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HoGeSa: Hooligans, Nazi-Hools oder einfach nur klassische Neonazis ohne Fußballbezug?

In Köln haben am 26.10. knapp 5000 Hooligans und Neonazis ihre menschenverachtende Ideologie – geschnürt in ein demokratisches Korsett des vermeintlichen zivilgesellschaftlich motivierten Protestes gegen den Salafismus – in einem quali- wie quantitativ erschreckenden Ausmaß ausgelebt. Die Debatte hält derweil an, wie die neue, sich selbst als „Hooligans gegen Salafisten“ bezeichnende Gruppe, politisch zu fassen ist.

Während Bundesinnenminister De Maizière in der Tagesschau haarscharf zwischen Rechtsextremen und gewaltbereiten Hooligans trennt, NRW-Innenminister Ralf Jäger der Demonstration gleich komplett ihre politische Fasson abspricht und der Kölner Staatsschutz nur 10 % der Teilnehmer der rechtsextreme Szene zurechnet, sprechen Videos von den Krawallen, der Auftritt der rechtsextremen Band „Kategorie C“, und Hintergründe über die Veranstalter eine andere Sprache. 

Doch eine Trennung zwischen vermeintlich unpolitischen Hooligans, die sich nur mit Rechtsextremen temporär verbinden oder gar von diesen nur instrumentalisiert werden auf der einen, und wahrhaften Neonazis auf der anderen Seite, widerspricht nicht nur der Realität, sondern ist auch gefährlich. Denn Hooligans sind durch ihren Autoritarismus, ihren Sozialdarwinismus und ihre Gewalttätigkeit mehr als nur anschlussfähig für rechtsextremes Gedankengut. Vergangene Übergriffe in Aachen, Braunschweig, Dortmund, Essen und Duisburg – um nur die zu nennen, die bundesweit in die Schlagzeilen geraten sind – von rechtsextremen Hooligans auf antirassistische Personen und Gruppen weisen längst darauf hin, dass viele Hooligans sich politisiert und ihre eigene gesellschaftliche Wirkungskraft entdeckt haben.

So berichtet die Aachener Polizei von rund 60 Alemannia-Hooligans und Neonazis, die zur Demonstration nach Köln gefahren sind. Auch bekannte Hooligans aus Braunschweig, Kaiserslautern, Hamburg, Mannheim und vielen anderen Städten wurden gesichtet. Am Duisburger Hauptbahnhof gab es einen Treffpunkt zur gemeinsamen Anreise, bei dem 150 bis 200 Personen beobachtet werden konnten. Vor Ort war beinahe die vollständige Truppe der Division Duisburg, Mitglieder des Nationalen Widerstands Duisburg sowie zahlreiche andere bekannte Fußballschläger aus der MSV-Fanszene. Darunter auch eine Person die bei einer HoGeSa-Kundgebung in Dortmund einen Redebeitrag gehalten hatte und diesmal als Ordner fungierte. Andere Duisburger reisten mit Dortmunder Neonazi der Partei „Die Rechte“ an. Mit dabei war auch einer der Bezirksvertreter, Michael Brück, der – laut Spiegel-Bericht – bei einem Übergriff der Division auf die antirassistische Ultragruppe Kohorte im Oktober 2013 dabei gewesen sein soll. Dies ist eines von vielen Beispielen, die Verbindungen zwischen hochrangigen Neonazis und Hooligan-Gruppen aufzeigen.

Richtig ist es also auf der einen Seite, die Ho.Ge.Sa. als rechtsextremes Netzwerk zu enttarnen und entsprechend zu bekämpfen. Auf der anderen Seite handelt es sich aber nicht nur um klassische Neonazis, sondern eben auch um Hooligans, die wiederum Vielfalt und antirassistisches Engagement durch neues Selbstvertrauen in den Stadien bedrohen. Deswegen müssen die Fußball-Vereine und der Verband sich klar positionieren und weitere Schritte gegen Rechtsextremismus im Fußball unternehmen. Niemandem nützt es, wenn rechtsextreme Hooligans ihr Fußballfan-Status abgesprochen wird. Schlimmer: Vereine und Verband können so die rechten Aktivitäten als nicht in ihren Verantwortungsbereich fallend erklären und entsprechend inaktiv bleiben. Denn wenn DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig davon spricht, dass es sich bei den Vorkommnissen in Köln um „keine Fußball-Demo sondern eine rechtsgerichtete politische Veranstaltung” handelt, dann hat er eben nur zum Teil recht. Es handelt sich um eine politisch rechtsgerichtete Fußball-Demo.

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