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Urlaub in der Türkei? Nicht einmal geschenkt!

Recep Tayyip Erdogan Foto: Glenn Fawcett Lizenz: Gemeinfrei

Ein Samstag in den Sommerferien und du liest hier mit? Dann gehörst du mit hoher Wahrscheinlichkeit zu unseren Stammlesern. Das ist prima, denn dann kann ich heute einmal wieder etwas unter uns erzählen, was vielleicht nicht jeder im Lande so gerne hören möchte.

Also, in den vergangenen Tagen wurde ja sehr heftig über die verlängerte Reisewarnung der Bundesregierung in Bezug auf die Türkei diskutiert. Vertreter des Landes sprachen deshalb sogar entschieden in Berlin vor und wollten eine aus ihrer Sicht offenbar ungerechtfertigte Benachteiligung der Türkei als Reiseland im Vergleich zu den EU-Staaten vermeiden.

Vor dem Hintergrund der andauernden Corona-Pandemie sind den Türken halt, wie vielen anderen Ländern auf der welt auch, die deutschen Touristen mehrheitlich ausgeblieben. Und diese waren für das Land in der Vergangenheit stets sehr wichtig, brachten sie doch seit Jahren schon Unsummen an Geld in die Kassen. Logisch, dass man dann schnell ungehalten wird, wenn die Besucher (bzw. ihr Geld) plötzlich größtenteils fernbleiben.

Dass viele Deutsche in diesem Jahr nicht in die Türkei kommen werden, das reißt dort ein riesiges Loch in die Kassen, macht die davon lebenden Türken traurig, ja teilweise sogar richtig sauer. Das ist zunächst einmal, ungeachtet aller Gesundheitsdebatten, ebenfalls völlig verständlich.

Logisch auch, dass sich Vertreter der Türken die aktuelle Realität in der Tourismusbranche grundsätzlich ganz anders wünschen würden und ihren Einfluss bestmöglich geltend machen wollen, damit die Touristen aus unseren Breiten am Ende vielleicht doch noch die eine oder andere Million im Land am Bosporus lassen werden.

Ich habe diese Nachrichten in den vergangenen Tagen, das muss ich offen zugeben, in Bezug auf die Türkei mit einer gewissen Schadenfreude wahrgenommen, auch wenn Schadenfreude im Leben grundsätzlich sicherlich kein guter Berater ist.

Mich hat sie in diesem Fall trotzdem klammheimlich überkommen, denn die Türkei gehört aus meiner Sicht schon länger zu den Ländern, die ich aus Gewissensgründen in diesen Zeiten nicht besuchen würde. Ganz unabhängig von Corona.

Der Weg, den die Türkei seit etlichen Jahren politisch eingeschlagen hat, der macht einen Türkeiurlaub für mich schon seit längerem schlicht indiskutabel. Einen touristischen Aufenthalt dort würde ich, ganz ehrlich, nicht einmal geschenkt antreten, solange die Türkei ihrem aktuellen Weg treu bleibt.

Ich fahre doch nicht als Tourist in ein Land, in dem die Pressefreiheit aus Sicht vieler faktisch nicht existent ist, in dem es so viele politische Gefangene gibt, wie es sie dort seit Jahren zu beklagen gibt, und das die Frauenrechte massiv untergräbt usw..

Ausgerechnet ein solches Land, ein solches Regime, soll ich mit meiner Anwesenheit ald Besucher ‚belohnen‘? Das wüsste ich aber!

Mir war es auch schon lange vor Corona schlicht unerklärlich, warum so viele meiner Landsleute sich über diese bitteren politischen Realitäten in der Türkei so einfach, scheinbar gedankenlos, hinwegsetzen und ihr hart verdientes Geld als Touristen in ein System tragen, in dem kritische Menschen so behandelt werden wie in der Türkei unter Präsident Erdogan.

Wenn ich als Ausländer schon keinen direkten Einfluss auf die aus meiner Sicht vielfach negativen Geschehnisse und Entwicklungen dort nehmen kann, dann ist ein Verzicht auf Urlaub in einem solchen Land doch eigentlich das mindeste, was ich selber dazu beitragen kann um diese kritikwürdigen Zustände nicht auch noch durch wachsenden wirtschaftlichen Erfolg zu stabilisieren.

Vor diesen Hintergründen erscheint mir die kürzlich verlängerte Reisewarnung der Bundesregierung in Richtung Türkei gleich doppelt und dreifach berechtigt. Und ich hoffe, dass sie so erst einmal bestehen bleibt, die Bundesregierung nicht doch noch einknickt.

Und eines verspreche ich euch hier und heute auch schon: Meine ersten Auslandsreisen in der Nach-Corona-Zeit werden mich dann (nach wie vor) zunächst einmal in Länder führen, in denen ich kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn ich dort meine Zeit verbringe. Und die Türkei zählt da leider seit etlichen Jahren schon nicht mehr mit dazu.

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Bochumer
Bochumer
3 Jahre zuvor

Du kannst die Kriege in Syrien und Lybien noch dazu packen. Es wird spannend, wann der Staat pleite geht und eine Menge türkische Soldaten in Zinksärgen rückkehren.

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

Jeep, Robin. Wie dämlich ist es dann auch noch von Erdowahn die Hagia Sophia just umzuwidmen? Das zeigt, dass er Touristen aus "christlichen Ländern" nur als Geldeinnahmequelle betrachtet, sie aber sonst in keinster Weise wertschätzt.

Jürgen
Jürgen
3 Jahre zuvor

Dazu gehört auch der Krieg im Nordirak, den er mit Billigung von Teilen der nordirakischen Regionalregierung angezettelt hat. Plus sein Interessen im Hinblick auf Bohrungen nach Gas vor Zypern.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
3 Jahre zuvor

Wenn man Reisen ins politisch nicht korrekte Ausland unterläßt, blieben von den außereuropäischen Destination kaum mehr als eine handvoll übrig.

Ich Frage mich aber auch, welche Rolle spielten die Touristen aus der freien Welt seinerzeit in Ländern wie Spanien und Portugal als Trigger für Demokratie in der breiten Bevökerung?
Jedenfalls ist die AKP in den Touristengegenden nicht der unumstrittene Wahlsieger, eher im Gegenteil. Und wollen wir wirklich DIE Türken dafür büßen lassen, daß ländliche Hinterwäldler, die aber auch mit guten Grund von den politischen Alternativen rein gar nichts erwarten, der AKP die Stange halten?

Davon losgelöst wäre, da ich u.a. auch hier mit meiner Meinung zu Erdoghan nicht zurückhaltend umgehe und auch einen offenen Umgang mit Hizmet-Angehörigen pflege, eine Reise in die Türkei ein zu hohes persönliches Risiko.

Günter
Günter
3 Jahre zuvor

Das hatten wir doch schon einmal. Spanien, Franco und viele sind gefahren und einige nicht. Hatte das irgendetwas mit der innenpolitischen Entwicklung Spaniens zu tun? Die Freiheit in der Türkei kann nur das Werk freiheitlicher Türken sein und nicht das ausbleibender Touristen.

Ke
Ke
3 Jahre zuvor

Die Liste der Länder und Regionen, die ich meiden werde, wird länger.
Ja, es sind Staaten, die die westl Kultur verachten, aber als Einnahmequelle ein paar Touristenreservate abtrennen.
Ja, es sind Staaten, die Urlaubern in der Corona Anfangsphase keine schnelle Heimreise ermöglichten.
Ja, es sind politische Systeme, die ich nicht mag.
Ja, es sind Orte, die über Touristen schimpften und jetzt jammern. Das haben wir auch in Deutschland.

Die Türkei finde ich aktuell auch als Ziel uninteressant. Die letzten Urlaube waren Hotel AI Urlaube. Die Sehenswürdigkeiten kenne ich, die lokalen Restaurants/Kneipen waren teuer. Dann lieber Spanien als Standard Sonnenziel.
Vielleicht bald auch wieder Tunesien.

Mustafa
Mustafa
3 Jahre zuvor

Die Türkei braucht keine deutschen Hartz4 Touristen, wir brauchen Gäste mit Geld,
das Land der Herkunft spielt keine Rolle. Nicht mal im Urlaub seit Ihr sympatisch.

Entitaet
Entitaet
3 Jahre zuvor

To: Mustafa

Was ist denn nun deine Botschaft?
Willst du sagen, dass die meisten der aus Deutschland kommenden Türkei-Urlauber ohnehin zu wenig Geld in das Land bringen ("Hartz4 Touristen"), oder ist die Botschaft die, dass insbesondere aus Deutschland stammende Türkei-Urlauber ohnehin nicht sympathisch sind (obwohl ja das Land der Herkunft für die Türkei lt. deiner Aussage keine Rolle spielt)?

Oder ist die Sympathie abhängig davon, wie man sich zur Türkei politisch positioniert resp. eben nicht positioniert hat?

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

@ Mustafa Ich bewundere dichund deine innere Stärke. Tag für Tag in einem Land zu leben, das a) unsymphatisch ist und b)weitgehend von H4-Empfängern bewohnt wird, die bislang jedes Jahr Urlaub in der Türkei gemacht haben.RESPEKT!!
Bleibt die Frage, wieso in den Sendungen über die leeren Strände und Hotels in der Türkei die dortigen Bewohner über die ausbleibenden Touristen nicht so glücklich und erleichtert wirken wie du. Na? Fake-News?

Petra 42
Petra 42
3 Jahre zuvor

Was würde Erdogan wohl dazu sagen, wenn man die Ditib-Zentralmoschee in Köln in eine Kirche umwandeln würde?

Mugi
Mugi
3 Jahre zuvor

so ein dummer artikel, es ist ein witz um was sich manche leute kümmern,was geht es andere leute an,was im anderen land ist. Aber das ist mode geworden, in den nachrichten kommt nur noch auslandspolitik. Und das immer negativ. Kommt mal wieder auf den boden. Schaut vor die eigene haustür und nicht immer bei anderen.

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

#1 Hast du das auch erdowahn geschrieben, nach dem er immer wieder gegen Deutsche und ihre Politiker gehetzt hat? Sogar in Köln. Du bist ein schönes Beispiel für die Wehleidigkeit vieler Türken. Austeilen ohne Ende, aber die leiseste Kritik an der Türkei und ihrer Bewohner ist völlig inakzeptabel, gelle? Da unterscheidet ihr euch in nichts von den Armseligen(afd). Nur geht es denen natürlich um Toitschland.
Wenn du öfters hier vorbei schauen würdest, dann könntest du feststellen, dass sich die meisten Artikel und Kommentare hierum Deutschland und seine Probleme geht. Kaum wer hier geht sonderlich behutsam mit der deutschen Politik und ihren Vertretern um. Im Gegensatz zur Türkei muss hier kein Kritiker von Frau Merkel bspw fürchten, von der Polizei abgeholt zu werden. Kann man das auch von der Türkei und Kritikern von erdowahn und seiner Politik sagen?

Dennis
Dennis
3 Jahre zuvor

Nun, ich denke das ist exakt der falsche Ansatz. Die Urlaubsregionen sind mehrheitlich links geprägt.. man sieht die Türken munter Alkohol trinken, keine Kopftücher – in vielerlei hinsicht weltoffener als die deutschtürkische Population.

Wie wir aber alle wissen ist der Grund für einen Rechtsdrall die Armut und alle damit einhergehenden Faktoren wie Bildung und das Privilieg sich um mehr als die Basics gedanken machen zu können.

Meidet man nun diese Regionen kategorisch, so ist man in meinen Augen mehr Erdogans Mitspieler als Gegenspieler.

Philipp
Philipp
3 Jahre zuvor

Die Griechen würden sich über ein wenig Unterstützung freuen – Und wenn es nur eine Urlaubsbuchung ist.

DAVBUB
DAVBUB
3 Jahre zuvor

@ 11 und 7:
Warum leben Sie dann hier und nicht in Ihrem Land? Leute wie Sie sind die besten Wahlhelfer der AfD.

Yener Özkan
Yener Özkan
3 Jahre zuvor

Hr.Mustafa,finden Sie eigentlich Erdogan gut?Ein Mensch der die türkische Republik mithilfe von Islamisten a la Fetullah kaputt gemacht hat? Ein Mann der sich persönlich bereichert hat im Amt und seine gesamte Sippe sich gleich mit bereichert hat?Finden Sie eigentlich ein Leben wie es derzeit in der Türkei ist unter ständiger Angst von AKP Anhängern denunziert zu werden weil man die Wahrheit sagt?Nein mein Herr.Die Türkei hat sich zu einem failed Staat entwickelt.Die Türkei wird eines Tages wie Syrien heute aussehen.Ja auch dort gibt es ein ein Mann System.Solche Systeme sind von der Geschichte ins Klo gespült worden unter immensen Totenzahlen.Die Türkei war Mal ein super Land,bis die AKP das Land vor allem Intellektuell ruiniert hat.Keine Kritik bedeutet auch keine kritischen Geister.Keine kritischen Geister bedeutet keine Weiterentwicklung.Das Ende vom Lied ist Stagnation.Da steht die Türkei heute und wartet auf seine Beerdigung.Schöne Grüsse von einem Türken der Mustafa Kemal Paşa verehrt.Wer sein Erbe verleugnet,verleugnet auch die Existenz der Türkei insgesamt.

Udo
Udo
3 Jahre zuvor

Hallo Yener,
finde ich prima wie Sie geschrieben haben!
So sehe ich die Lage der Türkei derzeit leider auch.

TomBiker
TomBiker
3 Jahre zuvor

Dem Kommentar von Yener ist nahezu nichts hinzuzufügen. 100% Zustimmung.
Kemal Atatürk war ein kluger Mann, der wusste dass die Türkei nur in der Zukunft eine Entwicklungsschance hat – nicht im Mittelalter Erdogans. Es wird immer die Ehre in diesem Land hervorgehoben. Man hat aber nicht soviel Anstand, die Christen, die ja nicht als Andersgläubige sondern Ungläubige bezeichnet werden, um Geld des deutschen Steuerzahlers anzubetteln. Wir können dankbar sein, dass Österreich und Frankreich in der EU sind, und immer einen EU Beitritt verhindern werden. Jeder verantwortliche EU Politiker sollte Schluss mit den türkischen EU-Beitrittsgedanken machen. Zum Wohle aller.

Bülent Zünbüldere
Bülent Zünbüldere
3 Jahre zuvor

Hr.Mustafa,
Ich bin türkischer Staatsbürger der seit Jahrzehnten hier lebt und nie die Deutsche Staatsbürgerschaft angestrebt hat.Ich sage Ihnen jetzt eines,hören Sie auf meine Deutschen Freunde zu beleidigen.Ich finde es unmöglich wie Sie das Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken abwerten.Mit dem eindeutigen Nazi Gedankengut ,das Sie hier verbreiten kommen wir nicht weiter.Wenn Sie keine Deutschen Freunde haben kann nichts dafür.Sie sollten sich welche suchen.Ich habe in meinem Bekanntenkreis supergute deutsche Freunde.Noch ein kleiner Tipp:Machen Sie sich einmal Gedanken wo die Türkei stehen würde ohne das Engagement von Firmen wie Mercedes und Bosch und noch einigen hundert Firmen mit Weltrang .

RENJON
RENJON
2 Jahre zuvor

Hallo Leute,

viele beleidigende und diskriminierende Beiträge hier! Fakt ist doch, Frauen sind in der Türkei Menschen in untergeordneten Positionen und werden teilweise menschenverachtend behandelt!
Das schon allein bescheinigt allen Islamisten ein Leben im Mittelalter.
Die Türkei und andere islamische Staaten sind Männerbequem und Frauenfeindlich und dürfen niemals in die EU! Bei unbequemen Journalisten und politischen Gegnern verhält es sich ähnlich.
Zu guterletzt sind Türken und andere Islamisten sehr streitsüchtig und nicht diskussionswürdig,
was einen ehrlichen Dialog unmöglich macht.

Nun aber gut jetzt!!!

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