Ein Herz für Israelhasser: Ruhrtriennale lädt Young Fathers erneut ein

Young Fathers Foto: Ash link Lizenz: CC BY 3.0

Nun sollen die Young Fathers doch am 18. August im Rahmen der Ruhrtriennale auftreten. Ruhrtriennale Intendantin Stefanie Carp knickt vor der unter anderem von den Künstlern und BDS-Aktivisten Brian Eno und Ken Loach gestarteten Kampagne ein und lädt die die Young Fathers erneut ein – obwohl sie sich nicht, wie von der Ruhrtriennale gefordert, von der BDS-Kampagne distanziert haben.

Die fordert  die wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Isolation Israels und  stellt sich in eine Reihe mit der Nazi-Forderung „Kauft nicht bei Juden.“ F. Das Anhänger eine antisemitischen Kampagne mit Steuergeldern finanziert werden, ist für Carp offenbar kein Problem. Hier die Erklärung der Ruhrtriennale-Intendantin:

Das Programm der Ruhrtriennale möchte sich gegen Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung in jeder Form richten und komplexe Narrative erzählen. Mir ist es wichtig, andere Perspektiven als unsere westlichen zu eröffnen und damit den Kontext unseres internationalen Programmes ernst zu nehmen. Ich möchte nicht Teil einer Kampagne und schon gar nicht Geisel einer Kampagne sein.

Zur Zeit werden das Programm der Ruhrtriennale und die Künstlerinnen und Künstler dieses Programmes von zwei Kampagnen unter Druck gesetzt: Die eine sagt: Künstlerinnen und Künstler, die Organisationen unterstützen, die sich gegen die derzeitige Politik der Regierung des israelischen Staates wenden und für die Rechte der Palästinenser eintreten, sind automatisch antisemitisch. Die zweite Kampagne ist die BDS-Kampagne, die sagt: Künstlerinnen und Künstler, die nicht die derzeitige Regierung des Staates Israel boykottieren, stehen automatisch im Verdacht, rassistisch bzw. Gegner der Palästinenser zu sein. Ich teile keine der verflachenden, verkürzenden Positionen dieser beiden Kampagnen. Ich möchte mir die Haltung herausnehmen dürfen, eine Band wie die Young Fathers einzuladen wegen ihrer Musik und ihrer Texte und trotzdem persönlich die Boykottstrategie des BDS komplett abzulehnen. Natürlich ist es als Deutsche für mich schwierig, mit einer Bewegung in Zusammenhang gebracht zu werden, die Israel boykottiert, aber ich habe ja auch die Young Fathers eingeladen und nicht den BDS. Die Young Fathers haben in vielen Interviews glaubhaft gemacht, dass sie Antisemitismus in jeder Form ablehnen. Nach dem Eindruck vieler Gespräche und Reflektionen der letzten Tage möchte ich meine Haltung korrigieren: Ich möchte die Young Fathers erneut zu dem Konzert in Bochum am 18. August 2018 einladen, obwohl ich ihre Haltung zum BDS nicht teile. Ich bin der Meinung, dass wir die unterschiedlichen Perspektiven und Narrative zulassen müssen, da diese Offenheit das dramaturgische Credo unseres Programmes ist. Ich muss deshalb die Freiheit der Kunst verteidigen und möchte unter keinen Umständen, auch nicht indirekt, Zensur ausüben.

Ich möchte noch einmal betonen, dass aus meiner Sicht die Kritik an der derzeitigen Politik der Regierung des Staates Israel nicht automatisch antisemitisch ist. Keine Künstlerin und kein Künstler des diesjährigen Programmes der Ruhrtriennale ist antisemitisch oder rassistisch. Persönlich lehne ich Boykott im Zusammenhang mit Israel, aber auch in anderen Zusammenhängen und speziell im Bereich der Kunst ab. Künstlerinnen und Künstler sind keine Repräsentation von Nationen oder ideologischen Diskursen.

Ich möchte aber nicht, dass sich Künstlerinnen und Künstler für ihre Haltungen zensiert, belehrt oder ausgeschlossen fühlen. Es steht jeder Künstlerin und jedem Künstler frei, eine Position zu beziehen, solange diese Position nicht antisemitisch, rassistisch oder ausgrenzend ist. Ich möchte über das Thema Boykott, Freiheit der Kunst und die Unterschiede der Perspektiven eine öffentliche Veranstaltung initiieren, deren Ort, Zeit und Durchführung wir noch bekanntgeben. Vielleicht könnte eine solche Veranstaltung im Zusammenhang mit dem Konzert stattfinden und wünschenswerterweise könnte die Band ihre Haltung dort selbst vertreten.

Natürlich verbirgt sich hinter dem postmodernen Worthülsen Carps nicht mehr als Geschichts- und Haltungslosigkeit. Und natürlich ist BDS eine antisemitische Kampagne. Etwas ausgrenzenderes als BDS  ist kaum vorstellbar. Carp hat sich offenbar nicht mit ihr auseinandergesetzt und sorgt nun dafür, das Antisemiten und Israelhasser weltweit jubeln können. Für Carp besteht die Welt aus Narrativen, Erzählungen, die alle gleichwertig nebeneinander stehen. Richtig oder falsch gibt es in dieser Welt postmoderner Beliebigkeit nicht, man legt sich nicht fest und bleibt im Ungefähren. Warum hat sie nicht auch einen israelischen Künstler eingeladen? Sie hätte schnell festgestellt, wie ausgrenzend BDS ist.

Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) schriebt der deutsch-jüdischen Aktivisten Macla Goldstein-Wolf, dass eine andere Entscheidung der Ruhrtriennale als die Ausladung der Young Fathers nicht akzeptabel gewesen wäre:

Laschet hatte Recht – und es ist auch nicht akzeptabel, das Carp nun eingeknickt ist. Sie hat sich als denkbar ungeeignet für die Intendanz der Ruhtriennale erwiesen.NRW-Kulturministerin Pfeiffer-Poensgen sagte: „Die Intendantin der Ruhrtriennale hat sich erneut entschieden, die Gruppe ‚Young Fathers‘ zur Ruhrtriennale 2018 einzuladen. Diese Entscheidung bedauere ich.

Die Gruppe hat in den vergangenen Tagen durch ihre Teilnahme an der BDS-Kampagne gegen die Ruhrtriennale gezeigt, dass sie offenkundig die BDS-Bewegung unterstützt, die das Existenzrecht Israels in Frage stellt und zu einem umfassenden Boykott Israels auffordert. Dies ist gerade vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte nicht akzeptabel.

Es ist nicht auszuschließen, dass durch die Entscheidung die BDS-Kampagne eine Plattform auf der Ruhrtriennale erhält. Dies ist in Zeiten zunehmender antisemitischer Straftaten und anderer Vorfälle, leider auch in Nordrhein-Westfalen, ein falsches Signal.“

Im Gegensatz zum Kultur-Festival Berlin, das sich von der BDS-Kampagne nicht erpressen ließ, zeigte Carp ihre ganze Erbärmlichkeit.

Mehr zu dem Thema:

Ruhrbarone: Ruhrtriennale: Fünf Künstler folgen Brian Enos antisemitischem Boykottaufruf

Welt: Israelfeindliche Band darf nicht auf Festival spielen 

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Michael
Michael
5 Jahre zuvor

Zitat: "Israelische Startups sollen im Revier für neues Wachstum sorgen."

Ist doch einfach wunderbar: Wenn die israelischen StartUps kommen ist die vertraute antisemitische Infrastruktur bereits vorhanden. Das soll mir keiner sagen, dass man im Ruhrgebiet nicht vorausschauend & zukunftsorientiert zu handeln weiß.

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Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Welche Werte gibt es eigentlich noch in unserer Gesellschaft?
Irgendwann muss auch mal konsequent nach ejnem Wertekatalog gehandelt werden.

Es bleibt zu hoffen, dass unser MP bei seiner Haltung bleibt.

yohak
yohak
5 Jahre zuvor

Was für ein verlogener Unsinn. Es gibt zwei mögliche Standpunkte zu diesem Thema: 1) Man kann fordern, die "Young fathers" wegen ihrer Unterstützung der antisemitischen BDS-Kampagne auszuladen. 2) Man kann den Standpunkt vertreten, daß man gute Kunst unabhängig von politischen Standpunkten unterstützen sollte, sofern sie gut ist – auch denn, wenn der politische Standpunkt der Künstler rechtslastig, rassistisch oder antisemitisch sein sollte.
Aber man muß schon ehrlich sein. Natürlich ist die BDS-Kampagne, und diehjenigen, die sich daren beteiligen, antisemitisch. Wie sonst, wenn nicht mit pathologischem Hass gegen Juden, läßt sich erklären, daß das (in mancherlei Hinsicht durchaus nicht unproblematische) Vorgehen Israels gegen Hamas & Co von seiten der BDS-Kampagne als einer der schlimmsten Menschnrechtsprobleme unserer Zeit gewertet wird – also als schlimmer als alles was in Syrien oder Jemen passiert, oder auch in Kongo oder Nordkorea oder Iran oder Saudi-Arabien oder ..?

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[…] Ein Herz für Israelhasser: Ruhrtriennale lädt Young Fathers erneut ein von Stefan Laurin in Bochum, Kultur, Politik […]

nazienkel
5 Jahre zuvor

Widerlich. Jeden Tag ein neuer Dammbruch.

BDS wird schlicht verharmlost – und die sich daran beteiligenden Antisemiten
Zu bloßen 'Kritikern' geredet, die j nur auf pöhsen Rassismus hinweisen. Das passt alles in das Opfernarrativ, Kritik an Israel 'müsse doch erlaubt sein'.

Zum schämen.

Arnold Voss
5 Jahre zuvor

Wer zu einer künstlerischen Veranstaltung Künstler einläd, die andere Künstler boykottieren, boykottiert die Kunst selbst.

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[…] die Debatte um die geplanten oder durchgeführten Auftritte von BDS-Unterstützern wie der Band  Young Fathers oder des Regisseurs Udi Aloni. Bei der Vorstellung erster Künstler für die Ruhrtriennale 2019 […]

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[…] diesem Hintergrund lese ich den Streit um die „Young Fathers“, die BDS-Band, die ins Programm der Ruhrtriennale geraten ist. Die öffentlichen Effekte jetzt sind andere, wir laufen Gefahr, dass sich „Narrative“ […]

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[…] erfolgreicher. Schon 2018 hatte Stefanie Carp, damals Intendantin der renommierten Ruhrtriennale, erklärt, sie wolle „nicht Geisel einer Kampagne sein“, werde von BDS aber „unter Druck gesetzt“ und […]

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[…] dann aus-, dann wieder eingeladen und schließlich absagen müssen. Ihren kuratorischen Eiertanz begründete sie damals damit, dass „das Programm der Ruhrtriennale“ von BDS „unter Druck gesetzt“ […]

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