia Roth und Angela Dorn, denen es nicht gelang, den Documenta-Skandal in den Griff zu bekommen. Auch Politiker werden nicht fürs Versagen bezahlt.

Allerdings ist ihr Ende auch eine Option über die nachgedacht werden muss. Nicht alle Kulturformate sind für die Ewigkeit gemacht.

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Benny Salz
Benny Salz
1 Jahr zuvor

Ich denke, dieser Skandal ist nur einer in der Kunstwelt. In der es seit langem Chic ist antizionistisch, aber auch versteckt antisemitisch zu sein. Das Versagen trifft hier vor allem die Politik aber auch die Gesellschaft. Es ist aber auch ermutigend, dass es Gruppen wie die BgA in Kassel gibt. Sie waren seit Anfang des Jahres aktiv und haben diesen Skandal aufgedeckt. Das wäre eigentlich die Arbeit der dortigen Presse und der Verantwortlichen gewesen, sie alle haben wissentlich versagt. Der Grund dafür muss aufgearbeitet werden, wie in Ihrem Artikel gefordert. Die neue Führung der Antisemita 15 scheint mir denkbar ungeeignet, hier Verantwortung zu tragen. Außerordentlich wichtig ist hier die weitere Arbeit der Bündnisse gegen Antisemitismus.

Klaus Behrla
Klaus Behrla
1 Jahr zuvor

In Ihrem Bericht fassen Sie den aktuellen Sachstand und den Stand der Diskussion sehr gut zusammen! Es ist äußerst fragwürdig, daß der neue Leiter Alexander Farenholtz die berechtigten Forderungen nach Überprüfungen ablehnt und von guter Stimmung auf der Documenta spricht.

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