Kiefermusik von 1990 ist kein Album, das besonders schwer zu finden wäre. Trotzdem ist es schön dass es jetzt eine Neuauflage gibt, weil die den Fokus mal wieder auf die frühe Kölner Elektronik und den „Noise of Cologne“ lenkt.
Seite A schwurbelt sich in die Ohren wie ein dystopischer – aber durchaus nicht schlecht gelaunter -Traum. Ein bisschen ist es, als würden Echos von Bruce Naumans Clown Torture durch die Gewölbe der Kiefermusik hallen. Von dort gräbt sich die Musik mit dem Hörer unter einiger Anstrengung durch dichte Erdschichten hinauf in den Kölner Straßenverkehr. Dort – nunmehr auf der B-Seite – geht es mit deutlichen Anleihen bei Industrial und Music Concrete auf einen surrealen Trip. Mehrmals flicht Dommert Jahrmarktmotive ein, die die umgebenden Klangwelten umso mehr zum Zufluchtsort werden lassen. Eine humorvolle und zugleich spannende Platte.
In Kiefermusik kulminierte Dommerts Schaffen der achziger Jahre, in denen er rund um sein Label Entenpfuhl mit allerlei tollen Leuten nicht weniger tolle Projekte gemacht hatte (darunter H.N.A.S.). Die Platte blieb seine einzige Soloveröffentlichung. Einige Wirkung haben seine Arbeiten bis heute, allerdings noch am wenigsten in Deutschland. Wie so oft auch hier ein Qualitätsmerkmal.
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