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NEMO: Verkehrslösungen fürs Ruhrgebiet vom Ponyhof

Ein verschneiter Garten im Kleingarten Verein Stadtmitte in Duisburg-Rheinhausen Foto: Oceancetaceen Lizenz: CC BY-SA 3.0

Eine neue Studie beschäftigt sich mit der Zukunft des Verkehrs im Ruhrgebiet. Corona soll nach Ansicht der Autoren die Lust auf Bus und Bahn geweckt haben.

Wie soll sich der Verkehr im Ruhrgebiet in den kommenden Jahren entwickeln? Mit dieser Frage hat sich die vom Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung der Universität Duisburg-Essen herausgegebene Studie „Neue Emschermobilität“ (NEMO) beschäftigt. Partner des Projekts waren unter anderem die Emschergenossenschaft, der Regionalverband Ruhr (RVR) und die Mercator Stiftung. Das Ideal der Planer ist die autofreie Stadt. Ein Idee, die angeblich durch den Lockdown im Frühjahr vorstellbar wurde, denn, schreiben die Autoren in einem imaginären Rückblick aus dem Jahr 2030: „Es erscheint aus heutiger Sicht so, als ob damit eine Tür aufgestoßen wurde und einen Blick in eine mögliche Zukunft erlaubte, die wir uns allenfalls in unseren kühnsten Träumen vorgestellt hatten!“

Die wenig traumhafte Wirklichkeit des Verkehrs im Ruhrgebiet wird zu Beginn der Studie skizziert: Ein teurer und schlecht ausgebauter Nahverkehr sorgt dafür, dass im Revier ohne Autos nichts geht. Aber das soll sich ändern. In verschiedenen Szenarien wird die schöne, neue Verkehrswelt beschrieben, in der das Auto keine oder kaum noch eine Rolle spielt. In ihnen arbeiten die Menschen nicht mehr in Büros, sondern im Home-Office. Der Nahverkehr wird durch immer höhere Kosten des Autos finanziert, dessen Benutzung durch Fahrverbote immer unattraktiver werden. Nicht nur für Innenstädte soll es nach den Vorstellungen der Planer eine Maut geben: 20 Cent sollen künftig für jeden gefahrenen PKW-Kilometer fällig werden. Der Studie liegen abenteuerliche Annahmen zugrunde: So soll in Dortmund-Dorstfeld in absehbarer Zeit der Hälfte der Bevölkerung ein autonomes Fahrzeug zur Verfügung stehen, der Takt der Busse und Bahnen verdoppelt sich und wer aus den Zentren an den Rand des Reviers zieht, wird vor allem im Laden an der Ecke einkaufen. Den grünen Visionen wird auch ein tristes Bild entgegengestellt: Setzt das Revier weiter aufs Auto droht Verelendung und in der Folge der Überwachungsstaat. Die Kameras dazu werden dann „nach längerem Zögern und Furcht vor dem weiteren Zerfall der konservativen Volksparteien vom Staat finanziert.“

Bei den Unterstützern hat NEMO keine Begeisterung ausgelöst. Ein Sprecher des RVRs sagte auf Nachfrage höflich „Die Studie ist ein interessanter Beitrag zur Mobilität im Ruhrgebiet. Der Schwerpunkt beim Regionalverband Ruhr liegt aber auf dem Regionalen Mobilitätsentwicklungskonzept, dass bereits im Entwurf vorliegt. Es liefert als Grundlage für eine vernetzte Verkehrs- und Mobilitätsplanung in der Metropole Ruhr erstmals eine Gesamtbetrachtung des Themas.“

Der Artikel erschien in einer ähnlichen Version bereits in der Welt am Sonntag

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Arnold Voss
3 Jahre zuvor

Und was hats gekostet?

Emscher-Lippizianer
Emscher-Lippizianer
3 Jahre zuvor

Nicht nur der Preis dieses Werkes ist interessant. Mich interessiert ebenfalls, inwieweit die Eschersgenossenschaft glaubt, meine Abwassergebühren hierfür verwenden zu dürfen.

ke
ke
3 Jahre zuvor

Ich finde es gut, dass man sich um die Walkability am Emscher Way mit Blick zur Emscher Park Bike Lane kümmert.

Emscher-Lippizianer
Emscher-Lippizianer
3 Jahre zuvor

@#3
Beim Bullshit-Bingo würde ich jetzt mehrfach "Bingo" rufen können.

Philipp
Philipp
3 Jahre zuvor

Irgendwie erinnerrn mich diese xten Studien zum Nahverkehr im Ruhrgebiet immer an diese Passage aus dem Buch "Dark Star Safari" des Reiseschriftstellers Paul Theroux:

"The whites, teachers, diplomats, and agents of virtue I met at dinner parties had pretty much the same things on their minds as their counterparts had in the 1960s. They discussed relief projects and scholarships and agricultural schemes, refugee camps, emergency food programs, technical assistance. They were newcomers. They did not realize that for forty years people had been saying the same things, and the result after four decades was a lower standard of living, a higher rate of illiteracy, overpopulation, and much more disease. Foreigners working for development agencies did not stay long, so they never discovered the full extent of their failure. Africans saw them come and go, which is why Africans were so fatalistic. Maybe no answer, as my friend said with a rueful smile."

Berthold Grabe
Berthold Grabe
3 Jahre zuvor

Nicht zukunftsfähig würde ich sagen.
ÖPNV kann nur funktionieren, wenn ähnlich wie in Berlin der Verkehr sich auf eine überschaubare anzahl von Konzentrationspunkte beschränkt.
Dafür müsste sich die Struktur des Potts komplett ändern, baulich wie ordnungspolitisch.
Das ist weder finanzierbar, noch sinnvoll.
Die Zukunft gehört dem Individualverkehr was Corona und Home Office eher bestätigt haben.
Was nicht bedeutet, das das Verkehrsproblem sich nicht erheblich verbessern ließe.
Es wird auf jeden Fall billiger sein, den Autoverkehr anwohnergerecht zu machen, als ein hoch subventioniertes ÖPNV Konzept umzusetzen, das so oder so Etikettenschwindel wäre und den Bedarf nicht befriedigen kann.
Dafür sind individuelle Verkehrströme mit ihrer schnellen Anpassung an Veränderungen einfach deutlich leistungsfähiger.

GMS
GMS
3 Jahre zuvor

@Bertold Grabe,
Wenn da so wäre, warum sind die Metropolregionen der Welt vor allem auf den ÖPNV ausgerichtet?
Sicherlich der Ruhrpott ist eine Ansammlung von Dörfern die von kleinen Fürsten regiert werden, die dann auch noch unterschiedlichen Herren antworten (Stichwort Regierungsbezirke). Aber das besser zu machen ist einfach, selbst das Land Berlin, das ja eigentlich kaum etwas geregelt bekommt, kann das besser.
Das Ruhgrgebiet fit zu machen ist sogar recht einfach, nur will das hier keiner. Viele in der Bevölkerung sind letargisch dabei sich an die Zechenzeit zu erinnern, die anderen Träumen das man ihnen hochbezahlte Arbeiterjobs mit wenig Verantwortung zur Auswahl vorliegt. Die Verwaltung ist ineffizient und viele Häuptlinge denken ausschlieplich an ihre Pfründe.

Besser wäre es hier mal darüber nachzudenken, wie man aus der Misere rauskommt.

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