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Objektive Auswahlkriterien nicht zu erkennen – Joachim Löw pokert beim EM-Kader hoch!

Sebastian Schweinsteiger als 'Hologramm' im Fußballmuseum. Foto: Robin Patzwaldt
Bastian Schweinsteiger als ‚Hologramm‘ im DFB-Fußballmuseum. Foto: Robin Patzwaldt

Gegen 14 Uhr wurde heute Mittag der erweitere, vorläufige Kader von Bundestrainer Joachim Löw für die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich auf einer Pressekonferenz in der französischen Botschaft in Berlin bekanntgegeben. 27 Spieler wurden dabei vorhin nominiert, darunter, wie üblich, so einige Überraschungen.

Und wie bei solchen Anlässen ebenfalls üblich, setzten sofort emotionale Diskussionen ein: Ist es OK Spieler wie Lukas Podolski und Mario Götze mitzunehmen, obwohl sie zuletzt sportlich nicht überzeugt hatten? Macht es Sinn einen seit Monaten verletzten Bastian Schweinsteiger mitzunehmen. Wo sind die Spieler aus dem Weltmeisterschaftskader wie Christoph Kramer, Mathias Ginter und Erik Durm hin? Warum wurden zuletzt sportlich überzeugende Aktive wie Andre Hahn oder Marcel Schmelzer nicht nominiert?

Jeder Betrachter des Kaders wird da seine eigenen Fragezeichen haben, seine eigenen Streichkandidaten und auch seine eigenen Spieler, welche seiner Meinung nach im 27er-Kader für das Turnier in Frankreich haben. Das ist soweit normal und wohl auch unvermeidlich.

Was aber durchaus vermeidbar ist, das sind die vielen objektiven Ungerechtigkeiten im Kader von Joachim Löw.

In Interviews versuchte der Coach im Laufe der Jahre immer wieder objektive Kriterien für seine Entscheidungen zu formulieren. Bei näherer Betrachtung erweisen diese sich jedoch allesamt als wenig plausibel. Regelmäßige Spielpraxis, konstant gute Leistungen, internationale Erfahrung? Vom einen gefordert, beim anderen plötzlich offenkundig unwichtig.

Wurde Ron Robert Zieler z.B. kürzlich wegen seiner mangelhaften internationalen Erfahrung kritisiert, und nun ja auch nicht nominiert, spielt Marc Andre ter Stegen nicht einmal regelmäßig in der Liga. Er ist aber nun dabei. Der Ex-Frankfurter Kevin Trapp, sogar in Liga und Champions League zuletzt mit Paris äußerst erfolgreich, bleibt ebenfalls aus nicht nachvollziehbaren Gründen daheim. Komisch.

Mario Götze, Andre  Schürrle, Julian Draxler, über Wochen in der Liga praktisch jeweils nicht zu sehen, werden allesamt zumindest in das erweiterte Aufgebot mitgenommen. Marcel Schmelzer, Christoph Kramer, Andre Hahn, zuletzt alle in der Liga über Wochen so richtig gut drauf, bleiben außen vor. Bastian Schweinsteiger seit Monaten sportlich außer Gefecht, völlig total ohne Matchpraxis kommt jedoch ebenso mit in den Kader wie ein zuletzt langzeitverletzter Benedikt Höwedes.

Junge Talente wie Julian Brandt, Joshua  Kimmich und Julian Weigl, allesamt noch ohne große Ansprüche auf Spielpraxis beim Turnier sind überraschend mit an Bord.

Objektive Maßstäbe, so sehr man es ihnen persönlich vielleicht auch gönnen würde, auch hierbei: Fehlanzeige!

Man erkennt rasch: Auch wenn vom Trainerteam des DFB stets so getan wird als gebe es hier objektive Entscheidungsgründe, sieht das hier vielfach nach einer persönlichen Sympathieentscheidung aus. Bis zu einem gewissen Punkt sicherlich so auch ganz normal, vielleicht sogar unvermeidlich. In dieser Ausprägung aber schon recht extrem.

Warum werden hier so viele ‚altverdiente Spieler‘, die sportlich längst über ihren Zenit sind, oder deren Leistungsniveau zweifelhaft ist mitgenommen, warum der Kader, wie auch bei der WM 2014 gesehen, im Gegenzug mit so vielen Spielern aufgefüllt die grundsätzlich schon froh sind überhaupt mitgenommen zu werden?

Hat Joachim Löw einfach nicht den Mut einen echten Kampf um die Kaderplätze heraufzubeschwören? Mag er Spieler mit eigener Meinung und Persönlichkeit nicht, wenn sie mit ihren Ansprüchen auf Spielanteile Unruhe in den Konkurrenzkampf zu bringen drohen? Vieles deutet aktuell wohl in diese Richtung.

Solange der sportliche Erfolg die Kaderentscheidungen am Ende rechtfertigt wird das Alles so sicherlich wieder ohne großes Murren akzeptiert werden.

Sollte dieser jedoch diesmal überraschend ausbleiben macht sich Joachim Löw hier aber durchaus angreifbar. Trotz aller versuchten sachlichen Begründungen für seine heute erfolgte Vorauswahl.

Der Bundestrainer pokert mit seinen Kaderentscheidungen abermals hoch!

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
7 Jahre zuvor

Ich strenge mich grad wirklich an, aber mir fällt trotzdem keine WM ein, bei der es jemals eine sachlich begründete Spielerauswahl gegeben hätte.

Weigl ist als Gündogan-Ersatz allerdings sachlich und fachlich über alle Zweifel erhaben;-)

Helmut Junge
7 Jahre zuvor

Hey Robin, mach dir doch keine Sorgen. Jogi macht einen zuversichtlichen Eindruck und wird sich alles gut überlegt haben. Das wird schon klappen. Und Experimente sind das doch nicht, wo er doch nur drei Neue mitnimmt. Alles im grünen Bereich.

TuxDerPinguin
TuxDerPinguin
7 Jahre zuvor

Personal-Entscheidungen waren schon immer Löws Schwachstelle. Als Vereinstrainer wäre das wohl ziemlich ein KO-Kriterium. Der Misserfolg der Nationalmannschaft gibt Löw da eigentlich auch Unrecht.
Aber nun gut. Auch mit dem Kader ist man Top-Favorit auf den Titel. Finale muss Minimal-Ziel sein.

trackback

[…] nur mit zum Turnier nach Frankreich. Kadernominierungen für einen EM-Kader sind traditionell immer eine emotionale Angelegenheit. Und egal wen der Bundestrainer auch auswählt oder auch nicht berücksichtigt, es gibt immer […]

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