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Keine Grund zur Reue bei preiswertem Aldi-Fleisch

Lecker Schweinenacken Foto: Rainer Zenz Lizenz: CC BY-SA 3.0


Anstatt das schöne Wetter zu genießen, hat das Bionadebürgertum beschlossen, ganz fürchterlich betroffen zu sein. Der Grund: bei Aldi gibt es ziemlich preisgünstigen Schweinenacken. Schon 47.000 Menschen begeisterten sich für ein Posting von Dominik Boisen, der sich darüber aufregt. Ich rege mich eher über Boisen auf und unterbreche einen Nachmittag auf dem Balkon, um diesen Text zum Thema Fleisch zu posten, der schon mal in der Jungle Word erschienen ist.

Süßigkeiten, Alkohol, Zigaretten, Drogen, Sex, Autos, Glücksspiel und natürlich auch Fleisch: Alles, was Spaß macht und dem Bild des selbstdiziplinierten, ökologisch bewussten und allen anderen überlegenen Menschen wiederspricht, wird seit einigen Jahren mit Tugendfuror angegangen. Was früher eine Frage des Lebensstils, des Einkommens und der eigenen Vorlieben war, wird nun zu einer Frage von Leben und Tod hochstilisiert. Da mag die Luft in den Großstädten seit Jahrzehnten immer sauberer werden und die Lebenserwartung weltweit beständig steigen, irgendwo begegnet uns immer ein schnöseliger Grüner oder ein aufgeregter Socken zu Sandalen tragender Protestant und wedelt wichtigtuerisch mit einem Schild, auf dem „Das Ende ist nah“ steht, vor unserer Nase herum, was lästig ist, wenn man gerade versucht, die Reste eines Döners aus den Zahnzwischenräumen zu pulen oder sich eine Zigarette anzuzünden. Immer geht es um das große Ganze, um den Tod, das Schmelzen der Eisbären oder den Untergang der Welt. Sicher, auch wenn sich fast jede alarmistische These bestens mit Statistiken belegen lässt, sind da drei Dinge, die mich gewaltig stören: Das ist zum einen die offensichtliche Endlosigkeit der Verhaltenskritik, die fast eine religiöse Dimension hat. Der sündige und sündende Mensch hat nicht die geringste Chance, ein reines Leben zu führen: Isst er kein Fleisch und keinen Zucker mehr, muss er sich fragen lassen, ob seine Kalorienverbrauch an sich nicht ein Problem für die Geschöpfe auf diesem Planeten darstellt. Belästigt er seinen Nachbarn nicht mehr mit Zigarettenrauch, ist es der Lärm, den er verursacht, der den sensiblen Mitmenschen Stress und damit üble Herz-Kreislaufprobleme beschert. Gibt er sich nicht dem Daddeln und dem ungehemmten Geschlechtsverkehr hin, wird es der Müßiggang sein, in dem nach Erwerbsmöglichkeiten suchende Psychologen ein Suchtpotential erkennen werden, denn wie alle anderen in der Kritik stehenden Verhaltensweisen auch, lässt sich die Acedia, die Faulheit, auf die sieben Todsünden zurückführen. Der freie Mensch an sich ist das Problem. Eine Vorstellung, der ich nicht folgen mag. Ein anderer Fehler, den die Socken tragenden Sandalenfreunde gerne machen, ist, dass sie die Gegenwart in die Zukunft verlängern, ohne zu sehen, dass es Fortschritte geben wird, vielleicht, weil sie ahnen, dass eine solche optimistische Sicht der Zukunft ihre heutige Bedeutung schmälern wird. Einem israelischen Unternehmen sind unlängst erhebliche Fortschritte bei der Herstellung von Fleisch in Bioreaktoren gelungen. Die heutige, durchaus kritikwürdige, Viehzucht könnte irgendwann überflüssig werden. Auch wenn die Marktreife noch in weiter Ferne liegt, finde ich die Idee sympathischer, solche Vorhaben zu unterstützen, als den Menschen auf die Nerven zu gehen, die gerade Lust auf ein Stück Fleischwurst haben. Was mich auch stört, ist die Arroganz hinter der Kritik am Fleischkonsum. Denn wie viele andere Verhaltensweisen auch, werden vor allem solche als Problem wahrgenommen, die angeblich in der „Unterschicht“ üblich sein sollen. Ich mag die Vorstellung nicht, dass ein veganer SUV-Fahrer mit großer Altbauwohnung in Schwabing sich einer fleischessenden Putzfrau in einer kleinen Sozialwohnung in Köln-Chorweiler überlegen fühlt, nur weil er in ein Hirseschnitzel beißt, während sie die Billig-Mortadella aus dem Netto auf ihr Brötchen packt. Die Armen schädigen, über alles gerechnet, am wenigsten die Umwelt. Sie haben es nicht nötig, sich von den Reichen vorführen zu lassen. Bevor der Staat volkserzieherisch die Steuern auf Wurst und Fleisch erhöht, sollte er sich des Problems der Weinflaschen annehmen: Die Umweltbilanz für Getränke aus PET-Flaschen ist besser als die für Getränke aus Glasflaschen. Warum hört man so selten die Forderung, Biowein endlich in Plastikflaschen auszuliefern? Mir gelang es vor Jahren, zwei Zeuginnen Jehovas mit der Bemerkung aus meiner Wohnung zu vertreiben, ich würde alle ihre Beteuerungen über das Ende der Welt und meinem künftigen Schicksal in der Hölle vorbehaltlos glauben, allerdings wäre die Hölle dann der Ort, an dem meine Freunde wären und damit immer noch angenehmer als ein Himmel voller sittsamer Wachturmverkäuferinnen. Ähnlich sehe ich es bis heute: Ich mag in der wunderbaren Welt der Ökopuritaner nicht leben. Was das Leben ausmacht, sind Regelverstoß, Sünde, Lust und Genuss. Wer sich der puritanischen Knute unterwirft, sei sie religiös oder ökologische begründet, gibt all das auf, wofür es sich zu leben lohnt.

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Norbert Halber
Norbert Halber
6 Jahre zuvor

…wie in den facebook-Kommentaren deutlich zu klesen ist: Laurin versteht halt nix. Da wird's Zeit, die ruhrbarone wirklich endlich aus den Lesezeichen zu entfernen.

Marcel
Marcel
6 Jahre zuvor

Es wäre interessant wie viel Gewinn Aldi mit dem 1,99€ Steak macht. Vielleicht verkauft man ja auch mit Verlust.

Was wäre denn der Unterschied wenn Aldi das Steak für 2,99€ oder 5,99€ verkaufen würde? Wäre dann immer noch das gleiche Stück Fleisch, aber Aldi streicht sich dann die Gewinne ein.

Astrid
Astrid
6 Jahre zuvor

Sehr schöner Text dem ich mich nur anschließen kann.
Danke!

Jacques Hero
Jacques Hero
6 Jahre zuvor

Statt sich über Boisen aufzuregen (aus welchen Gründen auch immer) hätte der Autor einfach mal seinen Text lesen sollen. Dann hätte er nicht seinerseits einen Text aus der Mottenkiste hervorsuchen müssen, der so ziemlich nichts mit dem Text Boisens zu tun hat. Da geht es nämlich eben nicht darum auf Fleisch zu verzichten. Da geht es darum auf Qualität zu achten und nicht nur auf den Preis. Da geht es darum, dass irgendwer zahlen muss, damit 600 Gramm Schweinenacken für 1,99 Euro in der Kühltheke liegen. Darum geht's da.

ke
ke
6 Jahre zuvor

Grundsätzlich ist es für mich gut, wenn es Firmen gelingt, Lebensmittel effektiv zu produzieren. Nur so können finanziell schwächere Menschen jenseits der Grundbedürfnisse handeln.

Hat Qualität etwas mit Preisen zu tun? Ja, Qualität ist nur selten günstig zu haben, aber teuer bedeutet nicht, dass man bessere Qualität bekommt. Warentests belegen das immer wieder.

Wie oft haben Tests gezeigt, dass Markentextilien direkt neben den Billigsachen genäht werden?

Beim Fleisch gibt es immer das Thema Tierschutz. In Deutschland sind wir hier sicherlich weiter als in vielen anderen Ländern. Was fehlt, ist Transparenz. Wie wurden Tiere während des Lebens gehalten ….
Hier sind die Anbieter, Verbraucher und final Wähler gefordert, Druck aufzubauen.

Wie sieht es mit der Ökobilanz aus? Kühe sind Klimasünder, Schweine/Hühner ökologischer ….

Ich versuche heimische Produkte inkl. Dänemark/Holland zu kaufen, in der Hoffnung, dass unsere Standards höher sind als die in der weiten Welt. Ist es der richtige Weg? Keine Ahnung. Ich essen durcheinander, in der Hoffnung, dass mich der nächste Lebensmittelskandal nur in kleinen Dosen trifft.

Der Mensch ist ein Allesfresser. Also gehört es zum Leben, Fleisch zu essen.

Ich gehe auch davon aus, dass der Marktstadt in der Fußgängerzone, der seinen teuren Erdbeerenbestand mit Waren aus dem Discounter aufgefüllt hatte (WDR Senderung?), nicht der einzige Stand ist, der so handelt.

Ja, das von "Oben herab" bzgl. der Billigkonsumenten passt nicht. Aber man braucht es wohl, um sich überlegen zu fühlen.

Ksandar
Ksandar
6 Jahre zuvor

Schwacher Text, der die wohlwollend angenommene satirische Stoßrichtung dadurch versucht zu erreichen, dass er sich typischer Denkfehler, defizitärer Argumentationsfiguren, willkürlicher Zusammenlegung thematisch fremder Inhalte und der Vermengung von Akteur und Thematik bedient. Darunter leidet nicht nur der humoristische Genuss, sondern leider auch im schweren Maße das Niveau. Fazit: Stammtischqualität in der Sprache des Feuilletons.

abraxasrgb
abraxasrgb
6 Jahre zuvor

Stefan, wir sehen uns in der Hölle 😉
Zum Grillen selbst erlegter Tiere auf offenem Feuer …

Ksandar
Ksandar
6 Jahre zuvor

Die satirische Stoßrichtung beträfe weniger die Analyse, sondern mehr die Interpretation. Die Interpretation hat dabei natürlich einen analytischen Teil. Bei nicht vorliegender satirischer Absicht wiegen die argumentativen und sachlichen Schwächen leider nur noch um so mehr.

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Stefan Laurin
"kein Grund zur Reue"……

Gibt es denn unter denen, die ihr Fleisch bei Aldi kaufen -aus welchen Gründen auch immer-, irgend jemanden, der Deines Zurufes bedarf? Ich gehe davon aus, daß niemand von ihnen Reue empfindet wegen seines Fleischeinkaufes bei Aldi und daß wahrscheinlich die allermeisten dieser Einkäufer nicht einmal registrieren daß durch Dritte versucht wird, ihnen diesbezügliche Schuld, die es -tätig- zu bereuen gilt, einzureden.

Also; was soll das Ganze?

Schuld und Sünde?
Sühne und tätige Reue?
Fleischeinkauf bei Aldi?
Wahnsinn!

Stefan Laurin,
im übrigen , und das weiß doch jeder, ist es weder mittels religiöser Gebote/Verbote noch mittels gesellschaftlicher Traditionen bisher gelungen, die Menschen von dem abzuhalten, was ihnen Lustgewinn ermöglicht. Und dieser Lustgewinn -beim Essen, beim Trinken, beim Sex, bei…- hat es sogar regelmäßig geschafft, selbst staatliche Gebote/Verbote zu umgehen.

Dem steht nicht entgegen, daß jeder Mensch von sich aus zu den Einsicht kommen kann, -und diese seine Fähigkeit hat er ja oftmals bewiesen -, seine Lustbefriedigung müsse durch ihn reguliert, minimiert, optimiert, in "neue Bahnen gelenkt werden", nämlich immer dann, wenn ihm dieses von Nutzen, wenn dieses seinem Wohle dienlich scheint. Bekanntlich wird ein solcher Prozess "individueller Einsichtsfindung" nicht gefördert, sondern erheblich durch jeden Versuch Dritter erschwert oder sogar gänzlich verhindert, diese Einsichtsfindung durch "Druck von Außen" beeinflussen zu wollen.

Milannnnn
Milannnnn
6 Jahre zuvor

Ich bin auf dieser Plattform relativ neu und bin mir deshalb nicht sicher ob diese Artikel repräsentativ für die allgemeine Qualität hier ist, doch bei diesem Artikle muss man ja gar nicht dem klassischen Klischee des*der wütende*n Veganer*in entsprechen um sich über diesen Text aufzuregen. Gerade beim Thema Fleisch immer mit Pseudo-Pro-Hedonistischen Argumenten zu kommen ist doch wirklich unterste Schublade, vor allem in der Aufzählung mit Süßigkeiten, Alkohol, Drogen und Sex, wobei gerade letztere kaum im Vergleich zum Fleischkonsum (oder allgemeiner: Konsum von Tierprodukten) auf das Quälen von fühlenden Lebewesen, zum Klimawandel oder zum Welthunger beiträgt, wie es nunmal der Verzehr von Tierprodukten tut. Und dann auch noch den Stereotyp des sandalentragenden Ökos zu bedienen, der ja nun mal absolut unzeitgemäß ist, zeugt doch wirklich von einer gewissen Abgehobenheit, viel mehr als dieses blöde Beispiel vom SUV-fahrenden Veganer, der sich über die fleischessende Putzfrau aufregt. Das zeigt für mich wieder einmal, wie Menschen dann doch lieber vermeintliche Fehler bei anderen (ebenfalls nicht fehlerlosen) Menschen zu suchen als selber über das eigene Konsum-Verhalten nachzudenken. Und der Verweis auf vermeintliche, in ungewisser Zukunft liegende ökologischere Fleischprodukte ist doch ebenfalls voll deplatziert, Klimawandel liegt nicht in der Zukunft sondern bereits im jetzt, führt zu verheerenden Dürren und Nahrungsnöten in Afrika (s. aktuelle Situation in Nigeria, Südsudan etc.), Umweltkatastrophen etc… Das Klima ist zudem für in Zukunft-liegende verbesserte Produktionsbedingungen viel zu träge – wenn wir in 20 Jahren anfangen unsere Konsumgewohnheiten zu ändern hat das maximal Auswirkungen auf das Klima in 40 Jahren – wenn die Welt schon weite Stücke schlechter geworden ist. Aber dass ist es ja der Genuss am Fleisch wert, oder? Zumindest scheint eine anti-öko Haltung wohl schon mal einfacher zu sein als selbst nachzudenken 😉

Robert Müser
Robert Müser
6 Jahre zuvor

Oha,
die mit sehr saurem Moralin geschmierte Empörungsmaschine in den sog. sozialen Netzwerken läuft wieder auf Hochtouren und alle Dauerbetroffenheitsträget und Volkserzieher machen wieder mit.
Muss wohl an den hohen Temperaturen liegen, dabei wurde schon bei einem Artikel der Welt:

https://www.welt.de/wirtschaft/article165012393/Steak-fuer-1-99-Euro-Verbraucher-kritisiert-Aldi-Preispolitik.html#Comments

bei einem Kommentator vermutet, dass es sich um Selbstmarketing handelt, wo mit geringen Einsatz hohe Publicity erzeugt wird – scheint funktioniert zu haben.

Aldi Süd wird sich wohl diese kostenlose Marketing gefreut haben, da viele Kunden erst so von diesem Angebot erfahren haben.

Bei den Empörten scheinen wohl einfachste Regeln der Betriebswirtschaft und Kalkulation im Einzelhandel nicht bekannt zu sein. Aldi Süd wird in seiner Mischkalkulation mögliche Verluste eingepreist zu haben, dann zu verschenken haben die auch nichts. Wenn diverse Kunden das normal eingepreiste Grillgut mitgenommen haben, weil das Schnäppchen schon weg war dann hat es sich schon für Aldi Süd gerechnet.

Wundert mich eigentlich, dass die Grünen noch nicht wieder ihren Veggie-Day aus der Mottenkiste geholt haben, würde doch hier wunderbar passen.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
6 Jahre zuvor

Wenn das Endprodukt billiger als das Zwischenprodukt ist, dann sollte man schon mal stutzig werden. Wenn also Möhren teurer sind als die Veredelungsstufe Fleisch, dann könnte in unserer Subventionswirtschaft Nr. 1 einmal mehr etwas gehörig schief laufen.

Ich bin übrigens z. Z. in Tschechien, hier gibt's noch Wiesen und nicht nur Silageanbauflächen wie im Allgäu, daneben reichlich Insekten und auch Kleinvögel. Durchaus möglich, daß da ein Zusammenhang besteht. Auf diesen Weiden stehen sogar noch die Rinder mit ihren Kälbern. Tschechien muß landwirtschaftlich hoffnungslos angehängt sein – oder die deutsche Landwirtschaft ist am kurzen Gängelband der Lebensmittelindustrie. Welche Gesamtbilanz die bessere ist, das wäre eine spannende Frage.

Ulrich Kleinschmidt
Ulrich Kleinschmidt
6 Jahre zuvor

Ich muss Boisen absolut recht geben , das hat mit "" Tierwohl "" nicht nachvollzierbar !!! sondern sollte man faire Preise für gutes Produkt zahlen , denn weniger kann so viel mehr sein , Ich esse nur 2 x in der Woche Fleisch und darum zahle Ich lieber 200 % mehr als im Discounter und habe gute Ware vom Hofladen beim Bauer

Walter White
Walter White
6 Jahre zuvor

"Lust und Genuss" – das ist genau das, was Laurin-Texte so lesenswert macht. Die Lebensfreude strömt aus jedem einzelnen Wort.
Hat Dich mal ne Weißweinschorletrinkerin sitzen lassen, oder woher kommt das Bedürfnis, jeden Tag auf unterstem Niveau um sich zu schlagen?

thomasweigle
thomasweigle
6 Jahre zuvor

Ein Bochumer Balkon ist Gott sei Dank kein Feldherrenhügel, von dem siegreiche Schlachten gegen böse Genussfeinde dirigiert und gewonnen werden können. Mehr als unschön ist die weitgehend kritiklose Hinnahme einer Massentierhaltung, die unsägliches Elend für Lebewesen produziert, die uns hilflos ausgeliefert sind.

Andreas Gläßer
Andreas Gläßer
6 Jahre zuvor

Leider nur ignorantes Rumgeschwafel. Offensichtlich hat der Autor den Originaltext nicht gelesen oder, was wohl schlimmer wiegt, nicht verstanden. Dritte Möglichkeit: Kokettiererei mit der Fraktion der Gutmenschenbeschimpfer. Click-geil würde ich das dann nennen. Hirn- und kritiklose Genussfrönerei wird hier gefeiert und hochgehalten und der Konsumgesellschaft der Steigbügel gehalten.

Arnold Voss
6 Jahre zuvor

Genuss ist eine sehr subjektive Angelegenheit. Das gleiche gilt für das menschliche Empfinden des Tierleids. Nutztiere sind dem Menschen nicht mehr und nicht weniger ausgeliefert als alles andere, was der Mensch meint, zum Leben zu brauchen. Der Mensch schafft sich die Natur die er als Genusswesen braucht. Mitleid können sich dabei nur die leisten, die schon alles haben.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
6 Jahre zuvor

"Genussfrönerei", soso. Wer dieses "marinierte" (manche sagen auch "fermentierte" oder "zweimal gegessenes") Grillpamperl, welches sich nach Öffnen der Verpackung ungefähr so "genussfreudig" verhält wie ödematoses Bauchfett kurz vorm Kippen mit Neonfarben-Anstrich, mit 1,99/600g auch noch für günstig hält, sollte sich nicht mit Genuss und Sinnesfreuden befassen, sondern besser mit den eigenen Sinnesstörungen und dringend zum Arzt. Was hat dieser Schlachtabfall bitte mit "Genuss" zu tun??

Tilleulenspiegel
Tilleulenspiegel
6 Jahre zuvor

Ja,mein Gott, Herr Laurin, dann kaufen Sie doch einfach Ihre Schweinshaxe bei Aldi und verspeisen diese auf dem Balkon-wir sagen es auch nicht weiter.?
PS: Fleisch von Säuen ist aber überall recht billig- da wundert man sich schon, wie die Produzentinnen davon noch leben können

Manfred
Manfred
6 Jahre zuvor

Ich esse gerne Steaks, am liebsten "rare" und so groß, wie möglich. Ich weiss aber auch, dass die Rinderzucht z.B. in Brasilien die Umwelt zerstört und ganz und gar nicht nachhaltig is. Das Gleiche gilt für die Industriemäßige Schweinezucht.
Und wenn ich ehrlich bin, habe ich – ausser Lust auf Fleisch und das Wissen, das es so ganz ohne ein bisschen Fleisch wohl doch nicht geht – wenig gute Argumente gegenüber Vegetarier fast täglich Fleisch zu essen. Keine ökologische, wirtschaftliche, oder moralische Argumente.

Daher versuche ich, wenn ich Fleisch esse, Fleisch von Tieren zu essen, die artgerecht gehalten wurden, gutes Futter gegessen haben und so schnell und schmerzlos wie möglich getötet wurden. Besser für mein Gewissen, für die Umwelt und schmeckt auch wesentlich besser. Kostet zwar etwas mehr, aber Qualität geht bekanntlich über Quantität.

Jonas
Jonas
6 Jahre zuvor

"Die Umweltbilanz für Getränke aus PET-Flaschen ist besser als die für Getränke aus Glasflaschen."
Hättest du dazu eine Quelle?

Bernd Matzkowski
Bernd Matzkowski
6 Jahre zuvor

Der Luther zugeschriebene, allerdings wissenschaftlich-historisch nicht belegte Ausspruch "Ihr rülpset und furzet nicht, hat es euch nicht geschmacket?" müsste im Luther-Jahr und nach dem am Sonntag beendeten Evangelischen Kirchentag über Laurins Text stehen. Alles rund ums Essen, um Nahrungsmittel und ihre Erzeugung hat bei einem bestimmten Publikum ja ein ungeheures Erregungspotenzial, bis hin zu Kommentatoren, die "wohlwollend" eine satirische Stoßrichtung annehmen, im Grunde aber nur zeigen wollen, dass sie ein Seminar oder einen VHS-Kurs zur Textanalyse mit "bestanden" abgeschlossen haben.
Der Text ist polemisch zugespitzt, arbeitet mit Klischees und Übertreibungen, und der Autor, so verstehe ich das, gibt sich selbst weniger reflektiert als er wohl ist. Der Text, so lese ich ihn (bin aber in der Analyse nicht geschult, sondern blutiger Laie und ansonsten ein 65jähriger weißer Mann), ist die polemische Anti-These zur Bevormundungswelle, die seit Jahren über uns hereinschwappt.
Die Empörung , die derText in manchem Kommentar auslöst, auch die Angriffe auf den Autor, der mit dem Rollenmuster des Pöbels spielt, zeigen , dass er trifft- vielleicht nicht mit dem Florett, aber mit dem Säbel!
Insofern, Herr Laurin, sende ich Ihnen ein Luther-Zitat auf Ihren Balkon, auf dem Sie wahrscheinlich auch heute in einem Unterhemd mit einem Pils in der Hand vor Ihrem auf dem Grill liegenden verkohlten Schweinenacken-Steak sitzen. Und dieses Zitat ist historisch belegt: "Wenn ich hier einen Furz lasse, dann riecht man es in Rom! "

Daniel Kanzelmeyer
6 Jahre zuvor

…und Anschnallen beschneidet die persönliche Freiheit.
Das sollte man auch mal diskutieren. Ich finde es passt in ihre Agenda.
Schöne Grüße in das Dinoland

Marcel Oertel
Marcel Oertel
6 Jahre zuvor

Hätte Herr Laurin anständige Argumente bringen können? Wohl eher nicht. Sonst stünden sie ja da.

Das beste am Text war, dass Fleisch aus Bioreaktoren was er bevorzugen würde.

Selten ein solchen Blödsinn gelesen. Es gibt nicht ein greifbares Argument was man gelten lassen könnte. Daher nehme ich das was er "Schreibt" nicht ernst.

Christian
Christian
6 Jahre zuvor

Es lebe der Schweinenacken ! Und der Stiernacken !
Wird man ja wohl noch sagen dürfen !!

Tilleulenspiegel
Tilleulenspiegel
6 Jahre zuvor

Jetzt fehlt nur noch, dass hier Rezepte zum Zubereiten einer zünftigen Scheinshaxe ausgetauscht werden,…..

thomasweigle
thomasweigle
6 Jahre zuvor

#24 Genau das ist der Punkt. Nicht einerseits Modell Laurin oder andererseits Modell vegan, sondern ein bewusster Umgang mit dem Nahrungsmittel Fleisch und anderer tierischer Produkte.

Oliver
Oliver
6 Jahre zuvor

Natürlich hat er dazu eine Quelle, sogar mehrere unabhängige Quellen. Quelle 1: Hat mir 'n Kumpel erzählt. Quelle 2: Hat einer auf Facebook gepostet. Quelle 3: Die Grünen behaupten das Gegenteil.

Aber Spaß beiseite: Eine Mehrwegflasche aus PET, die den gleichen Transportweg zurücklegt, als eine Mehrwegflasche aus Glas, hat aufgrund des niedrigeren Gewichts sicherlich die bessere Umweltbilanz. Eine Mehrwegflasche aus Glas vom Abfüller um die Ecke hat dagegen sicherlich die bessere Umweltbilanz, als die Mehrwegflasche aus PET, die von München nach Kiel transportiert wird.

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

-31-
Thomas Weigle,
ja, so ist es.
"Eigentlich" trivial, umso be- und nachdenkenswerter, dass dieser Trivialität bedarf.

thomasweigle
thomasweigle
6 Jahre zuvor

@ Tilleulenspiegel #30 Warum nicht? Schweinshaxe ist `ne feine Sache, allerdings nur, wenn man weiß, dass diese Haxe im Schlamm gewühlt und gesuhlt hat sowie über Gras lief und auf Stroh lag.

Arnold Voss
6 Jahre zuvor

Bewusster Umgang ist immer gut, aber leider nicht immer leistbar. Ich möchte und ich kann nicht dauernd darüber nachdenken, was ich da genau esse. Meistens möchte ich einfach nur genussvoll zu mir nehmen, was mir schmeckt, und Geschmack ist nun mal alles andere als objektiv.

Davbub
Davbub
6 Jahre zuvor

@31: "Jetzt fehlt nur noch, dass hier Rezepte zum Zubereiten einer zünftigen Scheinshaxe ausgetauscht werden,….."
Die Schweinshaxe vom Aldi gut mit einer Mischung aus Kümmel, Senf, Öl, Salz und Pfeffer einreiben, ca. 10min. von allen Seiten angrillen (240°) und dann auf dem bereits im Topf simmernden Sauerkraut durchgaren (ca. 45min.) .
Gut eignen sich auch gepökelte Haxen.

Alan T.
Alan T.
6 Jahre zuvor

Ok, Stefan lässt mal wieder seinen Hass auf "grüne" im Allgemeinen ab …
Etwas viel Polemik für mich.

Aber: Beim Essen werden viele Fundamental. Nehmen die Unannehmlichkeiten einer Vegan/Vegetarischen Ernährung auf sich und versuchen andere zu bekehren.
"Nein wir können nicht zum Restaurant xyz gehen, da gibt es für die Veganer nichts" ist ein gängiger Satz. Aber hat schon mal jemande einen der Folgenden gehört?

"Nein ich kann dich nicht anrufen, dein IPhone wurde von Sklaven gebaut"
"Nein ich kann nicht nach Bochum zur Uni fahren, der RE fährt mit Atomstrom"
"Nein ich fahre nicht Bus, der fährt mit Diesel"
"Nein, ich hab kein Handy, für die Produktion müssen Sklaven (Kinder) irgendwelche Mineralien aus der Erde buddeln"

Daher glaube ich, dass Vegetarismus/Veganismus ganz andere soziale Ursachen als einen Weltverbesserungsdrang hat. Ich denke da eher an eine Art Ersatzreligion bzw. einer Selbstprofilierung und einem Zugehörigkeitsgefühl. Nicht ohne Grund tauchen solche Ernährungsregeln auch in vielen Religionen auf.

A.

Bernd Matzkowski
Bernd Matzkowski
6 Jahre zuvor

@Daniel Kanzelmeyer:
natürlich beschneidet das Anschnallen die persönliche Freiheit ebenso wie das Gebot RECHTS vor LINKS(im Straßenverkehr), das Verbot der handy-Nutzung beim Autofahren (na, schon mal dagegen verstoßen?) und alles, was im Strafgesetzbuch steht und geahndet wird. Und das ist auch richtig so! Weil es uns vor uns selbst und anderen schützt!
Aber was verboten und erlaubt ist, ist doch gesellschaftlich verhandelbar: siehe Kuppelei-§, §218,§ 175 etc.
Der Autor wendet sich nicht gegen Gesetze, sondern gegen die (moralische) Besserwisserei und Bevormundung, die oft mit Heuchelei verbunden ist. Z.B.die unserer politischen Kaste, die gesunde Ernährung predigt, aber den Tierschutz hinten anstellt und im Interesse der Agrarindustrie Landwirtschaftspolitik betreibt.
Und was das Dinoland angeht: da gab es ja bekanntlich Pflanzen- und Fleischfresser!Beide Gruppen sind, habe ich gelesen, ausgestorben!

abraxasrgb
abraxasrgb
6 Jahre zuvor

Wenn man aufhört moralisch zu hyperventilieren, erzeugt man deutlich weniger CO2 …

Eric Danielski
Eric Danielski
6 Jahre zuvor

Die beste Kombination aus Tierhaltung und Ernährungssicherheit bietet die vegetarische Ernährung.

"Generell stellen die Wissenschaftler fest: Wird der Fleischkonsum deutlich heruntergeschraubt, erhöht sich die Anzahl der Menschen, die von den zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Flächen ernährt werden können signifikant. Die Schätzungen der Forscher zufolge könnten unter Berücksichtigung der aktuell zur Verfügung stehenden Flächen beim konventionellen, fleischlastigen Ernährungsstil 402 Millionen Menschen ernährt werden, beim Lakto-Vegetarischem hingegen bereits bis zu 807 Millionen Menschen."

http://m.fr.de/wissen/gesundheit/studie-von-us-forschern-vegane-ernaehrung-ist-nicht-am-nachhaltigsten-a-296992

Arnold Voss
6 Jahre zuvor

Ich esse nicht um mich zu ernähren. Das machen Tiere und bei denen heisst das dann auch fressen. Das Ziel der Menschheit kann deswegen nicht sein, dass alle sich ernähren können, sondern dass alle das essen können, was ihnen am besten schmeckt. Das dazu alle erst mal satt werden müssen ändert nichts daran.

Fleischfabrik
Fleischfabrik
6 Jahre zuvor

„Alles, was Spaß macht und dem Bild des selbstdiziplinierten, ökologisch bewussten und allen anderen überlegenen Menschen wiederspricht, wird seit einigen Jahren mit Tugendfuror angegangen.“

Leider wird wirklich jede Übertretung verteufelt. Dabei brauchen die Menschen doch ihr Fleisch, die Schlachtbetriebe ihre Geringverdiener und die Bevölkerung ihre Armut.

„In der Fleischindustrie werden Beschäftige brutal ausgebeutet. Möglich wird das durch ein Hintertürchen in einem Gesetz. Die SPD will dagegen vorgehen – agiert jedoch vorsichtig.“

http://www.stern.de/wirtschaft/news/fleischindustrie–ausbeutung-durch-werkvertraege-gleicht-moderner-sklaverei-6358056.html

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