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Von Kitas und Kraft

Es war Hannelore Krafts erste inhaltliche Aussage im Wahlkampf. Und sie wird ihr Probleme bereiten.

Hannelore Kraft hat sich in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) für eine Kitapflicht aller Kinder ausgesprochen.: „Dann müssen wir auch sicherstellen, dass alle Kinder da sind.“ Die Kitapflicht ist ihr Beitrag zur Debatte über das Betreuungsgeld und ihre erste inhaltlich Aussage im nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampf. Eines vorweg: Kindergärten und Kindertagesstätten sind wichtige und sinnvolle Einrichtungen. Und es gibt nach wie vor viel zu wenige Plätze davon in NRW – einem Land, in dem die Sozialdemokraten in den vergangenen 46 Jahren immerhin 41 Jahre in der Regierungsverantwortung standen. Es gibt in NRW jedoch nicht nur zu wenige Plätze, sie sind auch zu teuer. Der Schulbesuch ist kostenlos, Kitaplätze sind es nicht – hier gäbe es für eine Landesregierung also genug zu tun. Und zwar nicht, den Eltern vorzuschreiben wie und von wem sie ihre Kinder erziehen lassen sollen, sondern Angebote zu schaffen, die Eltern überzeugen. Davon ist NRW  soweit entfernt wie der Bund, der mit der Betreuungsprämie die falschen Anreize setzt, anstatt es konsequent in die Verbesserung frühkindlicher Bildung zu investieren.

Überzeugung durch gute Angebote wäre das Mittel der Wahl – nicht Zwangsbeglückung. Kraft wusste warum sie bislang einen unpolitischen und weitgehend inhaltsleeren Wahlkampf geführt hat: Er war der halbwegs sichere Weg an die Macht, mit welchem Partner auch immer. Mit dem Kitazwang wird sie nicht wenige Eltern gegen sich aufbringen – auch solche, die bereit sind, ihre Kinder in Kitas unterzubringen. Aber immerhin haben wir jetzt eine Debatte, die sogar über das Kita-Thema hinaus geht: Wie wollen wir in NRW leben? So, wie wir wollen oder so, wie es uns die Landesregrierung vorschreiben will?

Update: Mittlerweile hat die SPD in NRW erklärt sie sei gegen eine Kitapflicht.

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Rudi
Rudi
11 Jahre zuvor

Wo hat Hannelore Kraft sich für eine solche Pflicht ausgesprochen? Legendenbildung?

trackback
11 Jahre zuvor

Hannelore Kraft und ihre angebliche Forderung nach einer allgemeinen Kita-Pflicht – oder: Wie lenkt man von der Herdprämie der CSU ab?…

Der nordrhein-westfälische Wahlkampf könnte ja doch noch interessant werden – denn “interessierte Kreise” (zum Teil fragt man sich da: warum auch immer?) versuchen gerade der nordrhein-westfälischen Ministerpräside…

Jens
11 Jahre zuvor

@Stefan:
Wie Du ja auch meinem eigenen Blogbeitrag entnehmen kannst, sehe ich das etwas anders. Am abstrusesten finde ich jetzt aber noch, dass morgen in der FAZ die de facto Betreuungsgeldumsetzerin (aber nicht -befürworterin) Kristina Schröder auf Aussagen reagiert, die nicht einmal die Tichys dieser Welt Hannelore Kraft in den Mund gelegt haben.

Jens
11 Jahre zuvor

@Stefan (5):
Ich lese da keine Pflicht heraus und ich sehe das ganze eher im Kontext der Ablehnung des Betreuungsgeldes.

PS: Das Interview (egal was sie nun der FAS-Meinung nach angeblich gesagt hat) ist nicht die erste inhaltliche Aussage von Hannelore Kraft im Wahlkampf. 🙂

Frauke
Frauke
11 Jahre zuvor

Nein Stefan, da kann ich Dir nicht zustimmen

Man muss einfach nur lesen können – nämlich das Parteiprogramm !
… Ihre Stellungnahme dazu :
https://nrwspd.de/meldungen/-1/114528/Hannelore-Kraft-Untaugliches-Ablenkungsman246ver-der-Union.html

Jens
11 Jahre zuvor

Zu Deinem Update:
Das ist nicht „mittlerweile“, das ist schon länger so.

Aber Du solltest doch noch mal updaten – denn die CDU NRW hat Deine (meiner Meinung nach falsche) Aussage abgeschrieben. 😉

Tortist
Tortist
11 Jahre zuvor

Liebe Leute,
ihr führt hier ein Phantomdebatte.

Zunächst müssen mal mehr Kinder geboren werden.
Als grösstes Hindernis zur Realsierung des Kinderwunsches wird immer die fehlende Betreuung der Kinder angeführt.

Und hier versagt Frau Kraft jämmerlich. NRW ist Schlusslicht in der Umsetzung des Rechtsanspruches (!) ab 2013 auf einen Kitaplatz. Darauf hat Stefan Laurin hingewiesen. Die Sozialdemokratie in NRW müsste hier vor Scham in den Boden versinken.

Es war Frau Kraft, die die höhere Verschuldung mit Mehrausgaben im Bereich Bildung und Betreuung begründet hat.
Die Realität ist doch das in NRW Fördermittel zum Bau von Kitas nicht abgerufen werden.

Wir können uns bis zum Tatergreisalter über Kitapflicht, Betreuunggeld etc trefflich streiten, nur dadurch wird kein einziges Kind mehr geboren.

Es ist erschreckend, wie in fast jeder Diskussion zur Kita, so auch hier , der demografische Wandel ignoriert wird. Die Eltern der nächsten 20 Jahre sind schon geboren….

Sollten wir nicht, dafür sorgen das diese Eltern die Angebote bekommen die sie brauchen und fordern…..

Jens
11 Jahre zuvor

@Tortist (10):
Ich zitiere mal aus dem Handelsblatt-Artikel NRW-Wahlkampf: Röttgens großer Kita-Bluff:

In NRW geht die Union mit fehlenden Kita-Plätzen auf Stimmenfang. Was sie nicht verrät: Verzögert wurde der Ausbau der Betreuungsplätze vor allem von der Vorgängerregierung – unter CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers.

Wenn man sich den Artikel durchliest, sieht man, dass erst die SPD und die Grünen die erforderlichen Mittel im Haushalt bereitstellten (und dafür von der CDU verklagt wurden!).

Jens
11 Jahre zuvor

@Stefan (13):
Standen die erwähnten Bundesmittel denn da zur Verfügung?

Jens
11 Jahre zuvor

@Stefan (15):
Hatte dieses Thema damals die Bedeutung wie heute?

Aber wir drehen uns im Kreis. Ich finde KEINE Partei sollte unbedingt über die Leistungen beim Kita-Ausbau der anderen Parteien meckern, denn irgendwie lief da alles nicht gut. Aber wenn die CDU dann auf die SPD mit dem ausgestreckten Finger zeigt, dann zeigen vier Finger auf sie zurück. Und womit? Mit Recht!

Aber übrigens Danke, dass ich hier mit diskutieren darf, ohne dass ich mein Parteibuch (wo ist das eigentlich gerade? ist glaube ich immer noch nicht umgemeldet!) zeigen muss. Das fordern ja gewisse Chefredakteure. 😉

Tortist
Tortist
11 Jahre zuvor

Lieber Jens,

ich bin in Bochum geboren, dort bis zum Abitur zur Schule gegangen, habe in Bochum studiert, ein Kind in Dortmund bekommen das dort in den Kindergarten ging und nun dort zur Grundschule.

Damit habe ich während fast meines gesamten Lebens die Auswirkungen einer sozialdemokratisch geführten Landesregierung in Land und Kommune hautnah erlebt.

Wenn ich heute Sozialdemkraten reden höre von mehr Bildung, Kinderbetreuung, Aufstieg durch Bildung etc erwacht in mir der Serienmörder….

Jens
11 Jahre zuvor

Lieber Tortist,
wenn ich Kristina Schröder wäre, würde ich jetzt das BKA einschalten.

Tortist
Tortist
11 Jahre zuvor

@Jens

Damit ich mich da zurückhalten kann, schalte ich bei Frau Schröder immer um… 🙂

Andrea "V"
Andrea "V"
11 Jahre zuvor

Wer nimmt denn noch Wahlkrampf-aussagen ernst, lächerlich die Debatte hier..!

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

@Andrea
mir gefällt die Debatte hier und ich wünschte, der NRW Wahlkampf wäre auch mal ein wenig ruppiger. Stattdessen erinnern die Auftritte von Röttgen und Kraft eher an Butterfahrten bei denen politische Heizdecken verkauft werden.

und was Kraft und Schröder angeht: Meine Oma – Gott hab sie seelig – hätte gesagt: wennste die beide in einen Sack stecken tätest, um anschliessend mit dem Knüppel draufzuhauen, du würdest immer die richtige treffen.

David
11 Jahre zuvor

@Jens: Vielleicht helfen zur Diskussion um die U3-Plätze und die Darstellung im Handelsblatt harte Fakten: unter Rüttgers wurde die Zahl der U3-Plätze von mageren 11.800 im Jahr 2005 auf 88.664 im Jahr 2010 ausgebaut. Rot-Grün versprach 2010 eine schnellen Ausbau. Das sieht anders aus. Die Ausbaudynamik stagniert unter Rot-Grün deutlich. Zur Erreichung der schon zu niedrig angesetzten U3-Quote von 32% fehlen derzeit noch 44.000 U3-Plätze. Der aktuelle U3-Ausbaustand liegt bei rund 100.000 Plätzen und entspricht einer Betreuungsquote von 15,9%. NRW ist in diesem Punkt bundesweites Schlusslicht.

Mathias Dopatka
Mathias Dopatka
11 Jahre zuvor

Lieber Stefan Laurin,

vorab: ich bin Sozialdemokrat und parteiisch. Und ich mag deinen Blog. Doch der heutige Artikel ist schon ziemlich fragwürdig. Kann passieren, klar, aber man sollte auch Fehler eingestehen.

Nur mal als Gedankenanstoß: Du interpretierst einen aus dem Kontext gerissenen Satz von Hannelore Kraft. Aus diesem liest du die Forderung nach einer Kita-Pflicht. Andere sehen dies anders. Ich persönlich empfinde deine Interpretation sehr gewagt. Aber ich nehme für mich nicht in Anspruch, dass meine die richtige und deine die falsche ist.

Wer aber hier helfen könnte wäre nunmal eben Hannelore Kraft bzw. das SPD-Wahlprogramm oder der Wahlomat. Hannelore Kraft hat eindeutig klargestellt, dass sie KEINE Kita-Pficht will (siehe auch den guten Artikel im Pottblog oder die Pressestelle der NRW-SPD). Dies ist auch nicht nachgeschoben. Genau so steht es im Wahlprogramm oder im Wahlomaten.

Wenn du nun also das Interview so interpretierst, dass sie eine Kita-Pflicht fordert, dann solltest du dich aber nicht den klaren Fakten versperren. Die Positionierung war bereits vor dem Interview klar und sie hat dies selbst erneut bestätigt.

Der Blog Ruhrbarone arbeitet auf einem sehr hohen Niveau. Da sollte dann auch die Größe dazu gehören einen gemachten Fehler einzugestehen und ihn zu korrigieren.

Beste Grüße,

Mathias Dopatka (Ex-Pottler)
aus Aachen

Mathias Dopatka
Mathias Dopatka
11 Jahre zuvor

P.S.: Das nachträglich eingefügte „Update: Mittlerweile hat die SPD in NRW erklärt sie sei gegen eine Kitapflicht.“ ist ebenfalls zwiespältig zu interpretieren.

Die SPD hat bereits VOR dieser (recht theoretischen) Kontroverse klar Stellung bezogen. Das „Mittlerweile“ würde ich eher so interpretieren, als ob sie erst nachträglich auf die Kontroverse reagiert hat. Einen Verweis auf das eindeutige Wahlprogramm oder den Wahlomaten fände ich angebracht.

Boms
Boms
11 Jahre zuvor

Schön, dass H. Kraft ihre Aussagen inzwischen relativiert /präzisiert hat. Die Freiheit, entscheiden zu dürfen, ob mein Kind in die Kita geht oder nicht möchte ich mir nämlich nicht nehmen lassen.
Das Betreuungsgeld gibt mir übrigens erst die Freiheit, mein Kind nicht in eine Kita geben zu müssen. Nicht mehr und nicht weniger.

trackback
11 Jahre zuvor

Links anne Ruhr – und am Rhein (Landtagswahl #nrw12) 30.04.2012…

Castrop-Rauxel: Offener Brief: Grüner Kandidat wusste von CDU-Veranstaltung mit ihm nichts (Ruhr Nachrichten) – Zukunft von BVB-Stürmer offen: Barrios trifft und will Klarheit (RP-Online) – Siehe auch: Borussia Dortmund …

trackback
11 Jahre zuvor

Links anne Ruhr – und am Rhein (Landtagswahl #nrw12) 30.04.2012…

Castrop-Rauxel: Offener Brief: Grüner Kandidat wusste von CDU-Veranstaltung mit ihm nichts (Ruhr Nachrichten) – Zukunft von BVB-Stürmer offen: Barrios trifft und will Klarheit (RP-Online) – Siehe auch: Borussia Dortmund …

TuxDerPinguin
TuxDerPinguin
11 Jahre zuvor

ich kommentiere ja nur ungern, weil ich jetz als Hannelore-Fan gelte, Flying Spaghetti-Monster bewahre.
Aber ist es nun sinnvoll solche Sätze interpretieren zu wollen oder darüber zu diskutieren a) wie es zu verstehen ist und b) was eigentlich gemeint war?

Wichtig ist doch nur, dass das SPD – sowie auch Grünen und CDU – Wahlprogramm nicht vorsieht, die Kita verpflichtend zu machen, und somit wird auch die nächste Regierung so etwas nicht einführen.
Wäre ja auch quatsch sowas generell zu fordern, weil es gar nicht genug Kita-Plätze bisher gäbe.

TuxDerPinguin
TuxDerPinguin
11 Jahre zuvor

Mir ist schon klar, dass nicht alles, was in Wahlprogrammen steht, auch umgesetzt wird. Z.T. aus Koalitionsgründen oder anderen äußeren Umständen, z.T. weil nie ernsthaft geplant war, dies umzusetzen – klang nur gut und diente der Werbung.

Aber wenn man in keinem Programm solch eine Forderung hier findet und teilweise bei den möglichen Regierungsparteien im Programm sogar dagegen argumentiert wird, dann wird sowas ja nicht aus heiterem Himmel seinen Weg in eine Koalitionsvereinbarung finden.

Man könnte jetzt natürlich noch argumentieren, dass man zwischen Personen und Partei unterscheiden muss und persönliche Meinungen von der Partei abweichen können. Dann passt der Artikel aber nicht ganz, weil im Update „SPD“ steht, während es im Artikel um Frau Kraft ging.

hasch
hasch
11 Jahre zuvor

Auch wenn Hannelore Kraft von einem „müssen“ gesprochen hat, heißt dies noch lange nicht, dass damit eine gesetzliche Pflicht oder eine Strafbewehrung verbunden wird. Wenn sie sagt: „Jedes Kind MUSS gesund ernährt werden“, ist die ja auch erst einmal eine normative Aussage. Die Interpretation „Kraft fordert Bußgeld für Eltern, die ihrem Kind eine Tüte Chips zum Frühstück geben“ ist falsch. Sondern der Journalist muss dann schon nachfragen „wollen Sie, dass die fehlerhafte Ernährung eines Kindes künftig unter Strafe gestellt wird?“ Und Kraft antwortet: „Nein. Aber ich will Hilfen und Anreize, damit dies so geschieht.“
Und so hätte man nachfragen müssen, wie sie denn sicherstellen will, dass alle Kinder da sind. Ihre vermutliche Antwort: Ausreichende Plätze, gebührenfrei, beste pädagogische Qualität und insbesondere keine Fehlanreize wie das Betreuungsgeld.

DDR light
11 Jahre zuvor

Stefan,

falls du mir verkaufen willst, Hannelore Kraft sei die „Margot Honecker NRWs“, solltest du schon ein wenig kreativer werden …

… so machst du nur den Westentaschen-Dobrindt:

https://www.sueddeutsche.de/D5i38h/599376/CSU-kritisiert-Kita-Zwang.html

„(…) Dobrindt sagte, damit sei ‚die Maske runter bei den Gegnern des Betreuungsgelds‘. Dahinter stecke ’nichts anderes als das altbekannte Verlangen von SPD und Grünen nach der Oberhoheit über die Kinderbetten und nach einer DDR light‘. Rot-Grün wolle ‚die Familien wehrlos gegenüber dem Staat machen und kleine Kinder in die staatliche Verfügbarkeit holen‘ (…)“

Struppi
Struppi
11 Jahre zuvor

@Stefan (kommentar zu #17)

@Jens: Ich finde schon, dass es auch damals bedeutend war – und es stimmt, alle Parteien haben versagt.

Kitaplätze, sind ein Thema, mit dem sich die Westdeutsche Politik erst sehr spät beschäftigt hat. Vor allem auch, da in dem Punkt, die DDR dem Westen vorraus war, aber dann nach der Vereinigung plötzlich die Kita Plätze verschwanden.

Trotzdem sind aber die Länder im Osten derer im Westen dort immer noch überlegen. Ende der 90’er fing man an, sich darüber Gedanken zu machen, auch im Rahmen einer Integrationsdebatte, die immer mal wieder wichtig wird.

Erst 2007 wurde aber beschlossen, dass bis 2013 Kitplätze Pflicht werden.

Damals war aber die CDU Regierung in NRW schon zwei Jahre im Amt. Insofern läßt sich ein vergangenes Versäumnis nicht einer SPD Regierung anlasten, es sei denn man erwartet heute, dass eine Regierung im Laufe einer anstehenden Diskussion im vorrauseilenden Gehorsam solche Dinge umsetzt.

Aber wie gesagt, bis in die späten 90’er führten Kitas in Westdeutschland eher ein Schattendasein und sind zu einem nicht geringen Anteil erst auf Elterninitiativen entstanden.

Wenn es ein so wichtiges Thema ist, wann haben eigentlich die Ruhrbarone das erstemal über fehlende Kitaplätze berichtet?

Andrea "V"
Andrea "V"
11 Jahre zuvor

@22 der, der auszog
nix gegen eine ruppige Auseinandersetzung, nur nach dem Wahlkrampf wird immer alles relativiert und der Wähler schaut in die Röhre… allerdings habe ich was gegen Buchstaben getreue Argumentation oder Interpretation.. wir wissen doch alle das wir gerade von SPD/GRÜNE verarscht werden – die CDU/PDF kann ja nicht anders… 😛

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

@38 Andrea
Auch auf die Gefahr hin, dass man als Wähler nach dem Wahlkampf in die Röhre schaut, fände ich es wünschenswert, wenn zumindest in der heißen Phase vor der Wahl politische Themen auf den Tisch kämen. Das kann ich weder bei den Regierungs- noch bei den ernstzunehmenden Oppositionsparteien beobachten. Stattdessen macht man einen auf „NRW im Herzen“ und „kein Kind bleibt zurück“.
Schwammiger gehts nicht und die Diskussion hier zeigt ja auch ganz deutlich, das man weder Politiker noch Parteien auf irgendetwas substanzielles festnageln kann, weil sie alles und eigentlich nichts sagen.

In Sache Verarsche von SPD/Grünen gebe ich Dir voll und ganz recht. Deshalb hätte mich gefreut, wenn das Thema „Von Kitas und Kraft“ sich nicht nur auf die Betreuungsgelddebatte beschränken würde. Der Widerspruch beispielsweise zwischen der Aussage von Übermutter Hannelore (Kein Kind bleibt zurück) und der traurigen Tatsache, dass NRW in Sachen Kitaplätze in Deutschland klägliches Schlusslicht ist, wird hier leider nur am Rande diskutiert und von den Hannelorefans großspurig umschifft.

Viel entäuschender allerdings finde ich, dass auch die Oppositionsparteien, allen voran die CDU, solche Widersprüche links liegen lässt, statt sie aufzugreifen und öffentlich zu diskutieren. Statt vor der Wahl zu kämpfen geht man Reibungen mit dem politischen Gegner lieber aus dem Weg. Das ist alles nur hohl, passt aber zu einem Röttgen, der sich auf NRW nicht festlegen will und einem Wittke, der in einer Röttgenniederlage seine große Chance wittert.

Wir haben derzeit nicht nur die schlechteste Landesregierung, die NRW je hatte, sondern auch die mit Abstand schlechteste Oppostion.

Andrea "V"
Andrea "V"
11 Jahre zuvor

@38 der, der auszog
leider muß ich Dir in allen Worten zustimmen 🙁

Arnold Voß
Arnold Voß
11 Jahre zuvor

Spannende Diskussion. Was ich allerdings nicht verstehe ist, dass sich hier die Mehrheit über eine Kita-Pflicht aufregt. Wir ständen uns in diesem Land ökonomisch, kulturell und bildungsmäßig weitaus besser, wenn es in den letzten 30 Jahren eine Kitapflicht gegeben hätte.

Was das mit Sozialismus zu tun haben soll, ist mir nicht nachvollziehbar. Es gibt auch eine Schulpflicht,und das ist gut so. Entscheidend ist immer, was in Schulen und Kindergärten inhaltlich passiert und dass die Eltern, bzw. die Bürger darüber in einer Demokratie mitbestimmen können.

Das Wichtigste aber ist, dass es diese Debatte hier gar nicht geben würde, wenn es eine Kitapflicht geben würde. Es gäbe dann nämlich schon lange ausreichend viele Einrichtungen in diesem unserem Lande.

Die Dämagogie, die zur Zeit gegen die angebliche von Frau Kraft geforderte Kitapflicht läuft, ist an sachlicher Dummheit und ideologischer Arroganz kaum zu überbieten. Es ist übrigens eine typisch deutsche Debatte weil die Familiedeologie hier immer noch dem Rest Europas um Meilen hinterher hinkt.

Jens
11 Jahre zuvor

@Der, der auszog (39):
Warum diese Zahlen zu relativieren sind, habe ich bereits direkt am Anfang erläutert. Der Kommentar #36 von Struppi greift das ganze nochmal sehr gut auf.

Ulrike
Ulrike
11 Jahre zuvor

@Struppi

Erst 2007 wurde aber beschlossen, dass bis 2013 Kitplätze Pflicht werden.

Damals war aber die CDU Regierung in NRW schon zwei Jahre im Amt. Insofern läßt sich ein vergangenes Versäumnis nicht einer SPD Regierung anlasten, es sei denn man erwartet heute, dass eine Regierung im Laufe einer anstehenden Diskussion im vorrauseilenden Gehorsam solche Dinge umsetzt.

Interessante Logik. Rot-Grün hat also nichts versäumt, weil die Regierung eines Bundeslandes sich ja erst dann um die Bedürfnisse seiner Bürger kümmern kann, wenn es von „oben“ per Gesetz dazu verpflichtet wird. Dann ist es ja kein Wunder, dass Rot-Grün nichts bewegt – die warten drauf, dass ihnen jemand den Marschbefehl gibt.

Das mit „erst 2007“ ist übrigens nicht so einfach. Es ist ja nicht so, als ob es vorher keine Diskussionen oder Gesetze gegeben hätte. Das Tagesbetreuungsausbaugesetz z.B. wurde 2004 verabschiedet. Aber es gibt auch viele sehr viel ältere Dokumente. Ich empfehle in der Parlamentsdatenbank des Landtages zu stöbern. 1994 z.B. gab es eine Ausschussberatung mit dem Titel „Situation der Betreuung von Kindern unter 3 Jahren“.

struppi
struppi
11 Jahre zuvor

Das ist sicher nicht die Logik, meiner Aussage.

Es geht um das erst 2007 beschlossene Kitagesetz, dass vorher in deutschland-west einiges im argen lag, was die ganztägige Betreuung von Kindern angeht, ist aber ein ganz andere Frage, die sich aber letztlich erst im Laufe dieser Debatte (besser) gelöst hat. Vorher wurden Mütter, die ihre Kinder ganztags in Betreung gaben, oft noch als „Rabenmutter“ angesehen.

Das ganze war also ein gesellschaftlicher Prozess. Wer Kinder in den 90’ern hatte und arbeiten musste kann sich sicher daran erinnern, dass ein Kindergarten punkt 17 Uhr zu war, was z.b. für eine Verkäuferin ein ziemlichen Streß bedeutete.

Aber das, als das Gesetz beschlossen wurde, die CDU in NRW die Regierung stellte, ist wohl kaum von der Hand zu weisen. D.h. die ersten Pläne zur Umsetzung hätten spätestens dann erfolgen müssen.

struppi
struppi
11 Jahre zuvor

@stefan, der Artikel hat aber nichts mit der Situation von Kitas zu tun. Das ist eher ein Artikel, der den hier etwas konterkarikiert, da dort Geldzahlungen angemahnt werden, damit die Leute ihre Kinder in Kitas schicken. Das Problem ist aber ein ganz anderes, dass nämlich Eltern die einer Arbeit nach gehen Probleme haben eine Betreung zu finden, weil es zu wenige Kitaplätze gibt.

Und ob eine „Belohnung“ für den Kitabesuch soweit davon entfernt ist, wie die Aussage von Kraft glaube ich auch nicht, der Zang ergibt sich in dem Fall für arme Familien, die evtl. auf das geld angewiesen wären.

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

@Jens

Was bringt es unserem Land, wenn wir immer wieder alte Kamellen aufwärmen? Hannelorefans verweisen bei Missständen auf das Rüttgersintermezzo, die Freunde anderer politischer Positionen verweisen auf die 41 Jahre SPD Herrschaft seit dem 2. Weltkrieg. Schon an dieser nach hinten gekehrten Blickweise erkennt man die bedauernswerte Tatsache, dass man wieder nur zwischen Pest und Cholera wird wählen können. Die Zukunft scheint überhaupt keine Rolle zu spielen. Aber genau die wählen wir doch. Und spätestens im nächsten Jahr wird sich das Land damit auseinandersetzen müssen, dass es beispielsweise die vorgegebenen Kita-Ziele nicht erreicht haben wird. Die CDU hat Maßnahmen auf die lange Bank geschoben und die SPD hat es auch nicht nötig gehabt, Gas zu geben, weil man sich scheinbar immer wird damit rechtfertigen können, dass die anderen ja auch nichts unternommen haben. Der leidtragende ist der Bürger und sowas ist einfach nur Kacke.

Ich vermissen bei den großen Volksparteien derzeit das Definieren von Zielen und zwar in der Form, dass dem Wähler gesagt wird: Kein Kind zurücklassen heißt folgendes: 1. 2. 3…. Wir wollen unser Ziel bis dann und dann erreichen… Die ganze Kiste kostet soundsoviel, finanziert durch die und die Töpfe und folgende Maßnahmen…

Genau das passiert nicht, oder anders ausgedrückt: Die Zukunft ist den beiden großen Volksparteien in NRW egal. Mich persönlich treibt dieser belämmerte Wahlkampfburgfrieden, der zwischen CDU und SPD eventuell auch wegen einer möglichen Großen Koalition errichtet wurde, soweit in die Enge, dass ich vielleicht sogar eine Partei wählen muss, der ich bis vor kurzem gar nichts zugetraut habe, die mir aber durch ihre konsequente Haltung in Sachen NRW Haushalt doch sehr imponiert hat und von deren Spitzenkandidat ich momentan als einzigen in NRW das Gefühl habe, dass er weiß, was Wahlkampf bedeutet: nämlich kämpfen.

Nico
11 Jahre zuvor

Dass Hannelore Kraft zig-fach erklärt hat, Kinder ab zwei Jahren müssten im Sinne des Kindeswohles in Kitas, lässt sich absolut nicht bestreiten. Dass Hannelore Kraft unbedingt den flächendeckenden Ausbau eines Kita-Systems für alle Kleinkinder und die Ganztagsschule für alle Kinder will, kann auch niemand bestreiten.

Ich finde, das reiche, um Hannelore Kraft politisch vollständig abzulehnen: Ein Kind braucht in den ersten Jahren die Nähe einer Bezugsperson, von der es herzlich geliebt wird. Ansonsten entwickelt es sich zu einem psychisch labilen und zu echtem Sozialleben (ja, dazu gehört Liebe!) unfähigen Menschen, allerdings zu einem prima Untertan.

Das menschliche Antlitz der Hannelore Kraft ist eine Schöpfung von Thomas Breustedt, dahinter steckt eine Fratze, der man weder im Hellen noch im Dunkeln begegnen möchte.

hasch
hasch
11 Jahre zuvor

@Nico Wenn diese absurde These stimmen würde, dann wären dänische, schwedische und holländische Kinder durchweg gestört, weil dort weitaus mehr Kleinkinder die Krippe besuchen, als in Deutschland.

@der, der auszog Was Rot-Grün für die Kinderbetreuung ausgeben will, ist mir Euro und Cent belegt: da reicht ein Blick in den gescheiterten Haushalt, der die Investitionssumme für das Sonderprogramm 2012/13 exakt aufschlüsselt. Und vorletzte Woche hat die Landesregierung weitere zusätzliche und dauerhafte Ausgleichszahlungen für die Kommunen beschlossen.

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

@48 Hasch

Hätte der Haushalt der Regierung im Landtag die benötigte Mehrheit bekommen, wäre die Rechnung von Rotgrün, die Du als Beleg angibst, aufgegangen. Aber genau das ist ja nicht der Fall. Der Haushalt und damit auch alle verbundenen Rechnungen sind gescheitert.

Und genau das ist doch das große Dilemma von Rotgrün: Für alles ist Geld da, und falls nicht, werden einfach weitere Schulden gemacht. Auf der anderen Seite reden dieselben Politiker davon, dass sie sparen wollen. Das passt einfach nicht und es ist deprimierend, dass solche Widersprüche immer erst geglaubt werden, wenn dies höchst richterlich festgestellt wird.

Styriaholland
Styriaholland
11 Jahre zuvor

#Arnold Voss (41): Stimme dir voll und ganz zu. Im Übrigen steckt hinter der Debatte die alte verschwörungstheoretische Sicht, dass KITAs wie in der DDR ideologische Erziehungsanstalten seien. Noch vor kurzem hat mir ein alter Herr erzählt, die Linken würden die Kinder nur deshalb in die KITAs stecken, damit die SPD dort die Kleinen infiltrieren könne. Wer sich in Kommunalpolitik auskennt, weiß auch, dass „sicherzustellen, dass alle Kinder da sind“, nicht auf eine KITA-Pflicht hinausläuft, sondern das ganze schöne kostenintensive Paket niedrigschwelliger Angebote meint, um die Kinder doch noch zum Delphin-Test oder auch zur Masernimpfung zu kriegen, und damit ihre Bildungschancen zu erhöhen. Natürlich bedeuten die breitfächerigen Informationen der Gesundheitsämter genauso wenig, dass es eine Impfpflicht gibt … nein, in diesem Lande wird niemand davon abgehalten, seine Masernpartys durchzuführen. Und so hat Deutschland in Bezug auf den Impfstatus eben das Level eines Entwicklungslandes. Im laizistischen Frankreich dagegen prügeln sich die Eltern darum, ihre zweijährigen Kinder auf die Ecole maternelle schicken zu können. Weswegen dort auch bald das bevölkerungsreichste Land Europas sein wird, während wir hier noch über 150 Euro für den heimischen Laufstall diskutieren. Vive la revolution française!

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