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Update II: Twitter: Flashmob gegen OB Sauerland – E-Petition für Rücktritt

Pressekonferenz auf der Medienbrücke, 17.31 Uhr, kurz vor der Liveschalte zum BILD-Stream: Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) nimmt in Gegenwart von Kreativitätschef Gorny und Spaßmaxe Pocher eine Prioritäts-SMS entgegen. rubapic

Von Stefan Laurin und Thomas Meiser

Update – 18.36 Uhr. Nach Angaben der Duisburger Polizei nahmen an dem per Twitter erst am Nachmittag angekündigten Flashmob zum Rücktritt des Duisburger Oberbürgermeisters Adolf Sauerland rund 30 Personen teil.

Der Flashmob fand unter so großer Medienbeobachtung statt, daß er mir persönlich (Thomas) gar nicht aufgefallen ist. Vielmehr belagerte eine definitiv größere Zahl von Journalisten – Kamerateams, Knipser usf – die Treppe des neogotischen Duisburger Rathauses.

Von der Treppe herunter begab sich gegen 17.40 Uhr nach meiner Beobachtung Eckhart von Klaeden, der Staatsminister im Bundeskanzleramt, der in seinem S-Klasse-Benz verschwand. Um reifenquietschend um die Ecke zu biegen.

Von Klaeden klärte wohl die am Samstag anstehenden Trauerfeierlichkeiten in der neben dem Rathaus gelegenen Salvatorkirche ab, an denen Bundeskanzlerin Merkel teilnehmen wird.

Auf Twitter häufen sich die Tweets, die zu einem Flashmob gegen Duisburgs OB Adolf Sauerland aufrufen.

Sauerland weigert sich  weiterhin von seinem Amt zurückzutreten. Der Grund Er will bei der Aufklärung helfen. Längst ist das die Aufgabe der Staatsanwaltschaft.  Der Flashmob soll sich um 17.30 Uhr vor dem Duisburger Rathaus zusammenfinden.

Update: Mittlerweile kann man auch online für den Rücktritt Sauerlands eintreten. Unter Petitiononline findet sich folgender Text:

OB Adolf Sauerland

Nach den Ereignissen der Duisburger Loveparade am 24.07.2010 ist das Verhalten des Duisburger Oberbürgermeisters Adolf Sauerland untragbar und verhöhnt die Opfer dieses Unglücks.

20 Tote und über 500 Verletzte ist die Bilanz einer Katastrophe, die hätte vermieden werden können, wenn nicht Profit- und Profilierungsgedanken Triebfeder gewesen wären. Sie, Adolf Sauerland, der Oberbürgermeister der Stadt Duisburg besitzen nun noch nicht einmal den Anstand, von Ihren Ämtern zurückzutreten.

Ihr Verhalten ist ein Schlag ins Gesicht aller Duisburger und vor allem der Verwandten und Freunden der Opfer.

Deshalb fordern wir Ihren Rücktritt Herr Adolf Sauerland.

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Weiland
Weiland
13 Jahre zuvor

Unabhängig davon das ich mir auch denke das der OB mindestens eine große Mitschuld trägt geht mir alles zu schnell und zu einseitig vorran. https://www.querblog.de/2010/07/26/haengt-ihn-doch-an-den-naechsten-baum/

Karpfenpeter
13 Jahre zuvor

Wenn Adolf Sauerland (CDU) nicht bis Oktober zurücktritt, zahlen wir ihm jeden Monat 3.710 Euro Pension: https://bit.ly/cnT2am

Ex-Linker
Ex-Linker
13 Jahre zuvor

Auf meine Mail mit der Rücktrittsforderung an OB Sauerland habe ich heute von der Stadt Duisburg folgende Antwort erhalten:

„Ihre an Herrn Oberbürgermeister Sauerland gerichtete Aufforderung, von seinem Amt zurückzutreten, ist im Referat für Bürgerengagement und Bürgerangelegenheiten eingegangen.

Herr Oberbürgermeister Sauerland kann Ihre Rücktrittsforderung als Ausdruck Ihrer Fassungslosigkeit angesichts der tragischen Ereignisse bei der Loveparade verstehen.

Er bittet jedoch darum, auch ihm zuzugestehen, dass er schockiert, entsetzt und tief traurig darüber ist, dass junge Menschen bei der Loveparade auf so tragische Weise zu Tode kamen, darüber hinaus viele Besucherinnen und Besucher teils schwere Verletzungen davontrugen und viele Menschen traumatische Erlebnisse zu verarbeiten haben.

Herr Oberbürgermeister Sauerland wünschte auch, dass er bereits die Antworten auf all die vielen Fragen hätte, die gestellt werden. Er hat stadtintern veranlasst, dass bei den in die Vorbereitung der Loveparade eingebundenen Stellen die komplexen Zusammenhänge aufgearbeitet werden, und hofft, so bald wie möglich Antworten geben zu können.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

Jochum
Referatsleiterin

Stadt Duisburg
Dezernat des Oberbürgermeisters
Referat für Bürgerengagement und Bürgerangelegenheiten
Rathaus
Burgplatz 19
47051 Duisburg

Tel: + 49 203 283 6111
Fax:+ 49 203 283 4758

Email: buergerreferat@stadt-duisburg.de

Übrigens: Während die Stadt Duisburg wenigstens noch den Anstand besitzt, eine offenbar hektorgrafierte E-Mail als Antwiort zu übermitteln, hüllt sich die „Ruhr 2010“ in tiefes Schweigen. Auf meine E-Mail an den Kultur-Pilatus aus Essen, hat der mit meiner Rücktrittsforderung konfrontierte Pleitgen nicht reagiert. Soviel zu seiner „moralischen Mitverantwortung“.

Frank Weissberg
Frank Weissberg
13 Jahre zuvor

@ Ex-Linker:

Der (also der Pleitgen) wird morgen Abend bei Maibritt Illner schwadronieren.
Ich bin gespannt, ob ihn da mal jemand auf seine Widersprüchlichkeiten anspricht, – ich fürchte jedoch nicht.

XY
XY
13 Jahre zuvor

Betreff: Bürgerantrag nach §24 Gemeindeordnung NRW; Rücktritt des Oberbürgermeisters Sauerland

Guten Tag,
als Bürger der Stadt Duisburg stelle ich hiermit den Antrag an den Rat der Stadt umgehend Herrn Sauerland das Misstrauen auszusprechen und ihm aus der politischen Verantwortung für alle seine Ämter für die Stadt Duisburg, die Stadtverwaltung zu entlassen.
Herr Sauerland hat höchste Verantwortung für das Ansehen der Stadt Duisburg und ihrer Bewohner. Dieser Verantwortung ist er durch seine Auftritte zu den traurigen Ereignissen bei der Loveparade in der Öffentlichkeit in keiner Weise gerecht geworden.
Er weigert sich in geradezu beschämender Weise die notwendige politische Verantwortung zu übernehmen.
Die Gemeindeordnung Nordrhein-Westfalen ermöglicht jedermann, sich schriftlich an den Rat oder eine Bezirksvertretung zu wenden, um Anregungen und Beschwerden vorzubringen. Mit einem so genannten „Bürgerantrag“ können alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft behandelt werden, für die der Rat der jeweiligen Stadt oder eine Bezirksvertretung zuständig sind.
Der Antragsteller ist über die Stellungnahme zu den Anregungen und Beschwerden zu unterrichten.

Möglichst viele Duisburger Bürger sollten den oben genannten Text, oder eigen Formulierungen ans Rathaus schicken.

das geht auch digital zum Beispiel an:
info@stadt-duisburg.de

Neru
Neru
13 Jahre zuvor

Diese Sündenbocksuche, dieser Volkszorn lässt keinen Toten wieder auferstehen.

Hier manifestiert sich derselbe Herdentrieb, der auch den Toten von Duisburg zum Verhängnis wurde – diesmal nicht physisch, sondern als Wutwelle.

Die politisch und juristisch Verantwortlichen werden diese Verantwortung schon noch tragen müssen (sicher rein technisch formell von Gerichten begründet). Einzig wichtig ist es, die verantwortlichen Faktoren in der Situation vor Ort herauszufinden (Fehler der Polizisten, deren Leitung, der einzelnen Ordner, deren Aufsicht, der einzelnen Besucher, insb derer, die zuerst im Überschwang Absperrungen überwunden haben), dass man Lehren ziehen kann, dass sich so was nicht wiederholen muss.

Andi
Andi
13 Jahre zuvor

@XY:
Der Rat ist nicht Dienstherr des Bürgermeisters, von daher kann er ihn gar nicht entlassen; das müssen die Bürger schon selbst machen. Der Rat kann allerdings nach §66 GO mit Zweidrittelmehrheit ein Abwahlverfahren beschliessen, in dem dann mindestens 25% der wahlberechtigten Bürger den Bürgermeister abwählen können.

Heiner
Heiner
13 Jahre zuvor

In Duisburg machen Aufrufe für eine Demonstration am Donnerstag, den 29. Juli um 10.00 Uhr am Rathaus die Runde. Bei uns hat die Hälfte der KollegInnen angekündigt, ihre Mittagspause vorzuverlegen um dort hinzugegen, den Toten und Verletzten zu gedenken und um Konsequenzen von Seiten der Beschwichtiger, Heuchler, Weißnixer und Schönredner bei der Stadtverwaltung, den Veranstaltern, der Polizei, dem Innenministerium und der Ruhr.2010-Bürokratie zu fordern.

Wolfgang
Wolfgang
13 Jahre zuvor

@XY @Andi

http://www.krefeld.de/…/files/…NRW.pdf/$file/Gemeindeordnung_NRW.pdf

§66 Abwahl des Bürgermeisters

könnte weiterhelfen, falls der Rat der Stadt Duisburg derzeit nicht auch großteils abgetaucht (oder ganz normal in Urlaub) ist.

MfG
Wolfgang

Daniel Hanowski
13 Jahre zuvor

Danke, dass ihr die Petition erwähnt. Ich finde es ungeheuerlich, was derzeit in Duisburg passiert. Nach einer solchen Katastrophe sollte ein Bürgermeister für seine Bürger da sein und auch seine offensichtliche Mitschuld eingestehen.
Nun scheint es wohl aus so zu sein (laut WDR), dass noch nicht mal alle Hinterbliebenen der Opfer zur Trauerfeier am Samstag eingeladen wurden. Ich finde keine Worte…

trackback

[…] bei Twitter1 und auch in den Medien wurde drüber berichtet: So berichteten die Ruhrbarone vom Twitter-Flashmob gegen OB Sauerland und selbst bei DerWesten kam es zur kurzen Meldung Flashmob: Twitterer fordern Sauerland zum […]

Blogfürst
13 Jahre zuvor

@Karpfenpeter:
Diese Aussage entspricht nicht der geltenden Gesetzeslage:
https://www.im.nrw.de/bue/226.htm

Wolfgang
Wolfgang
13 Jahre zuvor

Interessant, den Seiteneffekt habe ich unterschätzt.

„Ein Rücktritt hat allerdings die Nebenwirkung, dass er die Verantwortung anderer Personen potenziell vergessen macht – möglicherweise auch ein Grund, warum inzwischen nicht nur CDU-Politiker wie Wolfgang Bosbach, sondern auch die Grünen, die den Oberbürgermeister bei der Wahl unterstützten, seinen Abgang fordern.“

https://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33041/1.html

Manfred Michael Schwirske
Manfred Michael Schwirske
13 Jahre zuvor

Den Tod in einer Massenpanik stellen wir uns nicht als tragischen Unfall, sondern als Tötung vor, was die Suche nach Tätern, nach Schuld und pühne nach sich zieht.

Nur: Tat und Täter existieren schlichtweg nicht in einer Situation, bei der nämlich die Tat in tausend Taten zerfällt und viele Täter den Tod herbeiführen. Wo liegt hier individuelle Schuld vor, die das Strafgesetz auf den Plan rufen könnte?

Folgerichtig fahndet man in der Risikogesellschaft nur noch nach den Verantwortlichen für das Management der Risikolage. Aber Risiken sind allgegenwärtig; sie sind ein Charakteristikum einer technischen Zivilisation. Und die Produktion von Risiken ist unvermeidlich. Mehr oder weniger. Die Beherrschung von Risiken ist eine rein technische Frage.

Statt zu trauern und dann Lehren aus dem kollektiv und multikausal herbeigeführten Unglück einzufordern, ruft man nach Sühne und einem symbolischem Opfer. Das ist unvernünftig und archaisch.

Steffen
Steffen
13 Jahre zuvor

Es sind mittlerweile 22 Tote. Ein Hirntoter in einer Duisburger Klinik… Es ist traurig und entsetzlich!

Und Hr. Sauerland will wahrscheinlich auf seinem OB-Stuhl kleben bleiben, weil er erst ab Oktober pensionsberechtigt ist? Wenn das stimmen sollte…

crusius
crusius
13 Jahre zuvor

Den Tod in einer Massenpanik stellen wir uns nicht als tragischen Unfall, sondern als Tötung vor, was die Suche nach Tätern, nach Schuld und Sühne nach sich zieht.

Diese Behauptung ist so vage, daß sie unverständlich wird. Unfälle können – etwa durch Fahrlässigkeit – sehr wohl verschuldet werden. Und nicht jede Feststellung persönlicher Schuld zieht in unserem Rechtsystem „Sühne“, also Strafzumessung nach sich.

Nur: Tat und Täter existieren schlichtweg nicht in einer Situation, bei der nämlich die Tat in tausend Taten zerfällt und viele Täter den Tod herbeiführen. Wo liegt hier individuelle Schuld vor, die das Strafgesetz auf den Plan rufen könnte?

Die Feststellung persönlicher Schuld obliegt in unserem Staat den Gerichten. Ihre Vermutung, daß hier „tausende von Tätern“ am Werk waren, entbehrt nach dem Augenschein jeder sachlichen Grundlage. Für eine erste Orientierung zu den hier zu bedenkenden Fragen: https://de.wikipedia.org/wiki/Kausalit%C3%A4t_%28Recht%29
Im Grundsatz gilt aber: Die bloße Zahl von Verdächtigen ist für die Frage, ob Schuld feststellbar ist, für sich genommen irrelevant.

Folgerichtig fahndet man in der Risikogesellschaft nur noch nach den Verantwortlichen für das Management der Risikolage. Aber Risiken sind allgegenwärtig; sie sind ein Charakteristikum einer technischen Zivilisation. Und die Produktion von Risiken ist unvermeidlich. Mehr oder weniger. Die Beherrschung von Risiken ist eine rein technische Frage.

Die Frage, ob alle zumutbaren Risiken bei der Organisation der Veranstaltung vermieden worden sind, ist, anders als Sie suggerieren, eine Rechtsfrage: Unsere Rechtsordnung vermag sehr wohl, zwischen realistischen und unrealistischen Risiken zu unterscheiden. Sofern Sie mir das nicht glauben wollen:

https://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg10-014.html

Statt zu trauern und dann Lehren aus dem kollektiv und multikausal herbeigeführten Unglück einzufordern, ruft man nach Sühne und einem symbolischem Opfer. Das ist unvernünftig und archaisch.

Andere Menschen nennen so etwas „Anstand“. Um Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, erinnere ich an Georg Leber:

Georg Leber trat gegen den Willen von Bundeskanzler Helmut Schmidt am 16. Februar 1978 zurück und übernahm damit die politische Verantwortung für den Lauschmitteleinsatz des Militärischen Abschirmdiensts, der ohne Lebers Wissen dessen Sekretärin in ihrer Wohnung abgehört hatte, da sie der Spionage für das Ministerium für Staatssicherheit verdächtigt wurde. Dies stellte sich nachher jedoch als falsch heraus.

Nicoole
Nicoole
13 Jahre zuvor

Genauso finde ich es nicht sich jetzt zu verpissen ist genauso feige er wollte der stadt Duisburg Glanz bringen und dabei große Fehler gemacht aber wer Verdient AM MEISTEN an einer Veranstaltung der VERANSTALTER habt ihr da mal drüber nachgedacht

Hein
Hein
13 Jahre zuvor

Nach der Reinwaschungsveranstaltung für und im Namen der Duisburger Polizei, die gestern gestern auf der Pressekonferenz in Düsseldorf aufgeführt wurde, hier mal eine kleine Sammlung von Originaldokumenten zur Erinnerung: https://static.rp-online.de/layout/fotos/HBAOLPBF.pdf (Vielleicht packt das schon mal jemand auf Wikileaks…) Aus den Dokumenten geht z.B. eindeutig hervor, dass die Veranstaltung nur unter der Maßgabe genehmigt wurde, dass zu keinem Zeitpunkt mehr als 250.000 BesucherInnen auf dem Gelände sein dürfen. Dass es mehr würden, wusste jeder und das wurde von allen Beteiligten auch Wochen vorher schon bejubelt. Alles weitere sind die unvermeidlichen Konsequenzen, deren politische Folgen von denen zu tragen sind, die ihre Zustimmung zu den verschiedenen Teilen des Konzeptes gegeben oder diesen nicht ausdrücklich widersprochen haben.

Frank
13 Jahre zuvor

@Crusius: Sehr gut!

Herr Crusius, Sie tischen uns hier ein Konzept von Verantwortung auf, mit dem jeder Verantwortliche immer auf der sicheren Seite wäre: Entweder gibt es unten konkret fassbare Einzelverantwortliche oder nicht. Oben kann man nie was machen, denn „Risiken sind ein Bestandteil unseres Lebens“.

Ja, Risiken sind ein Bestandteil. Daraus folgt aber kein Freibrief für leitende Angestellte, Oberbürgermeister und Geschäftsführer, auch wenn die (oder auch Sie) das gerne hätten. Wenn das so wäre, entfiele die Begründung für deren hohe Gehälter.

Wir müssen die Treppe von oben kehren.

Frank
13 Jahre zuvor

„Das ist gar nicht der Job des Oberbürgermeisters, Genehmigungen zu unterschreiben“, sagte er der Bild-Zeitung. Quelle: ZEIT.de

Für diesen Satz werde ich jetzt die Onlinepetition unterschreiben.

Der ekelt mich allmählich an. Sein Job wäre es natürlich gewesen, sich für eine erfolgreiche Loveparade feiern zu lassen. Mit konkreter Verantwortung ist der Herr Sauerland, der auch noch gerade erst aus dem Urlaub kam nicht befasst.

Wenn ein Manager oder Amtsträger seine Unverantwortlichkeit zu organisieren versucht, dann wirft das ein Licht auf seine Persönlichkeit, aber es enthebt ihn nie seiner Pflichten und Verantwortung. Er hat die Verantwortung für das Ganze. Und wenn in der Ausführung etwas besonders schief läuft, in einer Katastrophe mündet, muss er gehen.

trackback

[…] Ruhrbarone:  Flashmob gegen OB Sauerland   KLICK […]

Frank
13 Jahre zuvor

Dieses Interview mit #Sauerland müsst Ihr Euch mal auf der Zunge zergehen lassen:
https://www.bild.de/BILD/news/2010/07/29/loveparade-duisburg-adolf-sauerland/oberbuergermeister-will-nicht-zurueck-treten.html#%23

Da steigt mein Blutdruck!
Jetzt zeigt er sein wahres Ich. Wenn der nicht heute zurücktritt, bin ich dafür, ihn aus dem Amt zu jagen. Der zeigt echte deutsche Schreibtischtäterqualitäten, wie man sie in Deutschland seit Jahrzehnten kennt.

Andi
Andi
13 Jahre zuvor

@Hein:

„Aus den Dokumenten geht z.B. eindeutig hervor, dass die Veranstaltung nur unter der Maßgabe genehmigt wurde, dass zu keinem Zeitpunkt mehr als 250.000 BesucherInnen auf dem Gelände sein dürfen. Dass es mehr würden, wusste jeder“

Äh. Das ist ja mal ’ne selten schräge Argumentation. Wenn eine Veranstaltung mit dieser Auflage genehmigt wurde, ist der Veranstalter natürlich in der Pflicht, das auch genau so umzusetzen; egal, ob vor der Tür zehn Leute oder eine Million warten. Wenn er das nicht kann, muss er die Veranstaltung absagen, das ist dann allein seine Verantwortung. Zur Stadt gehen und sagen „ich will ’ne Riesen-Sause machen“, von der Stadt hören „okay, aber nur ’ne Nummer kleiner“ und hinterher ankommen und rufen „der hat doch gesagt, dass es riesig wird, warum habt ihr dem das bloss erlaubt?“ ist äusserst… eigenwillig.

Hein
Hein
13 Jahre zuvor

@ Andi | Nein, es handelt sich nicht um eine schräge Argumentation. Herr Sauerland hat selbst bereits Wochen vor der Loveparade mit Stolz geschwellter Brust Schätzungen von bis zu einer Million TeilnehmerInnen verkündet und als Vorwortgeber begleitet. Diese Zahlen waren von Seiten der Verwaltung und der Politik in Duisburg demnach gewünscht und kalkuliert, während man gleichzeitig ein Konzept verabschiedet hat, das für lediglich 250.000 TeilnehmerInnen ausgelegt war. Das ist schlimmstenfalls dumm, realistischer Weise aber wohl eher ein vorsätzliches Spiel mit dem Feuer.

so, so
so, so
13 Jahre zuvor

@Hein

Nein das war reines Marketing. In Wahrheit ist die engere Verwaltung von weitaus weniger ausgegangen (s. Interview von Sauerland heute in der WAZ). Sowohl Veranstalter wie auch engere Verwaltung gingen von einem Drittel bis einem Viertel der offiziellen Zahlen aus (offensichtlich waren halt die Loveparades der letzten Jahre schon weitaus weniger besucht als angegeben). Dann gibt eben auch das Meiste (Platzgröße, Durchflußberechnung durch den Tunnel usw.) einen Sinn. Ebenso das Insistieren der Verwaltungsspitzen auf der Genehmigung eines Sicherheitskonzepts, das für 1,4 Millionen völlig abwegig war. Aus Gründen der Geheimhaltung wurde das nicht „kommuniziert“ (s. auch das Interview, Veranstalter wie Politik hatten ja das Interesse, daß der Schwindel nicht aufflog). Sorry ich dachte mir das schon, nachdem die ersten Zahlen mit 400000 Besuchern aufgetaucht sind (sag ich jetzt mal so). Es ist ja immer eine schöne Übung, wenn man auf Blödheit und Unfähigkeit der Politiker geht, wenn deren Handeln vom Reden abweicht, aber die Wahrheit ist dies seltenst. Aber Politiker und Bürger ists ja so meistens recht. Einerseits zeigt sich so, daß der Glaube in die „volksdienlichen“ Absichten der Politiker intakt ist und andrerseits kann sich der Bürger so über die blöden Politiker, die nicht mal eins und eins zusammenzählen können, erheben. Allerdings hat sich durch diese Zahlenmanipulation wohl ein andres Pobelm ergeben. Alle Sicherheitsüberlegungen auf Grundlage der 1.4 Millionen Besucher waren reine Makulatur und das „richtige“ Konzept hat nur der Veranstalter gehabt auf Grundlage seiner Kenntnisse. Und das musste nach „außen“ also gegenüber den Nichteingeweihten ohne wirkliche Begründung durchgesetzt werden. Zum Beispiel, wenn der Veranstalter, wie in diesem Protokoll des Baudezernats (o.Ä.) sich auf seine „Erfahrung“ beruft, als er die Breite der Fluchtwege auf ein Drittel reduzieren wollte. Weil für eine fiktionale Zahl einen (kostenträchtigen) Aufwand zu treiben, das wollte der Veranstalter dann auch nicht.

Neru
Neru
13 Jahre zuvor

@hein

Auswertungen von Luftbildern um den Zeitpunkt 17:00 im Auftrag des WDR haben ja ergeben, dass dann rund 115000 Menschen sich auf dem eigentlichen Gelände befanden. Das sind augenscheinlich weit weniger, als in der Genehmigung als Obergrenze angegeben. Aus eigenem Erleben weiß ich, dass es auf dem Gelände durchgehend viele Stellen gab, an denen viel Platz herrschte.

Mit den genehmigten 250000 zu wüten (und dann noch die natürlich immer, seit Jahren schon, haushoch übertriebenen, als begeisterte Rekordmeldungen gedachten Milionenzahlen des Veranstalters als „Beweismittel“ heranzuziehen – was fast lächerlich ist (man vergleiche die Angaben zu Besuchern durch die Polizei mit denen des Veranstalters der LoPa in vergangenen Jahren), halte ich für wenig überzeugend.

Dieser Menschenhatz gegen dne OB, gegen Schaller (auf wen wollt ihr die Wut danach projizieren? oder ist der Bluthunger dann gestillt? sind die Toten dann vergessen?) löst immer noch Abscheu in mir aus.

FrankB
FrankB
13 Jahre zuvor

„Dieser Menschenhatz gegen dne OB, gegen Schaller (auf wen wollt ihr die Wut danach projizieren? oder ist der Bluthunger dann gestillt? sind die Toten dann vergessen?) löst immer noch Abscheu in mir aus.“

@Nehru: Das ist doch Quatsch. Abscheu löst es in mir aus, dass sich Adolf hinstellt und sagt, er als OB habe keine Genehmigung persönlich unterschrieben. Das ist wirklich erbärmlich und unter aller Sau.

Manfred Michael Schwirske
Manfred Michael Schwirske
13 Jahre zuvor

@crusius. Unfall oder Tötung? Meine Beschreibung ist nicht vage, ich versuche vielmehr zu präzisieren.

Jedenfalls sind die Menschen unmittelbar durch Erdrücken, Ersticken oder Tritte zu Tode gekommen. Und zwar in einer Menge anonymer Menschen.

Davon ist der Prozess der Organisation der Massenveranstaltung klar zu unterscheiden.

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ SoSo

Wer war denn vorher so eingeweiht, dass er das alles so genau wußte wie sie jetzt vorgeben zu wissen? Und was wäre denn gewesen wenn, wie z.B. bei Stillleben A40, doch viel mehr gekommen wären als intern erwartet?

Ich habe mich hier schon an anderer Stelle zu den dubiosen Zahlenspielen bei Großereignissen und zu den letzten Loveparades im Ruhrgebiet geäußert. Aber es ist doch unbestritten, dass sich die Veranstalter, die Stadt Duisburg und die Verantwortlichen bei der Kulturhauptstadt bei dieser Loveparade möglichst viele Besucher gewünscht haben. Das war doch nicht nur Trixerei sondern Ziel des gesamten Marketings. Es ging auch in der Wirklichkeit um die große Zahl, sprich um die Überschreitung der Millionengrenze.

Dass die bei weitem nicht erreicht wurde ist doch kein Trost, sondern zeigt nur, dass das das strukturelle Sicherheitskonzept schon bei einer so kleinen Zahl wie jetzt anscheinend festgestellt, schon nicht funktionierte. Ich waage mir gar nicht vorzustellen, was da noch alles passiert wäre, wenn wirklich die Menschenmenge gekommen wäre, die da lauthals verkündet wurde.

Neru
Neru
13 Jahre zuvor

Jeder Mensch mit gesundem Verstand, hat er nun die Bilder von hoch-emotionalöisierten Massen vorm Duisburger Rathaus gesehen, Menschen, die vor Wut oder emotionsüberwältigt nur noch kaum verständliche Sätze über die Lippen bringen, Menschen, die Galgenattrappen mit sich tragen, muss sich doch, auch wenn er von der Notwendigkeit eines Rücktritts des OBs überzeugt ist, von diesen Aktionen distanzieren.

[Was ist das Problem, was der Grund die Diskussionsteilnahme plötzlich zu verhindern?]

Manfred Michael Schwirske
Manfred Michael Schwirske
13 Jahre zuvor

Flashmobs dieser Art sind eine ziemlich riskante Sache.

Eine Mischung aus medialer Mobilisierung und archaischen Emotionen

Ganz normale menschliche Trauer droht in Pogromstimmung umzuschlagen.

Thomas
13 Jahre zuvor

@Schwirske @Neru:

„Archaische Emotionen“? „hochemotionale Massen“?

Woher wißt Ihr das? Ihr schreibt Bullshit.

Ich war dabei. Und ich habe dergleichen nicht gesehen.

liberalitas bavariae
13 Jahre zuvor

Die Herren machen es nicht anders als andere Wirtschaftskapitäne
(Vorstände & Investmentbanker etc.): Den Tod von Menschen
zum persönlichen, wirtschaftlichen Vorteil in Kauf nehmen.

Frank
13 Jahre zuvor

@Herr Schwirske:

Aus der Tatsache, dass sich die Menschen im Gedränge gegenseitig erdrückt haben, folgt nicht, dass die Opfer selbst schuld sind. Sondern die Einsatzkräfte, die das vor Ort beobachtet aber nicht geregelt haben und die, die das geplant haben.

Aus der Tatsache, dass Betroffene vor dem Rathaus ihrer Empörung über die Schreibtischtätermentalität (ich wähle diesen Begriff angesichts des Fotos von Ihrem Adolf Sauerland in der BILD und der Aussage, die er getätigt hat: „Ich habe nichts unterschrieben.“) Luft machen, folgt keine Berechtigung zum Vorwurf eines „Pogroms“. An diesem Vorwurf stimmt die Richtung nicht, weil er sich gegen Opfer und Hinterbliebenen richtet.
Die Täter haben den Opfern nicht vorzuschreiben, wie sie mit der Tat umgehen. Und die Täter haben sich allein über ihr eigenes Verhalten, ihre Schuld und Konsequenzen Gedanken zu machen.

Neru
Neru
13 Jahre zuvor

Die genannte Galgenattrappe:comment image

so, so
so, so
13 Jahre zuvor

@arnold voss

sorry, ich behauptete nicht, so eingeweiht zu sein. Nur als ich las, daß nur 400000 Leute gekommen waren (Meldung von spiegel-online) stellte sich mir schon die Frage, ob der Veranstalter tatsächlich mit 1.4 Millionen gerechnet hat. Laut einer Meldung der WAZ rechnete der Veranstalter aus seinen Erfahrungen heraus, daß mehr als 80% mit dem Zug anreisen. Das hätte doch Meldungen über jede Menge leere Züge zum Beispiel zur Folge haben müssen. Ja, und ein bisschen weiß ich auch aus anderen Zusammenhängen, wie solche Zahlen zustande kommen. Wie Sie ja selbst schreiben, kann einem das ja auch an anderen Veranstaltungen auffallen. Und wie man jetzt ja auch weiß und früher schon lesen konnte, kamen schon zu den letzten Loveparades viel weniger.
Laut eigener Aussage hat Sauerland nur mit einem Drittel oder Viertel der 1.4 Millionen gerechnet. Warum sollte er das behaupten, es lässt ihn ja auch nicht in einem guten Licht erscheinen? Und das war eben mein Einwand gegen Hein, der meinte Sauerland hätte mit 1.4 Millionen gerechnet.
Wenn dem so ist, dann kann man aber auch nicht mehr einfach sagen, dieses Konzept musste doch bei 1.4 Millionen versagen, und deshalb (!) gehen die Toten auf dieses behördliche Sicherheitskonzept zurück. Es geht mir ja nicht um die Frage, was wäre geschehen, wenn eine Million gekommen wäre. Sondern um die Frage, wie es tatsächlich abgelaufen ist und was man daraus unter plausiblen Annahmen auf die Gründe/Verantwortlichkeiten schließen kann. Zugegeben dabei werde ich zum Schluß meines Kommentars etwas spekulativ. Aber ich halte es zum Beispiel nicht für sehr plausibel, daß Lovepant und die Stadtspitze sehenden Auges in ein Desaster bzw. eine Katastrophe gelaufen sind. Die angebotene Erklärung „Großmannssucht“ also kollektiver Kontrollverlust scheint mir auch nicht sonderlich plausibel. Schließlich handelt es sich ja um Menschen, die in ihrem ganzen bisherigen Leben wohl ziemlich kalkuliert vorgegangen sind. Und dann sollen plötzlich alle kollektiv durchdrehen? Da scheint es mir ja dann doch einleuchtender, daß alle Beteiligten – so sie eingeweiht waren – von viel weniger Besuchern ausgingen, also das Sicherheitskonzept unter Annahme von 1.4 Millionen Besuchern völlig fiktiv war. Das heißt ja nicht, daß das Sicherheitskonzept gut war. Was meine sonstigen Annahmen/Schlüsse, daß Lovepant seine eigenen Kalkulationen bzgl. der Sicherheit angestellt hat, was zum Beispiel Anzahl und Qualifikation der Ordner betrifft, nun wir werden sehen, wie es weiter geht. Jedenfalls glaube ich auch da nicht, daß überraschenderweise am Tag der Veranstaltung viel weniger Ordner als vorgesehen auftauchten.

Andreas Hünniger
Andreas Hünniger
13 Jahre zuvor

Leider ist das typisch in diesen zerdemokratisierten Land, denn alle machen mit und wenn was schiefgeht, war keiner dabei.
Jetzt wird nur noch die Sch… breitgeschaufelt und mit Sicherheit am Ende ein kleiner Unschuldiger bestraft, damit das Kind einen Namen hat.
Wo sind denn all die Experten, die solche Veranstaltungen im Vorfeld planen???
Warum fällt mir nach Inaugenscheinnahme der vielen Berichte unschwer auf,
dass auf solch einem Gelände eine solche Veranst. niemals möglich ist??
Gibt es nich genügend Informationen aus vergangenen Jahren, wieviele Menschen da zusammenkommen???? Und dann auf diesem Gelände??
Ich bin nur ein kleiner, selbstständiger Handwerker, aber ich hätte unschwer erkannt, dass das voll daneben geht und man kann Gott danken, dass es noch so „glimpflich“ abging.
Und nun noch das übliche Rücktrittsszenario um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und für später weiter ordentlich kassieren zu können. PFUI !!!!
Der OB und auch die anderen „Experten“ sollen sich mal schön dazu stellen und eine gerechte Strafe bekommen, was es aber in Dtl. sowieso nie geben wird.
Ich plediere für eine Mindestrente für Herrn OB Sauerland. Dazu eine richtig saftige Strafe, weil er nun mal Mist gebaut hat. Diese Desaster war durchaus absehbar.
Aber wir alle schauen nur zu, sind zwar empört, haben aber nicht den Mumm,
derartiges Übel auch mal an der Wurzel zu packen, denn solche Machenschaften gibt es überall.
Ich fange an, mich für dieses Land ehrlich zu schämen.

Marco
Marco
13 Jahre zuvor

Ich pflichte dem bei

Beobachter
Beobachter
13 Jahre zuvor

Langsam kehrt Ruhe ein und man erkennt, was für ein undemokratisches Kesseltreiben auf den ehemals beliebten OB Sauerland (CDU) eingesetzt hat. Immer deutlicher wird, dass das tragische Unglück ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren war: Demonstranten die Polizeiketten durchbrachen, Polizisten die nicht richtig informiert waren, ein Veranstalter, der überfordert war, ob der Massen, die er rief und eine unmögliche „Fluchtlandschaft“ im Gegensatz zum Berliner Tiergarten.

Wer jetzt sein Mütchen kühlen will und alle Schuld Herrn Sauerland gibt, der hat vergessen, dass der OB gewählt wurde, weil er Duisburg über die Jahre nach vorne gebracht hat. Nach vorne bringen wollte man die Stadt eben auch mit dieser Loveparade. Auch „Ruhrkommissar“ Pleitgen votierte heftigst dafür.
Der knallharte Konkurrenzkampf der Kommunen untereinander ist ebenso zu hinterfragen, wie der Umstand, dass Frau Kraft (SPD) etwas von Herrn Sauerland fordert und den Duisburger Baudezernenten (SPD) schön außen vor lässt.

Klare Feindbilder sind oft keine Abbilder der Realität, sondern manchmal nur verbrämte Ideologie!

Stefan Laurin
Admin
13 Jahre zuvor

@Beobachter: Und die Stadt Duisburg hat keinen Fehler gemacht? Zum Beispiel das Konzept überhaupt zugelassen? Sauerland versucht nicht durch „Berichte“ auf Kosten von Steuerzahlern seine Position zu verbessern? Er trägt als OB nicht die Verantwortung? Und wo bitte war bislang etwas undemokratisch? Sie leben in einer merkwürdigen Welt…

Beobachter
Beobachter
13 Jahre zuvor

@Stefan Laurin
Niemand hat behauptet, dass die Stadt Duisburg keinen Fehler gemacht hat.Viele haben Fehler gemacht. Wahrscheinlich war es schon falsch dieses Projekt auf Teufel komm raus nach D. zu holen. Die Stadt Duisburg ist aber nicht der OB allein, sondern auch seine Mitarbeiter und alle, die auf die Bedenken des ehemaligen Polizeipräsidenten nicht gehört haben.
Wenn es im Amtsdeutsch heißt „Der Oberbürgermeister“ dann ist nicht immer der OB persönlich gemeint, sondern die Stadt (siehe WIKIPEDIA: Der Begriff Der (Ober-)Bürgermeister ist auch meist, analog zum Landrat, die Behördenbezeichung für die Gemeinde-/ Stadtverwaltung der jeweiligen Gemeinde/Stadt. So nennt sich die Stadtverwaltung Düsseldorf beispielsweise „Stadt Düsseldorf – Der Oberbürgermeister“).

Wenn man glaubt dass unbedingt ein Kopf rollen muss, egal wie die Verantwortungslage aussieht, dann sind wir bald da wo wir im sog. dritten Reich schon mal waren: in einer „merkwürdigen Welt“.

Jeder soll seinem Schuldanteil gemäß für das gerade stehen, was er zu verantworten hat, für nicht weniger, aber auch nicht für mehr!
Weil die Verantwortung und ihre Verteilung momentan noch völlig unklar ist, sollte man mit dem Aufbauen des Galgens vielleicht so lange warten, bis die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt. Mit dem „Hängen“ geht mir das auch zu schnell: das darf in einer Demokratie erst nach einer Verurteilung geschehen und nicht wenn emotionalisierte Massen im sicher berechtigten Zorn und großer Trauer sich ein „Opfer“ suchen.
Frau Kraft hätte besser nur die allgemeine Verantwortung angemahnt, diese aber nicht auf eine Person fokussiert, schon gerade dann nicht, wenn es der „politische Gegner“ ist (den es in einer Demokratie eigentlich nicht geben sollte).

Stefan Laurin
Admin
13 Jahre zuvor

@Beobachter: Nicht nur der OB sollte zurücktreten. Aber solange er es nicht tut kann man es von keinem anderen erwarten. Werfen Sie doch bitte einen Blick in diesen Text vom 25. Juli:
https://www.ruhrbarone.de/loveparade-zurucktreten-wegen-vertuschungsgefahr/

Beobachter
Beobachter
13 Jahre zuvor

@Stefan Laurien
Mache ich. Und Sie werfen einen Blick auf diesen hier:
https://www.derwesten.de/staedte/duisburg/Warum-tritt-Duisburgs-OB-Sauerland-nicht-zurueck-id3317820.html
und erkennen, dass ein Rücktitt, so schön das auch klingt, eine unrealistische Forderung ist die nicht erfüllbar ist. Ein OB ist kein König der abdanken kann.

Es gibt nur zwei Varianten: die Bitte um Entlassung aus dem Dienst (und das würde Sie in dieser Verantwortungsgemengelage auch nicht tun wollen) oder die geregelte Abwahl. Der muss er sich stellen.

Und dann bitte noch einen kleinen auf diesen sehr differenzierten Blogbeitrag:
https://zettelsraum.blogspot.com/2010/07/marginalie-sundenbock-sauerland.html

Immer nur auf einem Blog rumreiten tut auch nicht gut!

Frank
13 Jahre zuvor

@Beobachter #39:

Es „kehrt Ruhe ein“? Wohl Trauer und Frust.

Sagen Sie mir: Wofür hat jede Organisationen eine Spitze oder ein Oberhaupt, wenn nicht dafür, die Verantwortung fürs ganze zu übernehmen.

Ich finde es ein unwürdiges und respektloses Schauspiel, sich mit dem Gesetzestext unterm Arm und der Hand auf den Akten sich aus der Verantwortung stehlen zu wollen.

Sauerland muss gehen. Daran hat sich natürlich nichts geändert.

Beobachter
Beobachter
13 Jahre zuvor

@ Frank

1. Ob der OB gehen muss (politische Verantwortung) entscheiden die demokratischen Gremien

2. Ob der OB strafrechtlich Verantwortung trägt ein Gericht.

3. Bitte teilen Sie Ihre durchaus berechtigte, aber vielleicht nicht ganz schlüssige Meinung doch bitte Herrn Fritz Pleitgen mit und auch dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschlands. Was die „fordern“ wäre nämlich eine reine Unverschämtheit:

Auch öffentliches rechtliches und kirchliches Lager warnen: „Der Chef des Kulturhauptstadtprojekts „Ruhr.2010“, Fritz Pleitgen, sprach sich im ZDF gegen eine vorschnelle öffentliche Abstrafung der Verantwortlichen für die Loveparade-Katastrophe aus. Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, sagte im Deutschlandradio Kultur, die Menschen hätten zwar einen berechtigten Anspruch darauf, die Hintergründe der Tragödie von Duisburg zu erfahren. Dies müsse jedoch mit „der nötigen Sorgfalt und der nötigen Fairness geschehen“.

Frank
13 Jahre zuvor

@Beobachter:

Die Argumente fast aller Mitdiskutanten, die hier für einen Rücktritt Sauerlands plädieren, argumentieren weniger strafrechtlich sondern moralisch und nach dem Gesetz von Sitte und Anstand. Das ergibt sich plausibel aus dem Amt, das Sauerland inne hat.

Es verletzt mein sittliches Empfinden, und es passt auch zu gut in die deutsche Geschichte, wenn für eine Katastrophe wieder nur die Praktikanten und Befehlsempfänger verantwortlich gewesen sein sollen. Oder die Opfer selbst.

Beobachter
Beobachter
13 Jahre zuvor

@Frank

Sie stützen sich lediglich auf Punkt 2. Damit machen Sie es sich zu einfach.
Auch ich argumentiere sittlich und moralisch und frage woher die angeblich große Mehrheit das Recht nimmt sich VORSCHNELL als sittliche und moralische Instanz aufzuschwingen und knallhart KONSEQUENZEN fordert.
Mit Galgen rumlaufen und „Kopf ab“ schreien ist weder sittlich noch moralisch.

Geltendes Recht entspringt auch sittlicher und moralischer Tradition. Ihr Empfindungen sind das eine und die genaue Abwägung der Umstände das andere. Möchten Sie etwa den Herren Pleitgen und Schneider die sittliche und moralische Kompetenz absprechen, bloß weil sie anderer Auffassung sind als Sie?

Denken Sie mal darüber nach ob Ihr Bild von den komplexen Zusammenhängen, die erst aufgeklärt werden müssen nicht zu eindimensional ist. Jetzt blende ich mich aus, es ist alles gesagt…

Manfred Michael Schwirske
Manfred Michael Schwirske
13 Jahre zuvor

Frank schreibt: Wofür hat jede Organisationen eine Spitze oder ein Oberhaupt, wenn nicht dafür, die Verantwortung fürs ganze zu übernehmen.

Die Frage ist gut. Aber es gibt darauf viele Antworten. Zum Beispiel könnte man meinen, dass der Sinn einer Verwaltungsspitze darin besteht, diese zu koordinieren. Das wäre meine Antwort.

Offenbar neigen viele, wie Frank, zu irrationalen – vorsichtiger gesagt – zu metaphysischen Deutungen.

Aber was heißt eigentlich „Verantwortung zu übernehmen“? Es gibt eigentlich nur einen allgemein akzeptierten positiven Sinn, nämlich die strafrechtliche Verantwortung.

Was bitte soll man Herrn Sauerland da vorwerfen?

Frank
13 Jahre zuvor

Herr Schwirske,

„metaphysisch“ halte ich als Attribute zwar aus, aber eigentlich offenbart diese Vokabel, dass Sie ein zu bürokratisches und prozessorientiertes Verständnis von Verwaltung, Verantwortung, Repräsentanz und politischer Führung haben.

Vielleicht hilft Ihnen ein Beispiel mehr:

Als bei der missglückten Festnahme des RAF-Terroristen Wolfgang Grams in Bad Kleinen sowohl ein Beamter der GSG9 als auch Grams selbst ums Leben kamen, da übernahm Bundesinnenminister Seiters die politische Verantwortung dafür und trat zurück. (Hatte dieses Beispiel nicht schon ein anderer Mitdiskutant gebracht…? )

Dies, obwohl Seiters selbst gar keinen Schuss abgegeben hatte. Er war nicht einmal vor Ort und operativ nicht direkt verantwortlich. Können Sie sich ein Interview mit Seiters vorstellen, bei dem er beide Hände in die Luft wirft und sagt: „Ich habe nicht geschossen ich habe mir nichts vorzuwerfen.“?

Sehen Sie, dass ist der Unterschied zwischen menschlicher Größe, politischer Verantwortung auf der einen Seite und kleinkarierter Bürokratie auf der anderen. Duisburg bleibt nicht nur mit der Loveparade im öffentlichen Gedächtnis, sondern auch mit den Pensionsansprüchen des Oberbürgermeisters als dessen obersten Handlungsmotiv bei der Übernahme der politischer Verantwortung.

Sauerland muss gehen,

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ Michael Schwirske

Lieber Michael Schwirske, der einzige Sinn einer Verwaltungs- oder sonstigen Hierarchiespitze ist die Letztentscheidung und damit unmittelbar verknüpft die Letztverantwortung für einen natürlich immer hoch komplexen Prozess mit vielen verschiedenen mehr oder weniger wichtigen Akteuren.

Es ist also völlig egal ob der Chef immer auf alles oder vielleicht auf gar nichts ausreichend genau draufgeschaut und nachgefragt hat. Es ist ebenso völlig egal ob er koordiniert oder nicht koordiniert hat. Er ist für alles was er unterschreibt letztverantwortlich.

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