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Wofür ich dem Corona-Jahr 2020 dankbar bin

Auch am Ende von 2020 gibt es durchaus noch Grund zur Freude.. Foto: Robin Patzwaldt

Das Jahr 2020, es nähert sich inzwischen mit großen Schritten seinem Ende. Das wird viele Menschen im Lande freuen, die die vergangenen Monate als eine bedrohliche Aneinanderreihung von großen Sorgen und viel Ärger empfunden haben.

Wirtschaftliche Probleme und gesundheitliche Bedenken dürften die große Mehrheit von uns zuletzt auf die eine oder andere Art betroffen haben oder noch betreffen. Da bilde auch ich keine Ausnahme. Und doch hat das Jahr 2020 bei mir persönlich durchaus auch viel Positives bewirkt, von dem ich hier heute einmal kurz berichten möchte. Denn ich bin dem nun zu Ende gehenden Jahr sogar ein Stück weit dankbar, bei all dem, was es an Negativen mit sich gebracht hat.

Als uns hier in Deutschland im März die Pandemie mit voller Wucht erreicht hat, da war auch ich als freier Journalist im Sportbereich von einem Tag auf den anderen plötzlich sprichwörtlich arbeitslos. Mit der Einstellung des Spielbetriebs in nahezu allen relevanten Sportligen der Welt, gab es von einem Tag auf den anderen nichts mehr, worüber ich hätte gegen Bezahlung schreiben können.

Das hat mich damals wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel getroffen. In den Tagen zuvor lief es arbeitstechnisch noch wie geschmiert, plötzlich wurden alle in Aussicht stehenden Aufträge storniert. Das saß. Bis Mai hatte ich danach quasi keinerlei Umsätze mehr. Das gab es so noch nie.

Mir hat das damals in aller Klarheit gezeigt, dass es nicht selbstverständlich ist, dass die Aufträge immer einfach so weiter eintrudeln. Eine echt leerreiche Phase!

Zugleich bemerkte ich, dass die führenden Politiker im Lande es unter den gegebenen Umständen eigentlich ganz gut hingekriegt haben, die Kontrolle über die extrem kritische Lage zu behalten. Egal ob Angela Merkel, Armin Laschet oder sogar der von mir wenig anerkannte Markus Söder, ich bewertete all diese Funktionsträger plötzlich wieder deutlich positiver als zuvor.

Sie alle bewältigten ihre Jobs, selbst wenn jeder von ihnen naturgemäß dabei auch durchaus diskutable Fehler machte, schließlich standen auch sie erstmalig in eine solchen Situation, überraschend gut. Die erste Corona-Welle, sie war hart, konnte letztendlich mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung aber erfolgreich gebrochen werden. Ein Blick ins Ausland verriet mir, das wir es hier in Deutschland wohl noch mit am besten hingekriegt haben bis zum Sommer.

Im Zuge dieser Erkenntnis, wuchs auch mein grundsätzliches Interesse an politischen Geschehnissen plötzlich wieder. Aus einem zuvor weitestgehend frustrierten Zeitgenossen, der sich bei den vergangenen Wahlen immer nur noch zwischen Linkspartei und DIE PARTEI entschieden hatte, wurde innerhalb weniger Monate wieder ein wesentlich anerkennender Mensch der politischen Mitte. Diese Entwicklung hätte es für mich ohne Corona vermutlich so nie gegeben.

Das Ganze hatte zudem weitere interessante Nebenaspekte. Ließ ich mich in den Jahren zuvor überwiegend mit Sportnachrichten ‚berieseln‘, verschob sich mein privater Interessenskompass auch medial zunehmend wieder zurück zur Politik, so wie das in den 80er- und 90er-Jahren bei mir auch schon der Fall war, bevor mich mit Anfang 30 irgendwann die Faszination für/an der großen Politik zu großen Teilen verließ. Komme ich heute ‚nach Hause‘, schaue ich zuerst auf die jüngsten politischen Entwicklungen, nicht mehr auf die Sportmeldungen. Auch dafür bin ich der Pandemie irgendwie zu Dank verpflichtet, wie ich finde.

Insgesamt hast sich meine Einstellung zum Leben und zum Alltag hier im Ruhrgebiet durch die Geschehnisse des Jahres 2020 massiv verändert. In Anbetracht der großen Probleme um mich herum bin ich dankbarer für das, was ich habe geworden. Ich bin seit Monaten schon deutlich weniger ‚frustriert‘ und sehe den kommenden Monaten und Jahren sogar mit frischen Optimismus entgegen.

Wir werden diese Pandemie, jetzt wo Impfstoffe zur Verfügung stehen, über kurz oder lang überwinden. Dessen bin ich mir sicher. Ich persönlich habe den Ehrgeiz entwickelt das ohne vorherige Infektion schadlos zu überstehen. Deshalb macht mir auch das konsequente Einhalten der derzeit gültigen AHA-Regeln nichts aus. Den Urlaub 2021 habe ich innerlich ebenso schon angehakt, wie die einst angedachte Feier meines 50. Geburtstags, der im kommenden Mai ansteht.

Alles Dinge, über die man sich kräftig ärgern könnte, wenn man denn wollte. Ich habe mich dafür entschieden die optimistische Variante zu wählen. Wer mich privat kennt, der weiß, dass das für mich total ungewöhnlich ist. Auch dafür muss ich 2020 also dankbar sein.

Wirtschaftlich ist die Situation auch bei mir deutlich angespannter als vor 12 Monaten. Auch ich möchte gerne einmal wieder in die Sportstadien gehen, mich möglichst rasch wieder mit mehr Freunden treffen und einfach meinen von vor der Pandemie gewohnten Alltag zurückhaben. Da unterscheide ich mich nicht von den diversen Zeitgenossen, die mir aktuell noch begegnen.

Trotzdem gehe ich mit einem inneren Lächeln aus 2020 heraus. Dieses ungewöhnliche Jahr, es hat mir gezeigt, was im Leben wirklich wichtig ist, wie flüchtig für selbstverständlich Genommenes sein kann, dass man sich grundsätzlich mehr über Vorhandenes und die kleinen Dinge im Alltag freuen sollte.

Ein Stück weit wundere ich mich da gerade über mich selbst. Aber ich finde das gut so. Fast würde ich sogar sagen ‚Danke dafür, Corona-Virus!‘.

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