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Pfleger war unter den ersten Geimpften: „Das gibt mir jetzt ein bisschen mehr Sicherheit im Alltag!“

Die erste Covid-Impfung liegt bereits hinter Intensivpfleger Daniel. Foto: privat

Zu Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland, im März 2020, hatte Ruhrbarone-Autor Robin Patzwaldt die Gelegenheit sich mit Daniel, einem Hamburger Krankenpfleger mittleren Alters, über die sich damals gerade anbahnenden Veränderungen der Situation im Arbeitsalltag einer Intensivstation zu unterhalten.

Seinerzeit ging es unter anderem noch um die Pläne, die Anzahl der vorhandenen Intensivbetten in diesem Lande innerhalb kurzer Zeit zu verdoppeln. Jetzt, rund zehn Monate später, ist die Situation im Vergleich zum vergangenen Frühjahr deutschlandweit noch einmal deutlich angespannter als damals.

Interviewpartner Daniel wurde Ende Dezember zudem als einer der ersten Menschen in Deutschland gegen das Virus geimpft.

Gründe genug, um sich zum Start des Jahres 2021 noch einmal kurzzuschließen und ein paar Infos über das aktuellen Geschehen im Klinikalltag und zur gemachten Impferfahrung für dieses Blog auszutauschen.

Ruhrbarone: Hallo Daniel! Wie ist es bei euch auf der Arbeit seit dem Interview im Frühjahr gelaufen? Konntet ihr die Pandemie bisher einigermaßen meistern?

Daniel: Bei uns auf Station ging es bis jetzt eigentlich mit den COVID Fällen, auch in der 2. Welle. Wir hatten bis jetzt noch nicht so viele davon. Zwei bis drei auf einmal war so das Maximum. Meist sind es auch nur „Verdachtsfälle“, es wird ja jeder Patient abgestrichen, der von draußen neu ins Haus kommt. Der Aufwand ist aber der Gleiche, Schutzausrüstung anlegen usw.. Die Masse der Fälle in Hamburg konzentriert sich auf die größeren Häuser, die Mitarbeiter dort haben teilweise gerade sehr viel zu tun.

Ruhrbarone: Wie lief dein Jahr konkret ab? Konntest du zum Beispiel deinen Urlaub ganz ‚normal‘ nehmen, dich zwischenzeitlich einmal einigermaßen erholen von der vielen Arbeit?

Daniel: Ja, ich konnte meinen Urlaub so nehmen, wie ich es Ende 2019 im Vorfeld schon geplant hatte. Erholung ging zu Hause auch ganz gut. Ich bin im letzten Jahr nirgendwo hingefahren.

Ruhrbarone: Wie hast du die Belobigungen vom Frühjahr im Nachhinein empfunden? Zunächst wurde ja viel über eure Entbehrungen und tolle Arbeit geredet, applaudiert und auch finanziell gab es für viele einen Bonus. Aktuell hört man gefühlt nicht mehr so viel darüber. Empfindest du das auch so?

Daniel: Das stimmt! Im Frühjahr haben sich die Leute ja förmlich überschlagen mit dem Lob, aber letztlich waren es dann doch oft nur leere Worte. Es hat sich nicht viel verändert. Auch nicht bei den Arbeitsbedingungen. Der finanzielle Bonus ist sicher schön, keine Frage, aber nachhaltig ist der ja auch nicht. Ich habe so das Gefühl, viele in der Politik meinen, der gezahlte Bonus und der gezollte Applaus sind genug. Und jetzt sollen wir wieder ruhig sein und arbeiten. Ich sehe noch immer nicht, dass tatsächlich der Wille da ist, die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verändern. Deshalb ist das Thema in den Medien im Moment auch nicht mehr so relevant.

Ruhrbarone: Siehst du in Sachen Mehrbelastung durch die Pandemie schon irgendwo Licht am Ende des Tunnels? Werden wir Lage auch bei euch in den Krankenhäusern im Griff behalten können?

Daniel: Das ist schwer zu sagen. Im Moment sind die Zahlen ja leider stabil hoch, d.h. auch die Zahlen der Krankenhaus- und Intensivpatienten steigt leider weiter. Ich denke aber, dass die Zahlen in einigen Wochen zu sinken beginnen werden und wir etwas durchatmen können. Dabei spielen die Impfungen dann sicher auch eine große Rolle. Es muss mit den Impfungen schnell vorangehen. Privat hoffe ich natürlich auch, dass es besser wird, und dass man vielleicht zum Ende des Sommers einige Einschränkungen zurücknehmen kann. Ich würde zum Beispiel sehr gerne in diesem Jahr noch einmal wieder ins Stadion zum Fussball gehen können.

Ruhrbarone: Du hattest ja Glück, wie du mir kürzlich erzählt hast, und wurdest schon als einer der Allerersten in Deutschland geimpft. Wie war das für dich?

Daniel: Naja, Glück würde ich das nicht nennen. Ich arbeite auf einer Intensivstation mit COVID-Patienten und bin dadurch in der Prioritätenliste ganz oben. Ich bin froh, dass es mit der Impfung so schnell gegangen ist, und ich im alten Jahr noch die erste Spritze bekommen habe. Jetzt hoffe ich, dass die Impfung auch das hält. was sie verspricht.

Ruhrbarone: Hattest du im Vorfeld Zweifel, ob du das machen sollst, oder war die Sache für dich klar?

Daniel: Nein, ich hatte nie wirklich Zweifel an der Impfung. Mir war schon lange klar, dass wenn es einen Impfstoff gibt, ich mich auch impfen lassen werde.

Ruhrbarone: Wie sah bzw. sieht das bei denen Kollegen/Kolleginnen aus? Gibt es da Vorbehalte gegen die Impfung?

Daniel: Sicher gibt es die! Bei uns auf der Station schätze ich mal, dass sich so 70 bis 80 Prozent der Leute impfen lassen wollen. Das finde ich eine hohe Quote. Ich hoffe, dass es jetzt schnell mehr Impfstoff geben wird. Es ist leider ein bisschen zäh im Moment, was die Impfungen angeht. Unser einziges Impfzentrum in Hamburg hat zum Beispiel eine Kapazität von rund 7.000 Impfungen pro Tag. im Moment werden aber nur rund 500 davon pro Tag durchgeführt, weil nicht genügend Impfstoff da ist

Ruhrbarone: Und? Hat sich nach der erfolgten ersten Impfung für dich etwas verändert?

Daniel: Nicht so viel. Aber das gibt mir jetzt schon ein bisschen mehr Sicherheit im Alltag.

Ruhrbarone: Danke dir, Daniel! Bleibe bitte auch weiterhin gesund!

 

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