Eine neue Datashock ist da. Es gibt also wieder bisher unbekannte Aspekte der Welt der Freaks aus Saarlouis zu entdecken – wie in einer Comicbuchreihe. Wird auch nach 30 Releases nicht langweilig, die Geschichte.
Die auf dieser Veröffentlichung achtköpfige Gang schraubt unsere Ohren gemächlich kratzend und sägend in die Platte, die diesmal mehr nach Free Improv klingt als die direkten Vorgänger. Das liegt nicht an einer grundsätzlich anderen Herangehensweise der Musiker. Mehr oder weniger improvisiert sind die Konzerte und Platten der Shocks ja immer, aber diesmal mit weniger repetitiven Rockparts. So ist es eben passiert in der Session, die im Dezember ’14 in der Oettinger Villa in Darmstadt mitgeschnitten wurde.
Titel wie Cloudkraut Kaut Krautcloud (dem zwölfminütigen Höhepunkt der Platte) spielen in bewährter Weise mit den Erwartungen der Konsumenten. Auch das ist Teil der ganz eigenen Sprache, die Datashock in den vergangenen 13 Jahren für sich gefunden haben. Aber auch bei noch so viel Ironie und Postironie, die in Titeln, Artworks und Gebaren der Gruppe steckt, wohnt der Musik doch stets eine gewisse Ernsthaftigkeit inne. Die Stücke sind Reflexionen aus dem beschädigten Leben, die trotz aller Distanziertheit in ihren psychedelischen Ausbrüchen auch Gegenentwürfe anbieten – wenigstens für den Moment.
Datashock gelingt immer, auch diesmal. Und obschon das Teil bereits seit fast zwei Monaten draußen ist, gibt’s noch Vinyl zu kaufen.
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