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Wuppertal: Offener Brief an das Carl Duisberg Gymnasium

Carl Duisberg Foto: Nicola Perscheid Lizenz: Gemeinfrei

Der Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal setzt sich für eine Umbenennung des Carl Duisburg Gymnasiums ein. Wir dokumentieren den offenen Brief an die Schulkonferenz und an die Fraktionen im Wuppertaler Rathaus:

Für die Umbenennung des Carl Duisberg Gymnasiums in Wuppertal! 

Am 24.9.2011 starten die Feierlichkeiten des Carl Duisberg Gymnasiums zu ihrem 150. jährigen Bestehen. Am 29.9.2011 jährt sich zum 150. Mal der Geburtstag des Chemikers und Industriellen Carl Duisberg. Diese Feierlichkeiten sind eine gute Gelegenheit, erneut die Umbenennung des Carl Duisberg Gymnasiums in Wuppertal anzuregen. Bereits 1985 forderte die Ratsfraktion der Grünen (allerdings vergeblich) einen neuen Namen für das städtische Gymnasium: Carl Duisberg sei als Erforscher und Produzent von Giftgas und als Mitinitiator der Zwangsdeportationen von belgischen Zivilisten während des Ersten Weltkrieges als Namensgeber nicht tragbar.

In den letzten Jahren hat sich erfreulicherweise eine neue politische Sensibilität in der Wuppertaler Öffentlichkeit entwickelt, das zeigen beispielsweise die offenen Debatten um Eduard von der Heydt und auch um Paul von Lettow-Vorbeck. Ausdruck dieser neuen Debattenkultur sind die Empfehlungen, die die vom Stadtrat einberufene „Kommission zur Kultur des Erinnerns“  2008 erarbeitet hat, auf die wir uns auch im Fall Carl Duisberg beziehen wollen:

„Neubenennungen von Straßen und Plätzen erfolgen grundsätzlich nach Menschen, die sich in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Sport, auf sozialem oder sonstigem Gebiet Verdienste erworben haben. Wenn es sich um politische Persönlichkeiten handelt, ist ihre demokratische Gesinnung dafür Voraussetzung. Straßen oder Plätze werden nach gründlicher Aufarbeitung und Diskussion dann umbenannt, wenn der bisherige Namenspatron an Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt war oder durch eine antisemitische, rassistische oder andere militant-totalitäre Haltung zu Volksverhetzung oder Gewaltbereitschaft beigetragen hat.“  

Carl Duisberg

Nach Auswertung der neueren Forschungsarbeiten (siehe die Literaturhinweise) und der erneuten Durchsicht der älteren Forschung ist es – aus unserer Sicht – nicht mehr zu akzeptieren,  dass Carl Duisberg als Namensgeber eines öffentlich finanzierten Gymnasiums geehrt wird. Selbst die Bayer AG verzichtet – mittlerweile – auf eine öffentliche Ehrung Duisbergs anlässlich seines 150. Geburtstages. Eine andere Richtung schlägt – zu unserem Bedauern – das Carl Duisberg Gymnasium in ihrer neu erschienenen Festschrift ein, in der sie offensiv die Namensgebung verteidigt. Die neue Festschrift räumt zwar Duisbergs Beteiligung am Gaskrieg und an der Deportation von belgischen Zivilisten zur Zwangsarbeit ein, sein Einsatz zur Entwicklung von bakteriologischen Kampfstoffen, sein Eintreten für den unbeschränkten U-Boot-Krieg, für die Annexion von Belgien und Nordfrankreich, seine Forderung nach deutschen Lebensraum im Osten und der Vernichtung von England, seine Mitgliedschaft in der völkischen und antisemitischen Deutschen Vaterlandspartei, seine Mitwirkung bei den geheimen und illegalen Rüstungsprogrammen der Reichswehr Ende der Zwanziger Jahre, die Rolle der IG Farben während des Nationalsozialismus, die großzügige 400.000 RM Spende für Hitlers Wahlkampf und Duisbergs Mitarbeit in der von Hans Frank 1933 neu gegründeten “Akademie für Deutsches Recht“, wird unterschlagen. Man folgt der Einschätzung von Duisbergs bisherigen Biographen, Duisberg wäre nicht verantwortlich für sein Handeln, sondern nur  „ein Kind seiner Zeit“ oder ein „verführter Verführer“.

Zur Veranschaulichung seien hier die wichtigsten Passagen aus der Festschrift zitiert:

 „Wie immer man Carl Duisberg in der Rückschau bewerten will, er scheint der Prototyp des genialen Industriellen und Forschers schlechthin gewesen zu sein.“

„Heute erscheint es als unzweifelhaft, dass der Einsatz von Giftsgas gegen den Artikel 23 der Haager Landkriegsordnung verstieß, obwohl 1925 eine deutsch-parlamentarische Untersuchungskommission zu einem gegenteiligen Urteil gekommen ist; müßig der Hinweis, dass auch Frankreich Giftgas einsetzte oder das die englische Seeblockade mit den vielen Hungertoten unter der deutschen Zivilbevölkerung völkerrechtswidrig war. Unrecht kann nicht gegen Unrecht aufgewogen werden.

Duisberg forcierte die Erforschung, Entwicklung und Produktion von Gasmunition seit Ende 1914. (…) Ob und wieweit den Beteiligten die Völkerrechtswidrigkeit bewusst war, ist kaum zu klären- und ist eine Frage, die den Blick auf die historische Situation verstellt. Entgegen den Erwartungen hatte sich der Krieg in einen Stellungskrieg verwandelt, der Einsatz von Gas sollte zu einem militärischen Vorteil führen. Und hier fühlte sich Duisberg ganz seinem Vaterland verpflichtet, denn als Mensch der Kaiserzeit erfüllten ihn Nationalstolz und Kaisertreue. Es erschien ihm als selbstverständlich, all seine unternehmerische Schaffenskraft für die Erringung eines Siegfriedens im Ersten Weltkrieg einzusetzen. Und auch seine Forderung, zwangsweise belgische Arbeitslose in das Deutsche Reich zu deportieren, ist aus der oben angedeuteten Geisteshaltung zu verstehen. (…) Carl Duisberg kann sicherlich nicht als Vorbild für ein modernes Demokratieverständnis dienen. (…) Als Patriarch lehnte er die Gewerkschaften ab, gewerkschaftliche Mitbestimmung innerhalb der Betriebe war für ihn undenkbar. Er war ein Gegner der Gewerkschaften, nicht aber der Arbeiter.“ 

(Festschrift zum 150. Bestehen des Carl Duisberg Gymnasiums – September 2011)

Ein paar Sätze zur Korrektur und zur persönlichen Verantwortung von Carl Duisberg:

1. Die Beteiligung an der Erforschung und Produktion von Giftgaswaffen einzuräumen, gleichzeitig aber darauf hinzuweisen, das Frankreich im weiteren Kriegsverlauf auch Giftgas einsetzte, ist eine beliebte Argumentationsfigur aus der Weimarer Republik, um die Kriegsschuld Deutschlands zurückzuweisen. Absurd ist es auch, ausgerechnet Carl Duisberg zu unterstellen, er hätte die Völkerrechtswidrigkeit des Giftgaseinsatzes und der Zwangsdeportationen nicht geahnt, das ist aufgrund der  Quellenlage eindeutig  falsch.

Im Herbst 1914 wurde nach einem Vorschlag von Major Max Bauer vom Kriegsministerium eine Kommission ins Leben gerufen, die sich mit der Nutzung der giftigen Abfallstoffe in der Farbenindustrie für Kampfhandlungen beschäftigen sollte. Diese unterstand der Leitung von Carl Duisberg (Bayer) und Walter Nernst (Chemieprofessor an der Universität Berlin). Fritz Haber, Leiter der Chemieabteilung der Rohstoffbehörde im preußischen Kriegsministerium und ab 1912 Direktor des Kaiser Wilhelm-Instituts für physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem, schlug der Heeresleitung die Nutzung von Chlorgas für militärische Zwecke vor, wobei wissentlich gegen die Haager Landkriegsordnung verstoßen wurde, die den Einsatz von Giftgas verbietet. Carl Duisberg war bei den ersten Chlorgasversuchen auf dem Kölner Truppenübungsplatz Wahn sogar persönlich anwesend. Der erste Einsatz von Chlorgas durch das deutsche Heer erfolgte im belgischen Ypern. Bei diesem Angriff gab es schätzungsweise 2.000 bis 3.000 Gasverletzte und 800 bis 1.400 Tote. Insgesamt geht die Forschung von insgesamt 60.000 Toten des Gaskrieges aus, der von Deutschland begonnen wurde.

Die chemische Industrie arbeitete ständig an der „Optimierung“ des Einsatzes von Giftgas: Chlorgas wurde beispielsweise erst auf den Gegner geblasen, später dann mit Gasgranaten verschossen.  Unter Duisbergs Leitung wurden bei Bayer weitere Kampfstoffe entwickelt: Phosgen, das giftiger war als Chlorgas und mit farbig markierten Geschossen, sog. „Grünkreuz“-Granaten, verschossen wurde, und später Senfgas. Die sogenannten „Blaukreuz“-Granaten enthielten ein Gas, das zu Erbrechen und Reizung der Atemwege führte, so dass die Soldaten ihre Gasmasken abnehmen mussten und dann das gleichzeitig abgeschossene tödliche Senf- oder Chlorgas einatmeten.

2. Die neuere Forschung belegt eindeutig, das Duisberg nicht nur als glühender Parteigänger des Kaisers und des deutschen Imperialismus handelte, sondern auch immer den ganz persönlichen Unternehmensgewinn im Blick hatte. Neu ausgewertete Quellen aus dem Bayer-Archiv ergeben, das Duisberg nicht nur aus nationalem Interesse  mit großer Eigeninitiative die Tauglichkeit der Giftgase für den Kriegseinsatz erforschen ließ, sondern besonders gerne auch seine eigenen Giftgase absetzen wollte, obwohl er wusste, das sie zu diesem Zeitpunkt nicht so mörderisch waren wie das letztlich in Ypern eingesetzte Chlorgas.

Insgesamt waren sich die Industriellen der Chemieindustrie sehr bewusst, das ohne ihre Munitions- und Giftgasproduktion der Weltkrieg nach kurzer Zeit wegen Munitionsmangel hätte beendet werden müssen. Diese Macht nutzten Duisberg und Co. offensiv aus. Sie diktierten die Preise, riefen nach Arbeitskräften und Zwangsarbeitern und forcierten das gigantische Rüstungsprogramm, das sog. Hindenburg-Programm.

3. Duisberg engagierte sich ab 1915 verstärkt in der vom „Alldeutschen Verband“ gesteuerten   Kriegszielbewegung und wurde sogar Vorstandsmitglied des „Unabhängigen Ausschuß für einen deutschen Frieden“. Er  forderte u.a. offensiv die Annexion des besetzten Belgiens und Nordfrankreichs und etwas später auch „deutschen Lebensraum“ im besetzten Polen und Russland. Besonders auffällig ist  sein Hass auf die „Giftspinne England“ und  das „englische Krämervolk“, das man notfalls völkerrechtswidrig – wie er selbst einräumte – aus der Luft  bombardieren sollte.

Duisberg hatte beste Kontakte auch zur neuen Obersten Heeresleitung OHL unter Hindenburg und Ludendorff, die er persönlich traf und die er vor allem direkt politisch beeinflussen konnte. Duisberg mischte sich offensiv in die Kriegszielplanung ein, forderte den uneingeschränkten U-Boot-Krieg und setzte sich erfolgreich für die Absetzung des angeblich zu nachgiebigen) Kanzlers Bethmann- Hollweg ein. 1917 trat der „unpolitische Duisberg“ dann sogar in die Deutsche Vaterlandpartei ein, in der auch ein Wolfgang Kapp und Admiral Tirpitz führend beteiligt waren.  Hans Ulrich Wehler nannte diese Partei eine „rechtsextreme Massenorganisation mit deutlich präfaschistischen Zügen“, die die „fanatisierten Anhänger eines Siegfriedens und exorbitanter  Kriegsziele“ zusammenführte. Ihre Parolen waren, so Wehler, „eine „giftige Fusion“ aus Antisemitismus, Radikalnationalismus, Expansionismus und Reformblockade.

4. Die Zwangsdeportation von ca. 60.000 belgischen Zivilisten war keineswegs eine Form einer wie auch immer gearteten Arbeitslosenpolitik des Kaiserreiches, sondern völkerrechtswidrig und sogar bei der Zivilverwaltung in Brüssel und dem zuständigen Zivilgouverneur sehr umstritten. „Öffnen Sie das große Menschenbassin Belgien“, rief Carl Duisberg dem preußischen Kriegsminister im September 1916 zu. „Wir haben aus Polen Tausende von Arbeitern herausgeholt, aber aus Belgien nicht einen einzigen bekommen. Und die, die wir bekommen haben, sind weggelaufen, weil sie es in Belgien besser haben als bei uns.“ Duisberg hatte ein paar Monate vorher dafür plädiert, die Arbeitsmöglichkeiten und die Lebensmittel in Belgien zu rationieren, um die „Arbeitslust“ der Belgier in Deutschland zu steigern. Als diese Maßnahmen nichts fruchteten, wurden die Meldeämter im besetzten Belgien angewiesen, Listen zu erstellen, wer als „arbeitslos“  oder „arbeitsscheu“ zur Zwangsarbeit nach Deutschland „abgeschoben“ werden sollte. Zum Teil wurden die ausgesuchten Arbeiter in ihren Häusern überfallen und gewaltsam per Viehwaggon zur Zwangsarbeit nach Deutschland verfrachtet.

Interessant ist auch das Verhältnis Duisbergs zu den Zwangsarbeitern: So erörterte Duisberg 1916 ernsthaft den Vorschlag des Kölner Industriellen Heinrich Späth, die Gesichter von Zwangsarbeitern mit einer erst nach Haftverbüßung wieder entfernbaren Spezialfarbe zu bemalen, um Fluchtversuche zu erschweren. Duisberg lehnte den Vorschlag ab, aber nicht aus humanitären Gründen, sondern weil es solche Farben bislang nicht gäbe, die Idee gab er aber an das Militär weiter. ( Jens Thiel: Menschenbassin Belgien, S. 112)

Eine Chance für die historisch-politische Bildungsarbeit – nicht nur am CDG 

Eine neue Debatte um den Namen der Schule kann– fächerübergreifend – die inhaltliche Auseinandersetzung stärken. Die Beschäftigung mit der Person Carl Duisbergs kann insbesondere das Geschichtsbild über den ersten Weltkrieg  präzisieren.

Hier bietet sich z.B. ein Projektschwerpunkt zur Giftgasforschung und –produktion, aber auch zur Munitionsproduktion an. Eine Untersuchung der „Kriegszielbewegung“ und des „Alldeutschen Verbandes“ ist auch im Hinblick auf die Durchsetzung eines völkischen Antisemitismus in der Weimarer Republik und auf die Konzeption der nazistischen Lebensraum-Ideologie ergiebig.

Darüber hinaus wäre ein Schwerpunkt zur  weitgehend unbekannten Geschichte Belgiens im Ersten Weltkrieg vielversprechend, der sehr gut mit Exkursionen und schulischen Kontakten nach Belgien zu verknüpfen wäre. Projektfelder für ein Belgienprojekt wären insbesondere die Giftgaseinsätze in Ypern, die Zwangsdeportationen von belgischen Zivilisten, die  Kriegsverbrechen der deutschen Armee an belgische Zivilisten (Dinant, Löwen ) und der  Mythos von Langemarck. Last but not least geht es (nicht nur in der Schule) um die moralische Verantwortung von WissenschaftlerInnen und Industriellen, auch hier bietet sich insgesamt eine Beschäftigung mit der Geschichte des Bayer Konzerns bzw. der IG Farben an.

Eine neuer Name

Die Frage nach der persönlichen Verantwortung führt uns auch zu einem Vorschlag für einen neuen Namen. Bei der Recherche sind wir auf die Chemikerin Clara Immerwahr gestoßen. Sie war eine der ersten deutschen Frauen mit einem Doktortitel und engagierte Frauenrechtlerin. Im Jahr 1901 heiratete sie den Chemiker (und späteren Nobel-Preisträger) Fritz Haber. Als Fritz Haber im Verlauf des Ersten Weltkriegs (im Bunde mit Carl Duisberg) als Abteilungsleiter die wissenschaftliche Verantwortung für das gesamte Kampfgaswesen übernahm, missbilligte seine Frau in aller Öffentlichkeit seine Unternehmungen als Perversion der Wissenschaft. Als ihr Mann aufgrund des  „erfolgreichen“ Giftgaseinsatzes in Ypern befördert wurde, erschoss sie sich mit seiner Dienstwaffe auf der Wiese vor ihrer Villa. Haber zeigte sich davon unbeeindruckt und fuhr noch am selben Tag nach Galizien, um weitere Giftgaseinsätze vorzubereiten.

 

Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal    23.9.2011

www.wuppertaler-widerstand.de

Weitere UnterzeichnerInnen melden sich bitte bei  info@wuppertaler-widerstand.de

 

 

Literaturhinweise: 

Baumann, Timo: Giftgas und Salpeter. Chemische Industrie, Naturwissenschaft und Militär von 1906 bis zum ersten Munitionsprogramm 1914/15. Diss. 2008.

Klicke, um auf YPERN%281%29-PDFA.pdf zuzugreifen

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Das Werk des Untersuchungsausschusses der Verfassunggebenden

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Die Ursachen des Deutschen Zusammenbruchs im Jahre 1918; Dritte Reihe, hrsg. von Johannes Bell: Völkerrecht im Weltkrieg; Vierter Band: Der Gaskrieg / Der Luftkrieg / Der Unterseebootkrieg /Der Wirtschaftskrieg, Berlin 1927

 

Duisberg, Carl: ”Die Reizstoffe für den Gaskampf und die Mittel zu seiner Abwehr“, Mai 1916, Fassung ”V Original“. BAL 201-005-002

Feldman, Gerald: Armee, Industrie und Arbeiterschaft in Deutschland 1914–1918. Berlin: Dietz 1985.

Fischer, Fritz: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18. Kronberg1977

 

Groehler, Olaf: Der lautlose Tod. Ber-lin (Ost): Verlag der Nation 1978,

Haber, Ludwig F.: The Poisonous Cloud. Chemical Warfare in the First World War. Oxford: Clarendon 1986.

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Mir
Mir
12 Jahre zuvor

Eine historische (private) Fotoaufnahme eines Wuppertaler Soldaten von 1917 mit Gasmaske.

https://www.einfamilienalbum.de/baum/wuppertaler/14.html

Knolle
Knolle
12 Jahre zuvor

Eine Umbenennung find ich übertrieben.

Laut Wikipedia hat er persönlich nur Farben erforscht:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Duisberg

„Im Auftrag von Bayer gelangen ihm mehrere Erfindungen auf dem Farbstoffsektor, unter anderem die Synthese des Benzopurpurins, welche als Patente angemeldet wurden.“

trackback

[…] “Der Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal setzt sich für eine Umbenennung des Carl Duisburg Gymnasiums ein. Wir dokumentieren den offenen Brief an die Schulkonferenz und an die Fraktionen im Wuppertaler Rathaus: Für die Umbenennung des Carl Duisberg Gymnasiums in Wuppertal! …” Den gesamten Artikel lesen KLICK […]

Geschichtsverein
12 Jahre zuvor

Das habe ich auch früher gedacht, das er „nur“ produzieren liess, bis ich eine neue Dissertation gelesen habe.

Aus der geht, Quellen gestützt, eindeutig hervor, das Duisberg höchstpersönlich an den Giftgaseperimenten auf dem Truppenübungsplatz in Köln-Wahn beteiligt war und auch schonmal mit seinem Pferd probehalber durch eine Gaswolke geritten ist. Noch wichtiger ist, das Duisberg in enger Zusammnarbeit mit den Chemikern an den Gaswaffen gearbeitet hat, neue chenische Stofef vorschlug und vorallm die „Vermarktung“ der Waffen steuerte..

Viele Belege findet man unter: Baumann, Timo: Giftgas und Salpeter. Chemische Industrie, Naturwissenschaft und Militär von 1906 bis zum ersten Munitionsprogramm 1914/15. Diss. 2008.

https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-19485/YPERN%281%29-PDFA.pdf

Duisberg selbst berichtet in seiner Schrift: ”Die Reizstoffe für den Gaskampf und die Mittel zu seiner Abwehr“, Mai 1916, Fassung ”V Original“. BAL 201-005-002, die man im Bayerarchiv in Leverkusen nachlesen kann.

der, der auszog
der, der auszog
12 Jahre zuvor

In Deutschland tut man sich gemeinhin schwer mit der Umbenennung von Gebäuden, Straßen, Institutionen und Einrichtungen, wenn sie nach Personen benannt sind, die auf den ersten Blick vermeindlich großartiges geleistet haben, die aber bei genauerem Hinsehen stärker mit dem Nationalsozialismus und seiner Ideologie verstrickt waren, als es ihre Bewunderer wahr haben wollen.

Eine ähnliche Diskussion um die Umbenennung eines Gymnasiums, wie sie derzeit in Wuppertal geführt wird, gab es auch um das städtische Gymnasium in Kreuztal, das bis 2008 den Namen Friedrich-Flick-Gymnasium trug. Friedrich Flick, dessen Konzern aus den Spendenaffären um Altkanzler Kohl noch ein Begriff sein wird, stammte gebürtig aus Kreuztal und gehörte zu den Verbrechern, die in den Nürnberger Prozessen wegen „Deportation zum Sklavenhandel“ und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit abgeurteilt wurden. Flick hatte 1969 den Neubau „seines“ Gymnasiums mit einer Spende von 3 Millionen DM möglich gemacht.

Als Gelsenkirchener fällt mir noch eine weitere Personen ein, die mit meiner derzeitigen Heimatstadt eng verbunden ist und dessen Namen aufgrund seiner angeblichen Verdienste der Nachwelt in ehrenvoller Erinnerung bleiben sollte. Emil Kirdorf.

Kirdorf war Manager der Gelsenkirchener Bergwerks AG (GBAG) und baute diese zum erfolgreichsten Bergbauunternehmen Deutschlands aus. Da Kirdorf 1938 starb, also noch vor Beginn des zweiten Weltkriegs, blieb seine Verstrickung mit den Nazis lange im Verborgenen. Der amerikanische Historiker Henry Ashby Turner überraschte die Öffentlichkeit 1968 dann mit einem von Kirdorf in Auftrag gegebenen, finanzierten und vertriebenen Pamphlet, Titel „Der Weg zum Wiederaufstieg“. Neben „Mein Kampf“ die bislang einzige von Hitler verfasste Schrift, die seinerzeit in Massendruck ging. Kirdorf war übrigens wie Carl Duisberg auch, Mitglied und Finanzierer des Alldeutschen Vereins, der sich spätestens seit Ende des erste Weltkrieges öffentlich zum Antisemitismus bekannte und über dessen Spitzenfunktionär Paul Tafel eine direkte Verbindung zu Anton Drexler herstellen lässt. Drexler war Gründer der Deutschen Arbeiter Partei, die sich 1920 in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenannte.
Trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse namhafter Historiker über die Verstrickungen Kirdorfs mit den Nazis ist er bei der Stadt Gelsenkirchen noch bis 1989 als Ehrenbürger geführt worden, ähnlich wie in Mülheim, wo darüber hinaus übrigens auch eine Schule seinen Namen bekam. Das heutige Karl-Ziegler-Gymnasium hieß früher einmal Emil Kirdorf Oberschule.

Wahrscheinlich lassen sich solche Diskussionen auch über andere wissenschaftlich überführte oder als Kriegsverbrecher verurteilte Nazis führen, deren Namen heute öffentliche Einrichtungen und Institutionen schmücken. Ohne eine Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung beispielsweise, gäbe es kein neues Folkwangmuseum, keinen Alfried Krupp Förderpreis für Hochschullehrer, keine Kulturstiftung Ruhr, kein Ruhrmuseum auf Zollverein, kein Alfried Krupp Krankenhaus und was sich Bertold Beitz sonst noch alles einfallen lässt, um den Kriegsverbrecher Alfried Krupp im Nachhinein einen Persilschein der ganz besonderen Art zu verschaffen. Und wen interessiert es überhaupt, dass das Vermögen dieser Stiftung unter anderem von ca. 100.000 Zwangsarbeitern, die wie Sklaven gehalten, ausgebeutet und teilweise mit ihrem Leben bezahlt haben, „erwirtschaftet“ wurde?

Die Carl Duisberg Einrichtungen machen übrigens auch einen recht modernen und freundlichen Eindruck. Bildung ohne Grenzen, Internationaler Austausch Um- und Weiterbildung klingt auch im 21. Jahrhundert noch verdammt gut, frisch und irgendwie auch global. Die Probleme fangen immer erst da an, wo man hinter die Kulissen schaut und sich die Biografien der Namensgeber ein wenig genauer ansieht.

Knolle
Knolle
12 Jahre zuvor

@#5 | der, der auszog: Beim Thema Carl Duisberg geht es nicht um den Nationalsozialismus, sondern um den Giftgas-Einsatz im 1.Wk !

@#4 | Geschichtsverein: Danke für den Link, werd ich mir in Ruhe durchlesen.

der, der auszog
der, der auszog
12 Jahre zuvor

@Knolle.
Warum geht es beim Thema Carl Duisberg nicht auch um den Nationalsozialismus?

Der Name Carl Duisberg ist unmittelbar verbunden mit dem der IG Farben. Duisberg ist 1925 eines der Gründungsmitglieder und bis zu seinem Tod 1935 Aufsichtsratsvorsitzender dieses Konzerns. In dem von Dir oben gepostet Link bei Wikipedia wird in diesem Zusammenhang sogar von seinem Lebenswerk gesprochen.
1931 erhielt die NSDAP bereits die erste Parteispende der IG Farben, während sich andere deutsche Unternehmen diesbezüglich noch zurückhielten und erst nach Hitlers legendärer Rede 1932 vor dem Industrieclub Düsseldorf begannen, ihre Geldschatullen zu öffnen.
Zwei Wochen vor den Reichstagswahlen 1933 fand das „Geheimtreffen vom 20. Februar 1933“ statt, auf dem der sogenannte Wahlfonds beschlossen wurde. Ziel war die Machtergreifung. Eingeladen hatte die NSDAP um ihren Wahlkampf zu finanzieren. 3 Millionen Reichsmark wurden an diesem Tag von 27 Industrieunternehmen zur Verfügung gestellt. Der größte Teil, nämlich 400.000 RM kamen von den IG Farben. Im Verlauf des Jahres
Im März dann die Machtergreifung und im Verlauf des Jahres eine weitere Spende von 4,5 Millionen RM.
Im April 1933 wurde von Hitler der sogenannte „Vierjahresplan“ vorgestellt. Ziel dieses Planes war die Umstellung von Friedens- auf Kriegswirtschaft innerhalb von vier Jahren. Zum einen sollte die heimische Rüstungsindustrie angekurbelt werden, zum anderen wurde eine Autarkie angestrebt, d.h. Deutschland wollte von ausländischen Importen unabhängig werden, speziell in Sachen Treibstoff, da eine Isolation des Reiches im Kriegsfall abzusehen war. Ein Großteil der Vierjahresplanbehörde wurde von Mitarbeitern der IG Farben besetzt und am 14. Dezember kam es in diesem Zusammenhang zum „Benzinabkommen“ zwischen der NSDAP und den IG Farben. Dem Unternehmen wurde demnach ein Festpreis für synthetisches Benzin garantiert und die IG Farben verpflichteten sich als Gegenleistung eine festgelegte Menge Treibstoff ausnahmslos an das Deutsche Reich zu liefern. Hergestellt wurde das Benzin aus Braunkohle in den Leunawerken der IG Farben, bestimmt war es für die Wehrmacht, speziell für die sich neu formierende Luftwaffe. Das heimliche Aufrüsten hatte begonnen. Heimlich deshalb, weil Deutschland gegen bestehendes Völkerrecht verstieß, immerhin galt noch der Versailler Vertrag. Die IG Farben entwickelte und baute wieder Bomben, die bereits ein Jahr nach Duisbergs Tod in Massen zum Einsatz kommen sollten. Stichwort Brandbome b1e, Guernica, spanischer Bügerkrieg…

Noch einmal zur Erinnerung: Carl Duisberg war in der ganzen Zeit Vorsitzender des Aufsichtsrates der IG Farben, d.h. er war maßgeblich an der Benennung des Geschäftsführenden Vorstandes, der die einzelnen Deals mit den Nazis beschloss, als auch und für dessen Kontrolle zuständig. Und da kann man die Parteienfinanzierung, welche die machtübernahme Hitlers begünstigte und auch die Verstöße der IG Farben gegen internationales Völkerrecht nicht einfach ausklammern.

Geschichtsverein
12 Jahre zuvor

ene PM der Wuppertaler Grünen https://www.njuuz.de/beitrag13346.html

Knolle
Knolle
12 Jahre zuvor

@#7 | der, der auszog:

„Warum geht es beim Thema Carl Duisberg nicht auch um den Nationalsozialismus? “

Weil er 1935 gestorben ist und vermutlich vom Sterbebett aus eh keinen grossen Einfluss mehr hatte.

Und:

„Beim Geheimtreffen vom 20. Februar 1933, auf dem eine Gruppe von Industriellen einen Wahlfonds von 3 Millionen Reichsmark für die NSDAP beschloss, nahm als Vertreter der I.G. Farben das Vorstandsmitglied Georg von Schnitzler teil. Die I.G. Farben beteiligte sich an diesem Wahlfonds mit 400.000 Reichsmark.“

Er war also nicht aktiv daran beteiligt.

Wenn Sie andere Quellen haben, bitte nachreichen !

der, der auszog
der, der auszog
12 Jahre zuvor

@Knolle
Mit Quellen kann ich nicht aufwarten – mal ganz davon abgesehen, dass der Bayerkonzern wenig Interesse daran zeigt, die Zusammenhänge seiner Mitarbeiter während des Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Bayer gehört zu den deutschen Großkonzernen, die es selbst ein halbes Jahrhundert nach der Nazizeit immer noch vorziehen, ihre Akten unter Verschluss zu halten. Das ist natürlich ein idealer Nährboden für Spekulationen, die zwar berechtigt sind, schliesslich liegt die Vermutung nahe, dass Bayer was zu verheimlichen hat, die allerdings im Endeffekt nichts belegen können.

Aber hier ein Zitat von Carl Duisberg aus der Zeit unmittelbar vor den Reichstagswahlen 1933, in dem nicht nur Sympathien zu Hitler erkennbar sind, sondern in dem Duisberg dazu aufruft, Hitler „unbedingt“ zu folgen, sprich zu wählen bzw. zu unterstützen:

„Fortwährend ruft das deutsche Volk nach einem Führer, der es aus seiner unerträglichen Lage befreit. Kommt nun ein Mann, der bewiesen hat, dass er keine Hemmungen hat, und der gesonnen ist, den Geist der Frontgeneration in friedlicher Befreiungsarbeit einzusetzen und zu verwirklichen, so muss diesem Mann unbedingt Folge geleistet werden.“

(Quelle: Carl Duisberg: Abhandlungen, Vorträge und Reden aus den Jahren 1932-1933, Berlin 1933, S. 135)

Interessant ist auf jeden Fall ein Blick in die Biografien der IG-Angestellten der Wollheim Kommission der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Dort heißt es:

“Duisberg war als Aufsichtsratsvorsitzender der I.G. Farbenindustrie zuständig für Personalien…“

Der Aufsichtsrat ist in Deutschland (bzw. war auch schon im Deutschen Reich) für die Kontrolle des Unternehmensvorstandes zuständig. Konkret: Der für die Spendengelder zuständige Georg von Schnitzler war als Vorstandsmitglied gegenüber dem Aufsichtsrat, dem Duisberg vorstand, Rechenschaft schuldig.
Zum „System“ der Parteienfinanzierung heißt es in dem biografischen Abriss weiter:

„Die führenden Vertreter der I.G. Farben, die zur Durchsetzung unternehmenspolitischer Interessen für verschiedene Parteien im Reichstag saßen, stimmten ihre Positionen im sog. „Kalle-Kreis“ ab. Um die Interessenswahrung der I.G. zu verbessern, entwickelte Duisberg das „System“ finanzieller Zuwendungen an politische Parteien weiter, indem er systematisch gleichzeitig Spenden an mehrere Parteien verteilen ließ. Gefördert wurden die konservative bis völkisch-nationalistische DNVP und das im katholischen Milieu verankerte Zentrum ebenso wie beide liberale Parteien, die nationalliberale DVP und die linksliberale DDP, sowie ab 1931 auch die NSDAP.“

(Quelle: Wollheim Kommission der Goethe Universität Frankfurt am Main, im Internet unter: https://www.wollheim-memorial.de/)

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