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Schrödingers Cancel Culture

Quelle: Flickr.com, Foto: Jon Ross CC BY-ND 2.0 Team Rot nach der Zerstörung des Abendlandes

Mit der “Cancel Culture” scheint es sich zu verhalten wie mit Schrödingers Katze: Sie ist gleichzeitig da und nicht da. Für etwas, dass es vielleicht gar nicht gibt, sind die im Freifeld anzutreffenden Meinungen hierzu sehr stark. Da gibt es auf der einen Seite Menschen, die sehr prominent darüber sprechen ausgelöscht zu werden, also quasi Geisterstimmen aus dem Jenseits. Und auf der anderen Seite stehen jene, die mit klugen Argumenten darlegen, dass es gar niemanden gäbe, der jene Leute auslöschen will – auch wenn es freilich total schön wäre, sie wären weg. Erschwert wird das Ganze dadurch, dass der Bruch zwischen diesen Parteien nicht einfach zwischen Links und Rechts verläuft, sondern sich als Zick-Zack-Linie entlang diverser Themen schlängelt.

So kann man zwar eigentlich links und feministisch sein, aber bezüglich Transgender-Themen keine Maximalposition vertreten. Dann empfindet man es als Cancel Culture, wenn Maximal-Transgenderisten einem über den Mund fahren. Dabei fährt man, sagen wir, Chauvinisten durchaus selbst gerne über den Mund. Oder man ist konservativ bis rechtspopulistisch und möchte alle Schwarzen „Hottentotten“ nennen dürfen, aber wenn eine Fridays-For-Future-Veranstaltung abgesagt wird, ist man durchaus einverstanden.

Umweltsau im Sommerinterview

Es scheint sich also vor allem dann um Cancel Culture zu handeln, wenn es Dinge trifft, deren Auslöschung man selbst nicht so wichtig oder gar falsch findet. Ich kann das ja bei mir selbst beobachten. Ich finde es empörend, dass der MDR Herrn Kalbitz zu einem 45-Minuten Sommerinterview einlädt. Natürlich bin ich dafür, dass hier öffentlicher Druck gemacht wird, damit sich das nicht wiederholt. Aus Sicht von Nazis bin ich also für Cancel Culture. Was hingegen Frau Rowling falsch gemacht hat, als sie sagte, dass sie Frauen nicht „Menschen die menstruieren“ nennen will, das habe ich nicht begriffen, ich gebe es zu. Die Wut, die ihr entgegen schlägt, hängt möglicherweise auch mit dem Einfluss zusammen, den sie gerade auf jene Generation hatte, die jetzt zunehmend Geschlechterrollen in Frage stellt. Noch weniger Verständnis habe ich für die lächerliche Empörung, die das „Umweltsau“-Lied vom WDR ausgelöst hat.

Letzterer Fall zeigt übrigens, dass die Cancel Culture keineswegs ein linkes Phänomen ist. Und er zeigt noch etwas anderes, das vielleicht eine Spur zum besseren Verständnis des Phantoms legt. Denn das eigentliche Problem an dem Fall war die Entschuldigung von Intendant Tom Buhrow. Die Empörung der rechten Trollhorde ist nur eine Art ungerichtete Naturgewalt, sie kann alles mögliche treffen. Hier traf sie auf ein besonders albernes Ziel, weil das Lied nicht nur harmlos war, sondern noch nicht einmal die Oma-Generation das Objekt des Spottes war, sondern die Klimabewegung selber. Man hätte das kurz erläutern und die Mahner der Lächerlichkeit preisgeben können. Durch die Entschuldigung aber wurde die Deutungshoheit über das eigene Kunstwerk dem Mob überlassen, der sich selbstverständlich nicht davon beschwichtigen ließ, sondern sich ermuntert fühlte, weiter draufzuhauen.

Sehr schnell entschuldigt hat sich auch der VW-Konzern für eine Audi-Werbung, in der ein kleines Mädchen sich an ein parkendes Auto lehnt und eine Banane isst. Nun sind VW die, die mittels einer eigens dafür entwickelten Betrugseinrichtung völlig ohne Not dafür gesorgt haben, dass ihre Maschinen über das erlaubte Maß Gift ausstoßen, welches die Lungen solcher kleinen Mädchen schädigt. Diesem Club gilt meine Sympathie nicht. Aber daraus kann ich ja nicht ableiten, dass man in jede ihrer Werbungen böswillig Unsinn hineininterpretieren sollte. Wobei ich den Vorwurf der Sexualisierung angesichts der Banane noch nachvollziehbarer finde als den, dass es unanständig sei, das Kind vor einem Kühler zu zeigen, weil im wahren Leben manchmal Kinder von solchen Kühlerhauben erfasst werden. Entschuldigt hat sich der Konzern aber für letzteren Sachverhalt.

Der Markt regelt die Regeln

Diese Entschuldigung ist, wie so viele andere, unglaubwürdig. Sie wirkt wie eine stereotype Reaktion, mit der man einen Shitstorm vermeiden will (obwohl sie stets erst durch einen schon bestehenden Shitstorm ausgelöst wird). Sie erweckt den Eindruck, dass es völlig egal ist, worum es geht, ob es von „links“ oder „rechts“ kommt (oder aus einer der diversen Abzweigungen dieser veralteten Begriffe) – die Verantwortlichen lenken vorsorglich ein. Und es wäre romantisch zu glauben, dass sie dies aus Einsicht oder humanistischer Überzeugung tun. Egal ob es um Saucen, Autos oder Süßspeisen geht: Wenn der Markt regelt, was geschieht, dann ist es eben eine reine Frage der derzeitigen gesellschaftlichen Stimmung, welches Greenwashing sich gerade gut verkauft. Ein Shitstorm ist schlecht für die Kasse. Wenn der Shitstorm zukünftig mehrheitlich von rechts kommt, dann lenkt man eben nach rechts ein. Wenn das mit den derzeitigen Managern nicht geht, dann setzen sich andere durch, weil sich zwangsläufig diejenigen durchsetzen, die am meisten Profit erwirtschaften. Es ist daher naiv zu glauben, Konzerne würden aus wahrer Menschlichkeit Entscheidungen gegen Diskriminierung treffen. Und dies trägt zum Gefühl bei, dass all dem etwas Willkürliches anlastet, weswegen Menschen Angst vor einer mächtigen Kultur des Cancelns entwickeln.

Das bedeutet dennoch nicht, dass die Maßnahmen zur Beseitigung von Diskriminierung ungerechtfertigt sind. Es kann ja kein ernstzunehmender Diskussionsteilnehmer leugnen, dass es seit den 40er-, 50er-Jahren eine begrüßenswerte Entwicklung gegeben hat. Homosexualität, Vergewaltigung in der Ehe, die Stellung Behinderter – das sind alles Themen, bei denen auch heutige Konservative die Uhr nicht zurückdrehen wollen, obwohl ihre Pendants aus der Vergangenheit die Fortschritte bekämpft haben. Es wäre naiv zu glauben, dass diese Entwicklung genau am 18.8.2020, Ortszeit, zu einem Ende gekommen ist und ab jetzt jede weitere Forderung unangemessen ist.

Da, wo diese Entwicklung schon fortgeschritten ist, fällt sie uns kaum noch auf. Jemand, der Frauen das Wahlrecht absprechen wollte, Homosexualität für pervers hält oder behinderte Menschen nicht arbeiten lassen will, hätte (außerhalb spezieller religiöser oder fanatischer Organisationen) keine Chance auf ein öffentliches Amt. Da ruft niemand „Cancel Culture“, so wie niemand „Polizeistaat“ ruft, wenn ein Einbrecher festgenommen wird. Es sind die Grenzfälle, die Debatten auslösen. Und nur, weil wir heute, 18.8.2020, davon ausgehen können, dass die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, hat nicht automatisch jeder recht, der sein persönliches Steckenpferd zum neuen Debattenfall ausruft.

Erst Lesen, dann reden

Bevor man „Darf man jetzt nich mal mehr …“ ruft, kann es hilfreich sein, sich erstmal zu informieren. So war mein eigener Impuls, als ich hörte, dass der Hersteller der US-amerikanischen Pfannkuchen-Backmischung „Aunt Jemima“ das Antlitz einer schwarzen Frau von der Verpackung nehmen will, zunächst genau dies: „Darf man jetzt nicht mal mehr eine schwarze Person abbilden? Gibt es ein Bilderverbot für schwarze Menschen? Es ist einfach nur ein Gesicht von einer mutmaßlichen Tante, die in diesem Fall eben schwarze Haut hat, was soll daran rassistisch sein? Wenn das so weitergeht, dann werden farbige Personen ja zukünftig weniger als mehr repräsentiert.“
Aber dann las ich diesen Artikel. Aunt Jemima ist nicht nur der Prototyp einer „Mammy“ – der Ex-Sklavin, die wohlgenährt und bedürfnislos darin aufgeht, ihrer weißen Familie zu dienen – sie ist sogar buchstäblich von einer ehemaligen Sklavin gespielt worden. Und sämtliche Versuche, sie über die Jahre moderner zu machen, ließen die Marketing-Kernidee unangetastet, nach der diese Pfannkuchen von einer servilen schwarzen Dame gemacht werden, später eben als Großmutter und nicht mehr als Dienstmagd.

Wenn man das nicht weiß, wie ich anfänglich, erscheinen die Ereiferungen der Kritiker, die die Pfannkuchen „offensichtlich rassistisch“ nennen, arrogant und überzogen. Das liegt unter anderem daran, dass der Vorwurf mitschwingt (oder mindestens empfunden wird) man wäre gleich selbst ein Rassist, wenn man die Kritik nicht teilt. Es liegt auch daran, dass sich jeder diesen Tonfall der Empörung und Erleuchtung zu eigen machen kann. Und nicht in jedem Fall steckt dahinter so eine überzeugende Argumentation wie hinter Aunt Jemima. Es gibt nach wie vor immer noch zu viele gute Gründe, Diskriminierung anzuklagen. Aber es gibt eben in einer Welt voller Trollhorden jeder Couleur für die Empörung auch beliebig viele Ziele. Und wenn die Online-Wut auch harmlose Oma-Lieder treffen kann, Mädchen vor Autos oder gemusterte Pullover, und wenn dann Entscheidungsträger vor solchen Auswüchsen einknicken, dann kann man nachvollziehen, dass Menschen sich von einer willkürlich wirkenden Cancel Culture bedroht fühlen.

Sie sind kein Besserwisser, aber Ihr Internet-Nachbar

Hinzu kommt die Gewissheit, mit der viele der Diskriminierungsbekämpfer die passende Lösung parat haben. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Standardantwort meistens das Beseitigen ist. Und das kann auch eine adäquate Lösung sein. Aber im genüsslichen Aufdecken kolonialer, sexistischer, rassistischer Elemente kommt ein gewisses Besserwissertum zum Vorschein (wenn Sie sich hier angegriffen fühlen, bedenken Sie bitte, dass es neben Ihnen noch andere Leute gibt, die das Gleiche in besserwisserischer sagen als Sie). Man sollte, bevor man sich ereifert, schon in Betracht ziehen, dass diese Elemente bereits anderen aufgefallen sind, die bloß daraus nicht die Konsequenz gezogen haben, diese Kunstwerke/Straßennamen/Bücher zu entfernen. Diskriminierung zu beseitigen bedeutet nicht, dass man alle Spuren früherer Diskriminierung auslöschen muss.

Als ich in der Oberstufe war, hatten wir eine feine, ältere Dame als Deutschlehrerin. Die Überraschung war groß, als sie eines Tages eine Schülerin als “Schlampe” beschimpfte. Für Frau E. war dies lediglich ein harmloser Begriff für jemanden, der öfter etwas “verschlampt”. Es folgte eine lange Diskussion mit der ganzen empörten Klasse. Die Lehrerin, die sicher nie Gangster-Rap gehört hat oder in irgendwelchen anderen Gefilden unterwegs war, in denen man mitbekommen könnte, wie heutzutage Frauen beschimpft werden, wehrte sich geradezu trotzig dagegen, dieses Wort nicht mehr zu benutzen. Andererseits wirkte sie auch betroffen. Das Beispiel zeigt, wie schwer es ist, vertraute Begriffe, Bilder, Symbole zu hinterfragen. Das Wort weiter verwenden zu wollen, wenn doch offenkundig 100% der Schüler es als stark kränkend empfinden, ist ja geradezu bizarr. Das Beispiel zeigt aber auch umgekehrt, dass die eigene Interpretation nicht allgemeingültig ist. Es wäre ja ebenso bizarr, wenn meine Klassenkameradin anhaltend beleidigt gewesen wäre, nachdem sie erfahren hat, was Frau E. unter dem Begriff versteht.

Frau E. ist keine Schlampe

Insofern ist Erregung auch Fehl am Platz, wenn Wörter verschwinden, die mittlerweile als Beleidigungen verstanden werden. Dass Knorr nun seine Zigeunersoße Paprikasoße nennt, ist eine Kleinigkeit, die dem aktuellen Sprachgebrauch angemessen ist. Trotzdem habe ich eine gewisse Empathie für die Leute, die sich davon irritiert fühlen. Weil mir klar ist, dass sich ein Teil von ihnen in der Rolle von Frau E. befindet, und sich einer wütenden Masse gegenüber sieht, die ihnen beleidigendes Verhalten vorwirft. Dabei benutzen sie einfach ein Wort, das in ihrem eigenen Sprachgebrauch harmlos ist. Und selbst, wenn es viele liebenswürdige Menschen gibt, die diesen Zigeunersoßen-Liebhabern erklären wollen, dass das alles keine große Sache ist und man das halt jetzt bloß besser anders sagt, gibt es hinter jedem dieser liebenswürdigen Erläuterer hydrahaft zwei Empörte, die lauter sind und den Tonfall zu prägen scheinen. Das gleiche gilt natürlich auch umgekehrt.

So entsteht der Eindruck, dass man sich entscheiden müsse. Sind Sie Team Blau? Dann ist für sie die Umbenennung einer Soße gleichbedeutend mit dem Untergang des Abendlandes. Es ist quasi so, als wären linksradikale Horden in ihre Wohnung gestürmt und hätten die Soßen aus ihrem Kühlschrank gerissen. Der offensichtlich nächste Schritt ist, dass man ihre Gedanken kontrolliert und sie hinrichtet, wenn sie versehentlich „Zigeunersoße“ denken. Oder sind Sie Team Rot? Dann ist der Kampf um die Soße eine der letzten Bastionen bei der Vernichtung des Bösen. Wer diesen Begriff noch benutzt, tut dies gezielt, um die Wiedererrichtung des Nazi-Regimes zu fördern. Menschen essen Zigeunerschnitzel, weil sie dabei die verhasste Volksgruppe mit den Zähnen zermalmen können, es ist eine Vorstufe zum Völkermord.

Sie finden, dass ich übertreibe? Vielleicht schmücke ich aus. Aber Team Blau und Team Rot stehen für die lautesten Stimmen, für die Hydra-Köpfe, die hinter jedem guten Argument lauern. Von Linken hört man oft Folgendes: Warum regen die Konservativen sich denn so auf, können die denn nicht einfach einen anderen Begriff benutzen, wenn dieser doch kränkend ist? Es ist nur eine Soße, mein Gott! Habt ihr keine wichtigeren Probleme? Vielleicht schwingt dabei gelegentlich aber auch etwas Schadenfreude mit. Denn die Aufregung ist eben nicht allein auf der konservativen Seite. In der Summe bildet die linke Empörung darüber, dass es Leute gibt, die es immer noch nicht begriffen haben, die Selbstgefälligkeit, die Wut, ja der Vernichtungswille, einen lauten Chor. Diesen Chor hört der Einzelne nicht, der auf den einzelnen dummen Kommentar eines konservativen Lesers reagiert. Dieser eine konservative Leser hört wiederum seinen eigenen Chor nicht. Weiß nicht, dass er in einer Reihe mit Nazis, Reaktionären und Reichsbürgern steht, die den Kampf um den Soßennamen zu einem Kulturkampf aufpeitschen. Also ruft er: Warum regen sich die Linken denn so auf, können die nicht einfach den herkömmlichen Begriff benutzen, wenn ich ihn doch gar nicht kränkend meine? Es ist nur eine Soße mein Gott. Habt ihr keine wichtigeren Probleme?

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Robert Müser
Robert Müser
3 Jahre zuvor

"Mir machen die Deutschen, die durch ihr angestrengtes Bemühen alles besser machen wollen, mindestens die gleiche Angst, wie die Nazis, die damals unserer Geschäft arisiert, meine Familie drangsaliert und uns später in Exil gejagt haben. Der Fanatismus beider Gruppen erschreckt mich immer wieder."

An diese Sätze muss wieder denken, wenn so manche Aktionen der P-C-Aktivisten denken. Gesagt hat ihn eine hochbetagte jüdische Dame, die ich in ihren letzten Lebensjahren in einem Altenheim kennengelernt habe, als ich mir dort ein wenig Geld zum Studium hinzuverdient habe.

Helmut Junge
Helmut Junge
3 Jahre zuvor

, wenn du pauschal und ohne einen Teil der Leute zu kennen, die sich über "Oma Umweltsau" empört haben, als "Mob" und "Empörung der rechten Trollhorde" bezeichnest, ist das reinste "cancel culture" deinerseits. Es ist in den letzten 2-3 Jahren offenbar normal geworden ältere Menschen allein wegen ihres Alters anzupöbeln. Ich habe deinen Artikel nur bis zu diesem Punkt gelesen. Du bist nicht objektiv. Es waren viele zehntausende Beschwerden gerade von älteren Leuten, die sich nicht "harmlos" als Sau bezeichnen lassen wollen.
Und ganz wichtig: In deren jungen Jahren gab es auch keine Ökokatastrophe wie jetzt.
In deren jungen Jahren gab es auch keine Nazipartei, die es in den Bundestag geschafft hat.
Die Umweltkatastrophe gibt es jetzt, und jetzt sitzen auch Nazis im Parlament.
Eigene Nase packen ist offenbar gar nicht mehr drin.
Wenn irgendetwas schief läuft, werden auch schnell Nazis da sein, die das für ihre Zwecke ausnutzen wollen, aber auch solche als Rechtfertigung eigener Fehler erfunden. Klar, wenn die Empörer allesamt Nazis sind, hat man ja nix falsch gemacht. Und genau das ist aus meiner Sicht die Kernideologie der Cancel Culture. Meine Kritiker sind allesamt Nazis, und ich bin der Gute?
Nein Robert, so funktioniert daa nicht. Denn wohin soll denn so eine Einstellung führen? Daß die Omas und Opas in sich gehen, aufhören ihre Rente in die Miete und ins essen zu investieren und dann wird die Welt sauberer? Glaubst du das? Guck dir doch mal die Urlauber an. Omas dabei? Liegen die Omas am Ballermann am Strand? Täusche ich mich, wenn ich dort nur junge Leute sehe? Auch an den Flughäfen in den Warteschlangen. Omas? Nein Robert ihr Jüngeren macht die welt so wie sie ist, zeigt aber mit den Fingern auf die Älteren.

GMS
GMS
3 Jahre zuvor

@Helmut Junge, Unmut über "die Alten" wurde immer geäußert. Was sich geändert hat ist dass es keinen Torwächter für Publikationen mehr gibt, daher diese Kritik sichtbar geworden ist.

Gerade bei dem Umweltsau Lied und insbesondere bei der Kritik "der Älteren" gilt: Erst Lesen, dann nachdenken, dann kritisieren. Denn sehr offensichtlich haben dieses Lieddie allerwenigsten gehört/gelesen.

Es ist sicher richtig "den Jungen" vorzuwerfen dass sie die Welt nicht besser machen (was FFF ja ständig der Gesellschaft vorwirft). "Den Alten" muss man jedoch entgegnen, dass sie diese Welt gebaut haben, und stolz darauf sind.
Soviel zjm Thema "an die eigene Nase fassen". Eine Redewendung die gerne von der Kriegsgeneration gegenüber ihren Kindern Enkelkindern verwendet wurde um jegliche unangenehme Fragen und Kritik abzuwürgen. Auch das haben sich die Jungen gemerkt, und es sicher auch ein Grund warum man "die Alten" so behandelt wie man es eben tut (auch nicht erst seit Facebookzeiten).

Walter Stach
Walter Stach
3 Jahre zuvor

Helmut Junge,
wenn Respekt ein von jedermann anerkannter Grundwert für jegliches (mit-) menschliches Miteinander wäre und wenn Respekt zu den Selbstverständlichkeiten jeder Streitkultur gehören würde, wäre so manche Problematik, auch die hier aufgeworfene, gar nicht existent.

Bringt es etwas, über Symptome einer von zunehmender Respektlosigkeit geprägten Gesellschaft zu reden , z.B. anläßlich einer Diskussion zwischen "Älteren und Jüngeren" über die Problematik des Klimawandels oder könnte es ehe Sinn machen, über deren Ursachen nachzudenken und zu diskutieren, also über die Ursachen und die allgemeinen Folgen einer von Respektlosigkeit geprägten Gesellschaft? Soweit ich mich erinnere, haben wir das hier bei den Ruhrbaronen schon einige Male aus verschiedenen Anlässen versucht.

Helmut Junge
Helmut Junge
3 Jahre zuvor

@GMS, "sich an die eigene Nase fassen"
dazu habe ich noch einen Punkt vergessen. Nicht nur, wie bereits schrieb "In deren jungen Jahren gab es auch keine Ökokatastrophe wie jetzt. In deren jungen Jahren gab es auch keine Nazipartei, die es in den Bundestag geschafft hat, " kommt noch dazu, daß die bekanntesten Nazis die im Parlament sitzen, noch keine 50 Jahre alt sind, damit also nicht zu den Alten gehören. Von Omas ganz zu schweigen.
Die Welt, die ihr erbt, müßt ihr gestalten, und zwar ohne die Alten, denn die sind aus biologischen Gründen bald weg, und ihr seid dann alleine. Wenn ihr dann weiter nur herumjammert, seid ihr verloren. Die Schuldfrage könnt ihr dann ins nächste Leben mitnehmen.
Ja, die Hotel Mama -Zeit geht dem Ende entgegen, und ich bin so blöd oder gutmütig genug, euch das rechtzeitig mitzuteilen.
Ich habe auch die ältere Generation kritisiert, aber nicht weil die uns eine Kindheit in Armut beschert hat, sondern weil die eine ungeheure Schuld auf uns geladen hat.
Die heutige Jugend dagegen lebt vergleichsweise im Wohlstand, und jammert darüber, daß dieser Wohlstand bald zu Ende geht und klagt die Alten an. Das ist wie eine Szene aus einem makabren Film in dem junge Menschen auf einem brennenden Stuhl sitzen und die bettlägrige Mama beschimpfen weil es warm wird. Springt auf und holt Wasser und löscht! Meine Güte!

Helmut Junge
Helmut Junge
3 Jahre zuvor

@Walter Stach, Wir haben auch über Respekt miteinander diskutiert. Ein Wunschtraum deinerseits.
Ich diskutiere gerne etwas aus. Manchmal bleibt der Respekt dann außen vor.
Aber mein Motiv sind immer Lösungen. Sorry Walter, aber Respekt ohne Lösungen bringt garnichts.
Siehe meinen Kommentar an @GMS

Helmut Junge
Helmut Junge
3 Jahre zuvor

, "Das Lied richtete sich ja gar nicht gegen Ältere".
Reden wir nicht seit Jahren über Beleidigungen? Sagt jemand Eskimo, kommt jemand und erklärt allen, daß das Wort aus einer Sprache stammt, die das Wort als abwertende Beleidigung für ihre Nachbarethnie erfunden hat, und daß wir deshalb dieses Wort nicht benutzen sollen. Der das sagt fühlt sich als Anwalt einer beleidigten Volksgruppe. Eigentlich ist die Wissenschaft zu anderen Ergebnissen gekommen, und kein Eskimo, der nicht zufällig zum Teilstamm der inuit gehört ist tatsächlich beleidigt, aber trotzdem darf man es nicht sagen. Bei Oma Umweltsau haben sich etliche Omas meines Bekanntenkreises geärgert. Alle übrigens Wählerinnen linker Parteien. Ich als Opa habe mich damals hier bei den Ruhrbaronen geäußert. An den WDR hatten niemand von uns geschrieben, weil das sonst auch niemand von uns macht.
Kurz und gut, ist diese Aussage sowieso irreführend und lenkt vom Problem ab. Wem der Stuhl brennt, muß ihn selber löschen und kann nicht vom Geist der schuldigen Oma erwarten, daß sie noch einmal aufwacht um Wasser zu holen. Und die nächste Generation Omas steht schon Schlange. Das sind die, die jetzt das Lied singen.

DAVBUB
DAVBUB
3 Jahre zuvor

@ Autor: Vielleicht kommt der Widerstand gegen die selbsternannte Sprachpolizei -vor allem im Osten aus der erlebten Erfahrung, ansonsten dem Unwillen, sich die Art und Weise des Sprachgebrauchs vorschreiben zu lassen. Zudem verändert die Sprachpolizei tatsächlich den politischen Diskurs: Aus dem gendergerechten "Asylanten" (Menschen, die in D einen noch nicht beschiedenen Antrag auf Anerkennung als politisch Verfolgte gestellte haben) wurden "Geflüchtete", "Schutzsuchende" oder "Menschen, die vor Diskriminierung, Gewalt und Krieg geflohen sind". Durch die Einführung der drei Begriffe wurde jedwede Kritik an der Aufnahme der tatsächlich illegal aus sicheren Drittstaaten Eingereisten im Voraus als zumindest herzlos, unterschwellig als rechts, also rechtsextrem eingestuft. Dadurch entsteht die "Spirale de Schweigens", die, glaube ich, E. Nölle-Neumann zuerst beschrieben hat: Niemand möchte sich als Nazi beschimpfen lassen, zumal, wenn dies tatsächliche Folgen beispielsweise für die Karriere oder im persönlichen Umfeld haben kann. Im Zweifel wird dann AfD gewählt, aus dem Gefühl heraus, einer politischen Einheitsfront etwas entgegenzusetzen- auch wenn man die eher nicht wählen würde, wenn es eine differenzierte Diskussion gäbe. So bleibt nur die Wahl zwischen blau und rot…
Interessanterweise funktioniert dieser Mechanismus auch im scheinbar unpolitischen naturwissenschaftlichen Bereich: Durch die Verteufelung der Atomkraft ist die Zahl der Studienanfänger im Bereich der Kernforschung stetig gesunken. Dies wird auch damit zu tun haben, daß solche Studienanfänger in seinem persönlichen Umfeld einem permanenten Rechtfertigungsdruck ausgesetzt sind, auch wenn sie eigentlich nicht Atom- sondern Kernfusionsreaktoren bauen wollen.
Und bevor jetzt die Messer gewetzt werden: Ich bin weder AfD-Mitglied noch Wähler und halte Atomkraftwerke für unwirtschaftlich. Aber ich benötige niemanden, der mir sagt, was ich zu denken habe und wie ich mich ausdrücken darf.

GMS
GMS
3 Jahre zuvor

@Helmut Junge:

Wollen sie uns ernsthaft erzählen es hätte in ihrer Generation hätte es keine Nazis gegeben? Keine Umwetschweine? Keine sonstigen Verbrecher, Rücksichtslose und Amoralisten?

abraxasrgb
abraxasrgb
3 Jahre zuvor

Halten wir fest:
Es gibt Rassismus, Rassenunruhen und Rassendiskriminierung – aber keine Rassen.
Es gibt Volksverhetzung, aber kein Volk.
Es gibt Frauenfeindlichkeit und Frauenquoten, aber Geschlecht ist ein Konstrukt.
M.K.
Es lebe der performative Selbstwiderspruch a.k.a. Logik ist eine Erfindung alter , weißer Männer 😉

Helmut Junge
Helmut Junge
3 Jahre zuvor

@GMS,
Nazis und Umweltschweine hat es auch früher gegeben, aber es gab m.W. weder eine Nazipartei im Parlament, noch Gruppen von Nazis im Parlament.
Und insgesamt war der Verbrauch an Rohstoffen und die Produktion von Müll deutlich niedriger als heute.
Diese Sorte Mitmensch hat sich in den letzten 20 Jahren extrem vermehrt. Wollen Sie das abstreiten?

abraxasrgb
abraxasrgb
3 Jahre zuvor

Helmut … das human-ideologische Psychotop kennt seit ca. 30 Jahren auch die Spezies des Umweltfaschisten ?
Und die vermehren sich mit R-Strategie memetisch-viral …
#scnr

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