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‚Weiter so‘ in Oberhausen?!

Seit 58 Jahren wird Oberhausen ununterbrochen von Sozialdemokraten regiert. Doch die Wahlergebnisse werden von Mal zu Mal schlechter. Waren es vor 10 Jahren noch knapp 60 Prozent, stimmten 2009 nur noch 44 Prozent der Wähler für die SPD. Ein Rant

Viele haben offenbar den berüchtigten Oberhausener Filz satt, und nicht wenige fragen sich, ob es in der höchstverschuldetsten Stadt Deutschlands noch so weiter gehen kann wie bisher. Die SPD findet im aktuellen Kommunalwahlkampf eine klare Antwort: Ja! Die Kampagne der Partei heißt „Stolz auf Oberhausen„, Plakate im gesamten Stadtgebiet verkünden dem Betrachter Erstaunliches: „Starke Stadt. Weiter geht’s!“

Erstaunlich, denn in Oberhausen ist – verzeihen Sie die Ausdrucksweise – eigentlich alles Scheiße. Nicht nur, weil der örtliche Fußballverein in Liga 4 spielt. Viel schwerer wiegen die praktischen Folgen des jahrzehntelangen Niedergangs der Stadt. Oberhausen ist die ärmste Stadt Deutschlands. Die Arbeitslosenquote liegt bei über 10 Prozent, in der Innenstadt kommen 50 Prozent der Kinder aus Familien, die abhängig von Hartz 4 sind. Armut und Perspektivlosigkeit prägen das trostlose Bild vieler Stadtviertel. Teilweise – zum Beispiel rund um den Rotlichtbezirk in der Altstadt – ist die Schwelle zum Elend längst überschritten. Ein paar Meter weiter in der Einkaufsstraße stehen viele Läden leer, dazwischen gibt es 1 Euro-Shops und Selbstbedienungsbäckereien. Kein Wunder, dass seit den siebziger Jahren fünfzigtausend Einwohner abgehauen sind.

Hochwertige Immobilien wie das ehemalige Lyzeum in bester Lage verfallen. Die meisten städtischen Bäder und viele Schulen wurden in den letzten Jahren geschlossen. Darunter auch eine Grundschule auf dem Tackenberg, die noch vor zwei Jahren für eine Million Euro saniert worden war. Oberhausen ist zudem die bevölkerungsreichste Stadt Deutschlands ohne eine Hochschule. Der öffentliche Nahverkehr steht in andauernder Kritik. Buslinien und Haltestellen werden weniger, die Mitarbeiter überarbeiteter. Ein nennenswertes Nachtleben existiert nicht – wie auch, wenn der Bus ab 21 Uhr nur noch einmal pro Stunde kommt. Die SPD hat sich seit Beginn des sogenannten Strukturwandels an Luftschlössern und Leuchtturmprojekten aufgegeilt. Die Ergebnisse sind katastrophal. Nicht einmal 16 Prozent der Besucher des Centro, angeblich Europas größtes Einkaufzentrum, kommen aus Oberhausen. Dass es sich hier um ein Desaster moderner Stadtplanung handelt, ist weithin unumstritten.

Auch im Werbefilm der SPD-Kampagne „Stolz auf Oberhausen“ geht es nicht um die Belange und Lebensrealitäten Oberhausener Bürger, sondern um eitle Leuchtturmprojekte. Zum Beispiel um die Olga, eine Wiese, die – glauben Sie’s oder nicht – einmal Landesgartenschau war. Ein weiterer Grund „stolz auf Oberhausen“ zu sein ist dem Film zufolge die Fußgängerbrücke „Slinky Springs to Fame“ irgendwo im Niemandsland zwischen den Stadtteilen. Das nach dem bekannten Spielzeug benannte Werk des Künstlers Tobias Rehberger hat 5 Millionen Euro verschlungen. In einer charmanten Untertreibung charakterisierte die New York Times Oberhausen vor einem halben Jahr als „polierte aber kränkelnde“ Stadt und zog einen Vergleich mit dem bankrotten Detroit.

Wer will uns bei so einer Bilanz mit Lokalpatriotismus kommen? Nur Zyniker und Wahnsinnige. Wer kann, zieht weg.

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Angelika
Angelika
9 Jahre zuvor

Ja, so wie oben beschrieben, ist diese Stadt inzwischen. Leider ist es so!

Wer Glück hat lebt mit angenehmer Aussicht auf einen Garten, ein schönes Haus gegenüber. Wer Pech hat, lebt mit Aussicht auf Verfall, Leerstand, Billigläden etc..

Aber selbst die, die Glück haben (s. vorher), gruseln sich, wenn sie ihre kl. Idylle verlassen. Die Tristesse dieser Stadt erwischt sie an der nächsten Ecke …

Und dieser Slogan „Stolz auf..“ macht wütend!!

Stolz auf was??

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

-1-Angelika,

ich kann dem nicht widersprechen ;geurteilt aus räumlicher Ferne -Waltrop/Oberhausen- und aus parteilicher Nähe -Sozialdemokrat!

Aber….
Und dieses Aber bezieht nicht nur auf Oberhausen.

1.
Wo sind die überzeugenden inhaltlichen, personellen Alternativen?

2.
Wo bleibt „der Aufstand der Bürger“?
Wie schon mehrfach hier bei den Ruhrbaronen aus vergleichbaren Anlässen angemerkt:

Die da „Unten“ scheinen sich mit ihrem Los abgefunden zu haben.

Die da „Oben“ sehen als Egoisten keinen Anlass, für Veränderungen zu streiten, da der jetzige Zustand für sie bestens ist.

Und die „in der Mitte“?
Sie sorgen sich darum, nicht „nach Unten“ durchgereicht zu werden und akzeptieren die „da Oben“; die in der Mitte waren und sind zu „Aufständen“ nicht fähig.

Oberhausen, Gelsenkirchen……..Quo vadis?

Ich weiß es nicht.

Wissen das die Bürger in Oberhausen, in Gelsenkirchen?
Und ergibt sich daraus folglich für sie ein bedachtes Wählervotum aus Ü b e r z e u g u n g?

Joachim Jürgens
9 Jahre zuvor

Stimme mit dem Beitrag und Kommentar zu 100% überein. Zu lange „das Sagen“ haben fördert den Nepotismus in den Rathäusern – Parteibuch ersetzt Qualifikation etc. Kritik wird zur Majestätsbeleidigung. Versprochen gebrochen ist der Standard. In Herten 67 Jahre SPD-Dominanz, Gutgemeinte und nötige Vorhaben werden – aus welchen Gründen auch immer – Vergessen (s. Bürgerentlastung. [https://www.pro-herten.de/dl/spdbetrug.pdf]
Ja, die Kauenharken-Politik hilft nun langsam auch nicht mehr im Ruhrgebiet!

Mister O.
Mister O.
9 Jahre zuvor

Wer einmal erlebt hat, wie der Fraktionsvorsitzende der SPD im Rat der Stadt auf ihm mißliebige Kritik reagiert, weiß wie die hiesigen „Sozen“ ticken: Oberhausen ist IHRE Stadt. Basta und aus. Von einer demokratischen Auseinandersetzung auf kommunalpolitischer Ebene kann in Oberhausen schon lange nicht mehr die Rede sein.

Die Liste der Fehlleistungen der Stadtregierung allein in den letzten 5 Jahren sollte eigentlich langen, eine Wiederwahl effektiv zu verhindern. Aber da Elend und Dummheit oftmals Hand in Hand gehen und sich keine andere Partei oder Gruppierung als Alternative zu profilieren verstand, werden die Oberhausener sich mehrheitlich wohl erneut für die SPD und somit für 5 weitere Jahre Filz (was in Oberhausen eher ein Euphemismus ist), Stagnation (also weiteren Niedergang) und Erosion kommunalpolitischer Demokratie entscheiden.

Für Nicht-Oberhausener noch ein paar kleine „Schmakerl“ zum Schluss:

1. Das Hauptkriterium bei den Schulschließungen war eine ganz einfache Rechnung: wieviele „Schoko-Tickets“ müssen von der Stadt bezuschusst werden, wenn sie diese oder jene Schule schließt. Man hat also fleißig gerechnet und die Auswahl dann so getroffen, dass man möglichst wenig „Schoko-Tickets“ bezuschussen muss. Qualität der Schule, Bedarf vor Ort im Stadtteil etc. spielten ausdrücklich KEINE Rolle. Der zuständige Schuldzernent war so stolz auf seine „Leistung“, dass er sich damit auf einer Elternversammlung sogar gebrüstet hat.

2. Leuchttürme finden die hiesigen Genossen immer gut. So war man dann auch ganz angetan von der Idee eines windigen Inverstors auf dem riesigen Brachgelände gegenüber des CentrO. ein ebenso riesiges InDoor-Ski-Center zu bauen. Dass der Investor aber nur heiße Luft in Tüten und mitnichten Geld in der Tasche zu bieten hatte, ging einem erst auf als dieser die Rechnung für die schon erteilte(!) Baugenehmigung nicht bezahlen konnte. Eine Diskussion um die Sinnhaftigkeit eines solchen Projekts hatte es von vornherein nicht gegeben.

3. Im letzten Jahr wurde dann auch noch das letzte(!) kommunale Jugendzentrum geschlossen und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgerissen. Begründung: nicht zu finanzierender Sanierungsbedarf. Gleichzeitig kaufte die stadteigene OGM unter Leitung des wohl zukünftigen Oberbürgermeisters Hardy Schmidt (SPD) Schrottimmobilien in der Innenstadt auf um diese dann demnächst abzureißen und dort eigene Immoblilenprojekte zu realisieren. Das alles unter der Überschrift „Stadtentwicklung“. Formalrechtlicher Eigentümer des abgerissenen Jugendzentrums war btw. auch die OGM.

abraxasrgb
abraxasrgb
9 Jahre zuvor

@#2 … es gibt, außer einer topographischen, aber nicht gelebten, „Neuen Mitte“ eben keine bürgerliche Mitte in OB. Ausgestorben oder längst ausgewandert. Das ist, wie in eigentlich allen Ruhrgebietsstädten, das soziologische Problem.

So bleibt nur eine „Verwaltung“ übrig, die mit den sich strukturell aus dem Wandel ergebenden Problemen, als „Organisation“, genauso strukturell, wie inhaltlich, überfordert ist.

Den Artikel in der NYT habe ich gelesen … Detroit passt (leider nicht nur aus Oberhausen) …

Das gleichnamige „Detroit-Projekt“ erzeugt leider schon namentlich, genau s´diese Assoziation. Leider unfreiwillige Komik … ich frage mich, welche Agentur oder welche Truppe, sich diesen Namen ausgedacht hat? (Für den Leser unsichtbar den vor den Kopf schlage!).

Dabei hat oder eigentlich hätte, diese Region, buchstäblich gigantische Potentiale.

Ich fände es mal aufschlussreich, wenn man die gefallenen Prozentzahlen der SPD mal mit anderen demoskopischen Daten korrelierte. Z.B. Wahlbeteiligung, Wähler-Millieus, Entwicklung der anderen Parteien, das bitte noch über den gesamten Zeitraum verfügbarer Zahlen seit 1946. Da liesse sich bestimmt eine Menge erkennen und erklären. Die Daten müsste die öffentliche Verwaltung mit ihrer gigantischen Verwaltung, doch locker in ihren Archiven haben …

Oberhausen ist hier fast überall … leider 🙁

Wittgenstein
Wittgenstein
9 Jahre zuvor

Auch Moers ist ein gutes Beispiel für jahrzehntelange SPD-Mißwirtschaft!

Sascha Köhle
9 Jahre zuvor

Das ist, treffend geschildert, der Gesamtzustand in eigentlich allen seit Jahrzehnten SPD-regierten Kommunen im Ruhrgebiet.
Während ringsumher die Dinge „den Bach runter“ gehen, inszeniert sich die einstmalige Arbeiterpartei in bester ZK-Manier und stellt Wahlprogramme und Wirsindsotoll-Wahlkampagnen auf, die mehr an 6-Jahres-Pläne und Selbstbeweihräucherung erinnern.

So hält es die SPD, die sich in Herten in einem Anflug völliger Selbstüberschätzung „Hertenpartei“ nennt, seit einigen Jahren mit etwas, daß sie selbst „Bürgerbeteiligung“ nennt – was letztlich aber nicht mehr als eine Schlafsalz-Kampagne ist. Inklusive des Versuches, Bürgerbeteiligung als einzig der SPD zugehöig zu definieren.

Mehr zum Hertener Phänomen unter:

https://blog.piratenpartei-nrw.de/herten/2014/05/17/die-luege-von-der-mitmachstadt-herten/

discipulussenecae
discipulussenecae
9 Jahre zuvor

Warum seid Ihr so überrascht? Bottrop, Oberhausen oder Gladbeck leiden doch genauso. Frau Kraft scheint es einfach nicht …

Stefan Laurin
Admin
9 Jahre zuvor

Danke Felix für den Artikel!

Anne Gerdes
Anne Gerdes
9 Jahre zuvor

Wie wahr und wie furchtbar! Warum sich die Bürger nicht wehren?
Nun, zum Einen lassen sie sich einlullen vom „Wir sind stark“ – (und wer möchte nicht stark sein?!) -Singsang der kommunalen Oberen, genau wie übrigens auch auf Bundesebene vom Kanzlerin-Loreley-Gesang „Uns geht’s so gut“;
zum Anderen passiert es in Oberhausen halt, dass eine für ein Bürgerbegehren eingereichte Unterschriftenliste vom Oberbürgermeister ‚versehentlich‘ mit Kaffee übergossen und somit unwirksam wird (prüft es ruhig nach!).

Schade, Oberhausen!

Joachim Jürgens
9 Jahre zuvor

Neues Beispiel von sozialdemokratisches Demokratieverständnis in der „Mitmachstadt Herten“: Allen bekannt, dass die Partei DIE LINKE in Herten eine Bürgermeisterkandidatin stellen wollt. Sie wurde abgelehnt, da – wohl war- vergessen wurde ein Formular diesbezüglich abzugeben. Ein dezenter Hinweis des (SPD)-Wahlleiter wurde aufgrund „Neutralitätsgebot“ nicht gegeben. Lest bitte selbst: http://www.pro-herten.de/dl/lindnerundlinke.pdf

Franz Przechowski
9 Jahre zuvor

Danke für den guten Artikel

Andreas Ronig
9 Jahre zuvor

@#11 Ähnlich sind in Oberhausen auch wir Piraten komplett aus der Kommunalwahl gekickt worden. Die SPD vermag sich nur noch mit Bürokratischen Fallstricken zu wehren. Politische Ideen? Fehlanzeige!

Mister O.
Mister O.
9 Jahre zuvor

@#10: Es war nicht der Oberbürgermeister, sondern das Kind einer Bediensteten im Rathaus, welches gerade zufällig, da die Mutter Mittagspause hatte, im Büro derselbigen anwesend war, dort zufällig der Stapel mit den mehreren Tausend Unterschriften lag und das Kind durch eine ungeschickte Bewegung die neben dem Stapel stehende Kaffeetasse seiner Mutter so umkippte, dass sämtliche gesammelten Unterschriften SOFORT unbrauchbar wurden woraufhin man im Rathaus beschloss diese UNVERZÜGLICH in nächsten Aktenschredder zu entsorgen.

Thorsten Loose
Thorsten Loose
9 Jahre zuvor

Also:
In Oberhausen gibt es auch einen Wahlamtsleiter, der anderen Parteien gerne einen Stein in den Weg wirft.
Ein Kandiat wurde abgelehnt, weil er als Beruf Geschäftsführer angab, der einer anderen Partei jedoch nicht.
Die SPD hat die macht und alles geht abwärts. Wer etwas gegen die SPD sagt ist Nörgler und Miesmacher. Die SPD hat doch soviel geleistet.
Der Oberbürgermeister geht erst 1 Jahr nach der Kommunalwahl, Weril er noch viele Projekte begleiten will, die er angeleiert hat. Das einzige bekannte Projekt, das er eingestielt hat und nicht zur Rubrik „Luftschloss“ gehört ist das füllen seiner Brieftasche.
Die Anzahl der Firmen, die als Städtische Dienstleister arbeiten, ist ein undurchsichtiges geflecht, das vor lauter unübersichtlichkeit nicht mal mehr von der Stadt durchschaut wird.
Die Stadt hat die höchsten Gewerbe und Grundsteuern, was Investoren abschreckt und nun sollen die Gebühren noch höher steigen.
Die Stadt hat in den 80er und 90er Jahren verschiedene gegenden saniert, die JETZT erst abgerechnet werden. Einige Straßenzüge wurden in den letzten Jahren gemacht.
BEI ALLEN dieser Projekt hat die Stadt überhöhte Gebührenbescheide an die Besitzer der dortigen Grundstücke und immobilien geschickt. Nach dem Motto: Hoffen wir, das die Deppen zahlen. Nur wer bis zum Bundesverwaltungsgericht klagte, hat eine Chance einen korrekten gebührenbescheid zu bekommen.
Alle anderen müssen zahlen. Und der SPD Chef der entsprechenden Abteilung im Rathaus findet das OK.

Angelika
Angelika
9 Jahre zuvor

@ #15 „…Die Stadt hat die höchsten Gewerbe und Grundsteuern, was Investoren abschreckt und nun sollen die Gebühren noch höher steigen…“

Und so was ist doch gaga!

Wer kann, zieht weg/verlagert sein Unternehmen/Geschäft.
Wer noch nicht da ist, wird doch durch die erwähnten höchsten Gewerbe- und Grundsteuern nicht angezogen. Wird so gezielt an dem Projekt shrinking city gearbeitet?!

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

-5-Abraxasrbg:

1.
„…keine bürgerliche Mitte in OB…..“.

Aufgrund dieser Bemerkung, so meine ich, könnte es sich lohnen, ‚mal näher zu untersuchen, wie es um die „bürgerlichen Mitte“ in den Ruhrgebietsmetropolen bestellt ist.
Eine solche Untersuchung sollte einen Städtvergleich einbeziehen.Oder gibt es die bereits?

2.
„gefallene Prozentzahlen der SPD ‚mal mit anderen demographischen Daten…..

Zunächst ist es doch für jede Partei, also auch für „meine“ SPD, selbstverständlich, daß sie diese „vergleichende Untersuchung“ in ihrem Interesse durchführt. Wenn sie das noch nicht gemacht haben sollte, dann…..

Allein die allgemeinen Erkenntnis, das klassische Wählerpotential der SPD hier aus einer gewerkschaftlich organisierten Arbeitschaft -nebst kleinen,mittleren Angestellten-, namentlich hier im Ruhrgebiet, sei nicht mehr existent bzw. habe quantitativ entscheidend an Beduetung verloren, ist m.E. keine hinreichende Antwort auf die aufgeworfene Frage..

Gibt es dazu nicht außerhalb evtl. existierender SPD-eigener Untersuchungen einschlägige, ruhrgebietsspezifische Erkenntnisse aus Forschungsprojekten, z.B. von Politikwissenschaftlern? Ich weiß es nicht.

nicht ausschließt, daß z.B. auch in der Politkwissenschaft solche Untersuchungen gemacht werden und, so nehme ich ‚mal an, schon gemacht wurden.

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Nachttrag: Letzter Halbsatz -17-„vergessen“; ich habe vergessen, ihn zu löschen.

der, der auszog
der, der auszog
9 Jahre zuvor

Mir gefällt der Text auch recht gut, zumal Oberhausen stellvertretend für die ganze Region steht. Beispielsweise liegt der Unterschied zu Gelsenkirchen lediglich darin, dass die königsblaue Baranowski-Elf einen besseren Fußball spielt als der rotweiße Turnverein von Klaus Wehling.

Es sollte allerdings nicht vergessen werden, dass die Machtverhältnisse in den Ruhrgebietsstädten vom Bürger gewollt sind, weshalb man für die Missstände nicht nur die SPD verantwortlich machen kann nd solange sich der überwiegende Teil der Menschen im Ruhrgebiet, von denen sich viele voller Stolz auch noch als Ruhri und Potti bezeichnen, gleichzeitig für tolerante, offene und gebildete Weltbürger halten, nur weil zwei Ruhrgebietsvereine regelmäßig die europäische Champions Leauge erreichen, sehe ich keine großartigen Chancen, dass sich an den politischen Verhältnissen im Ruhrgebiet in Zukunft irgendetwas ändern wird.

matthias matussek
9 Jahre zuvor

interessanter Einblick!

Stephan
Stephan
9 Jahre zuvor

Das Phänomen Filz lässt sich glaube ich nicht einer bestimmten Partei zuordnen. Das ist wohl mehr so parteiübergreifend, weil sich Geld ja unabhängig von einer bestimmten Farbe verteilt. Der Niedergang der Städte ist nicht nur im Ruhrgebiet, sondern bundesweit feststellbar.

„Teilweise – zum Beispiel rund um den Rotlichtbezirk in der Altstadt – ist die Schwelle zum Elend längst überschritten. Ein paar Meter weiter in der Einkaufsstraße stehen viele Läden leer, dazwischen gibt es 1 Euro-Shops und Selbstbedienungsbäckereien.“

Eine solche Beschreibung, speziell das mit den 1-Euro-Shops, trifft z.B. auch in Stuttgart, die Bundeshauptstadt des Maschinenbaus (Daimler mit mehreren Werken, Robert Bosch GmbH, Kolbenhersteller Mahle, Porsche oder in der Nähe auch Festo), zu, selbst in der Haupteinkaufsmeile der Königstraße. Die Konzerne zahlen meistens nur sehr wenig Gewerbesteuer und reden sich dann damit raus, dass sie doch soviele Löhne an die Arbeiter für ihre Arbeit zahlen würden, das müsste doch genug sein. Wie gut, dass es so viele Einwanderer aus den ost- und südeuropäischen Ländern gibt, die für 8,50 Euro Brutto oder weniger dafür sorgen, dass es in den Discountern (in ganz Europa?) was zu kaufen gibt.

Georg-OB
Georg-OB
9 Jahre zuvor

Im Großen und Ganzen kann ich zustimmen. Wobei ich jetzt hier nicht auf Details eingehen möchte, die ich anders sehe, oder die unterschlagen wurden.
(Ausnahme: RWO mit bester Rückrunde seit dem letzten Aufstieg vor x-Jahren = 3. Platz in der Regionalliga West.)

Es gibt aber ein bißchen Licht am Ende des Tunnels. Ich denke nach der Wahl wird es andere politische Verhältnisse geben! Die SPD pfeift laut auf dem letzten Loch, weil ihnen ihr Hinterteil auf Grundeis geht, denn diesmal geht es unter die 40% !!!

Hoffnungsschimmer:
– zum ersten Mal tritt ein Bürgerbündnis an,
– die Grünen legen sich nicht auf eine Koalition fest,
– die CDU lehnt ein Bündnis mit der SPD ab.
-> Somit wird es keine Cholera-Situation wie in Mülheim mit seiner GroKo geben, deren Politik ist nämlich auch unter aller Sau.

Nur bleiben danach noch viele Altlasten in der Verwaltung, den städtischen Töchtern und auf anderen politischen Ebenen übrig…

Schaun mer mal…

Gruß

Georg

Joachim Jürgens
9 Jahre zuvor

@21 Ich stimme zu, dass der Filz nicht symptomatisch einer Partei zuzuordnen ist. Tatsache ist aber, dass Filz durch langer monoparteipolitischer Herrschaft gefördert und begünstigt wird (sh. auch Bayern, schon unter F.J. Strauss ein bekanntes Phänomen. Hier im Ruhrgebiet sorgten schon in früher Zeit die sogenannten „Zechenbarone“ dafür, dass deren Gewerkschaftskollegen sich auch intensiv in die Kommunalpolitik beteiligten. Nach Zusammenbruch der Montanwirtschaft stehen diese Kollegen nun ohne Hosen da. Innovative Firmen flüchteten aus der Region (Nickdorf) wurden dann leider von anderen Firmen (Siemens) kassiert. Ein interessanter Beitrag dazu unter https://www.wiwo.de/politik/ausland/filz-und-vetternwirtschaft-was-ist-faul-in-europas-staaten-seite-3/5243558-3.html

Manfred Michael Schwirske
Manfred Michael Schwirske
9 Jahre zuvor

Walter Stach fragt zu Recht nach den politischen Alternativen. Aus der Politik, aus dem technokratischen System, aus der Zivilgesellschaft. Fehlanzeige.

Man wird erklärend dazu vielleicht sagen können, dass es diese Alternativen regional gar nicht geben kann, weil die zugrunde liegenden Probleme in größeren Ökonomischen Zusammenhängen zu identifizieren wären. Entsprechend ist -revierweit – Oberhausen irgendwie überall.

So beschreibt denn der Artikel zwar so etwas wie Sumpfblüten, aber der Sumpf selbst und seine Quellen bleiben außen vor.

Helmut Junge
Helmut Junge
9 Jahre zuvor

Ich wohne ja 50 Meter von Oberhausen entfernt im Duisburger Norden, weit vom Duisburger Zentrum entfernt, aber dicht an allem, was Oberhausen zu bieten hat. Nachrichtenmäßig bin ich über den Duisburger Lokalteil der WAZ über Duisburg, nicht aber über Oberhausen informiert. Insofern bin ich in der besonderen Situation, alles was ich über Oberhausen weiß, aus dem reinen Augenschein, nichts aber über die Medien zu kennen. Vergleiche ich Oberhausen unter diesem Blickwinkel mit dem mich umgebenden Duisburger Norden, in dem etwa soviel Menschen wohnen wie in Oberhausen, kommt Oberhausen super dabei weg, weil in Duisburg praktisch alle Investitionen in Sichtweite des Duisburger Rathauses gemacht werden. Von dem wohne ich aber 15 km entfernt.
Mit dem Bus bin ich in 10 Minuten in Oberhausener Zentrum. Wenn ich mit der Bahn nach Duisburg Stadtmitte wollte, ginge das kaum unter einer Stunde, wobei ich abends nach 22 Uhr nicht mehr auf diesem Weg zurück käme. Also mit dem ÖPNV abends ins Duisburger Theater geht nicht. Da muß ich mit dem Auto hin. Als ich noch für die Duisburger Grünen etliche Abendsitzungen hatte, bin ich von denen manchmal deshalb angepflaumt worden. Nur die wohnen alle im Speckgürtel und können dahin laufen.
Egal, wenn ich gelegentlich jogge, nehme ich die Strecke in Oberhausen, weil die sauberer ist. (frei von Müll). Dieser Vergleich zwischen Oberhausen als selbständiger Stadt mit dem vernachlässigten und eingemeindeten Duisburger Norden wird manchem natürl nich passen, es ist ja eben kein Vergleich mit den beiden Städten insgesamt. Aber dennoch ist er berechtigt, weil hier nahezu ebenso viele Menschen wie in der Nachbarstadt wohnen.

Der Werbefilm der Oberhausener SPD „Stolz auf Oberhausen“ dagegen, ist eine Frechheit. Ich habe mich erst kürzlich gefragt, was ich überhaupt noch im Zentrum auf der Marktstraße soll. Was nützt es, wenn ich innnerhalb von 10 Minuten mit dem Bus da bin? Da wimmelt es von Billigläden. Selbst die machen immer häufiger dicht. In diesem Punkt muß ich dem Autor Felix Christian Recht geben. Da lockt nichts. Allerdings bin ich Leser bei der Stadtbiliothek und VHS-Besucher, so daß ich doch immer wieder da hin fahre, denn Duisburg ist weit. Naja, und daß das Gelände der OLGA einmal die Landesgartenschau beherbert hat, glaubt sowieso keiner, der die Wiese sieht.
Was mich interessiert, ist, wie die Bürger und natürlich auch die Bürgerinnen die freche Wahlwerbung der örtlichen SPD bewerten, die eigentlich die Frage in den Mittelpunkt stellen sollte, was die Politik als erstes flicken sollte. Nur auch das kann man in allen Ruhrgebietstädten fragen. Wie kann es besser werden? Wie kommen wir aus der Kuhle in die uns unsere Politik gefahren hat, wieder raus?
Eine Partei, die diese Frage nicht stellt, bekäme von mir als Wähler überhaupt keine Stimme.

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Helmut,
„Oberhausen ist überall“, wie schon festgestellt wurde, auch im gesamten nördl.Ruhrgebiet, der sog.Emscher-Lippe-Zone, und so auch in meiner kleinen Wohn- und Heimatort Waltrop.

Und darauf bezogen(Emscher-Lippe-Zone im allgemeinen, Waltrop im konkreten) bekäme keine Partei von Dir eine Stimme -sh.letzter Satz Deines Beitrages -25-.

Insofern darf ich auf meine Fragestellungen im Beitrag -2- und auf den Beitrag von M.M.Schwirske hinweisen. Wir sind uns offenkundig einig in der diesbezüglichen Problembeschreibung. M.M.Schwirske erweitert zurecht die Frage nach Alternativen zur jetzigen Herrschaftstruktur im Ruhrgebiet über die Parteien hinaus auf das technokratische System und die Zivilgesellschaft.

Wenn der „Marsbewohner“ heute nach Waltrop kommen würde, müßte er -Systemkenntnisse unterstellt-im Gespräch mit den Bürgern feststellen, daß trotz der mit Wahlplakaten ein- bzw. zugedeckten Stadt die Wahl am 25. niemanden sonderlich interessiert.

Dieser Fremde wäre zudem angesichts des Angebotes nicht in der Lage, sich zwischen SPD/CDU/Grünen/ zu entscheiden, denn keine ne der genannten Partei unterscheidet sich substantiell in ihren politischen Zielen von einer der anderen. unterscheidet.
Das gilt für die plakatierten politischen Ziele dieser Parteien heute und morgen.

Von konzetionellen Vorstellungen (von „strategischen Zielen), die Zukunt der Region im allgemeinen und die meiner Wohn- und Heimatstadtg Waltrop betreffend, ganz zu schweigen.

Anmerkung (so nebenbei):
Was die Parteien/Wählergemeinschaften im übrigen zur Zeit hier abliefern, gleicht ehe einem „Wahl-Spiel“ als einem „Wahl-Kampf“.

Lediglich die örtliche Zeitung (WALTROPER-Zeitung) versucht immerhin, Probleme aufzugreifen, z.Teil provokativ, um so einen öffentlichen Diskurs anzuregen, was ihr nur sehr bedingt gelingt bzw. nur sehr bedingt gelingen kann angesichts der allgemeine Lethargie, wenn es um das „bonum commune“ geht.

Wahlkampf?
Kämpfen setzt voraus, daß man klare Ziele hat und diese propagiert-kurz, mittel-und langfristige- und daß da jemand ist, der diese Ziele nicht teilt, sondern eigene hat und diese propagiert, wenn es also darauf gestützt für jedermann erkennbar einen öffentlichen Wettbewerb der Ideen und Ziele gibt, für die aus wahrnehmbarer Überzeugung die Parteine/Wählergemeinschaft streiten und kämpfen.
Wahlkampf in der Region/in Waltrop :Fehlanzeige !
Das gilt nicht nur für die Wahl des Rates, sondern auch für die Wahl des Bürgermeisters,der Bürgermeisterin.

Manfred Michael Schwirske
Manfred Michael Schwirske
9 Jahre zuvor

Walter, völlig einverstanden.

Manchmal versuche ich, diese Kritik in der Partei – und nicht nur dort – anzubringen. Die Politischen Akteure verstehen es nicht. Aus ihrer Perspektive (ingroup) sind die Kritiker ignorant, hysterisch, besserwisserisch, destruktiv und geradezu feindlich. Denn: „wir gewinnen“.

Was ich sagen will: die politische Klasse agiert selbstferentiell und ist von außen kaum noch steuerbar. Und das über alle Ebenen. Von Oberhausen bis Bruessel, wo der notorisch autistische Zustand zum System erhoben wurde.

der, der auszog
der, der auszog
9 Jahre zuvor

@Helmut

Um sich ein Urteil über den Film der SPD Oberhausen erlauben zu können, müssten die Oberhausener diesen Film erst einmal sehen und 700 Aufrufe bei Youtube sind nicht gerade ein Zeichen dafür, dass der Streifen ein Renner ist. Das könnte sich vielleicht ändern, wenn er in den Werbeblöcken bei Dschungelcamp, GZSZ oder Germanys next Topfmodell liefe, aber dafür ist der Film nicht produziert worden.
Sinn und Zweck dieser Produktion dürfte gewesen sein, sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen und den Machern das Gefühl zu geben, auch etwas ge-‚macht‘ zu haben… Und vielleicht auch, um ein Agrument zu haben, sich vor dem lästigen Auf- und Abbauen der Wahlkampfplakate zu drücken, denn schliesslich kann man sich nicht um alles kümmern.

@Walter

Für meinen Teil habe ich das Ruhrgebiet abgeschrieben. Ich werde zwar wählen gehen, weiß aber jetzt schon, dass meine Kreuzchen auf dem Wahlzettel nichts an den politischen Gegebenheiten ändern werden. Kurioserweise habe ich mittlerweile sehr viel Verständnis für Menschen, die gar nicht (mehr) wählen, was in Zeiten, als ich nicht im Ruhrgebiet lebte, anders war. Der Witz ist ja, dass die meisten Kommunalpolitiker – egal welcher Partei sie angehören – seit Jahren wissen, dass sich hier etwas ändern muss und das auch gerne betonen, wenn man mit ihnen ins Gespräch kommt. Wenn es aber dann ans Eingemachte geht, zieht man sich i.d.R. mit dem Hinweis auf die einzigartigen und einmaligen Strukturen des Ruhrgebiets wieder aus der Affäre.

Klaus
Klaus
9 Jahre zuvor

Wieso ist es ein Desaster, wenn „Nicht einmal 16 Prozent der Besucher des Centro“ aus Oberhausen kommen? Da den Ruhrgebietstädten vor allem Unternehmen fehlen, die Umsätze von Auswärtigen erzielen, ist das doch wohl eher ein Erfolg.

Andreas Ronig
9 Jahre zuvor

#29 Nicht einmal das… Genau genommen hat Oberhausen ohnehin keinen direkten Nutzen aus den Umsätzen des CentrO. Da es sich lediglich um Fillialgeschäfte handelt, fällt die Umsatzsteuer am Sitz der jeweiligen Firmenzentrale an. Oberhausen profitiert lediglich von den Umsätzen des CentrO-Betreibers durch die Vermietung. Auch die Arbeitsplätze bringen kaum Steuern, da sie größtenteils auf 400-Euro-Basis bestehen. Durch die gute Infrastrukturelle Anbindung bestehen auch kaum Synergieeffekte für umliegende Angebote. Autobahnabfahrt > CentrO rein und raus > Autobahnauffahrt > weg! Wenn’s hoch kommt, gucken die Leute noch einmal kurz beim direkt benachbarten Gasometer vorbei. Einziger echter Vorteil: Prestigegewinn. Ohne das CentrO wäre Oberhausen vermutlich längst als restlos provinzielles Kaff untergegangen. :-/

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

-28-Der,Der…….

Ich habe -leider-kein(!)Argument, um spontan und aus „tiefster“ Überzeugung Deine an mich adressierten Aussagen widersprechen zu können!

Ich müßte länger nachdenken und ich müßte mich sehr anstrengen, um soviel Optimismus zu gewinnen, die Ideen zu entwickeln und die Worte zu finden, um Deinem Pessimisums möglicherweise doch noch begegnen zu können.

Und lediglich aus der Position eines alten SPDlers zu argumentieren, u.a.getragen von der Solidarität in der Partei und mit ihr, das ist nicht „mein Ding“.

Ähnliches gilt für das in solchen Fällen übliche Wiederholen von Phrasen wie: „Man“ wählt, weil das die Pflicht von Demokraten ist , und „man“hat ja das Glück, mindestens das jeweils kleiner Übel wählen zu können, eben auch im Ruhrgebiet.

Also, ich gehe am Sonntag wie Du zur Wahl, auch zur Kommunalwahl.
Und warum -eigentlich-?

Stephan
Stephan
9 Jahre zuvor

„Ein paar Meter weiter in der Einkaufsstraße stehen viele Läden leer, dazwischen gibt es 1 Euro-Shops und Selbstbedienungsbäckereien. Kein Wunder, dass seit den siebziger Jahren fünfzigtausend Einwohner abgehauen sind.“

Ich denke, dass vor allem der Niedergang des Kohlebergbaus und der Stahlindustrie dafür verantwortlich ist und weniger die 1-Euro-Läden.

„“Slinky Springs to Fame” “

Habe ich noch nie von gehört, auch nicht von einem derartigen Spielzeug. Muss man das als Nicht-Oberhausener kennen?

@#15 Thorsten Loose
Gut das erscheint wirklich so, dass die SPD abgelöst werden sollte, aber es wird garantiert nicht besser, wenn sich die Bürger nicht wenigstens um die Kommunalpolitik kümmern. Politik ist genauso wichtig wie unserer Kinder, man muss sich um beide Dinge kümmern, weil beide unsere Zukunft bestimmen.

@Mister O.
“ Gleichzeitig kaufte die stadteigene OGM unter Leitung des wohl zukünftigen Oberbürgermeisters Hardy Schmidt (SPD) Schrottimmobilien in der Innenstadt auf um diese dann demnächst abzureißen und dort eigene Immoblilenprojekte zu realisieren.“

Stuttgart zerstört einen funktionstüchtigen Bahnhof, ein gut erreichbares und gut ausgebautes Bahnausbesserungswerk, viele mehrere hundert Jahre alte Bäume, um einen schlechter funktionierenden Bahnhof sowie eine zugebaute Innenstadt zu bekommen und verschuldet sich dabei mit mehreren hundert Millionen Euro. Und das alles unter der Herrschaft von CDU-OBs.

Noch ein Beispiel aus Stuttgart, das vor etwa vier Jahren ans Licht der Öffentlichkeit kam: Die Stadt Stuttgart (die Hauptstadt von „Wir können alles außer Hochdeutsch“) hat nicht mehr genügend Geld, um für Kinder genügend vorzusorgen – es ist eigentlich ein Artikel zum Thema Stuttgart 21, aber es kommt darin auch ein Hinweis auf die finanzielle Situation der Stadt Stuttgart vor:

Beitrag vom 14.08.2010
Peter Conradi (SPD): „Stuttgart 21“ ist noch umkehrbar

„Dann kommt ein Vater zu mir und sagt: Mein kleiner Junge geht in der Schule nicht mehr aufs Klo, weil die Klos werden nicht mehr gereinigt. Die Stadt Stuttgart hat dafür kein Geld. Ab Mittwoch ist kein Klopapier mehr da, aber für so einen Unsinn [für Stuttgart 21] haben sie Geld. Das ist so die Grundstimmung.“
https://www.deutschlandradiokultur.de/peter-conradi-spd-stuttgart-21-ist-noch-umkehrbar.1008.de.html?dram:article_id=163424

Klaus
Klaus
9 Jahre zuvor

@29: Die Umsatzsteuer ist eine Bundessteuer, die hauptsächlich Bund und Ländern zukommt. Die Kommunen bekommen da gerade mal 2% von ab. Die USt spielt für Oberhausen und das Centro keine Rolle. Interessanter ist da schon die Gewerbesteuer und deren Höhe steigt, wenn Auswärtige dort auch einkaufen.

Ob die Leute nun nur da über die Autobahn hin- und direkt wieder wegfahren, ist auch egal, solange sie Geld da lassen. Und selbst wenn das oft lediglich 400 Euro sind, die Aushilfen bekommen, sind das jeweils 400 Euro die zu 84% über Umsätze von Auswärtigen erwirtschaftet werden.

Stephan
Stephan
9 Jahre zuvor

@Joachim Jürgens und @Andreas Ronig
„Sie wurde abgelehnt, da – wohl war- vergessen wurde ein Formular diesbezüglich abzugeben. Ein dezenter Hinweis des (SPD)-Wahlleiter wurde aufgrund „Neutralitätsgebot“ nicht gegeben. “
Die bayerische Partei „Freie Union“ um die ehemalige Landrätin Gabriele Pauli kann ein ähnliches Lied singen. Dazu kam aber noch die Pattenscheidung im Bundeswahlausschuss (BWA) mit Entscheidung des Leiters des BWA gegen die Freie Union im Jahr 2009.

@#23 | Joachim Jürgens
„Tatsache ist aber, dass Filz durch länger monoparteipolitische Herrschaft gefördert und begünstigt wird (sh. auch Bayern, schon unter F.J. Strauss ein bekanntes Phänomen. “
Ja die Amigo-Connections waren damals schon sehr gut. Ich glaube allerdings nicht, dass die Raucher-Asozialisierungskampagne, die von Bayern, d.h. von einem bayerischen, neurotischen Nichtraucher ausging, unter F.J.S. Erfolg gehabt hätte. Selbiger starb übrigens am inzwischen allgemein bekannten 3. Oktober. Nichtsdestotrotz kommt es auf jeden einzelnen an, ob sinnlose Politik eine Chance hat oder nicht. Man hat selbst als Einzelner viel mehr Möglichkeiten als man denkt.

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

-32-Stephan (sh.Stuttgart)

ein Trost für uns im Ruhrgebiet nach dem Motto: „Iss ja überall dieselbe Scheiße“?

Das wird uns im Ruhrgebiet, so hoffe ich unverdrossen, aber nicht davon abhalten , über „unseren Scheiß“ -sorry-, über desse Ursachen, über seine Beseitigung, über seine Verhinderung nachzudenken (und hier bei den Ruhrbaronen darüber strittig zu diskutieren).

Stephan
Stephan
9 Jahre zuvor

Was kann man (anders/besser) machen?

Ich denke eine ganze Menge. Das wichtigste ist zunächst einmal, dass man sich mit Gleichgesinnten zusammen tut. Es gibt garantiert in jeder großen oder kleinen Stadt mindestens eine Gruppe, die versucht auf die eine oder andere Weise etwas besser zu machen. Wenn man alleine ist, schliesst man sich am Besten einer solchen Gruppe an. Ansonsten kann man in der Gruppe schon etwas auf die Beine stellen.

Die Misere der Städte hat mit dem Auftauchen der ersten Supermärkte angefangen. Das war wohl so Anfang der 70er. Das Ganze war nicht zufällig, sondern wurde anscheinend mit jeder Menge Geld durchgedrückt, so ähnlich wie die Firma Amazon entstanden ist. Jedenfalls verschwanden zunächst einmal nach und nach die Tante Emma Läden. Die Discounter übernahmen dann glaube ich so in den 90ern langsam die Herrschaft über den gesamten Einzelhandel, also nicht nur über die Lebensmittel. Und das war beleibe nicht nur ALDI, sondern auch so Namen wie Metro oder Rewe. Mit den großen (billigen?) Einkaufszentren auf der grünen Wiese begann dann das Sterben der Innenstädte.

Man kann diese Entwicklung auch wieder umkehren, aber das geht nicht von heute auf morgen. Aber würde das nicht Spass machen, dem Sterben der Einkaufszentren auf der grünen Wiese zuzuschauen. 😉

Für die Motivation hier ein Filmbeitrag über die Geschichte der Elektrizitätswerke Schönau bzw. über die „Schönauer Stromrebellen“ und ihre Kampagne „Ich bin ein Störfall“:

Die Schönauer Stromrebellen Teil 1
https://www.youtube.com/watch?v=K1UB72B_MSU

Das waren am Anfang nur zwei Familien, die aus der Atomkraft aussteigen wollten und heute ist daraus ein ganzes Stadtwerk geworden, das vor allem grünen Strom produziert und verkauft.

Manfred Michael Schwirske
Manfred Michael Schwirske
9 Jahre zuvor

Wie haben wir uns die Problemlage – oben nannte ich das den SUMPF – im Revier vorzustellen. Meine These, sehr freihändig, aber plakativ in Prozent ausgedrückt:

80 Prozent oekonomisch und strukturell verursacht.
15 Prozent aus buerokratischem und allgemeinem Unvermögen sowie
öffentlichem Desinteresse resultierend.
5 Prozent der Debilität des lokalen Politsystems geschuldet.

Warum schätze ich den lokalpolitischen Anteil so gering ein? Die Antwort ist einfach: wo Ressourcen fehlen, schwinden auch die Potenziale fuer Output. Das lokale Politsystem reagiert darauf, indem es sich auf Inszenierung verlegt. Es „arbeitet“ (was fuer ein anspruchsvolles Wort!) leer, ohne groesseren Nutzen, ohne grösseren Schaden anrichten zu k ö n n e n. Das meine ich mit Debilität.

Stephan
Stephan
9 Jahre zuvor

Zwei Beispiele wie man selber eine Umkehr bewirken kann:

Gärtnern in der Stadt
Wir werden in baldiger Zukunft mit Sicherheit um jeden Quadratmeter Ackerfläche froh sein, der noch nicht verbaut wurde (Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/Globales_%C3%96lf%C3%B6rdermaximum ). Man kann aber auch in der Stadt jede Menge an Lebensmittel produzieren. Kuba hat es vorgemacht wie man auch mit Sanktionen und ohne Öl überleben kann.
In Deutschland gibt es schon diverse Initiativen, um in der Stadt Pflanzen jeglicher Art (Blumen, Gemüse, Obst, Kräuter etc.) anzubauen. Diese Pflanzen sind nicht nur wesentlicher gesünder als das was man üblicherweise im Discounter bekommt, sie stärken auch gleichzeitig das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Hier ein Artikel dazu (über die Kartoffelzucht auf dem Balkon):

Urban Gardening – Ein Kartoffelacker auf dem Balkon
https://www.zeit.de/lebensart/2011-05/prinzessinnengaertner-kartoffeln

Der Prinzessinengarten mitten in Berlin
https://prinzessinnengarten.net/

Daraus ein Beitrag über die Nutzung freier Stadtflächen:
https://prinzessinnengarten.net/vacant-acres-konferenz-in-new-york/

Es kann z.B. auch sein, dass ein Nachbar ein größeres Stück Rasen vor oder hinter dem Haus hat, auf dem er eigentlich schon längst mal einen Garten anlegen wollte, aber alleine nie so die rechte Lust hatte, dann könnte er sich mit anderen Gartenbegeisterten zusammen tun und hier etwas ganz Neues schaffen.

Um ohne Chemie im Garten auszukommen kann ich zwei Bücher empfehlen, die man auf der Seite einer Wiener Universität findet:

„Humus – Bodenleben und Fruchtbarkeit “ und „Leben wird aus dem Stein“
Quelle: https://www.boku.ac.at/seiten-ohne-oe-zuordnung/humusplattform/humusbuch/

Zum Thema Kompost ist diese Fibel gut geeignet: https://www.ehingen.de/site/Ehingen-Stadt-Root/get/documents/ehingen/Mediathek-Stadt/stadt_buerger/Aktuelles%20und%20Service/Dokumente/bioabfaelle_kompostfibel.pdf

Oder es gibt auch die Möglichkeit einen Komposttee (mehr als nur Brennnesseljauche) herzustellen:
https://www.kompost-tee.de/

———————————————–

Solarbauvereine nach österreichischem Vorbild

Ausgehend von den beiden Ölkrisen in den 70ern begannen sich in Österreich viele Menschen in sogenannten Solarbauvereinen zu organisieren. Das Ziel war die Abhängigkeit vom Erdöl zu verringern, indem man die kostenlose Energie der Sonne nutzt. Man kann auf relative günstige Art und Weise solche Solarkollektoren selber bauen, z.B. mit Hilfe dieses Heftes:

Heft 1: Sonnenwärme – 15 Bauanleitungen
zum Warmwasserbereiten, Dörren, Kochen, Destillieren usw., ausführliche Anleitungen für gute, billige Hauswasseranlagen, Neuauflage 10/2012 .
Quelle: http://www.einfaelle-statt-abfaelle.de

Oder nach diesem Vorbild
SB-Sonnenkollektor-Bausatz
https://www.solarplanet.de/PDFs/SB-Bausatz.pdf

Und hier ist auch eine ganze Bauanleitung:

Entwicklung und Bau eines Solarkollektors
Münster, den 27. Dezember 2006, 58 S.
https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/fachbereich_physik/technik_didaktik/entwicklung_bau_solarkollektor.pdf

Das einzig teure sind die sogennanten Absorberbleche, die letztlich die Sonneneinstrahlung in warmes Wasser umwandeln. Der Rest besteht aus Holz, Glas, Papier und Rohren. Optimalerweise beschäftigt man natürlich jemanden, der sich mit Heizungsbau auskennt. Die Ersparnis durch solche einfachen Kollektoren ist natürlich nicht besonders hoch, vor allem auch nicht, wenn man nur eine kleine Fläche hat. Aber das ist trotzdem besser als nichts. Wenn man allerdings noch die Möglichkeit hat, einen großen Wasserspeicher irgendwo zu installieren und sei es im Boden unter dem Vorgarten in Form eines unterirdischen Schwimmbades, dann kann man sogar einige Tage lang nur mit Solarenergie heizen – vor allem im Frühjahr und im Sommer.

Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

Ich gehe wählen, weil das Wählen letztlich alternativlos ist. Verändern hat auch mit Wählen zu tun. Auch die von @38 Stephan beschriebenen Veränderungen werden durch entsprechende personelle und sachliche initiativen in den Kommunalparlamenten nicht erschwert. Nicht umsonst haben sich doch auf kommunaler Ebene zahllose Wählerinitiativen seit Jahrzehnten gebildet. Es geht doch anderswo, warum es „im Pott“ nicht geht, erschließt sich mir angesichts der beschriebenen Problematik nicht wirklich.
Skandalöse Entscheidungen durch Wahlleiter gibt es, aber sie sind doch nicht die Regel. Die Nummer mit den durch Kaffee ruinierten Unterschriften ist doch wohl ein Wahlanfechtungsgrund!
Wieso verfangen sich nicht alle in „bürokratischen Fallstricken“?

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

-38-Stephan

Ja, aber……..
Mir sind zu dem Thema “ Garten und gärtnern im innerstädtischen Raum“ enige Initiativen bekannt, aber keine im Ruhrgebiet. Habe ich da etwas übersehen?

Ich ärgere mich tagtäglich darüber, wie selbstverständlich es in meiner kleinen Heimatstadt Waltrop ist, daß nicht nur im großen Stil durch neue Bebauungpsläne immer neue Wohngebiete am Stadtrand ausgewiesen und so Freiraum/landwirtschaftliche Nutzfläche beseitig wird, sondern daß auch kleinräumige Grünflächen in der Innenstadt zugebaut werden. Letzteres passiert ohne den geringsten Wiederspruch in der Bürgerschaft. “ Schlimmer noch“: Das scheint in der Bürgerschaft bis auf wenigen Ausnahmen nicht zu interessieren.
Im übrigen erfolgt die Ausweisung neuer Wohngebiete am Stadtrand per Bebauungplan stets mittels einstimmiger(!) Ratsentscheidungen.

Mitte/Ende der 1970 er Jahre habe ich als Vorsitzender des Umweltausschusses der Stadt Waltrop mehrfach Sitzung geleitet, in denen es darum ging, im innerstädtischen Raum möglichst jede vorhande kleine Grünfläche zu sichern, neue auszuweisen und viel „straßenbegleitendes Grün „in die Stadt zu bringen.
Ich habe damals Einges gelernt über das Mikro-Klima in der Innenstadt, über Frischluftschneisen und über die Bedeutung jeder noch so kleinen innerstädtischen Grünfläche für Flora und Fauna. Alles das basierte auf damas großem bürgersschaftlichen Interesse und auf bürgerschaftlichem Engagement und wurde politisch getragen und umgesetzt -„man höre und stauen“- von der SPD -„meiner“ Partei, die damals die absolute Mehrheit im Rat hatte- mit Unterstützung durch die Grünen.

Alles das existiert heute in Waltrop nicht mehr -weder im Bewußtsein einer nennenswerten Zahl von Bürgern noch in den politischen Zielen „meiner “ SPD, was mich nicht wundert, aber auch nicht mehr, jedenfalls nicht mehr mit hinreichender Intensität, bei den örtlichen Grünen., was mich wundert.

Ich nehme also insgesamt in diesem kleinen „Ruhrgebiets- Segment Waltrop“ wahr:

1.
Das Interesse an ökologischen Themen und an einschlägigen konkreten Zielen und Projekten ist in der Bürgerschaft und in den politischen Parteien im Vergleich zu den1970 er Jahren deutlich zurückgegangen .
2.
Damit einhergeht ein Lethargie in der Bürgerschaft, wenn es darum geht, über das „Morgen und Übermorgen“ in einem lebenswerten, weitgehend selbstbestimmten Umfeld (Nachbarschaft/Quartier) nachzudenken und dazu schon jetzt und hier im kleinen wie im großen projektbezogen durch bürgerschaftliches Engagement beizutragen.

Und damit wären wir aufgrund dieses Einzelaspektes wieder beim Thema der hier laufenden Diskussion und der damit verbundenen Grundfrage:

Warum ist Oberhausen überall im Ruhrgebiet? Was läuft hier anscheind schief?
Was sind die Gründe dafür? Läßt sich am jetzigen Zustand durch die Bürgerschaft, durch die Politik, durch die Adminstration, durch das, was man auch kommunale Verantwortungsgemeinschaft nennt, etwas ändern? Sind das ruhrgebietspezifische Gründe oder…..-sh.32-/35-.

Ich stelle die Frage als Bürger im 76.Lebensjahr, aber nicht mehr primär an mich gerichtet, sondern an die Jüngeren, denn um sie, um ihre Zukunft, um die Frage nach ihrem lebenswerten Umfeld geht es. Mich hat vor einigen Tagen eine junge Frau angesprochen, da bei mir gegenüber und in ca.15om Entfernung zur Zeit zwei kleinere Grünflächen „plattgemacht“ werden, weil sie bebaut werden sollen.
„Wir sollten eine Initiative starten : Erhalt und Ausbau innerstädtischer Grünflächen“, so ihre Aufforderung an mich. (Dazu hätte dann gut gepaßt, die von Stephan unter 38 angesprochenen Ideen zu integrieren).

Meine Antwort war: “ Ja, toll, aber baut dabei nicht primär auf mich als Initiator und Organisator. Mitmachen und helfen werde ich gerne.“

Ich bin mir -leider -ganz sicher, daß diesbezüglich nichts Laufen wird. Und warum nicht????

Ich muß jedoch, wenn ich mangelndes Interesse der Jüngeren am Gemeinwesen „Stadt“ anspreche, wenn ich ganz konkret vermisse, daß sich Jüngere in Wort und Tat agierend, nicht nur reagierend, konstruktiv und nicht nur destruktiv, und hinreichend kämpferisch mit Wut im Bauch, um das gemeine Wohl kümmern, daß sie allesamt als Schüler, als Studenten, als Auszubildende, als junge Arbeiter,Angestellte,Beamte, in welchen Job auch immer, inhaltlichen und zeitlichen Anforderungen/Belastungen ausgesetzt sind, die das z.B. in den 1970er Jahren übliche Maß deutlich überschreiten, die ihnen folglich gar nicht oder nur noch sehr begrenzt gestatten, sich auch um solche Belange zu kümmern, die sie nicht unmittelbar etwas angehen, anzugehen scheinen, zumal dann, wenn neben Ausbildung/Beruf auch das Private/Persönliche (Familie,Partnerschaften) Zeit und Kraft vorrangig in Anspruch nehmen.
Aber das ist kein Spezifikum im Ruhrgebiet,um das es konkret in dieser Diskussion geht.

der, der auszog
der, der auszog
9 Jahre zuvor

@Walter @Stephan

Gärtnern im innerstädtischen Raum gibt es im Ruhrgebiet, seit es das Ruhrgebiet gibt. Nur kreiert man für solche Räume keinen modernen Modebegriff wie „Urban Gardening“, sondern redet nach wie vor von Schräbergärten. Bei uns in Gelsenkirchen liegen viele dieser Schräbergärten zwischen den einzelnen Stadtteilen und den beiden Stadtzentren in Buer bzw. Gelsenkirchen.

Darüber hinaus gebe ich zu bedenken, dass zwar die Zechen im Ruhrgebiet verschwunden sind und nur noch musealen Charakter haben, aber ein Großteil der mit den Zechen enstandenen Bergarbeiterkolonien bis heute weiter existiert. Diese Kolonien zeichnen sich dadurch aus, dass sie dem Bergmann in der Vergangenheit nicht nur Wohnraum boten, sondern die Grundstücke neben der Wohnung auch über einen Stall verfügten, in dem er sich ein Schwein, ein paar Hühner und Karnickel halten konnte. Darüber hinaus gehört zu so einem Zechenhaus auch ein ordentliches Stück Land, auf dem die Bergmannsfamilien bis weit nach dem zweiten Weltkrieg ihr Gemüse anbauten und wer heute durch eine solche Arbeiterkolonie spaziert, wird feststellen, dass dort viele Menschen, gerade wenn ihre Vorfahren aus der Türkei eingewandert sind, immer noch einen kleinen Gemüsegarten haben.

Über fehlende Kartoffeläcker im Ruhrgebiet kann ich mich auch nicht beschweren. Wenn ich die drei Kilometer von GE-Scholven ins nächst größere Stadtzentrum nach GE-Buer fahre, komme ich an drei Bauernhöfen vorbei. Ich muss nur einfach bereit sein, die Hauptverkehrsstraße zu verlassen und den Weg zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen, weil die Wege, die man da fährt, für den Autoverkehr nicht freigegeben sind. Die Bebauung zwischen Emscher und Ruhr ist natürlich wesentlich dichter, als bei uns im Norden auf dem vestischen Höhensattel zwischen Emscher und Lippe. Aber auch im Süden des Ruhrgebiets gibt es noch sehr viel Landwirtschaft und sicherlich auch in Oberhausen.

„Urban Gardening“ ist grüner Killefit in englischer Sprache. Klingt gut, braucht im Ruhrgebiet aber kein Mensch.

Stephan
Stephan
9 Jahre zuvor

@Walter Stach

Tut mir leid, dass ich erst jetzt wieder antworte. Ich hatte gedacht, dass keine Kommentare mehr kommen und hatte mich schon gewundert, weil ich immer nur die Hauptseite von Ruhrbarone.de aufrief, aber da waren immer nur diesselben Kommentare zu lesen. Ich hätte mal F5 („aktualisieren“) zwischendurch drücken oder auf den letzten Kommentar in der Spalte rechts klicken sollen.

„daß sie allesamt als Schüler, als Studenten, als Auszubildende, als junge Arbeiter,Angestellte,Beamte, in welchen Job auch immer, inhaltlichen und zeitlichen Anforderungen/Belastungen ausgesetzt sind, die das z.B. in den 1970er Jahren übliche Maß deutlich überschreiten, die ihnen folglich gar nicht oder nur noch sehr begrenzt gestatten, sich auch um solche Belange zu kümmern, die sie nicht unmittelbar etwas angehen, “

Dazu kommt das Passivmachen durchs Fernsehen sowie die Abhängigkeit von PC oder Smartphone, die viel schneller und einfacher Erfolgserlebnisse z.B. bei Spielen bieten als durch irgendwelche langweiligen Beschäftigungen mit Erwachsenen.

Ich bin Mitte 40, habe aber keine Kinder. Trotzdem gehöre ich quasi zur Elterngeneration. Und ich denke wir müssen ein Vorbild für die Kinder und Jugendlichen sein, weil diese, egal was sie bisher erlebt haben, sicher honorieren wenn sie merken, dass sich jemand engagiert oder etwas interessantes bietet.
Leider habe ich derzeit auch nur sehr geringe bis gar keine finanziellen Mittel zur Verfügung, um etwas auf die Beine zu stellen, aber ich versuche gerade, da wo ich wohne, trotzdem etwas anzuleiern. Ganz interessant in dem Zusammenhang ist auch der Roman „Ausgebrannt“ von Andreas Eschbach. In diesem Science Fiction Roman geht es um die Zeit nach dem Erdölzeitalter. Und da spielt ein Dorfladen, der von Dorfbewohnern gegründet und betrieben wurde, eine Rolle.

Wie gesagt zunächst einmal, um genügend „Impuls“ zu haben, geht es darum sich mit Gleichgesinnten zusammen zu tun, egal ob das Freunde, Nachbarn, Verwandte oder Menschen sind, die man mit einem Aushang an einem schwarzen Brett im örtlichen Supermarkt, der örtlichen Bücherei oder auch einfach mit Aushängen in den örtlichen Geschäften findet. Immer mehr Leute begreifen denke ich mal, dass es so nicht weitergehen kann, aber sie wissen im Moment auch nicht wie oder was. Zusammen kann auf jeden Fall mehr erreichen.

Stephan
Stephan
9 Jahre zuvor

@der, der auszog

“ Diese Kolonien zeichnen sich dadurch aus, dass sie dem Bergmann in der Vergangenheit nicht nur Wohnraum boten, sondern die Grundstücke neben der Wohnung auch über einen Stall verfügten, in dem er sich ein Schwein, ein paar Hühner und Karnickel halten konnte.
Darüber hinaus gehört zu so einem Zechenhaus auch ein ordentliches Stück Land, auf dem die Bergmannsfamilien bis weit nach dem zweiten Weltkrieg ihr Gemüse anbauten und wer heute durch eine solche Arbeiterkolonie spaziert, wird feststellen, dass dort viele Menschen, gerade wenn ihre Vorfahren aus der Türkei eingewandert sind, immer noch einen kleinen Gemüsegarten haben. “

Stimmt daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Es gab ja mal im Fernsehen u.a. die Serie „Rote Erde“ wo die Geschichte des Ruhrgebiets etwas genauer dargestellt wurde. Das Ruhrgebiet ist aber beleibe nicht der einzige Ort, an dem es Schrebergärten gibt. In den Außenbezirken von Stuttgart z.B., wo ich ca. 16 Jahre gewohnt habe, gibt es auch jede Menge davon. Ich denke in jeder größeren Stadt in Deutschland gibt es noch oder wieder Schrebergärten.

„Über fehlende Kartoffeläcker im Ruhrgebiet kann ich mich auch nicht beschweren. Wenn ich die drei Kilometer von GE-Scholven ins nächst größere Stadtzentrum nach GE-Buer fahre, komme ich an drei Bauernhöfen vorbei. “

In den Supermärkten im Ruhrgebiet gibt es aber nach wie vor Gemüse und Obst zu kaufen nehme ich mal an. D.h. hier könnte noch einiges mehr getan werden. Und es wäre für die Zukunft von uns allen auch wirklich ratsam, wenn da mehr passieren würde. Ich verweise gerne noch mal auf folgenden Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Globales_%C3%96lf%C3%B6rdermaximum
Fracking ist nur ein Strohfeuer, das in ein paar Jahren verbrannt sein wird und dann wird es wahrscheinlich unangenehm. Gute Infos dazu gibt es hier: https://www.peak-oil.com/tag/fracking/
Die USA versuchten und versuchen nicht umsonst die Macht über diverse Ölförderländer zu bekommen.

Andere Möglichkeiten für Aktivitäten: Hobbywerkstatt für Fahrradreparaturen, Stadtteil-Café von Bewohnern ehrenamtlich betrieben, Backhaus für die Produktion von gutem Brot, was man aber auch zu Hause im eigenen Backofen mit echtem Sauerteig herstellen kann (->Internet), Stadtteil-/Dorfladen wo ehrenamtlich selbst hergestellte Dinge wie Marmeladen, Krippenfiguren, Kerzen, eingemachtes Gemüse etc. verkauft werden, kleine Töpferwerkstatt für die Herstellung von Tellern, Tassen, Kerzenständern etc.

Arnold Voss
Arnold Voss
9 Jahre zuvor

Der folgende Link passt auch gut zu dieser Diskussion:

https://www.ruhrbarone.de/zukunftsideen-fuer-das-ruhrgebiet-v-freisetzen/77820

Es geht um sogenannte „Neuländer“ im Ruhrgebiet. Dieses Zukunftskonzept wird hier weiter ausgeführt und weitere Links gibt es dort auch noch.

Manfred Michael Schwirske
Manfred Michael Schwirske
9 Jahre zuvor

Eure Diskussion gefällt mir sehr. Und ich stimme dem Ansatz zu. Das ist sicherlich eine wichtige Handlungsebene.

Damit werden die politischen Grosswetterphaenomene jedoch nicht erreicht, oder unterlaufen. Da ist politisches Handeln mit globaler Perspektive gefragt, handeln von unten. Auch hierfür gibt es Ansätze.

Georg-OB
Georg-OB
9 Jahre zuvor

Patt in Oberhausen!!!

Was ich vorausgesagt hatte, ist eingetroffen: SPD in OB unter 40% !!!
( 5% Minus entgegen dem positiven Landestrend)

SPD könnte nur noch mit Koalition aus Grünen und FDP, sowie der Stimme des Oberbürgermeisters weiterregieren…

SPD: 39% und 23 Sitze (Vergleich 2009: -5%)

CDU: 32,9% und 20 Sitze (Vergleich 2009: +2,9%)

Grüne: 8,6% und 5 Sitze (Vergleich 2009: -1,8%)

Linke: 8,0% und 5 Sitze (Vergleich 2009: -0,6)

FDP: 2,8% und 2 Sitze (Vergleich 2009: -4,2)

BOB: 8,6% und 25 Sitze

Die Violetten: 0,2% und 0 Sitze

https://www.derwesten.de/staedte/oberhausen/trauer-bei-der-spd-in-oberhausen-jubel-bei-der-cdu-id9390883.html

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